08.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Rettung der Welt auf zwei Rädern

01.11.2013
Radler der „Grünen Galerie Eurasien“ (EGG) während der Fahrt durch den weiten Raum Kasachstans, Teil ihrer Fahrrad-Reise über 16 336 Kilometer bis zum Vatikan. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Chang Yen-chung)

Im Alter von 27 Jahren war Chang Yen-chung (張晏鐘) bereits fünf Mal rund um Taiwan geradelt. Diese Touren wirken indes bescheiden im Vergleich mit dem, was er als nächstes unternahm — am Tag der Erde (22. April) des vergangenen Jahres brachen Chang, sein College-Kumpel Chen Chi-wen und die Französin Fleur Merlingeas-Meynard zu einer Reise auf, die sie „Grüne Galerie Eurasien“ (Eurasia Green Gallery, EGG) nannten. Im Rahmen der Tour radelten sie von Asien nach Europa und pflanzten unterwegs Bäumchen, um das Bewusstsein für die Umwelt zu steigern. Ausgangspunkt der Tour war Festlandchina, die anschließende Route verlief durch Kasachstan, Russland, Lettland, Litauen, Polen, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, die Schweiz und Italien und endete am Vatikan. Zum Abschluss der Reise Mitte November 2012 hatten Chang und seine Partner an 210 Tagen unglaubliche 16 336,2 Kilometer zurückgelegt und insgesamt 335 Baumschößlinge in der Erde versenkt, 200 davon auf dem chinesischen Festland.

Auf dem taiwanischen Inlandsmarkt werden jedes Jahr fast eine Million Fahrräder verkauft, und die Zahl der taiwanischen Freizeitradler wird auf über 950 000 veranschlagt — so lauten Schätzungen der Marktforschungsfirma Gallup und der Gesundheitsförderungsverwaltung (Health Promotion Administration, HPA) im Ministerium für Gesundheit und Soziales (Ministry of Health and Welfare, MOHW). Von jenen Radlern betrachtet eine aufstrebende Teilmenge Radfahren als entscheidenden Bestandteil einer umweltfreundlichen, gesunden und kostengünstigen Lebensweise. An den Rändern jener Teilmenge gibt es Radler, die eine Leidenschaft für Langstreckentouren haben und ihre Begeisterung mit der Werbung für philanthropische Dinge verbinden. Zu diesen Enthusiasten kann man die EGG-Radler zählen oder auch den 61-jährigen Hsieh Ming-jiing (謝明景), der quer durch Afrika und Kanada radelte, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln, und sogar junge Waisen beteiligten sich an Taiwan-Rundfahrten zur Steigerung des Selbstvertrauens.

Chang stammt aus Taipeh und ist heute 28 Jahre alt. Seine Liebe fürs Radfahren entdeckte er, als er noch Student am College war. Chang, Chen und mehrere andere Kommilitonen wurden durch den Hauptdarsteller in Island Etude (練習曲) — einem im Inland produzierten Spielfilm unter der Regie von Chen Huai-en (陳懷恩), der 2007 anlief — angeregt und beschlossen, diesem Beispiel nachzueifern, indem sie 2008 eine Radtour um Taiwan unternahmen. „Ich radelte aus eigener Kraft durch jede Stadt und Gemeinde, und die natürliche Umgebung, die Menschen und alles andere, was ich unterwegs sah, gaben mir viel Inspiration“, erzählt Chang.

Während ihrer Fahrt um die Insel im Jahr 2008 begannen Chang und Chen, die beide als Computeringenieure arbeiteten, über eine internationale Tour nachzudenken. 2009 hatten sie die Idee, mit einer Radtour durch Asien und Europa für Umweltschutz zu werben. Nicht nur sollte die Reise mit Drahteseln — eine der schadstoffärmsten Reiseoptionen, die zur Verfügung standen — unternommen werden, sondern es sollte an jedem Tag der Reise mindestens ein Bäumchen gepflanzt werden und auf diese Weise eine „grüne Fahrtenspur“, wie sie es nannten, entstehen. Auf der Website von EGG heißt es: „Es ist leicht, zu zerstören und Bäume zu fällen, aber schwierig, sie großzuziehen und zu pflegen. Bäume pflanzen und mit Menschen kommunizieren ist die Methode unserer Wahl, Schäden zu vermindern, das Umweltbewusstsein zu steigern und der Erde neues Leben zu geben.“

Anfang 2012 erregte der Plan von Chang und Chen die Aufmerksamkeit von Merlingeas-Meynard, die seit über fünf Jahren in Taiwan Französisch unterrichtete und in den Jahren 2010 und 2011 Radtouren um die Insel absolviert hatte. Die Französin schloss sich dem Vorhaben an, und die Planungen für die Tour wurden ernsthaft in Angriff genommen. Schließlich beschlossen sie, in den Ländern auf ihrer Reiseroute überwiegend durch ländliche Gebiete zu radeln, da es in größeren Städten kaum Platz zum Bäumepflanzen gab. Als Pensum legten sie 90 bis 100 Kilometer am Tag fest, also ungefähr sechs Stunden, so dass sie am Tag etwa drei Stunden Zeit hatten, mit Einheimischen zu schwatzen, das Konzept der grünen Fahrtenspur zu übermitteln, Bäume zu pflanzen und den Menschen mehr über Taiwan zu erzählen.

Bäume adoptieren

Das EGG-Projekt wurde von Firmen in Taiwan gesponsert, darunter dem führenden Fahrradhersteller Giant Manufacturing Co., der sich bereit erklärte, drei Fahrräder zu stellen. Canon Inc. Taiwan steuerte außerdem drei Kameras bei, und von Hewlett-Packard Development Co. L. P. gab es drei Notebook-Computer, um die Fahrt aufzuzeichnen. Überdies konnten Besucher der Website, die mindestens 1000 NT$ (25 Euro) spendeten, einen der Bäume „adoptieren“. Insgesamt kamen gut 100 000 NT$ (2500 Euro) an Spenden für die Website zusammen, und jeder der Radler gab zusätzlich 100 000 NT$ aus eigener Tasche, um Kosten zu decken, die während der Fahrt anfallen konnten.

Die Gruppe wandte sich für Beratung zum Bäumepflanzen an Kao Shr-chien, den geschäftsführenden Direktor der Umweltschutzstiftung Shang-shan. Nach Gesprächen mit Kao beschloss die Gruppe, an jeder Zwischenstation nach Einzelpersonen oder Familien, die in der Nähe ihres Zuhause einen Baum pflanzen wollten, Ausschau zu halten, weil die Schößlinge dadurch bessere Langzeitpflege erhalten würden. Daneben entschied man sich dafür, die Pflanzen unterwegs zu kaufen, weil örtliche Arten besser für die Ökologie dort geeignet sein würden und man überdies auf diese Weise nicht 300 Sämlinge mitschleppen und pflegen müsste.

Chang, Chen und Merlingeas-Meynard brachen im März vergangenen Jahres zu einer 14-tägigen Versuchsfahrt rund um Taiwan auf. Unterwegs pflanzten sie 248 Setzlinge in 17 Gemeinden, sechs Grundschulen und 3 Mittelschulen.

Als das große Vorhaben dann in Festlandchina seinen Anfang nahm, waren die EGG-Radler überrascht, wie viele Menschen ihre Reise begrüßten und ihren umweltfreundlichen Auftrag befürworteten. Besonders gut kamen sie bei Mittelschullehrern und ihren Schülern an, welche die Erfahrung, gemeinsam mit drei ausländischen Radlern und Umweltschützern Setzlinge zu pflanzen, erfrischend fanden. „Die Menschen in China sprachen schnell auf unser Anliegen an, da sie mit außerordentlich schwierigen Umweltfragen wie sich verschlimmernde Verschmutzung und Ausbreitung von Wüsten zu kämpfen haben“, enthüllt Chang.

Während der Tour d’Afrique radelte Hsieh Ming-jiing von Ägypten bis Südafrika, um Spenden für karitative Einrichtungen wie den Kinder- und Familienfonds Taiwan (TFCF) zu sammeln. (Foto: Courtesy Hsieh Ming-jiing)

Die Baumpflanz-Bemühungen des Trios und Unterstützung für Umweltfragen scheinen eine bleibende Wirkung in Festlandchina zu zeitigen. „Einheimische, die mit ihnen zusammenarbeiteten, darunter viele drüben aktive taiwanische Firmen, erzählten uns, dass sie solche Dinge nun ernster nehmen“, kolportiert Kao.

Auf ihrem Weg nach Westen erhielten die Radler Angebote für Unterkunft und Frühstück, manchmal auch ein Mittagsmahl zum Mitnehmen. Tatsächlich büßte Chang infolge der körperlichen Betätigung nicht nur kein Gewicht ein, sondern nahm unterwegs sogar sechs Kilo zu. Die Gastfreundschaft der Menschen vor Ort war in finanzieller Hinsicht ebenfalls hilfreich. Da sie nur 30 Nächte in Hotels verbrachten, beliefen sich die Kosten der Reise für Chang lediglich auf 60 000 NT$ (1500 Euro), Flugkosten nicht mitgerechnet.

Ein wichtiger Teil der Fahrt bestand darin, unterwegs mit Menschen in Verbindung zu kommen. In der Schweiz begegneten Chang und seine Begleiter einem radelnden Pärchen. Zwar konnten sie nicht viel Zeit miteinander verbringen, doch empfahl Chang dem Paar, die schönen Strände von Kenting in Südtaiwan zu besuchen, und bot ihnen an, ihnen ein Bier auszugeben, falls sie je eine solche Reise unternahmen. Zur Ermunterung gab er ihnen eine Taiwankarte und eine Banknote von 100 NT$ (2,50 Euro) fürs Bier. Nach der Rückkehr nach Taiwan stellte Chang fest, dass das Paar tatsächlich nach Taiwan gereist war, als sie ihm ein Bild schickten, auf dem sie beim Biertrinken in Kenting zu sehen waren.

In Deutschland begegneten die Radler einer Familie, die ihnen später die Neuigkeit der Geburt ihres Sohnes Alexander mitteilte. „Alexander wird mit dem Bäumchen aufwachsen, das wir gemeinsam gepflanzt haben“, schrieben sie. Nicht lange danach sandte ein Ehepaar aus der Schweiz mit drei Kindern ein Schreiben an Chang, um ihn zu informieren, dass sie nicht nur ihr Versprechen, den Setzling einzupflanzen, erfüllt hätten, sondern auch für das Pflänzchen sorgten, als sei es ein Familienmitglied. Und drei Tage nach der Rückkehr nach Taipeh erhielt er eine Nachricht von einer Großmutter in Litauen, in der sie bekannte, dass sie ihre drei jungen Radlerfreunde sehr vermisste. Sie fügte hinzu, dass sie ihre Verwandten aufgefordert habe, selbst Setzlinge in ihren Wohngegenden zu pflanzen, was genau die Botschaft war, welche Chang verbreiten wollte. „Das ist es, was wir wollen — mehr Leute dazu mobilisieren, sich den Anstrengungen anzuschließen, ein [grünes] Ziel zu erreichen“, sagt er.

Spenden sammeln per Stahlross

Hsieh wiederum sammelt Geld zum Kampf gegen die Armut und lebt gleichzeitig seine Radler-Träume aus, seit er im Jahr 2007 in den Ruhestand trat. Radtouren unternimmt er bereits seit Ende der achtziger Jahre, als er in den Nachrichten Berichte über eine Gruppe von Radfahrern aus Taiwan sah, die zu ihrer ersten Auslandstour aufgebrochen waren. „[Ihre Fahrt] bewegte mich sehr, ohne dass ich recht hätte sagen können warum“, grübelt er. Ende 1988 verließ er seine Heimat im südtaiwanischen Tainan und begab sich nach Hawaii, wo er drei Monate lang allein herumradelte.

In den Sommermonaten der Jahre 2008 und 2009 unternahm Hsieh gleichfalls ohne Begleitung eine Tour durch Kanada, um Spenden für den Kinder- und Familienfonds Taiwan (Taiwan Fund for Children and Families, TFCF) und für Opfer des verheerenden Taifuns Morakot, der Südtaiwan im August 2009 heimgesucht hatte, zu sammeln. In jenen beiden Jahren radelte er 9700 Kilometer und erhielt dabei Spendenzusagen im Wert von 510 000 NT$ (12 750 Euro). 2009 übergab er von dieser Summe 150 000 NT$ (3750 Euro) an einen Morakot-Hilfsfonds und die übrigen 360 000 NT$ (9000 Euro) an den TFCF in Tainan, der damit Mahlzeiten für unterprivilegierte Schulkinder in der Stadt beschaffte.

Chen Kun-mao, Mitglied im Alishan Lions Club in der südtaiwanischen Stadt Chiayi, bewundert Hsiehs philanthropischen Geist. „Nur wenige von uns sind in der Lage, es ihm gleichzutun oder seinem Beispiel zu folgen“, konzediert er und bekennt, dass er nur selten mit dem Fahrrad fährt.

Hsieh radelt nicht des Ruhmes wegen, sondern eher, weil er den Weg so lohnend findet. „Die Landschaft in Kanada war atemberaubend“, schwärmt er. „Viele Kanadier sagten mir, dass sie mich beneideten, weil sie keine Gelegenheit hätten, ihr eigenes Land so wie ich mit dem Rad zu erkunden.“ Natürlich erlebte er auf dem Drahtesel in Kanada auch einige anspannende Momente. Mehrmals musste er schwere Stürme aushalten, und einmal musste er auf dem Weg zum Nordpolarmeer vor einem Bären die Flucht ergreifen. „Das war eine einmalige Erinnerung, ... so unvergesslich“, gesteht er.

In jüngerer Zeit fuhr Hsieh vier Monate bei der Tour d’Afrique mit, einer Veranstaltung über 12 000 Kilometer von Kairo nach Kapstadt. Die Tour gilt als Rennen, auch wenn die meisten Teilnehmer sich an ihr eigenes Tempo halten. In jenen vier Monaten zog er sich wegen schlechter Straßenverhältnisse Verletzungen zu und litt zudem an Erbrechen und Durchfall, verursacht durch schlechte Speisen. Trotz dieser körperlichen Herausforderungen dachte Hsieh nie ans Aufhören, obwohl er bei der Tour 10 Kilogramm Gewicht verlor.

Nachdem er die saftige Teilnahmegebühr von 9000 Euro für die Tour d’Afrique aus eigener Tasche entrichtet hatte, erhielt Hsieh Zusagen in Höhe von über 600 000 NT$ (15 000 Euro) von Firmen und Freunden aus dem In- und Ausland. Selbst vor dem Start der Tour im Januar 2012 hatte Hsieh bereits etwa 200 000 NT$ (5000 Euro) an die Tainan-Niederlassungen von TFCF und World Vision gespendet, um bedürftigen Kindern zu helfen. Er ist dabei, die übrigen 400 000 NT$ (10 000 Euro) an diese Gruppen zu spenden, und er hofft, dass ein Teil des Geldes Projekten für afrikanische Kinder zugute kommt. „Seit ich die armseligen Lebensverhältnisse afrikanischer Kinder und die trostlosen Teile des Kontinents mit eigenen Augen gesehen habe, fühle ich mich überaus gesegnet, ein sorgloses Leben in Taiwan gelebt zu haben“, seufzt Hsieh, dessen Familie die Firma Eminent Luggage Corp. in Tainan gehört, ein großer internationaler Kofferhersteller.

Hsieh Ming-jiing mit einer Gruppe neugieriger Kinder während der Tour d’Afrique. Für Hsieh ist die Begegnung mit Menschen unterwegs eine Methode, für Taiwan zu werben. (Foto: Courtesy Hsieh Ming-jiing)

Inoffizieller Botschafter

Neben dem Vergnügen, in fremden Ländern zu radeln, und dem Erfolgsgefühl, Spenden für wohltätige Organisationen zu sammeln, wurde Hsieh zusätzlich dadurch motiviert, quasi als inoffizieller Botschafter für Taiwan zu wirken. Dafür setzt er sich ein, weil ihm nach Gesprächen mit anderen Radfahrern und Begegnungen mit Fremden auf der Straße klar wurde, dass viele Menschen Taiwan als Hightech-Größe kennen oder weltberühmten Hersteller hochwertiger Fahrräder, doch nur wenige sind über die politische und demokratische Entwicklung des Landes genau im Bilde, so Hsieh. Für Hsieh sind solche Begegnungen nun eine Gelegenheit, für Taiwan zu werben.

Mit Blick auf die Zukunft hofft Hsieh, Anfang kommenden Jahres eine 4000 Kilometer lange Tour auf der japanischen Insel Kyushu zu unternehmen, gemeinsam mit seiner Ehefrau, die seine Idee unterstützt, Radfahren, Philanthropie und Werbung für Taiwan zu vereinen. Sein Wohltätigkeitsziel für die Kyushu-Fahrt besteht darin, Geld für gesellschaftlich benachteiligte Menschen zu sammeln, indem er etwas für Gruppen wie Taiwans Genesis Social Welfare Foundation beisteuert.

Die Kinder im Xinyi-Waisenhaus im südtaiwanischen Landkreis Yunlin bilden eine weitere Gruppe von Radfahrern, die lange Strecken für einen guten Zweck zurücklegen. In ihrem Fall sind die Radler selbst auch die Nutznießer. Xinyi ist ein privat betriebenes Heim für Waisen und Kinder aus zerrütteten Familien der Gegend. Manche dieser jungen Radler nehmen seit sieben Jahren an der jährlichen Taiwan-Rundreise des Waisenhauses teil.

Die jüngste Taiwan-Umkreisung durch Xinyi fand im Juli dieses Jahres statt, als 35 Kinder aus dem Heim von 15 festlandchinesischen Radlern begleitet wurden, sechs von ihnen waren Kinder zwischen 11 und 13 Jahren. Die meisten der übrigen Teilnehmer der Tour waren College-Studierende aus Taiwan. Das Sponsoring für Xinyis Taiwan-Touren kommt von Quellen wie örtlichen Restaurantbesitzern, die in der Regel Mahlzeiten für einen oder zwei Tage bereitstellen, und von Firmen, welche Produkte wie Mineralwasserflaschen spenden.

Als Xinyi über Orte im Ausland für längere Touren nachzudenken begann, war Festlandchina die naheliegendste Wahl, da es von Taiwan dorthin nicht weit ist und man drüben die gleiche Sprache spricht. So machten sich im August vergangenen Jahres 23 Radler von Xinyi zwischen 8 und 18 Jahren zu einer 40-tägigen Radtour über 3200 Kilometer von Beijing in Nordchina nach Xiamen im Süden auf.

Nach den Worten von Wu Wen-hui, dem Leiter des Waisenhauses, helfen solche Langstreckentouren, das Leben der jungen Schützlinge von Xinyi zu verändern, von denen manche häusliche Gewalt erlitten haben. „Durch die Herausforderungen beim Radeln bauen sie Selbstvertrauen auf“, weiß Wu. „Sie lernen, gemäß ihrem eigenen Willen eine Richtung in ihrem Leben festzulegen. Sie lernen, dass sie das Recht haben, Entscheidungen für sich selbst zu treffen.“

Die jungen Radfahrer, welche Touren von Xinyi absolviert haben, bestätigen Wus Gedanken über Willenskraft. „Früher habe ich mir alle möglichen Ausreden ausgedacht, um das Training zu vermeiden“, bekennt ein 15-jähriger Radler namens Xiao Pan. „Doch jetzt macht mir das sehr großen Spaß, und es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich die Rundfahrt um Taiwan erfolgreich beendet habe.“

Zwar mag es verfrüht sein, die Bemühungen einheimischer Radsportler als Teil eines größeren Trends zu bezeichnen, doch sie eifern gleichzeitig philanthropischen Zielen und ihren Langstrecken-Radfahrträumen nach. Ob in Taiwan oder im Ausland, ihre Anstrengungen ergaben viele gefahrene Kilometer und viele geleistete gute Taten. Die Welt zu retten scheint einfach eine vernünftige Sache zu sein, wenn man auf dem Fahrradsattel darüber nachdenkt.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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Joyce Huang (黃麗玲) ist Journalistin und lebt in Taipeh.
Copyright © 2013 Joyce Huang

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