04.05.2024

Taiwan Today

Politik

Gute Gründe für Beteiligung

28.11.2014
Zwischen dem 1. und 12. Dezember werden sich schätzungsweise 15 000 Menschen aus aller Welt in der peruanischen Stadt Lima zur 20. Parteienkonferenz (Conference of the Parties, COP) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) versammeln. Die Republik China ist kein Mitglied der Vereinten Nationen (United Nations, UN) und daher auch kein Unterzeichner der UNFCCC. Als Nation, die wegen der Auswirkungen des Klimawandels in eine ungewisse Zukunft sieht, versteht Taiwan jedoch die elementare Bedeutung der Konvention und die Notwendigkeit umfassender internationaler Mechanismen gegen die Erwärmung des Weltklimas. Seit 2009 strebt die Regierung der Republik China aktiv Teilnahme an COP-Konferenzen als Beobachter an und appelliert dieses Jahr erneut an die internationale Gemeinschaft, zu unterstützen, dass sie in globale Bemühungen gegen den Klimawandel einbezogen wird.

Als moderne Industrienation erkennt Taiwan an, dass es dazu verpflichtet ist, mit gutem Beispiel voran zu gehen, und setzte freiwillig Ziele zur Verminderung des Ausstoßes kohlenstoffhaltiger Schadstoffe fest. Im Jahr 2008 gab der Exekutiv-Yuan — also das Regierungskabinett oder Ministerrat der Republik China — seinen Plan bekannt, bis 2025 die Emissionen auf das Niveau von 2000 zu senken und bis 2050 auf die Hälfte des Niveaus von 2000. Seitdem hat das Land bemerkenswerte Fortschritte dabei gemacht, diese Ziele zu erreichen. Laut Statistiken der Internationalen Energiebehörde (International Energy Agency, IEA) gingen Taiwans Pro-Kopf-Emissionen von Kohlendioxid durch Treibstoff-Verbrennung in den Jahren 2011 und 2012 zurück, und die Pro-Kopf-Emissionen von Kohlendioxid durch Treibstoff-Verbrennung des Jahres 2012 lagen ungefähr 8,6 Prozent niedriger als das Niveau von 2007.

Weil Taiwan nur über begrenzte eigene Energie-Ressourcen verfügt und sich deswegen auf Einfuhren von Öl und Kohle stützen muss, um den Großteil des Energiebedarfs zu decken, wurden in den jüngsten Jahren mehrere politische Maßnahmen umgesetzt, mit denen die Abhängigkeit des Landes von solchen Energieträgern vermindert und nachhaltige Entwicklung gefördert werden soll. Auf der Grundlage des Gesetzes über die Entwicklung erneuerbarer Energien, das 2009 verkündet wurde, entwickelt die Regierung ein vielfältiges Spektrum von umweltfreundlichen Strom-Initiativen. Die Kapazität des Landes zur Erzeugung erneuerbarer Energie stieg 2013 übers Jahr um fast 25 Prozent auf 3,8 Gigawatt, und die Regierung rechnet damit, dass im Jahr 2030 diese Kapazität 13,8 Gigawatt erreichen wird. Die Entwicklung erneuerbarer Energien wird von Taiwans angesehenem Sektor der Ökotechnologie beträchtliche Hilfe erhalten. Taiwans Solarzellen- und Leuchtdiodengewerbe gehören zu den größten der Welt, und das Land besitzt außerdem beträchtliche Weltmarktanteile in Bereichen wie Elektrofahrzeuge und Energiespeicherung. Heute spielen die von taiwanischen Unternehmen entwickelten innovativen Technologien eine Schlüsselrolle bei Stromsparen und Initiativen für umweltfreundliche Energie im In- und Ausland.

Während Taiwan daran arbeitet, nachhaltige Entwicklung voranzubringen, engagiert das Land sich auch für die Förderung von internationaler Kooperation beim Umweltschutz. Im April startete Taiwan gemeinsam mit den USA die Initiative Internationale Umweltpartnerschaft, um die eigene Expertise in diesem Bereich mit anderen Ländern zu teilen. Beim Start dieses Programms in Taipeh war auch Gina McCarthy anwesend, die Leiterin der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA), die zu Protokoll gab, „Taiwan verdient sich Anerkennung als weltweiter Umwelt-Führer“. McCarthy, die Taiwan besuchte, um die zwei Jahrzehnte von Zusammenarbeit im Umweltbereich zwischen den beiden Ländern zu würdigen, sagte außerdem, die neue Initiative „erkennt den Fortschritt der Vergangenheit und die wichtigen zukünftigen Beiträge an, die Taiwan in der ganzen Welt leisten kann“.

Im fünften Einschätzungsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaveränderung (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) heißt es, ohne neue Maßnahmen gegen die Erwärmung des Weltklimas sei zu erwarten, dass sich die Durchschnittstemperaturen verglichen mit dem vorindustriellen Niveau bis zum Jahr 2100 um 3,7 bis 4,8 Grad Celsius erhöhen würden, und der Meeresspiegel werde bis Ende des 21. Jahrhunderts zwischen 26 und 82 Zentimeter ansteigen. Diese Prognosen heben hervor, wie groß die Bedrohung für die Menschheit ist und wie dringend umfassende globale Lösungen gebraucht werden. Taiwan hat den Wunsch und auch die technische Expertise, bei solchen Maßnahmen wesentliche Beiträge zu leisten. Indem man Taiwans Streben nach Beteiligung an der UNFCCC unterstützt, kann man die internationalen Anstrengungen gegen den Klimawandel wirksamer und wahrhaftig global machen.

(Deutsch von Tilman Aretz)

—Quelle: Taiwan Review, November 2014
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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