28.04.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Es geht voran

01.09.2014
Tochterunternehmen der Yulon-Gruppe, Taiwans größtem Automobil-Konglomerat, entwickeln und fertigen Luxgen-Limousinen. Luxgen ist die erste erfolgreiche einheimische Automarke des Landes. (Foto: Courtesy TTVM)
Su Yann-huei, der zwei Unternehmen in Taipeh gleichzeitig vorsteht, nämlich Kuozui Motors Ltd. und Hotai Motors Co., ist begreiflicherweise ein beschäftigter Mann, doch nahm er sich am 8. April dieses Jahres trotzdem die Zeit, an der Feier anlässlich des 30-jährigen Bestehens von Kuozui im Grand Hotel in Taipeh teilzunehmen. Während der Veranstaltung überreichte Chang Chia-juch (張家祝), bis August dieses Jahres Wirtschaftsminister der Republik China, dem Unternehmer eine Medaille für seine Führungsrolle in Taiwans Kraftfahrzeuggewerbe. Die Anwesenheit von Akio Toyoda, dem Präsidenten des japanischen Toyota-Konzerns, des größten Autoherstellers der Welt, verlieh der Zeremonie zusätzliche Bedeutung. Toyoda, der gleichfalls eine Medaille von Chang erhielt, wohnte der Veranstaltung bei, um das lange Arbeitsverhältnis zwischen dem japanischen Unternehmen und seinem taiwanischen Partner zu würdigen.

Hotai war 1947 gegründet worden und wurde 1949 der alleinige Händler von Toyota-Fahrzeugen in Taiwan. 1984 gründeten Hotai, der China Development Trust (die heutige China Development Industrial Bank/CDIB in Taipeh) und Hino Motors Ltd. aus Japan Kuozui, wobei der Löwenanteil der Investitionen von Hotai kam. Anfangs lag der Schwerpunkt von Kuozui auf der Herstellung kommerzieller Fahrzeuge, 1986 wurde das Hauptaugenmerk auf Limousinen verlegt, um im Zuge des taiwanischen Wirtschaftsbooms die steigende Nachfrage der taiwanischen Verbraucher zu bedienen. Seit der Umstellung auf Limousinen versorgte Toyota Kuozui mit Investitionen und Technologietransfer, und heute ist Toyota dort der größte Investor. Kuozui betreibt zwei Fabriken im nordtaiwanischen Landkreis Taoyuan, die im Jahr 2013 über 170 000 Fahrzeuge produzierten und Einkünfte in Höhe von 91,2 Milliarden NT$ (2,28 Milliarden Euro) erzeugten.

In Ländern rund um den Erdball ist das Automobilgewerbe ein wichtiger Motor für Wirtschaftswachstum, weil Autohersteller Teile und Werkzeuge brauchen, die von Zulieferern der Sektoren Elektronik, Maschinen, Kunststoffe, Präzisionsinstrumente, Gummi, Stahl und Textilien gefertigt wurden, um nur einige zu nennen. Bei der Zeremonie im April lobte Wirtschaftsminister Chang Kuozui, weil die Firma Beschäftigung und das Wirtschaftswachstum gesteigert und überdies die Entwicklung der Gewerbe fertiger Kraftfahrzeuge und Autoteile des Landes gefördert habe.

Als die Inlandsnachfrage nach Autos während der weltweiten Rezession ab 2008 nachließ, begann das Wirtschaftsministerium damit, für eine Politik zu werben, welche Taiwans Exporte fertiger Fahrzeuge steigern sollte. Statistiken des Fahrzeugherstellerverbandes Taiwan (Taiwan Transportation Vehicle Manufacturers Association, TTVMA) in Taipeh belegen den Erfolg dieser Politik, denn im vergangenen Jahr exportierten Taiwans Autohersteller um die 82 000 Fahrzeuge, während es 2009 weniger als 10 000 gewesen waren. Kuozui fertigte über 90 Prozent der exportierten Fahrzeuge, von denen die meisten in nahöstliche Länder wie Saudi Arabien und Vereinigte Arabische Emirate gingen. Ein anderer taiwanischer Exporteur fertiger Kraftfahrzeuge ist China Motor Corp. (CMC), dessen Zentrale sich in Taoyuan befindet. CMC ist ein Tochterunternehmen der Yulon-Gruppe, Taiwans größtem Kraftfahrzeug-Konglomerat, und pflegt seit 1969 technische Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Mitsubishi Motors. Bis Ende dieses Jahres werden nach Prognosen von Gewerbefachleuten Taiwans Gesamtexporte fertiger Autos ein Rekordhoch von 100 000 Fahrzeugen erreichen.

Auf dem Inlandsmarkt betrug die Verkaufszahl von im Inland gebauten Fahrzeugen im vergangenen Jahr 263 000 Einheiten. Importe sind dabei im Laufe der jüngsten zehn Jahre in Taiwan immer populärer geworden. Im Jahr 2003 hatten einheimische Firmen über 85 Prozent aller in Taiwan verkauften neuen Autos fabriziert, im Jahr 2013 betrug der Anteil nur noch 70 Prozent.

Der TTVMA lässt sich bis zum Jahr 1948 zurückverfolgen, als eine Gruppe von etwa zwanzig Kleinteilherstellern und Verarbeitungsbetrieben den Taiwan-Verband von Verkehrsmittelausstattungs-Fabrikanten gründete, den Vorgänger von TTVMA. Der aktuelle Name von TTVMA wurde im Jahr 1955 angenommen, und heute hat die Organisation über 600 Mitglieder, unter ihnen Kuozui und CMC. Beide Autohersteller haben zudem Repräsentanten im TTVMA-Vorstand, der aus Persönlichkeiten aus Taiwans größeren Auto-, Motorrad- und Kraftfahrzeugteil-Herstellerfirmen besteht.

Automatische Stoßfänger-Produktion in der Fabrik der Tong Yang-Gruppe in der südtaiwanischen Stadt Tainan. Tong Yang ist einer der größten Hersteller von Fahrzeugstoßfängern der Welt. (Foto: Huang Chung-hsin)

Nach Ansicht von Hsu Sheng-lung, einem geschäftsführenden Fachmann in der TTVMA-Sektion für geschäftliche Angelegenheiten, haben taiwanische Hersteller sich wichtige Rollen in regionalen Kraftfahrzeugherstellernetzen geschaffen. „Unsere Unternehmen pflegen ausgiebige technologische Kooperation mit ausländischen Marken“, enthüllt er. „Einheimische Firmen haben sich zu dem Punkt entwickelt, dass sie Partnern helfen können, Fahrzeuge in den Nahen Osten und auf andere Märkte zu liefern.“ Hsu fügt hinzu, dass japanische Firmen nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami 2011, welche die Produktion in Japan beeinträchtigten, mehr Partner wie Kuozui ermächtigten, komplette Fahrzeuge zu bauen.

Annie Shih verwaltet die Abteilung Kraftfahrzeugindustrie und Systemforschung im Zentrum für industrielle Wirtschaft und Wissen (Industrial Economics and Knowledge Center, IEK), das vom staatlich unterstützten Forschungsinstitut für industrielle Technologie (Industrial Technology Research Institute, ITRI) betrieben wird. ITRI, dessen Zentrale sich im nordtaiwanischen Landkreis Hsinchu befindet, ist die größte Forschungs- und Entwicklungs-Organisation des Landes. Laut Shih erwartet man vom festlandchinesischen Markt, die nächste große Export-Gelegenheit für einheimische Fahrzeughersteller zu werden. Taiwans Fabrikanten ist es zur Zeit verboten, fertige Automobile nach Festlandchina — Taiwans größtem Handelspartner — zu exportieren. Die beiden Seiten verhandeln jedoch ein Abkommen über Warenhandel als Folgevertrag des im Juni 2010 unterzeichneten Rahmenabkommens über wirtschaftliche Zusammenarbeit (Economic Cooperation Framework Agreement, ECFA). Shih glaubt, dass der Pakt über Warenhandel wahrscheinlich ähnliche Auswirkungen haben wird wie das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (North American Free Trade Agreement, NAFTA). Nach dem Inkrafttreten von NAFTA im Jahr 1994 begannen Kraftfahrzeughersteller in Kanada und Mexiko, besondere Automodelle für den US-amerikanischen Markt zu erzeugen. „Taiwans Autofertigungskapazitäten und Designfertigkeiten werden richtig in Schwung kommen, wenn Festlandchina ein wesentliches Exportziel für bestimmte Modelle wird“, prophezeit sie.

Cliff Wu, Professor an der Abteilung für Fahrzeugtechnik der National Taipei University of Technology, bewertet Taiwans hochwertige Arbeitnehmerschaft und die Fertigungskompetenz als Hauptfaktoren, welche die steigenden Ausfuhren kompletter Fahrzeuge vorantreiben. Wu leitet das Forschungs- und Entwicklungszentrum Fahrzeugtechnologie (Vehicle Technology Research and Development Center, VTRDC) seiner Hochschule, das 2005 mit Finanzierung von der Abteilung für industrielle Technologie (Department of Industrial Technology, DoIT) im Wirtschaftsministerium und vom Nationalen Wissenschaftsrat (National Science Council, NSC) — der im März dieses Jahres zum Ministerium für Wissenschaft und Technologie (Ministry of Science and Technology, MOST) aufgewertet und umbenannt wurde — ins Leben gerufen worden war. Das VTRDC benutzt seine Forschung über Fahrzeugkommunikation, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Materialwissenschaften und Mechanik dazu, technische Verbesserungen und Innovation in Taiwans Auto- und Motorradindustrie zu fördern.

Im Jahr 2005 richtete Yulon eine Tochterfirma namens Hua-chuang Automobile Information Technical Center Co. (HAITEC) in New Taipei City ein. HAITEC bietet nicht nur Integrationsdienste für Fahrzeugtechnik, intelligente Automobilsysteme und Systeme für Elektrofahrzeuge, sondern entwickelt auch Komponenten für intelligente Systeme und Elektrofahrzeuge. „HAITEC ist keine altmodische Autofabrik, sie hat die Aufgabe, neue Technologien zu verifizieren und zu kombinieren, bevor sie auf dem Fließband in Fahrzeuge installiert werden“, erläutert Wu.

HAITEC entwickelt und designt außerdem Fahrzeuge, die von Luxgen Motor Co. verkauft werden, Taiwans erster im eigenen Land entstandenen Automarke (Luxgens tatsächliche Montage wird von Yulon Motor Co. Ltd. durchgeführt). Das erste Modell der Marke war der Minivan Luxgen7 MPV, der 2009 in den Handel kam. Seitdem sind die Autos der Firma eine Option für Otto Normalverbraucher geworden, und zwar nicht nur auf dem Inlandsmarkt, sondern auch in Südostasien und Nahost. „Luxgens Entstehung stellt eine große Veränderung gegenüber dem Betriebsmodus von Taiwans Autoindustrie der Vergangenheit dar“, versichert Shih.

Jedes Jahr werden mehr Elektronikkomponenten und Informations- und Kommunikationstechnologie (Information and Communications Technology, ICT) in Autos eingebaut, und Branchenfachleute prognostizieren, dass solche Systeme bald die Hälfte vom Wert eines Fahrzeuges ausmachen werden. Wu weist darauf hin, dass HAITEC wegen seiner engen Zusammenarbeit mit Taiwans starkem ICT-Sektor im Vorteil ist. „Einige einheimische ICT-Firmen arbeiten daran, ihre Technologien in Fahrzeuge einzubringen“, berichtet er. Shih von ITRI stimmt ihm zu und sagt, „um für eine bequemere und sicherere Fahr-Erfahrung zu sorgen, werden selbst gewöhnliche Teile wie Scheinwerfer und Scheibenwischer an intelligente elektronische Untersysteme in Autos angeschlossen“. Angesichts der rückläufigen Einkünfte in den Sektoren Computer, Verbraucherelektronik und Mobiltelefone bietet das Wachstum intelligenter Fahrzeugsysteme einheimischen ICT-Firmen eine vielversprechende neue Geschäftsmöglichkeit, wirbt sie.

Taiwans Ausfuhren von Autoteilen und Zubehör wie Felgen, Stromgeneratoren und Stoßdämpfern erreichten im vergangenen Jahr 4,94 Milliarden Euro. (Foto: Huang Chung-hsin)

Haltbar und zuverlässig

Die Kompetenz einer Firma bei der Herstellung von Verbraucherelektronik lässt sich indes nicht unbedingt automatisch auf Fahrzeugelektronik übertragen. „Jede in ein Auto eingebaute Komponente muss haltbar und zuverlässig genug sein, um Belastungen wie Hitze und Erschütterungen standzuhalten“, betont Shih. „Während der Fahrt kann man es sich nicht leisten, dass eine schadhafte elektronische Komponente einen Systemabsturz verursacht. Es wäre gefährlich, wenn man warten muss, bis das System neu startet, während gleichzeitig der Verkehr vorbeirauscht.“

Hsu legt dar, dass zwar viele taiwanische Firmen in der Lage sind, einzelne elektronische Komponenten zu produzieren, wie man sie im Unterhaltungssystem eines Autos findet, doch erlangen nur recht wenige von ihnen Bestellungen von bedeutenden internationalen Automobilherstellern. Um Abhilfe zu schaffen, haben Fabrikanten von Komponenten begonnen, ihre Teile an die Bedürfnisse und Spezifikationen großer Autohersteller anzupassen. „Es ist keine leichte Aufgabe, und unsere Firmen fangen gerade erst an, ihre Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich vorzuführen“, kommentiert er.

Hsus TTVMA trug dazu bei, den Weg für einheimische Hersteller von Fahrzeugelektronik zu ebnen, indem man in den vergangenen neun Jahren dabei half, die Handelsmesse AutoTronics Taipei zu organisieren. Die diesjährige Veranstaltung fand im April gemeinsam mit den drei Messen für Elektrofahrzeuge, Motorräder sowie Autoteile und Zubehör statt. Hauptorganisator der vier jährlichen Messen ist der Rat für Außenhandelsentwicklung Taiwan (Taiwan External Trade Development Council, TAITRA), eine gemeinnützige, staatlich unterstützte Organisation, die eng mit dem Außenhandelsamt (Bureau of Foreign Trade, BOFT) im Wirtschaftsministerium zusammenarbeitet. Die gemeinsamen Messen, die für vier Tage liefen, lockten über 1300 Aussteller und gut 7000 Käufer aus 128 Ländern an und zogen Geschäftsabschlüsse im Wert von über 600 Millionen US$ nach sich. Die Veranstaltung im kommenden Jahr soll noch größer werden, weil dann zusätzlich eine fünfte internationale Messe vorgesehen ist, nämlich mit dem Schwerpunkt Auto-Tuning und Reparaturen.

Autoteile, sowohl elektronische als auch konventionelle, sind seit langem eine wichtige Exportkategorie in Taiwan. Laut Statistiken vom TTVMA erreichten Exporte von taiwanischen Autoteilen und Zubehör im Jahr 2013 einen Umfang von 197,9 Milliarden NT$ (4,94 Milliarden Euro), gegenüber 2012 ein Anstieg von 1,2 Prozent und neuer Höchstwert.

Shih macht darauf aufmerksam, dass in den jüngsten Jahren einheimische Firmen von der Herstellung von Teilen für den Ersatzteilmarkt dazu übergegangen sind, Autoherstellern auf Auftragsbasis gefertigte Teile (Original Equipment Manufacturing, OEM) zu liefern. Viele Ersatzteilfabrikanten bevorzugen das OEM-Modell, weil die Bestellungen dann häufig größer und verlässlicher sind als bei Fertigung für den Ersatzteilmarkt. Wichtige OEM-Autokomponenten und –teile, die heute von einheimischen Firmen erzeugt werden, sind Karosserieteile, Scheinwerfer und Räder.

Einheimische Werkzeugmaschinenmacher haben eine wesentliche Rolle dabei gespielt, Herstellern beim Umstieg auf OEM-Produktion zu helfen. Taiwan gehört zu den fünf größten Werkzeugmaschinenherstellern der Welt, und taiwanische Firmen sind bekannt dafür, Maschinen zu entwickeln, die Autoteile mit immer komplexeren Funktionen, Formen und technischen Einzelheiten hervorbringen können. Laut Wu half solche Unterstützung beispielsweise Taiwans Ersatzteilfabrikanten dabei, technisch anspruchsvolle Aufträge anzunehmen wie Herstellung von Airbags, die absolut zuverlässig funktionieren und genauen technischen Vorschriften entsprechen müssen.

Ein Cruiser-Motorrad im US-amerikanischen Stil, ausgestellt bei der diesjährigen Motorradmesse Taiwan. Das taiwanische Unternehmen Bailey Co. Ltd. fertigt und vertreibt seit über 20 Jahren Nachrüstbauteile für solche Krafträder. (Foto: Huang Chung-hsin)

Größere Firmen in Taiwans Motorradgewerbe entwerfen, fertigen und verkaufen seit Jahrzehnten Motorräder und Roller. Die wichtigsten Unternehmen dabei sind Kwang Yang Motor Co. (Kymco), gegründet 1963 mit Zentrale im südtaiwanischen Kaohsiung, und Sanyang Industry Co., 1961 in Hsinchu gegründet. Die beiden Firmen entwickelten starke Markennamen und sicherten sich mit in Taiwan, Festlandchina und Vietnam fabrizierten Fahrzeugen Anteile von Märkten im In- und Ausland.

Im vergangenen Jahr verkauften Kymco, Sanyang und andere taiwanische Firmen 915 000 komplette Roller und Motorräder, wovon fast ein Drittel auf Märkte außerhalb von Taiwan, Festlandchina und Vietnam exportiert wurde. „Taiwans inländischer Motorradmarkt ist bereits recht stark, und auch durch stetig wachsende Exporte können die Produzenten gedeihen“, analysiert Wu. Im Jahr 2013 zum Beispiel exportierten Motorradunternehmen in taiwanischem Besitz 122 554 Fahrzeuge nach Japan, ein 11-prozentiger Anstieg gegenüber 2012, und 47 123 Fahrzeuge nach Kolumbien, gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von sogar 58 Prozent.

Anfang der achtziger Jahre war Luftverschmutzung in Taiwan ein ernstes Problem, viel davon war auf Motorräder zurückzuführen, wobei noch zu erwähnen ist, dass Taiwan seit langem den Weltrekord für die höchste Zahl von Motorrädern je Einwohner hält. Damals bemühte sich Wu um Linderung der Luftverschmutzung, indem er für die Mechanik- und Systemforschungslabore von ITRI Forschung über Motorrad-Emissionskontrollsysteme durchführte. Gleichzeitig begann man in Taiwan und anderen Ländern damit, Gesetze zu verabschieden, welche den Schadstoffausstoß von Fahrzeugen verringern sollten.

Erfolg gefunden

Die Forschungsanstrengungen und strengeren Emissionsstandards führten zu technischen Durchbrüchen, dank der Motorräder mit umweltfreundlicheren Direkteinspritz-Motoren allmählich die qualmenden Zweitaktmodelle der vergangenen Jahrzehnte ersetzten. „Taiwans strenge Motorrad-Emissionsstandards zwangen einheimische Firmen dazu, sauberere Technologien zu entwickeln“, bemerkt Wu. „Auch dadurch können sie jetzt Erfolge auf dem europäischen Markt erzielen, der für seine strikten Emissionsbestimmungen bekannt ist.“ Im Jahr 2013 zum Beispiel exportierten laut TTVMA-Statistiken taiwanische Hersteller 4324 Motorräder in die Niederlande, gegenüber 2012 ein Anstieg von 52 Prozent, und 14 758 Bromfietse gingen nach Spanien, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. „Unsere im Inland gefertigten Krafträder, die meisten davon Motorroller, können nun fast alle Emissionsauflagen der Welt erfüllen“, prahlt Wu.

Zwar betrachten viele Menschen die Motorrad- und Kraftfahrzeugproduktion weiterhin als Teil der traditionellen Fertigungsgewerbe, aber Hightech-Komponenten machen einen wachsenden Teil der heutigen fahrbaren Untersätze aus. Sorgen um das Weltklima, Ansprüche der Verbraucher und hohe Spritpreise bewegen die Hersteller dazu, für die Schaffung von energiesparenderen, umweltfreundlicheren und intelligenteren Fahrzeugmodellen fortschrittliche Technologien zu entwickeln und einzusetzen. „Für die Entwicklung von sparsamen, leichten Fahrzeugen braucht man Hightech-Fortschritte in Materialwissenschaften“, versichert Shih.

Mit Blick auf die Zukunft meint Shih, Verkehrsforscher hätten bereits begonnen, Wege zu erforschen, wie man einzelne Fahrzeuge in das intelligente Verkehrssystem einer Stadt oder Region integriert, wozu Hersteller sich noch mehr mit kreativem Denken und industrieller Innovation befassen müssen. Mit jahrzehntelanger Erfahrung im Hightech-Bereich und mit blühenden Fahrzeuggewerben ist Taiwan in einer günstigen Ausgangslage, solche Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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