06.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Staatspräsidentin Tsai entschuldigt sich bei Taiwans Ureinwohnern

02.08.2016
Staatspräsidentin Tsai Ing-wen lauscht am 1. Aug. im Präsidialamt in Taipeh Capen Nganaen, Stammesmitglied der Yami von der Orchideeninsel, der im Namen von Taiwans Ureinwohnern dort eine Rede hält. (Mit freundlicher Genehmigung des Präsidialamtes)
Staatspräsidentin Tsai Ing-wen entschuldigte sich offiziell am 1. August im Namen der Regierung der Republik China (Taiwan) bei den Ureinwohnern und gelobte, deren Rechte flächendeckend zu verteidigen. Ein Teil ihrer Regierungsanstrengungen bestehe darin, Vielfalt und Gerechtigkeit tiefer in der Gesellschaft zu verwurzeln. „Ich möchte mich aufrichtig für das Leid und die ungerechte Behandlung der Ureinwohner Taiwans über die letzten 400 Jahre entschuldigen.” erklärte Tsai. „Manche mögen Ungerechtigkeit als das zwangsläufige Ergebnis sozialen Fortschritts ansehen und sie als gegeben hinnehmen. Diese irrige Meinung muss man als allererstes ändern.” Die Staatspräsidentin machte die Bemerkungen während einer Veranstaltung zum Tag des Ureinwohners im Präsidialamt in Taipeh. Ebenfalls anwesend waren sowohl Vertreter von Ureinwohnerstämmen, die mit diversen Zeremonien Wohlwollen ausdrückten (who performed rituals demonstrating goodwill) und die Geister der Vorfahren um Segnungen baten, als auch hohe Regierungsbeamte und Mitglieder des diplomatischen Korps. Laut Tsai möchte die Regierung Versöhnung mittels eines dreigeteilten Ansatzes erreichen: das Grundgesetz über die Ureinwohner erfolgreich umsetzen, historische Gerechtigkeit für die Ureinwohner erlangen und eine Plattform für eine eventuelle Autonomie der Ureinwohner gründen. Die bisher von allen auf der Insel tätigen Verwaltungen, einschließlich die der Republik China, durchgeführte Eroberung und Landnahme stellt eine schwere Verletzung der Rechte der Ureinwohner Taiwans dar, betonte die Staatspräsidentin. Im Zuge der modernen Staatsbildung büßten die Ureinwohner ihre Autonomie ein, wurden ihrer kollektiven Rechte beraubt und ihre traditionellen sozialen Strukturen lösten sich auf, fügte Tsai hinzu. „Die Regierung muss dieses geschichtliche Kapitel offen angehen und sich ernsthaft Gedanken machen.” sagte sie. „Es ist allein unsere Verantwortung, Versöhnung zu suchen.” Tsai entschuldigte sich ebenso für die Entscheidung, Atommüll auf der Orchideeninsel (auch als Lanyu bekannt) zu lagern und dafür, nicht mehr zur Erhaltung der traditionellen Ureinwohnerkultur getan zu haben. Die Orchideeninsel, 44 Seemeilen vor der Küste gelegen, gehört zum Landkreis Taitung im Südosten Taiwans. Sie ist die Heimat der Yamis—einer von 16 offiziell in Taiwan anerkannten Stämmen. „Zwar ist Taiwan ein Land mit kultureller Vielfalt, aber die Kluft zwischen den Ureinwohnern und anderen Gruppen, was Gesundheit, Erziehung, politische Beteiligung und Wohlstand angeht, muss zur Sprache gebracht werden.” bemerkte die Staatspräsidentin. Als Teil ihrer Bemühungen, dieses Thema anzupacken, wird sie einem Komitee im Präsidialamt vorsitzen, das ethnische und historische Gerechtigkeit während der Übergangsphase beaufsichtigt. Dieses besteht aus Vertretern aller Ureinwohnergruppen und setzt sich durch Verhandlungen für eine Politik der historischen Gerechtigkeit ein. Andere Initiativen sind regelmäßige Sitzungen des Exekutiv-Yuans, um eine Umsetzung des Grundgesetzes über die Ureinwohner sicherzustellen, die Überprüfung maßgeblicher Gesetze und Bestimmungen auf ihre Vereinbarkeit mit den Interessen und Rechten der Ureinwohner sowie beschleunige Gesetze über Autonomie, Land- und Gewässerverwaltung und Sprachförderung für Ureinwohner. Gemäß dem Rat für Ureinwohnerfragen (Council of Indigenous Peoples, CIP) leben malaiisch-polynesische Völker schon seit Tausenden von Jahren in Taiwan. Archäologische Funde bestätigen ihre Anwesenheit bereits vor 12.000 bis 15.000 Jahren. Den neuesten Statistiken des CIP zufolge beträgt die Gesamtbevölkerung dieser Gruppen in Taiwan ca. 530.000 Personen oder 2,3 Prozent der Einwohner Taiwans. —Quelle: Taiwan Today; 01/08/2016 (SCK-E) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

Meistgelesen

Aktuell