04.05.2024

Taiwan Today

Politik

Ein Freund in der Not

01.01.2014
Mit erheblichen Verwüstungen war zu rechnen gewesen. Der Taifun „Haiyan“, auf den Philippinen „Yolanda“ genannt, war schon als Super-Taifun eingestuft worden, bevor er die Inseln des philippinischen Archipels erreichte. Am 8. November vergangenen Jahres brauste der gigantische tropische Wirbelsturm über die Provinz Leyte in der Mitte der Philippinen hinweg und forderte mit seinen heftigen Winden, sintflutartigen Regenfällen und Sturmfluten nach Angaben der philippinischen Regierung über 6000 Menschenleben, etwa 4,4 Millionen Menschen wurden obdachlos. Besonders schwer wurde Leytes Provinzhauptstadt Tacloban 580 Kilometer südöstlich von Manila heimgesucht, wo über 80 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt wurden. Die Strom- und Wasserversorgung sowie die Kommunikation mit der Außenwelt wurden stark beeinträchtigt, Nahrungsmittel wurden knapp, und es kam zu Plünderungen.

Die Regierung der Republik China in Taiwan verlor keine Zeit. In Taiwan ist man mit den Folgen von Taifunen nur zu gut vertraut, und nach dem Abzug des Sturms liefen umfangreiche Hilfsmaßnahmen an, bei denen sich sowohl der staatliche Sektor als auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs), private Wohlfahrtsorganisationen und Unternehmen energisch ins Zeug legten. Zwischen dem 12. und dem 21. November starteten von einer Luftwaffenbasis im nordtaiwanischen Hsinchu 18 Mal Frachtmaschinen vom Typ C-130 der Luftwaffe der Republik China und flogen insgesamt über 150 Tonnen Hilfsgüter — Decken, Zelte, Verpflegung wie Instant-Nudeln, Trinkwasser, medizinischen Bedarf — für das Katastrophengebiet nach Cebu westlich der Insel Leyte. Die Güter waren von taiwanischen NGOs und Wohlfahrtsorganisationen gespendet worden, darunter der buddhistischen Wohlfahrtsstiftung Tzu Chi, der Rotkreuzgesellschaft der Republik China, Dharma Drum Humanities und Social Improvement Foundation.

Tzu Chi tat sich bei den Hilfsaktionen besonders hervor. Abgesehen von gesammelten Sachspenden wie 30 000 Decken und 60 000 Reispackungen für Sofortverzehr entsandte die Stiftung ein 40-köpfiges freiwilliges Hilfsteam, zu dem 10 Mediziner gehörten und das am 13. November im Katastrophengebiet eintraf. Gleichfalls engagiert war die christliche Wohlfahrtsorganisation World Vision Taiwan, die Hilfsgüter im Wert von 15 Millionen NT$ (375 000 Euro) bereitstellte, oder der medizinische Freiwilligenverband Taiwan Root Medical Peace Corps (TRMPC), der in Cebu eine Hilfszentrale einrichtete und ein medizinisches Team aus 11 Ärzten, 4 Pharmazeuten und 13 Krankenpflegern einsetzte. Die Gruppe von TRMPC hatte medizinische Hilfsgüter im Gepäck, die für die Behandlung von 10 000 Personen reichten. Weitere Hilfe kam von Fo Guang Shan, Ling Jiou Mountain, EVA Airways, der CTBC Financial Holding Co., der Taiwan Fertilizer Co. und vielen anderen. Bei Redaktionsschluss belief sich der Wert von Sach- und Geldspenden aus Taiwan für die Philippinen auf über 360 Millionen NT$ (9 Millionen Euro).

Am 25. November lief im südtaiwanischen Hafen Zuoying (Stadt Kaohsiung) das Panzerlandungsschiff „Chung He“ der taiwanischen Kriegsmarine mit 530 Tonnen Hilfsgütern an Bord aus und traf am 29. November nach einer Fahrt über 900 Seemeilen in Cebu ein. Die Ladung bestand aus Konserven wie Dosenfisch, Reis, Wasser, Kleidung, Zelten, Generatoren, Baggern und 80 von Tzu Chi gespendeten Fertighäusern. Die nun laufende zweite Phase der Hilfsmaßnahmen verfolgt das Ziel, den Betroffenen dabei zu helfen, zu einem normalen Leben zurückzukehren und ihre Wohnstätten wiederaufzubauen.

Zahlreiche Regierungsvertreter der Philippinen brachten die große Dankbarkeit ihres Landes zum Ausdruck. Staatspräsident Benigno Aquino III. äußerte privat, Taiwan sei ein Freund in der Not. Amadeo Perez Jr., Direktor des Wirtschafts- und Kulturbüros Manila (MECO), stellte fest, dass Taiwan einer der Haupt-Hilfslieferanten nach dem Taifun gewesen sei. Tatsächlich war Taiwan auch das erste Land, das nach dem Sturm Hilfsflüge mit C-130-Frachtmaschinen hinüberschickte. Taiwans Hilfe für die Philippinen ist für die Vertiefung des bilateralen Verhältnisses überaus förderlich. Ohnehin sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern sehr eng, wenn man bedenkt, dass in Taiwan fast 70 000 Filipinos als Gastarbeiter in der Seniorenpflege und als Fabrikarbeiter tätig sind.

Hilfsaktionen dieser Art sind jedoch auch geeignet, Taiwans Ruf als zuverlässigen Anbieter von Katastrophenhilfe in der Welt zu festigen. In den jüngsten Jahren war Taiwan nach großen Katastrophen stets mit Hilfseinsätzen und Rettungsteams zur Stelle, etwa nach dem Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004, den Erdbeben in Sichuan (Festlandchina) im Mai 2008, in Haiti im Januar 2010 und in Christchurch (Neuseeland) im Februar 2011 oder dem Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami in Japan im März 2011. Dabei waren die Taiwaner häufig als erste internationale Helfer vor Ort.

Nach dem Taifun Haiyan versicherte Ma Ying-jeou (馬英九), Staatspräsident der Republik China, Taiwan werde der Welt weiterhin seine Expertise bei humanitärer Hilfe anbieten, und man verfüge über große Erfahrung bei der Bewältigung von Katastrophen durch Taifune und Erdbeben. Taiwan wolle mit den Philippinen bei Katastrophenverhütung zusammenarbeiten, und das Staatsoberhaupt erklärte, Taiwan wünsche sich, durch solches Handeln in der Welt als Anbieter humanitärer Hilfe und als Friedensstifter angesehen zu werden.

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