02.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Wo das Leben im Meer pulsiert

12.12.2014
Die Blaue Höhle der Xiji-Insel entwickelt sich zur Touristenattraktion.

Der Meeresnationalpark Süd-Penghu bietet nicht nur Meereslebewesen einen Rückzugsort, sondern besticht auch dank seiner Geologie und Geschichte.

So viel Aufmerksamkeit wie in den letzten Monaten hat die Xiji-Insel seit langem nicht mehr bekommen. Nachdem die letzten ständigen Bewohner 1978 die Insel verlassen hatten, war Xiji lediglich ein kleines, unbewohntes Eiland in einem entlegenen Teil der Archipelkette, die als Penghu bekannt ist und in der Taiwan-Meerenge liegt. Für die Bevölkerung Penghus selbst spielte die Insel kaum noch eine Rolle. Dies änderte sich schlagartig Anfang dieses Jahres, als Xiji dank einiger im Internet kursierender Fotos unerwartet berühmt wurde. Die Aufnahmen zeigten eine beeindruckende Gesteinsformation, die schnell als „Blaue Höhle“ zu Ruhm kam. Sonnenstrahlen brechen durch eine große kreisförmige Öffnung in der steinernen Decke der Höhle und lassen die aus Basaltsäulen bestehenden Wände blau erglühen. Nur an klaren Tagen, wenn die Sonne zur Mittagszeit hoch im Zenit steht, lässt sich das fluoreszierende Leuchten beobachten, das vom Wasser reflektiert wird und die gesamte Szene surreal erscheinen lässt. Bereits die Entdeckung der Blauen Höhle ließ die Besucherzahl Xijis kräftig in die Höhe schnellen. Die am 8. Juni verkündete Entscheidung des Innenministeriums der Republik China, Xiji und drei benachbarte Inseln zu Taiwans neuntem und jüngsten Nationalpark zu machen, verhalf der Insel zu weiterer Bekanntschaft.

„Die Einrichtung dieses Nationalparks auf Penghu macht die Menschen neugierig. Viele wollen jetzt diese Inseln sehen, die zuvor kaum jemand kannte“, sagt Tu Lien-yue, der Touristen zu den vier geschützten Inseln und in die umgebende Meereswelt bringt. Der Mittzwanziger plant, demnächst auch Schnorcheltouren für Besucher anzubieten, um ihnen die beeindruckende Unterwasserwelt des Nationalparks zu präsentieren und neue Kunden zu gewinnen.
Der Meeresnationalpark Süd-Penghu wird noch in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen, nachdem die ersten Mitarbeiter ins Büro des Nationalparks eingezogen sind. Sitz des Büros ist eine einstmalige Mittelschule auf der Dongji-Insel. Der Nationalpark liegt im Süden des Penghu-Archipels. Die vier Hauptinseln — Dongji, Dongyuping, Xiji und Xiyuping — sowie eine Reihe kleinerer Felsen bedecken eine Landfläche von 370 Hektar. Die Gesamtfläche des entlang der Ost-West-Achse gestreckten, rechteckigen Areals in der Taiwan-Meerenge beträgt 35 843 Hektar. Derzeit leben nur 50 Menschen ständig im Gebiet des Nationalparks. Verwaltet wird die Inselgruppe von der Gemeinde Wang’an des Landkreises Penghu.

„Verschmutzung spielt im Nationalpark keine Rolle. Dazu ist er zu abgelegen und wird zudem kaum von menschlicher Aktivität beeinflusst“, sagt Yu Shyi-liang, Professor an der Fakultät für Tourismus und Freizeit der National Penghu University of Science and Technology (NPU). Um von der taiwanischen Hauptstadt Taipeh im Norden der Hauptinsel bis nach Dongji, der größten Insel des Nationalparks zu gelangen, muss man zuerst einen 50-minütigen Flug von Taipeh nach Magong hinter sich bringen. Magong liegt auf Penghu, der größten Insel des gleichnamigen Archipels. Danach stehen dem Besucher anderthalb Stunden Schifffahrt bei zuweilen unruhiger See bevor, um von Magong nach Dongji zu gelangen.

Xiyuping und andere entlegene Inseln des Meeresnationalparks Penghu sind bestens geeignet als Ausgangsbasis für Naturliebhaber, die von hier aus ihre Erkundungstouren starten.

Der Hauptsitz der Verwaltung aller taiwanischen Meeresnationalparks (Marine National Park Headquarters, MNHP) befindet sich in der südtaiwanischen Stadt Kaohsiung und untersteht dem Innenministerium. MNHP hat bereits sieben Publikationen erstellt, welche die vier Inseln des neuen Nationalparks und die angrenzenden Ozeangebiete gut verständlich erklären. Die Broschüre „Tauchen bei den vier südlichen Inseln“ entstand als Ergebnis eines von MNHP betreuten Projekts zur Erkundung der Unterwasserwelt des Parks und wurde im Dezember 2013 veröffentlicht. Darin werden die Tauchplätze als Paradies für Scuba-Tauchen und Schnorcheln beschrieben. Mit Hilfe von Informationen erfahrener Fischer, Seekarten der Marine und wissenschaftlicher Berichte von Meeresbiologen erkundeten professionelle Taucher über einen Zeitraum von acht Monaten 30 Tauchplätze, die sich durch besonders farbenprächtige und vielfältige Meeresfauna und –flora auszeichnen. Am Ende entstand eine Übersicht über die 15 besten Tauchplätze, wobei Fragen der Sicherheit und Zugänglichkeit gleichfalls Berücksichtigung fanden. „Die Korallenriffs waren spektakulär“, urteilt Yu Shyi-liang. „Wir haben ausgedehnte Riffs und klares Wasser vorgefunden“, erinnert sich Yu an seine ersten Schorchelausflüge in die Region im Jahre 2007.

„Die Einrichtung eines Nationalparks setzt voraus, dass die zu schützende Natur noch relativ unberührt von menschlicher Aktivität ist. Eine Voraussetzung, welche die kleinen Inseln in Süd-Penghu und das umgebende Meer erfüllen“, betont MNHP-Direktor Yang Mo-lin. Neben dem Meeresnationalpark Süd-Penghu ist MNHP auch zuständig für den gleichermaßen naturbelassenen Nationalpark Dongsha-Atoll, der im Norden des Südchinesischen Meeres liegt und 2007 gegründet wurde. Nach der Etablierung des Dongsha-Parks beauftragte das Innenministerium MNHP, nach weiteren Kandidaten für Meeres-Nationalparks Ausschau zu halten, um Schritt zu halten mit dem globalen Trend zur verstärkten Einrichtung von Meeresschutzgebieten.

Gefährliches Kaltwetterphänomen

Die vom MNHP vorangetriebene Einrichtung des Nationalparks Süd-Penghu war unter anderem das Ergebnis einer längeren Kaltwetterperiode im Jahre 2008, die symptomatisch war für extreme Temperaturschwankungen, wie sie im Zuge des Klimawandels in der Region wahrscheinlich zunehmen werden.

Die Einrichtung des Meeresnationalparks Süd-Penghu wird dazu beitragen, dass sich die Fischbestände der Region erholen und gleichzeitig die beeindruckenden Korallenriffe geschützt werden.

Das abnormal kalte Wetter führte MNHP vor Augen, wie wichtig Maßnahmen zum Schutz des marinen Lebens sind. Flora und Fauna im südlichen Teil des Penghu-Archipels knapp unterhalb des Wendekreises des Krebses sind meist vitaler als in anderen Teilen der Inselgruppe. Grund dafür ist der mächtige Kuroshio-Strom im westlichen Pazifik, der warmes Wasser aus Meeresgebieten südöstlich von Taiwan bis nach Japan transportiert. Ein seitlicher Arm des Stroms ergießt sich in die Taiwan-Meerenge. Eine kalte Strömung, die entlang der chinesischen Küste in Nord-Süd-Richtung fließt, erstreckt sich zwar bis Penghu, wird aber am Wendekreis des Krebses vom Kuroshio-Strom neutralisiert. Kaltes Wasser ist nachteilig für die Lebensvielfalt im Meer. Der warme Kuroshio hingegen lässt das Leben erblühen.

„Im Süden Penghus besteht eine gewaltige Keimplasma-Bank. Dank der Fischereibeschränkungen können sich Meerestiere hier sehr gut vermehren. Fischbestände, die aufgrund extremen Wetters in anderen Teilen des Archipels dezimiert wurden, können sich im Nationalpark wieder erholen“, sagt Yang. Aber auch die Korallenriffe, die im Park gut gedeihen, sind wichtig für ozeanische Spezies. „Korallenriffe haben eine ähnliche Funktion wie Regenwälder an Land. Sie sind Brutstätten und Lebensraum einer großen Vielzahl von Tieren“, fügt Yang hinzu.

Die geologischen Wunder der Inseln sind genauso schützenswert wie das Leben im Meer. In Penghu befinden sich zwei von insgesamt 22 Landschaftsschutzgebieten Taiwans, die alle gemäß dem Gesetz zur Erhaltung von Kulturerbestätten eingerichtet wurden. Das Landschaftsschutzgebiet „Basaltsäulen auf Penghu“ wurde 1992 im Norden der Inselgruppe etabliert. Im Jahre 2008 folgte das Schutzgebiet „Basaltsäulen Nanhai“, das sich über die Inseln Dongji, Xiji und zwei kleinere Eilande — Toujin und Tiezhen — erstreckt. Die beiden letzteren liegen unweit der Xiyuping-Insel. Wie der Name der zwei Landschaftsschutzgebiete schon verrät, werden die Inseln dominiert von Basaltformationen, vor allem Basaltsäulen. Im Einklang mit den Bestimmungen des Basaltsäulen-Schutzgebietes Nanhai sind bestimmte Areale des neuen Wassernationalparks als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Es ist faszinierend, die Zugvögel zu beobachten, wenn sie sich auf den Basaltformationen niederlassen. Am häufigsten zu sehen sind Seeschwalbenarten, allen voran Eilseeschwalben (Thalasseus bergii). Laut einer von MNHP in Auftrag gegebenen Studie, die sich über ein Jahr erstreckte und Grundlage eines 2011 veröffentlichten Ornithologiebuchs wurde, fliegen 66 Zugvogelarten die Inselgruppe an, darunter 19, die als stark gefährdet, bedroht oder gefährdet gelten.

Verlassene Häuser auf der Dongyuping-Insel.

„Die Geschichte dieses Gebiets, zu dem auch der Meeresnationalpark Süd-Penghu gehört, unterscheidet sich stark vom Nationalpark Dongsha-Atoll“, erklärt Yang und verweist darauf, dass bereits Mitte des 17. Jahrhunderts Menschen aus der Provinz Fujian via Penghu-Archipel nach Taiwan auswanderten. Die Dongji-Insel war der letzte Zwischenstopp, bevor die Wagemutigen den letzten Abschnitt ihrer Reise über das Meer zur taiwanischen Hauptinsel in Angriff nahmen. Im Jahre 2009 rief die Regierung den Taijiang-Nationalpark in Tainan ins Leben, dessen historische Bedeutung unter anderem darin liegt, dass die Neuankömmlinge aus der Provinz Fujian im Gebiet um Taijiang landeten. Die Dongji-Insel befindet sich in der nordwestlichen Ecke des Taijiang-Nationalparks. Die Schifffsroute von Fujian über Dongji nach Taijiang erinnert an den Abenteuergeist und Mut der Menschen, welche die zuweilen stürmischen Gefilde der Taiwan-Meerenge überquerten.

Auf den einst so belebten Inseln des Nationalparks in Penghu stehen nun leere Häuser in westlichem Baustil, einige Steinbauten und eine Handvoll chinesischer Tempel. MNHP plant eine Reihe verfallener Gebäude zu restaurieren. Man findet hier auch sogenannte Cai-Zhai, wörtlich übersetzt „Gemüsehäuser“, die eigentlich nur einfache Steinmauern sind, die das Gemüse vor dem für den Archipel typischen starken und salzwasserhaltigen Wind schützen sollte. Derartige Steinmauern gibt es nur auf den Penghu-Inseln. „Neben der landschaftlichen Schönheit bietet die surreale Atmosphäre, die geschaffen wird durch verlassene Häuser auf dieser entlegenen aber einstmals belebten Insel, ein weiteres außergewöhnliches Erlebnis“, schwärmt Reiseführer Tu, der selbst auch erst Anfang des Jahres zum ersten Mal eine der Inseln des Nationalparks besucht hat.

Aber es gibt auch Kontroversen und Bedenken hinsichtlich der staatlichen Regelungen zum Naturschutz im neuen Meeresnationalpark. „Ich bin für das Projekt, denn es wird die Infrastruktur der im Park gelegenen Inseln stark verbessern. Aber mir ist auch bewusst, dass Menschen, die in der Region ihren Lebensunterhalt mit Fischfang verdienen, Bedenken äußern. Diese Leute befürchten, nach Einrichtung des Nationalparks nicht mehr frei in dem Gebiet fischen zu können“, sagt Xu Shun-long, Vorsteher des Dongji-Dorfs auf der gleichnamigen Insel.

Um auf diese Ängste einzugehen, suchte MNHP bereits seit 2010 den Dialog mit den betroffenen Bürgern. Der stärkste Widerstand gegen den Park formierte sich in den beiden größten Siedlungen der Wang’an-Gemeinde, auf den Inseln Wang’an und Jiangjin’ao. Diese sind zwar nicht Teil des Nationalparks, aber die dort lebenden Fischer begreifen die Fischgründe des Parks als ihr traditionelles Fanggebiet. In persönlichen Gesprächen mit den Anwohnern versuchen MNHP-Mitarbeiter zu erklären, dass der neue Park den Fischfang gar nicht oder nur sehr wenig beeinträchtigen wird. Abgesehen von einer geschützten 68 Hektar großen Ökozone rund um die Tiezhen-Insel im Nordwesten des Parks ist der Fischfang ohne spezielle Lizenz weiterhin erlaubt. Es gibt aber Einschränkungen hinsichtlich der Art des Fischens. Die Nutzung von Grundschleppnetzen, die mit Gewichten beschwert direkt über den Meeresboden gezogen werden, ist in einem Rechteck, das 46 Prozent der Gesamtfläche des Parks ausmacht, eingeschränkt oder verboten. Konkret bedeutet dies, dass auf 15 Prozent der Gesamtfläche, in ausgewiesenen Gebieten rund um die vier Inseln Dongji, Dongyuping, Xiji und Xiyuping, diese Fangart ganzjährig verboten ist, in anderen Gebieten aber nur im Herbst und Winter.

„Diese Schutzmaßnahmen werden der lokalen Fischerei langfristig sogar nutzen, denn sie wirken nachhaltig“, betont Direktor Yang. Weiter verweist er darauf, dass die im Juni bekanntgegebene Einrichtung des Parks beweise, dass es den Regierungsbehörden gelungen ist, die Befürchtungen der Anwohner zu zerstreuen. MNHP sprach aber nicht nur mit den derzeitigen Bewohnern Penghus, sondern auch mit Menschen, die früher im Gebiet des Meeresnationalparks gewohnt haben, und sogar mit Nachfahren bereits verstorbener Anwohner, die heute oftmals auf der Hauptinsel Taiwan in den Großstädten Tainan oder Kaohsiung leben. Manche von ihnen sind immer noch Fischer und waren besorgt, ob ihre Fangrechte im Park verlorengehen. Andere wollten wissen, wie sich die Einrichtung des Parks auf ihre ehemaligen Heimatdörfer auswirken werde, denn viele besitzen dort noch immer eine Haushaltsregistrierung und Grundeigentum.

Nach langen Jahren Feldforschung und Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung wurde mit der Einrichtung des Meeresnationalparks Süd-Penghu nun ein Meilenstein gesetzt. Aber noch ist viel zu tun, um die langfristige Entwicklung des Parks abzusichern. Dies beginnt mit der effizienten Durchsetzung gesetzlicher Bestimmungen und erstreckt sich bis zu nachhaltigem Umweltmonitoring. „Wir werden weiterhin meeresbiologische Forschungen betreiben und die Korallenriffs beobachten, um deren gesunde Entwicklung zu sichern“, sagt Direktor Yang und verweist gleichzeitig darauf, dass einige Schutzmaßnahmen bereits wichtige Erfolge erzielt hätten. Ein Beispiel dafür seien die Anstrengungen, die unternommen wurden, um Korallenriffe vor dem Dornenkronen-Seestern (Acanthaster planci) zu schützen. Diese Seesternart ist ein natürlicher Feind, der das Gewebe von Steinkorallen mit seinem Körpergift verflüssigt und dann die Nährstoffe entzieht. Wenn der Seestern weiterzieht, bleiben weiße Narben auf dem Korallenskelett. MNHP entfernt Seesterne seit 2011 vor allem in den Gewässern nahe der Xiji-Insel. In den Jahren 2011 und 2012 wurden jeweils mehr als 100 Seesterne getötet, 2013 sogar 191, die kurz vor der Fortpflanzung standen. Seesterne treten in Kolonien auf, um sich besser vermehren zu können. Dies macht aber auch das Absammeln dieser Korallenfeinde einfacher. Direktor Yang ist stolz darauf, dass in diesem Jahr noch kein einziger Seestern gefunden wurde.

Auswirkungen des Tourismus

Der Leuchtturm auf der Dongji-Insel. In historischer Zeit war die kleine Insel der letzte Zwischenstopp für festlandchinesische Aussiedler vor der Schiffsreise über die Meerenge nach Taiwan.

Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Nationalparks und seiner Sehenswürdigkeiten muss sich MNHP Gedanken machen, wie mit der wachsenden Besucherzahl und entsprechend negativen Auswirkungen auf die Umwelt umgegangen werden sollte. „Am Wochenende besuchen täglich mehr als hundert Touristen unsere Insel. Das ist eine Belastung für die Wasserressourcen, die früher nur den Bedarf der Anwohner decken mussten. Außerdem gibt es ein Müllproblem“, sagt Dorfvorsteher Xu und fügt hinzu, dass die angesprochenen Schwierigkeiten im letzten Frühjahr besonders präsent waren, weil viele Touristen die Blaue Höhle besuchen wollten.

Die relative Abgelegenheit des Nationalparks ist dem Umweltschutz zuträglich. Reiseführer Tu betont, dass die meisten Touristen im Frühling und Sommer nach Penghu kommen, wenn das Wetter vergleichbar mild ist. In anderen Jahreszeiten sei die Zahl der Gäste gering, was die Umweltbelastung durch Tourismus verringere. Dennoch kämen immer mehr Besucher in Taiwans neuesten Nationalpark. Professor Yu von der NPU schlägt daher vor, eine Obergrenze von möglichst nicht mehr als 100 Touristen pro Tag und Insel festzulegen. „Massentourismus, der nicht ohne den Bau großer Hotels auskommt, sollte auf den großen, stärker besiedelten Inseln des Penghu-Archipels wie der Penghu-Hauptinsel gefördert werden. Kleine Inseln, die empfindlicher auf Bauprojekte und verstärkte menschliche Aktivität reagieren, sollten sich auf Nischentourismus für Besucher mit speziellen Interessen und auf Ökotourismus beschränken“, schlägt Yu vor. „Außerdem sollten die Gäste nicht auf den Inseln übernachten. Dies würde die regionale Umweltbelastung ebenfalls verringern.“

Professor Yu prophezeit, dass sich der Meeresnationalpark Süd-Penghu zu einem wichtigen Schutzgebiet für Meereslebewesen entwickeln und das Umweltbewusstsein vertiefen wird. Direktor Yang erwartet, dass weitere Meeresnationalparks dem Modell Süd-Penghu folgen werden. „Das nachhaltige Entwicklungsprogramm wird den Menschen vor Augen führen, dass der Nationalpark die Region bereichert. Unsere Bemühungen, die regionalen Ressourcen zu schonen und gleichzeitig die Rechte der Anwohner und Fischer nicht zu beschneiden, werden allgemein Anerkennung finden. Dies wird uns bei der Planung weiterer Parks in der Zukunft helfen“, sagt Yang. Der Nationalpark Süd-Penghu ist nach Meinung des Direktors besser als Modellprojekt geeignet als der südlicher gelegene Nationalpark um das Dongsha-Atoll, weil letzterer vor allem der internationalen Forschung zur Verfügung stehen wird. Das Dongsha-Atoll ist so weit abgelegen und schwer erreichbar, dass es für die meisten Menschen keinerlei Rolle spielt. Derzeit plant die Regierung der Republik China die Einrichtung von zwei weiteren Meeresnationalparks. Einer wird im Südosten Taiwans entstehen mit Lüdao (Grüne Insel) im Zentrum, ein zweiter Park wird drei unbewohnte Inseln — Huaping, Mianhua und Pengjia — an der Nordostküste umfassen. Die Erfahrungen, die beim erfolgreichen Aufbau des Nationalparks Süd-Penghu gewonnen wurden, dienen als Grundlage für diese beiden neuen Schutzgebiete und andere aktuelle Umweltschutzprojekte in Taiwan.

(Deutsch von Sven Meier)

—Quelle: Taiwan Review, Oktober 2014
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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