06.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Vorrang für städtische Ästhetik in Taipeh

26.02.2016
Die Schönheit des historischen Nordtors in Taipeh steht in auffallendem Kontrast zu den Reklametafeln und dem starken Straßenverkehr der unmittelbaren Umgebung. (UDN)
Das Aussehen und Flair von Taipehs geplantem städtischen Umfeld zu verbessern hat für die Stadtverwaltung großen Vorrang, während sie daran arbeitet, die Stadt in eine der ästhetisch ansprechendsten Metropolen der Welt umzuwandeln. Eine Initiative, die unlängst Schlagzeilen machte, war der Abriss der zur Zhongxiao-Brücke führenden Beton-Hochstraße in diesem Monat, wodurch das historische Nordtor der Stadt (Beimen) wieder besser sichtbar wurde. Das vor über 130 Jahren gebaute Beimen war 39 Jahre lang praktisch verborgen, wodurch Taipeh eines Kulturschatzes beraubt und Touristen die Gelegenheit vorenthalten wurde, das letzte noch aus der Qing-Dynastie (1644-1911, in Taiwan 1683-1895) vorhandene Stadttor ungehindert zu bewundern. Die Schönheit des Wahrzeichens steht in auffallendem Kontrast zu unansehnlichen Reklametafeln, welche den westlichen Teil von Taipeh verschandeln. Dies zog Aufrufe von Stadtplanern und der Öffentlichkeit an die Stadtverwaltung von Taipeh nach sich, der Verschönerung der Innenstadt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Nach Auskunft der Kulturabteilung der Stadtverwaltung Taipeh sind Bemühungen angelaufen, welche Abhilfe schaffen sollen. Dazu zählen Projekte, Kaufleuten dabei zu helfen, weniger auffällige Verkaufsschilder und –tafeln zu entwerfen, außerdem sollen über 9000 Stromkästen augenfällig bemalt werden. Agua Chou, Chefin der vor Ort ansässigen Beratungsfirma Agua Design, ist indes der Ansicht, dass die Öffentlichkeit bei der Steigerung von Taipehs Reiz mehr erreichen kann. „Das Problem mit den Reklametafeln in Taiwan, bei denen es sich überwiegend um rechteckige Kunststoffkästen handelt, ist weniger ihre langweilige Erscheinung als vielmehr Mangel an Persönlichkeit“, analysierte sie. „Die Farbauswahl lässt gleichfalls viel zu wünschen übrig, weil die unmittelbare Umgebung dabei nicht berücksichtigt wird.“ Chou ist eine Expertin in dem Fach. Im Jahr 2013 führte ihr Unternehmen im Auftrag der Kulturabteilung ein Ladenschildprojekt aus, das sowohl bei den Einzelhändlern als auch bei der Öffentlichkeit Anklang fand. Chou verweist auf grelle und übergroße Ladenschilder als Beispiel und meint, solche Reklame sei ein Schandfleck und verletze das Recht der Öffentlichkeit auf eine ansprechende Aussicht. „Das heißt aber nicht, dass Schilder standardisiert werden müssen, um ein ordentlicheres Straßenbild zu erzeugen“, versicherte sie. „Es ist wichtig, Dialog in der Gemeinde zu fördern und Einigkeit über das Verhältnis zwischen Beschilderung und der Nachbarschaft zu erzielen.“ Im Sinne von Chou äußerte sich auch Wu Szu-ju, CEO der Kunstberatungsfirma Union Vision in Taipeh, mit den Worten, Fragen des städtischen Umfelds zeigten, wie wertvoll es sei, ein für Kaufleute und die Öffentlichkeit gleichermaßen vorteilhaftes Verhältnis aufzubauen. Im Jahr 2014 führte die Kunstberatungsfirma im Auftrag der Kulturabteilung ein Wandmalerei-Projekt aus, bei dem es um 28 Trafokästen im historischen Stadtviertel Dalongdong im Bezirk Datong ging. Die lebhaften Kunstwerke erfassten den Geist des lebhaften traditionellen chinesischen Religion-Kulturerbes der Gegend. „Ästhetik ist ein außerordentlich subjektives Thema, und Gesetze und Vorschriften sind dabei wenig hilfreich“, meinte Wu. „Doch indem man die Notwendigkeit für ansprechendes Design und regelmäßige Wartungsarbeit betont, kann man bei der Neugestaltung des Aussehens von Taipehs Straßen tatsächlich etwas bewirken.“ —Quelle: Taiwan Today, 02/25/2016 (SFC-JSM) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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