08.05.2024

Taiwan Today

Politik

Partner des Friedens

01.05.2013
Am 19. März trafen Ma Ying-jeou, Staatspräsident der Republik China, und seine Ehefrau Chow Mei-ching im Vatikan mit dem neuen Papst Franziskus zusammen. Die Republik China und der Heilige Stuhl unterhalten seit 1942 diplomatische Beziehungen. (Foto: Mit freundlicher Genehmigung des Vatikan)
Die Anwesenheit von Ma Ying-jeou (馬英九), Staatspräsident der Republik China, bei der Messe zur Amtseinführung von Papst Franziskus im Vatikan am 19. März dieses Jahres bekräftigte die Prinzipien und die Freundschaft, welche seit langem die Republik China und den Heiligen Stuhl verbinden. Im Vatikan wurde Präsident Ma mit vollen protokollarischen Ehren und Zeremonien, die allen Staatsoberhäuptern und Repräsentanten zustehen, die den Heiligen Stuhl besuchen, empfangen. Nach dem Gottesdienst folgte ein Gespräch mit dem neuen Papst im Petersdom — ein historischer Moment, denn Ma war der erste Präsident der Republik China, der mit einem amtierenden Papst zusammentraf. Ma erklärte, Taiwan fühle sich „geehrt, ein Partner des Friedens“ mit dem Vatikan zu sein, und drückte seinen Dank für die Bemühungen von katholischen Organisationen in Taiwan aus, die sich für das Wohl von behinderten und armen Menschen einsetzen.

Das Verhältnis zwischen der Republik China und dem Heiligen Stuhl lässt sich bis zum Aufbau regulärer diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Seiten im Jahr 1942 zurückverfolgen. Nach dem chinesischen Bürgerkrieg zog sich die Regierung der Republik China im Jahr 1949 nach Taiwan zurück, und als das kommunistische Regime auf dem chinesischen Festland im Jahr 1951 die Repräsentanten des Vatikans auswies, erneuerte der Heilige Stuhl umgehend die Beziehungen mit der Republik China. Eine Bekräftigung der Beziehungen in jüngerer Zeit erfolgte im Dezember 2011, als die Republik China und der Vatikan ein Abkommen unterzeichneten über gegenseitige Anerkennung akademischer Grade, Diplome und Titel, die von kirchlichen Hochschulen, die mit dem Heiligen Stuhl verbunden sind, und entsprechenden Einrichtungen, die vom Bildungsministerium der Republik China anerkannt werden, verliehen wurden.

Neben den bewährten diplomatischen Beziehungen unterhält Taiwan starke religiöse Verbindungen mit dem Vatikan. In Taiwan leben schätzungsweise 300 000 Katholiken, und in seinem Gespräch mit dem Papst verwies Ma auf die herausragende Arbeit von Pater Ricardo Ferreira (1926-2006), der 50 Jahre lang in Taiwan Dienst leistete und ebenso wie Papst Franziskus ein dem Jesuitenorden angehörender Argentinier war. Taiwan ist zudem seit langem das bedeutendste Bindeglied des Vatikan mit der chinesischsprachigen Welt, und der Heilige Stuhl hat im Laufe der Jahre mehrere Kardinäle nach Taiwan entsandt, die an diversen Veranstaltungen teilnahmen.

Ein weiterer Höhepunkt von Mas Reise waren Gespräche mit anderen Führungspersönlichkeiten der Welt wie Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner, Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Vizepräsident Joe Biden. Mas Unterredung mit Biden war besonders ergiebig, Ma sprach dabei Themen an wie Waffenverkäufe, den bilateralen Handel und Taiwans jüngste Aufnahme ins Visabefreiungsprogramm der USA.

Mas Reise war in vielerlei Hinsicht ein Erfolg, am wichtigsten mag dabei einzuschätzen sein, dass Taiwan und der Vatikan ihre übereinstimmende Wertschätzung für Menschenrechte und Frieden hervorhoben. Im Gegensatz zu vielen anderen Nationen führt der Heilige Stuhl seine Außenpolitik nach moralischen Gesichtspunkten durch wie Armutsbekämpfung, Schutz des Rechts auf religiöse Andacht sowie Bildungsvermittlung. Die anhaltend warmen Beziehungen zwischen beiden Seiten belegen die Anerkennung des Vatikan für die langjährigen Anstrengungen der Republik China, eben diese Ziele zu erfüllen.

Indem Ma bei der Amtseinführung des neuen Oberhirten seinen Platz zwischen anderen Führungspersönlichkeiten der Welt einnahm, erneuerte Ma die Beziehungen der Republik China zum Vatikan, außerdem schärfte er Taiwans internationales Profil, stärkte die Beziehungen zu anderen Staatschefs und führte die Hingabe des Landes für Frieden und Religionsfreiheit vor. Noch wichtiger ist, dass der Präsident eines unterstrich — wenn Taiwan ins internationale Rampenlicht tritt, tut es dies als Kraft des Guten. Höchste Zeit, dass die Führungspersönlichkeiten des Landes regelmäßiger Gelegenheiten für solche Auftritte erhalten.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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