05.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Kaohsiung übergibt Ureinwohnern Ländereien

06.06.2016
Kaohsiungs Bürgermeisterin Chen Chu (links) überreichte am 28. Mai im Rathaus von Kaohsiung Ureinwohner-Anwohnern Urkunden über Landbesitz. (CNA)
Die südtaiwanische Stadt Kaohsiung ist derzeit die letzte in einer Reihe von städtischen Gemeinden des Landes, die offiziell Ländereien an die Ureinwohner zurückgab, nachdem ähnliche Projekte in anderen Landesteilen durchgeführt worden waren, besonders im südtaiwanischen Landkreis Pingtung und dem osttaiwanischen Landkreis Taitung.

Die Maßnahme ist Teil eines wachsenden Trends, bei dem Lokalverwaltungen sich bemühen, angestammte Ländereien ihren ursprünglichen Bewohnern zurückzugeben. Derzeit werden in Taiwan 16 Ureinwohnerstämme offiziell von der Regierung anerkannt. Insgesamt zählen annähernd 530 000 Personen zur Kategorie der Ureinwohner, ungefähr 2 Prozent der Bevölkerung des Landes.

Kaohsiungs Bürgermeisterin Chen Chu übergab während einer Zeremonie am 28. Mai Landeigentums-Urkunden an 60 Ureinwohner-Haushalte. Die Ureinwohner-Anwohner erhielten insgesamt 110 Grundstücke mit einer Fläche von 100 Hektar. „Das war immer unser Land gewesen“, ließ sich einer der Urkunden-Empfänger stolz bei der Veranstaltung vernehmen.

Die Zeremonie folgte auf die Amtseinführung von Staatspräsidentin Tsai Ing-wen am 20. Mai. Tsais Administration hat versprochen, Ureinwohner-Traditionen wiederzubeleben, kolportierte Chen.

„Dies ist die bedeutungsvollste und wertvollste Sache, die ich während meiner 10-jährigen Amtszeit als Bürgermeisterin in Kaohsiung durchgeführt habe“, freute sich Chen und fügte hinzu, die Rückgabe sei lediglich der Anfang der Arbeit der Stadtverwaltung, mit den Ureinwohnern zusammenzuarbeiten und für sie einzutreten.

In der Vergangenheit konnten Ureinwohner nur dann einen Antrag auf Rückgabe des von ihnen beanspruchten Stammeslandes stellen, wenn sie offizielle Besitzurkunden vorlegten. Dies war schwierig, weil jegliche Dokumente, die einmal ausgestellt worden waren, Jahrzehnte alt sein konnten. Diese waren häufig verloren gegangen oder hatten gar nie existiert, weil privates Landeigentum, so wie es heute verstanden wird, sich in den meisten Ureinwohnerkulturen nie herausgebildet hatte.

Gemäß den Bestimmungen über die Entwicklung und Verwaltung von Land, das Ureinwohnern vorbehalten ist, können Angehörige von Ureinwohnerstämmen, denen Rechte für landwirtschaftliche Betätigung oder Baumaßnahmen in Ureinwohner-Reservaten gewährt wurden, Eigentumsrechte an dem Land erhaten, nachdem sie das Land fünf Jahre lang betrieben hatten. Eigentumsübertragungen finden unter der Schirmherrschaft des Rates der Ureinwohnervölker (Council of Indigenous Peoples, CIP) statt. Der CIP ist eine Behörde in Ministeriumsrang, die für ungefähr 1060 Quadratkilometer Land in Ureinwohner-Reservaten zuständig ist. Momentan befinden sich 35 Prozent solcher Ländereien im Besitz von Ureinwohnern.

Die Rückgabe von Stammesland an ihre ursprünglichen Bewohner kann zu größerer Autonomie für Ureinwohnervölker beitragen, sinnierte Chen. Diese Bemühungen stehen zudem im Einklang mit der Deklaration der Vereinten Nationen über die Rechte von Ureinwohnervölkern, hob sie hervor und merkte an, die Tsai-Administration werde sich dafür einsetzen, die Rechte von Ureinwohnervölkern zu schützen und ihre einzigartigen Kulturen, Sprachen und Systeme wiederzubeleben.

—Quelle: Taiwan Today, 06/04/2016 (KTJ-E)
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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