05.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Ein unverzichtbares Gebräu

14.06.2016
Ein Arbeiter auf einer Tee-Farm im Bezirk Pinglin von New Taipei City kurz nach Beginn des Verfahrens, geerntete Teeblätter in Baozhong-Tee zu verwandeln. (Huang Chung-hsin)
Tee gilt gemeinsam mit Feuerholz, Öl, Reis, Salz, Sojasauce und Essig zu den sieben täglichen Bedarfsgütern der chinesischen Kultur.

Während man im Westen überzeugt ist, dass man durch den Verzehr eines Apfels am Tag vor Krankheiten gefeit bleibt, glauben die Menschen in der chinesischen Kultur, dass man sich durch eine Tasse Tee täglich den Weg zur Apotheke sparen kann. Laut dem „Klassiker des Tees“, verfasst vom Tang-zeitlichen Gelehrten Lu Yu (733-804), entdeckten die Chinesen Tee vor gut zweieinhalb Jahrtausenden. Zwar wurden Teeblätter anfangs als Zutaten für Arzneien verwendet, doch als sich die Anbau- und Verarbeitungstechniken verbesserten, benutzte man sie später für die Zubereitung eines täglich genossenen Getränks.

Zuwanderer aus der festlandchinesischen Provinz Fujian brachten die Pflanzenart Camellia sinensis, mit der Tee erzeugt wird, Anfang des 18. Jahrhunderts nach Taiwan. In den Jahrhunderten, die seither verstrichen sind, hat man einzigartige lokale Sorten gezüchtet, die widerstandsfähiger gegen Pflanzenkrankheiten sind, schneller wachsen und besser schmecken.

Nach der Ernte unterzieht man die Teeblätter einem langwierigen Verfahren, bei dem sie gedörrt, geschüttelt, geschwenkt, gerollt und getrocknet werden, womit ein bestimmtes Maß an Fermentation erzielt werden soll, welches dem Tee seine besondere Farbe und sein eigenes Aroma verleiht. Taiwan ist seit langem berühmt für halbfermentierte Sorten wie Baozhong, die hauptsächlich im Nordteil der Insel produziert wird, und Oolong, der überwiegend in den Bergen des taiwanischen Zentralmassivs gedeiht.

Die Sorten von Tee, welchen die Menschen heute trinken, unterscheiden sich sehr von jenen, welche die Chinesen vor Jahrtausenden schlürften oder den frühen Einwanderern bekannt waren, die Camellia sinensis nach Taiwan brachten. Was sich nicht geändert hat, ist das Gefühl, dass am Ende eines langen Tages nichts so erfrischend ist wie eine Tasse Tee.

—Quelle: Taiwan Review, Januar 2016, S. 52 (erschienen am 1. Januar 2016)
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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