03.05.2024

Taiwan Today

Wirtschaft

Die Zukunft heißt Freihandel

23.01.2015
Beim APEC-Gipfeltreffen im November 2014 in Peking einigten sich Festlandchina und Südkorea über die Rahmenbedingungen für ein bilaterales Freihandelsabkommen (FTA). Diese Übereinkunft, die einen wichtigen Meilenstein in der rasanten regionalen Wirtschaftsintegration markiert, stellt eine ernste Herausforderung dar für die Republik China (Taiwan), denn einerseits ist Südkorea Taiwans stärkster Wirtschaftskonkurrent und andererseits ist Festlandchina sowohl für Taiwan als auch Südkorea der wichtigste Absatzmarkt. In jüngster Zeit ist es Südkorea gelungen, die Zahl seiner Freihandelspartner signifikant zu vergrößern. Dazu gehören die USA und die EU - zwei der wichtigsten Wirtschaftsregionen. Das Freihandelsabkommen zwischen Festlandchina und Südkorea, das voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2015 in Kraft treten wird, sieht sofortige Zollbefreiungen für 44% der südkoreanischen Handelsexporte nach Festlandchina vor. Innerhalb der folgenden zwanzig Jahre soll dieser Anteil allmählich auf 91% erhöht werden. Da ca. 77% der Exportgüter Taiwans und Südkoreas identische Warenklassen betreffen, werden taiwanische Unternehmen im Handel mit Festlandchina Nachteile erleiden, so lange es noch kein FTA zwischen Taipei und Peking gibt. Die Regierung der Republik China hat auf diese Entwicklungen reagiert und aktiv Maßnahmen ergriffen, damit taiwanische Waren auf wichtigen Märkten nicht schlechter gestellt werden. Im Jahre 2010 haben Taiwan und Festlandchina das wichtige Rahmenabkommen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit (ECFA) unterzeichnet, das die Grundlage weiterer Verhandlungen zwischen den beiden Seiten der Taiwanstraße darstellt. Im Jahre 2013 folgten weitere bilaterale Wirtschaftsabkommen mit Neuseeland und Singapur. Diese sind für Taiwan besonders wichtig, denn sowohl Neuseeland als auch Singapur sind Verhandlungspartner in den Blöcken Transpazifische Partnerschaft (TPP) und Umfassende Regionale Wirtschaftliche Partnerschaft (RECP). Taiwan erhofft sich Zugang zu beiden Zusammenschlüssen. Darüber hinaus bemüht sich Taiwan um bilaterale Übereinkünfte mit seinen wichtigsten Handelspartnern. Seit Mai 2013 hat Taiwan bereits zehn Absichtserklärungen mit Japan unterzeichnet, die den Weg ebnen sollen zu einem Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit. Im März 2013 wurden zudem Unterredungen mit den USA basierend auf dem Rahmenabkommen über Handel und Investitionen wieder aufgenommen. Obgleich die Regierung der Republik China große Anstrengungen unternimmt, heimische Exportgüter auf vielen verschiedenen Absatzmärkten unterzubringen, ist der Handel mit Festlandchina schon allein aufgrund der geografischen Lage Taiwans weiterhin ungemein wichtig. Im Wissen, dass institutionalisierte Zusammenarbeit mit Festlandchina taiwanischen Unternehmen zugute kommt und die nationalen Wirtschaftsentwicklung voranbringt, hat die Regierung der Republik China im Jahre 2013 ein Dienstleistungsabkommen mit Festlandchina unterzeichnet. Taipei ist zudem bemüht, ein Güterabkommen mit Peking schnellstmöglich abzuschließen, um die nachteiligen Folgen des Freihandelsabkommens zwischen Festlandchina und Südkorea auszugleichen. Um die Gespräche zum Güterabkommen fortführen zu können, muss der Legislativyuan jedoch zuerst über einen neuen Kontrollmechanismus für Abkommen zwischen Taiwan und Festlandchina abstimmen und das Dienstleistungsabkommen ratifizieren. Auch 18 Monate nach Unterzeichnung des Dienstleistungsabkommens ist der politische Streit über die Einrichtung des Kontrollmechanismus‘ noch nicht gelöst. Diese Verzögerung wirkt sich nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Freihandelsgespräche zwischen Peking und Seoul negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung Taiwans aus. Taiwans Wirtschaft ist sehr stark exportorientiert. Die weltweite Zunahme des Freihandels und die geografische Nähe zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sind Tatsachen, die Taiwan nicht ignorieren kann. Die Regierung der Republik China hat dies erkannt und stellt sich den Herausforderungen der regionalen wirtschaftlichen Integration. Nach Ratifizierung des Dienstleistungsabkommens und nach Abschluss der Verhandlungen zum Güterabkommen wird Taiwan noch besser in der Lage sein, seine wirtschaftlichen Interessen zu wahren und Zugang zu großen regionalen Handelsblöcken zu erhalten. So können Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Erfolg einheimischer Unternehmen auf dem Weltmarkt gesichert werden.

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