04.05.2024

Taiwan Today

Politik

Verbindungen schaffen: Ein Gespräch mit Außenminister David Lin

01.01.2013
Nach der Überzeugung von Außenminister David Yung-lo Lin kommen die internationalen Hilfsprogramme den Gebenden und den Empfängern gleichermaßen zugute. (Foto: Chang Su-ching)
Während die Bedeutung von Entwicklungshilfe für die Empfängerländer häufig hervorgehoben wird, weist David Yung-lo Lin (林永樂), der am 27. September 2012 das Amt des Außenministers der Republik China antrat, darauf hin, dass die Geber solcher Hilfe gleichfalls wesentlich davon profitieren. „Die Wirtschaftsentwicklung von verbündeten Ländern zu fördern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, ist das fundamentale Ziel von Taiwans Hilfepolitik“, stellt er fest. „Darüber hinaus wollen wir aber mit unseren Hilfeprojekten eine Verbindung herstellen. Wir wollen, dass es bei der Hilfe nicht einfach nur um Investieren von Finanzen geht, es sollen auch Verbindungen zwischen den Gewerben, Technologien und Talenten [in beiden Ländern] entstehen.“

Als Beispiel dafür, wie solche Verbindungen beiden Seiten nützen können, macht Lin auf den Beistand aufmerksam, den taiwanische Wissenschaftler ihren Kollegen in den Philippinen während eines gemeinsamen Taifunvorhersage-Forschungsprojekts gaben. „Uns ist klar, dass die Forschung, die wir unternahmen, den Philippinen nützt“, sagt Lin. „Es besteht aber die nicht geringe Möglichkeit, dass das auch uns hilft, denn die in dem Projekt gesammelten Daten werden dazu benutzt, Taiwans Management von Taifun-Katastrophen zu verbessern.“

Nach den Worten des Ressortchefs wird zwar ein großer Anteil von Taiwans internationaler Hilfe dafür abgezweigt, Partnerländer mit technischer Unterstützung bei Landwirtschaft, Fischerei, Gesundheitswesen und erneuerbarer Energie zu versorgen, doch solcher Beistand kann auch in der Heimat hilfreich wirken. Durch die Bereitstellung von medizinischen Dienstleistungen vor Ort in entlegenen, weniger entwickelten Ländern zum Beispiel gewann Taiwan mehr geschäftliche Gelegenheiten aus dem Bereich kooperative Gesundheitspflege in südpazifischen Ländern, enthüllt er.

Der Minister betont den Umstand, dass Taiwans Hilfeprojekte sich nicht unbedingt auf die diplomatischen Partnerländer der Republik China beschränken, besonders wenn es um humanitäre Hilfe geht. Lin diente als Taiwans Repräsentant in Indonesien, als die südostasiatische Nation im Dezember 2004 von dem verheerenden Tsunami im Indischen Ozean heimgesucht wurde. Nach der Katastrophe nahm er die Rolle, die Taiwan bei Hilfe und Wiederaufbau spielte, persönlich in Augenschein. „Obwohl wir keine diplomatischen Beziehungen mit Indonesien unterhalten, sah ich recht viele [taiwanische] Regierungsbehörden und NGOs wie Tzu Chi und World Vision [Taiwan], die dort viel Hilfe boten“, erinnert er sich. „Taiwan hat bei diesen Hilfearbeiten seinen Platz und wird auch weiterhin jedem Land, das von einer Katastrophe betroffen wird, Hilfe bieten.“

Im Hinblick auf den Nutzen für Taiwan im Inland, der durch die ausländischen Gesundheitsprojekte entsteht, stellt Lin fest, sie hätten dem Land bei seinem Streben nach größerer Beteiligung an der Weltgesundheitsorganisation und der Weltgesundheitsversammlung geholfen. „Wir hoffen, dass in der internationalen Gemeinschaft das Bewusstsein für das [hohe] Niveau von Taiwans Gesundheitsfürsorge wächst und man dort anerkennt, dass Taiwan wichtige Beiträge bei medizinischen Diensten leistet.“

Das Weißbuch des Außenministeriums über Auslandshilfe und die Verabschiedung des Gesetzes über internationale Kooperation und Entwicklung trugen dazu bei, Taiwans Praktiken bei Auslandshilfe mit internationalen Normen in Einklang zu bringen, hebt Lin hervor. Um Taiwans Streben nach einheitlicherer Hilfepolitik zu fördern, sei es nach seinen Worten wichtig, sich weiter an die Millenium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu halten, welche unter anderem dafür sorgen sollen, Armut und Hunger auszurotten, erreichbare medizinische Dienste zu leisten und allgemeine Bildung zu verwirklichen. „Wir konzentrieren uns darauf, unsere Hilfeprogramme im Einklang mit diesen Zielen zu betreiben“, gelobt der Minister. „Das wird dazu beitragen, dass Taiwan ein verantwortlicher Akteur und Anbieter humanitärer Hilfe [in der globalen Gemeinschaft] ist und bleibt.“

(Deutsch von Tilman Aretz)

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