05.05.2024

Taiwan Today

Wirtschaft

Mehr Wehrkraft dank Taiwan

01.05.2014
Überblick über die Messe Taipei Aerospace & Defense Technology Exhibition des vergangenen Jahres. Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung zeigt Forschungsergebnisse von Akademikern und einheimischen kleinen und mittleren Unternehmen. (Foto: Chen Mei-ling)
Die Streitkräfte eines beliebigen Landes auszustatten ist keine leichte Aufgabe, und die Liste der Dinge, die man braucht, damit Taiwans Militär funktioniert, enthält zahllose Dinge wie Putzmittel, medizinischen Bedarf, Schrauben, Steckeradapter und vieles mehr.

Großunternehmen wie Northrop Grumman Corp. und Raytheon Co. in den USA und das Chungshan-Institut für Wissenschaft und Technologie (Chung-Shan Institute of Science and Technology, CSIST) in Taiwan, die modernste Raketentechnologie, Granatwerfer und so weiter entwickeln und produzieren, beliefern die Streitkräfte der Republik China mit Gerät und entsprechenden Dienstleistungen. Gleichzeitig verkaufen einheimische kleine und mittlere Unternehmen viel weniger spektakuläre Dinge ans Militär wie Ausstattung aller Art, Ersatzteile, ausgesuchte Materialien und Wartungsservice.

„Unsere Produkte sind sowohl für den zivilen als auch den militärischen Gebrauch, doch das Militär besteht stets auf bester Qualität“, verrät Jim Liao, Verkaufsvertreter von Jin Kou Enterprises Co. Ltd., die Schnelllösestifte aus Edelstahl oder Karbonstahl entwirft und herstellt.

Jin Kou nimmt an der alle zwei Jahre stattfindenden Messe Taipei Aerospace & Defense Technology Exhibition (TADTE) teil, die vom Verteidigungsministerium, dem Wirtschaftsministerium und dem Ministerium für Verkehr und Kommunikation (Ministry of Transportation and Communications, MOTC) gesponsert und vom Außenhandel-Entwicklungsrat Taiwan (Taiwan External Trade Development Council, TAITRA) organisiert wird. Die jüngste Messe ging im August vergangenen Jahres über die Bühne. „TADTE ermöglicht es Einkäufern in Taiwan, herauszufinden, welche Teile und Komponenten man im Inland fürs Militär beschaffen kann, damit Einkäufe in den USA oder in Europa im Rahmen gehalten werden können“, führt Liao aus.

Liaos Firma hat ihren Sitz im Bezirk Shulin von New Taipei City und ist ein perfektes Beispiel für ein einfallsreiches kleines oder mittleres taiwanisches Unternehmen. Kleine und mittlere Unternehmen, oft als Rückgrat von Taiwans Wirtschaft beschrieben, beschäftigen laut Zahlen des Wirtschaftsministeriums fast 80 Prozent der gesamten Arbeitnehmerschaft. In der Firma sind 12 Ingenieure und Arbeiter tätig, die eher wenig aufsehenerregende Artikel herstellen wie die Schnelllösestifte und ähnliche Kleinteile und dazu Werkzeugmaschinen mit rechnergestützter numerischer Steuerung (Computer Numerical Control, CNC) benutzen. Die Streitkräfte der Republik China und auch das Militär in einigen anderen Ländern verwenden diese Stifte in Waffensystemen aller Art, doch um militärische Geheimnisse zu schützen, darf Liao keine technischen Details preisgeben. Dennoch lässt er sich entlocken, dass die Schnelllösestifte, wie der Name bereits andeutet, einen schnellen Positionswechsel bestimmter Objekte erlauben, etwa bei der Befestigung eines Radarsystems oder Maschinengewehrs.

Jin Kou liefert solche Stifte auch an zivile Nutzer, vor allem Hersteller von Klangsystemen in den USA. „Mit unseren Stiften fixieren sie Lautsprecher, die in einer Reihe angeordnet sind“, so Liao.

Eco Equipments Inc. war ein weiterer eifriger Teilnehmer an TADTE 2013 und warb dort für Simple Green, ein biologisch abbaubares, ungiftiges Reinigungsmittel, das man für die Oberflächen von Präzisionsinstrumenten benutzt, wie man sie in Flugzeugen findet. Die Hauptreihe im Sortiment von Eco Equipments sind jedoch die Ölpest-Kontrollsysteme aus eigener Gestaltung und Herstellung.

„Das Umweltbewusstsein ist in den jüngsten Jahren deutlich stärker geworden, und das machte bei den Streitkräften nicht Halt“, berichtet Julia Wu, die Verkaufsrepräsentantin von Eco Equipments. „Wir wollen mit unseren Produkten einen Beitrag zu einem umweltfreundlichen Militär leisten.“

Eine vom Chungshan-Institut für Wissenschaft und Technologie (CSIST) entwickelte Drohne. In Taiwan spielt unbemanntes Fluggerät eine wichtige Rolle bei Hilfsmaßnahmen nach Katastrophen. (Foto: Chen Mei-ling)

Nach größeren Industrieunfällen werden manchmal Wasserfahrzeuge der Kriegsmarine entsandt, doch ebenso wie bei zivilen Booten können auch von ihnen Dieseltreibstoff und andere giftige Substanzen auslaufen. Für solche Fälle produziert die Firma schwimmende Ölbarrieren, im Grunde genommen lange Schläuche oder Hindernisse, die auf der Wasseroberfläche treiben und auch bei starker Strömung eingesetzt werden können. Die Ölbarrieren werden von zwei Ingenieuren und etwa 20 Mitarbeitern in den beiden Fabriken von Eco Equipments im nordtaiwanischen Taoyuan und im südtaiwanischen Kaohsiung entworfen und gefertigt. Neben den schwimmenden Ölbarrieren, die pro Stück zwischen 40 000 und 120 000 US$ kosten, produziert das Unternehmen auch schwimmende Abschöpfanlagen, welche Öl an der Wasseroberfläche aufnehmen, Hochdruckreiniger, mit denen man Öl von Felsen und anderen harten Oberflächen wegspritzt, aufblasbare Zelte sowie Landtanks, in denen gesammelte Schadstoffe vorübergehend gelagert werden.

Jin Kou und Eco Equipments verkaufen allgemein an die Streitkräfte, an staatliche Organisationen und den privaten Sektor, doch Ocean Technologies Co. Ltd. (OcTec), ein im zentraltaiwanischen Taichung ansässiges Unternehmen, wendet sich an Rüstungsbetriebe und die Luftfahrtindustrie. Die Firma erzeugt Werkzeugmaschinen wie Werkzeuge zum Funkenerodieren (Electric Discharge Machining, EDM), die mit Starkstrom-Funken Material von einem Werkstück entfernen. EDM-Werkzeuge sind wesentlich für die Fertigung von Turbinenschaufeln in Düsenstrahl-Triebwerken.

„Viele Flugzeugteile bestehen aus Materialien, die sich nur schwer bearbeiten lassen, etwa Titan, bei dem sich der Gebrauch konventioneller Bohrmaschinen verbietet“, weiß OcTec-Präsident Sunny Liao. „Doch unsere EDM-Werkzeuge können Kühllöcher in Düsenstrahl-Triebwerke und Löcher in Turbinenschaufeln bohren, die nicht größer sind als 0,1 Millimeter im Durchmesser.“

Sunny Liao fügt hinzu, dass OcTec zahlreiche EDM-Produkte konzipiert und fabriziert, die für 100 000 bis 400 000 US$ in den Handel kommen. Abgesehen von TADTE wirbt das Unternehmen auf mehreren anderen Messen im Ausland für seine Ware und ist nach seinen Worten überdies auf der internationalen Werkzeugmaschinenmesse Taipei International Machine Tools Show, die alle zwei Jahre stattfindet, vertreten.

Es ist jedoch nicht so, dass das Militär der Republik China quasi mit dem Einkaufswagen die Stände auf Handelsmessen nach schnellen Schnäppchen abgrast. „Das Verteidigungsministerium fördert TADTE vor allem deswegen, um das Können des Rüstungsgewerbes von ganz Taiwan vorzuführen und auch um einheimische Anbieter dazu zu ermuntern, im Ausland zu verkaufen; aber wir werden nicht so schnell eine Entscheidung darüber treffen, welcher Aussteller von uns einen Vertrag als unser Lieferant für millionenschwere Geschäftsabschlüsse bekommt, denn das ist ein langfristiger Ablauf, wogegen die Messe ja nur ein paar Tage dauert“, rapportiert Oberst Tsou Yi-chien, stellvertretender Direktor der Materialumschlagabteilung im Beschaffungsamt des Verteidigungsministeriums.

Jährliche Beschaffungspläne

Nach Tsous Auskunft kauft die Armeelogistikkommandantur der Republik China Ersatzteile und kleinere Ausrüstungsgegenstände für die Armee, sowohl in der Kriegsmarine als auch in der Luftwaffe wird diese Aufgabe von einer separaten Wartungskommandantur wahrgenommen. „Diese Kommandanturen legen einen jährlichen Beschaffungsbedarf vor, ein vollständiger Beschaffungsplan wird am Ende jedes Jahres gestaltet“, teilt er mit.

Tsou spricht vom Beispiel der Motorenteile. „Die meisten dieser Fälle werden in unserer staatlichen Beschaffungswebsite veröffentlicht, damit Firmen, welche das Militär mit solchen Artikeln beliefern wollen, sich am offenen Ausschreibungsverfahren beteiligen können. Am Tag nach Ablauf der Frist fangen wir an, die Preise zu vergleichen.“ Zusätzliche Verhandlungen mit Anbietern von Teilen und Komponenten, mit denen langfristige Verträge geschlossen wurden, sind nicht erforderlich, wenn die Lieferungen die vertraglich vereinbarten Termine einhalten.

Tsou lässt sich vernehmen, dass in der Regel bei gelieferten Teilen und Komponenten Stichprobenprüfungen vorgenommen werden, aber höherwertige Artikel werden einzeln getestet. „Grundsätzlich unterscheiden sich die Tests je nach dem betreffenden Teil und seinem Lieferanten“, sagt er.

Die Schnelllösestifte von Jin Kou Enterprise werden für zivile und militärische Anwendungen benutzt wie Befestigungen von Radarsystemen oder Maschinengewehren. (Foto: Courtesy Jin Kou Enterprise Co. Ltd.)

Der Oberst macht unmissverständlich klar, dass festlandchinesische Firmen ausnahmslos aus Sicherheitsgründen davon ausgeschlossen sind, das Militär der Republik China mit Gütern oder Dienstleistungen zu beliefern. Des Weiteren muss bei allen Wartungsarbeiten der Dienstleistungsanbieter belegen, dass bei der Ausführung der Arbeit kein Konflikt mit den Urheberrechten des Originalherstellers besteht.

Ein Vorteil für einheimische kleine und mittlere Unternehmen, welche die Streitkräfte beliefern, beruht in einer staatlichen Richtlinie, gemäß der vor Anschaffungen aus dem Ausland das Militär der Republik China eindeutig klären muss, „dass der fragliche Artikel nicht von einer taiwanischen Firma produziert werden kann, weil ansonsten ein einheimisches Unternehmen den Zuschlag erhalten muss“, kolportiert Tsou.

Allerdings müssen kleine und mittlere Unternehmen bestimmte Vorschriften einhalten. Zum Beispiel gelten strenge Ausfuhrkontrollen, weil hochwertige Güter „für duale Nutzung“ nicht nur das Militär der Republik China stärken könnten, sondern auch potenzielle Gegner oder Gegner von Taiwans Verbündeten. Exportkontrollen für kommerzielle Transaktionen werden durch die Arbeitsgruppe Handelssicherheit und Exportkontrolle im Außenhandelsamt des Wirtschaftsministeriums durchgesetzt.

Nach Auskunft von Shen Jyan-yi, dem stellvertretenden Vorstandssekretär der Arbeitsgruppe, benutzt Taiwan seit 2009 die Export-Kontrollliste der EU, die wiederum den Atomwaffensperrvertrag enthält, außerdem die Chemiewaffenkonvention, die Biowaffenkonvention, das Wassenaar-Abkommen (ein multilaterales Kontroll-Regelwerk für Waffen und duale Nutzungsartikel mit 41 Mitgliedsstaaten) sowie alle Resolutionen der Vereinten Nationen mit Exportkontrollbezug.

„Exporteure, die strategische Hightech-Güter (Strategic High-Tech Commodities, SHTC), die auf dieser Liste vermerkt sind, ausführen wollen, müssen bei uns eine Exportlizenz beantragen“, sagt Shen. Nach seinen Worten enthält die SHTC-Liste vor allem Teile und Komponenten anstelle von Fertigwaren, und die Artikel sind gemäß bestimmten Eigenschaften aufgelistet. Pumpen zum Beispiel unterliegen nur ab einem gewissen Grad aufwärts der Kontrolle, und Werkzeugmaschinen nur dann, wenn sie CNC-Technologie enthalten.

„Wir schauen allerdings nicht nur auf das Produkt an sich“, versichert Shen. „Wir prüfen unter anderem auch, ob der Käufer Verbindungen zum Militär hat.“ Shen fügt hinzu, seine Arbeitsgruppe delegiere die technische Untersuchung heikler Versandware ans Forschungsinstitut für industrielle Technologie (Industrial Technology Research Institute, ITRI), eine gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungsorganisation im nordtaiwanischen Hsinchu.

Im Nachteil

Laut Shen sind einheimische Gewerbe wegen Taiwans Ausschluss von UN-Verträgen zu Exportkontrolle benachteiligt, denn Taiwan ist es als Nicht-UN-Mitglied verwehrt, mit bestimmten Chemikalien zu handeln, durch welche Computer hitzeresistent werden. „Wir unterliegen einem Verbot, doch unsere Konkurrenten Südkorea, Festlandchina und Indien dürfen durchweg diese Chemikalien herstellen, selbst Syrien darf das, obwohl dort bekanntlich chemische Waffen gegen Zivilisten eingesetzt wurden“, geißelt Shen.

Taiwanische kleine und mittlere Unternehmen, die unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicle, UAV) entwickeln und fertigen, hoffen natürlich auf große, lukrative Bestellungen vom Militär. Carbon-Based Technology Inc., dessen Firmensitz sich im Wissenschaftspark Zentraltaiwan in Taichung befindet, wirbt unter dem Markennamen Uaver für seine UAVs und damit zusammenhängende Dienstleistungen.

Carbon-Based Technology Inc. exportiert sein unbemanntes Fluggerät unter dem Markennamen Uaver in einige Länder. (Foto: Courtesy Carbon-Based Technology Inc.)

Nach Darstellung von Uaver-Marketingchef Craig Wang haben mehr Länder damit begonnen, die Privatwirtschaft mit Kartografierung zu beauftragen, ein besonders wichtiges Unterfangen in vielen Teilen des sich rasant entwickelnden Kontinents Asien, wo sich die Landschaft durch Bautätigkeit buchstäblich über Nacht verändern kann. Ausländische Käufer interessieren sich zunehmend für die Swallow- und Avian-Modelle von Uaver, batteriebetriebene Starrflügler mit einer Tragflächen-Spannweite von 100 bzw. 160 Zentimetern und einer Kommunikations-Reichweite von 10 Kilometern. Ein vollständiges UAV-System des Unternehmens kostet etwa 100 000 US$.

„Malaysia und Südkorea haben im vergangenen Jahr mehrere UAVs für Kartografierzwecke von uns erworben, und Russland hat zwei angezahlt, die gleichfalls für Kartografierung genutzt werden sollen“, teilt Wang mit und fügt hinzu, Uaver führe derzeit zudem Verkaufsverhandlungen mit dem Rauschgiftbekämpfungsamt eines südostasiatischen Landes, das im vergangenen Jahr eine fünfköpfige Hubschrauberbesatzung bei einem Absturz verlor, als im Urwald nach Opiumplantagen und Amphetaminfabriken gesucht wurde.

UAVs und damit zusammenhängende Dienstleistungen sind auch im Inland sehr gefragt. Laut Wang besteht zwischen Uaver und der Stadtverwaltung Kaohsiung ein offener Vertrag, gemäß dem Infrastruktur und abgelegene Dörfer inspiziert werden sollen, beispielsweise nach Taifunen, wenn die Witterungsverhältnisse für Flüge bemannter Hubschrauber noch zu gefährlich sind.

Avix Technology Inc. in Taichung ist ein weiterer UAV-Fabrikant, der bei TADTE 2013 vertreten war. Das Hauptgeschäft des Unternehmens ist die Herstellung von ferngesteuerten Modellhubschraubern aus eigenem Design für JR Propo, eine bedeutende japanische Marke für ferngesteuerte Roboter und Modellflugzeuge, doch Avix entwickelt derzeit den ersten UAV-Hubschrauber, AXH-1400, der das Potenzial hat, militärische Aufklärungsflüge und Kartografierungsaufgaben durchzuführen.

Nach den Erläuterungen von Cooper Chang, leitender Manager des UAV-Programms von Avix, beruhen die maßgeblichen Vorteile dieses Helikoptertyps in der außerordentlich hohen Nutzlast — bis zu 10 Kilogramm — und der Fähigkeit, von sehr engem Raum abzuheben, so dass sie sich beispielsweise für den Einsatz auf Schiffen eignen. „Immer mehr Betreiber von Hochsee-Fischerbooten wollen für die Suche nach Fisch UAVs benutzen und wenden sich an uns“, verrät Chang. „Auch Japans staatliche Medienanstalt NHK wurde bei uns vorstellig, sie brauchen ein leistungsfähiges Helikopter-UAV für ihre schweren, extrem hoch auflösenden Fernsehkameras.“ AXH-1400 wird am Ende mit Servomechanismus und Motor (aber ohne Daten-Link), Fernsteuerungskonsole und einem Autopilot-System geliefert werden, der Endpreis wird ungefähr 10 000 US$ betragen, ein Zehntel dessen, was ein von der österreichischen Konkurrenz angefertiges UAV kosten würde, so Chang.

Die verschiedenen einheimischen kleinen und mittleren Unternehmen, die sich um lukrative Geschäftsabschlüsse mit dem Militär bemühen, profitieren samt und sonders von der Direktheit von Taiwans industrieller Versorgungskette. Der EDM-Werkzeugmaschinenfabrikant OcTec etwa entschied sich für Taichung als Betriebsbasis, weil es in der Gegend zahllose Metallbearbeitungsbetriebe gibt. Solche Werkstätten benutzen Maschinenwerkzeuge, bei denen die Schleif- und Frästeile, wie sie OcTec anbietet, häufig ersetzt werden müssen. Andere Nutznießer der kurzen Zulieferketten sind die UAV-Produzenten Carbon-Based Technology und Avix Technology, die beide ihre notwendigen Metall-, Kohlefaser- und Kunststoffteile größtenteils selbst fertigen können. Teile, welche die Firmen nicht selbst herstellen können, kann man sehr kurzfristig in der Gegend beziehen.

Taiwans kleine und mittlere Unternehmen stärken nicht nur die Streitkräfte der Republik China. Die Forschung und Entwicklung, die vom Militär durchgeführt wird, kann überdies dazu beitragen, die einheimischen kleinen und mittleren Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Carbon-Based Technology ist ein hervorragendes Beispiel für ein Unternehmen dieser Größe, das von solchen Technologietransfers profitierte. Genau dies war der Fall, als die Firma in den neunziger Jahren bei der Produktion von Taiwans selbst entwickeltem Kampfflugzeug „F-CK-1 Ching-kuo“ — auch „einheimisches Kampfflugzeug“ (Indigenous Defense Fighter, IDF) genannt — beteiligt war. IDF, vom staatlichen Luftfahrt-Entwicklungsunternehmen Aerospace Industry Development Corp. (AIDC) konzipiert, wurde in Taiwan mit amerikanischer Hilfe hergestellt, weil Washington damals vermeiden wollte, die US-Außenpolitik zu komplizieren, was durch Direktverkauf moderner amerikanischer Kampfjets nach Taiwan der Fall gewesen wäre.

„Zu jener Zeit waren manche der Leute, die heute unsere maßgeblichen Ingenieure sind, Projektassistenten bei AIDC, als AIDC gemeinsam mit amerikanischen Verteidigungsunternehmen den IDF entwickelte und baute“, stellt Wang dar. Durch diese Erfahrung ist AIDC heute in der Lage, Fahrwerksklappen und Druckkabinen-Türen für Passagierflugzeuge vom Typ Boeing 737 und 747 zu produzieren. Bei Carbon-Based Technology lernte man damals ebenfalls eine Menge, und deswegen sind heute hochmoderne taiwanische UAVs auf dem Markt.

„Wenn das IDF-Programm wiederbelebt würde und Taiwan moderne Kampfflugzeuge produzierte, würden taiwanische kleine und mittlere Unternehmen abermals von entsprechenden Technologietransfers profitieren, was wiederum ihrer Wettbewerbsfähigkeit enormen Schub gäbe“, sinniert Wang. Nicht nur können einheimische kleine und mittlere Unternehmen sich auf die Fahnen schreiben, eine wesentliche Rolle in Taiwans Wirtschaftsentwicklung zu spielen, sie waren auch entscheidend dabei, die nationale Sicherheit zu wahren, die Umwelt zu schützen und Beschäftigung zu fördern.

(Deutsch von Tilman Aretz)
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Jens Kastner ist freischaffender Journalist und lebt in Taipeh.
Copyright © 2014 Jens Kastner

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