02.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Den Stimmlosen eine Stimme verleihen

25.02.2016
Taiwan hat sich mit seiner aufgeschlossenen und pluralistischen Gesellschaft einen Namen gemacht und gilt zudem als leuchtendes Vorbild für Gleichberechtigung der Geschlechter in Asien. Diese Tatsache wurde besonders nachdrücklich bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Republik China am 16. Januar dieses Jahres unterstrichen, als die Vorsitzende der Demokratischen Progressiven Partei (DPP) Tsai Ing-wen als erste Frau in der Geschichte des Landes zum Staatsoberhaupt gewählt wurde und Frauen eine beispiellos hohe Zahl von Sitzen im Legislativ-Yuan, also Taiwans Parlament, eroberten. In der neuen Volksvertretung sind 43 der 113 Parlamentsabgeordneten, also 38,05 Prozent, Frauen. Abgesehen von den Ländern, die im jüngsten Bericht von Freedom House, einer in den USA ansässigen Nichtregierungsorganisation (NGO), als nicht frei eingestuft wurden, zählt Taiwan im Hinblick auf den Frauenanteil im nationalen Parlament heute zu den zehn besten Ländern der Welt und hat prozentual mehr weibliche Abgeordnete als die USA, Großbritannien oder jedes andere demokratische Land in Asien. Der Frauenanteil im Legislativ-Yuan ist im Laufe der vergangenen 25 Jahre bei jeder Wahl fast vollkommen kontinuierlich angestiegen, was die Entschlossenheit des Landes zeigt, eine Gesellschaft zu bilden, in der alle Einzelpersonen ungeachtet ihres Geschlechts die gleichen Gelegenheiten und Gegenleistungen erhalten. Während Taiwan weiter darauf hinarbeitet, dieses Ziel voll und ganz zu realisieren, spielt das Land auch eine bedeutende Rolle dabei, die Gleichberechtigung der Geschlechter in ganz Asien zu fördern. Allein in den jüngsten Jahren wurden zwei internationale Nichtregierungs-Foren unter Beteiligung der einheimischen NGO Stiftung Hoffnungsgarten (Garden of Hope Foundation, GOH) in Taiwan eingerichtet, um die Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen in der gesamten Region zu verbessern. Der am 5. September 2012 formal ins Leben gerufene Asien-Verband von Frauenhäusern (Asian Network of Women’s Shelters, ANWS) setzt sich dafür ein, geschlechterbedingte Gewalt in allen Formen zu eliminieren. Die von der GOH-Vorsitzenden Zoe Chi geführte Gruppe entstand aus dem Globalen Frauenhaus-Netzverband (Global Network of Women’s Shelters) und besteht aus 18 Organisationen in Ländern und Territorien wie Hongkong, Japan, der Mongolei und Nepal. Durch die Förderung von Zusammenarbeit und Informationsaustausch will der ANWS die Frauenhausbewegung und politische Maßnahmen, welche geschlechterbedingte Gewalt anpacken sollen, stärken. Das jüngste Forum der Organisation fand im November 2015 in den Niederlanden kurz vor der Frauenhaus-Weltkonferenz statt, und es nahmen 40 Führungspersönlichkeiten der Bereiche Gleichberechtigung und Frauenhausbewegung in Asien teil. Abgesehen davon, dass Kernprobleme wie Wohnraum- und Landrechte, Gesetzesreformen und soziale Benachteiligung ermittelt wurden, die erörtert werden müssen, ermöglichte die Veranstaltung es den Teilnehmenden, sich über erfolgreiche Strategien zum Durchführen von Dienstleistungen auszutauschen und über Fortschritte zu sprechen, Gewaltopfern dabei zu helfen, nach dem Verlassen des Frauenhauses wirtschaftliche Stabilität zu gewinnen. Die am 10. Oktober vergangenen Jahres in Taipeh gegründete Asienallianz Mädchenrechte (Asian Girls’ Rights Alliance, AGRA) ist eine internationale Initiative mit dem Ziel, die Rechte junger Frauen im ganzen Kontinent voranzubringen. Der Verband wird von der GOH organisiert und besteht aus über 300 Gruppen in 24 Ländern und Territorien. Durch dieses Forum will die GOH den Austausch der Mädchenrechte-Gruppen untereinander stärken, regelmäßig herausragende junge Frauen aus der ganzen Region ehren und Mitgliedsorganisationen dabei helfen, für ihre diversen Ermächtigungsinitiativen Finanzierung zu finden. Eines der Programme, das von der Allianz zusätzliche Finanzhilfe bekommen wird, ist ein Fahrradprojekt für Mädchen in Bangladesch. Indem junge Frauen mit Fahrrädern ausgestattet werden, zielt dieses Projekt darauf ab, ihr Risiko, auf dem Schulweg belästigt zu werden, zu verringern. Relativ simple Maßnahmen wie diese können beträchtliche Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung haben, indem das Selbstbewusstsein junger Frauen gefördert wird und man zu ihrer anhaltenden Beteiligung an Bildung beiträgt. Leider bleibt geschlechterbedingte Diskriminierung und Gewalt in vielen Teilen Asiens zu verbreitet. Während Veränderungen langsam voranschreiten, helfen ANWS und AGRA dabei, Frauenrechtsgruppen mit den Informationen und Ressourcen zu versorgen, die sie brauchen, um ihre Bemühungen auszuweiten und fairere und gerechtere Gesellschaften heranzubilden. Diese Organisationen machen im Leben der Menschen wirklich etwas aus und verleihen missbrauchten und benachteiligten Frauen und Mädchen eine Stimme auf der internationalen Bühne. —Deutsch von Tilman Aretz —Quelle: Taiwan Review, 03/01/2016 (März 2016, S. 1) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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