28.04.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Zinan-Tempel erfüllt weltliche Wünsche

17.02.2016
Gläubige im Zinan-Tempel im Landkreis Nantou verbrannten am 11. Februar in Zentraltaiwan Räucherwerk und beteten für Glück und Segen. (Liberty Times)
Tempel spielen im täglichen Leben vieler Taiwaner eine wichtige Rolle, weil sie spirituelle Führung bieten und als Schauplätze für bedeutsame Rituale dienen. Eine solche Einrichtung in Zentraltaiwan hat diese Rolle noch erweitert, indem öffentliche Kleinkredite ohne obligatorische Sicherheiten gewährt werden. Der Zinan-Tempel im Landkreis Tainan gibt bedürftigen Personen mit einem gültigen Personalausweis „Bargeld des Landesherrn“ in Höhe von 600 NT$ (16 Euro). Nach den Worten von Chuang Chiu-an, dem Leiter des Verwaltungsbüros des Tempels, reicht diese Praxis zurück zu den Jahrzehnten vor Taiwans wirtschaftlichem Aufschwung. „In jenen schweren Zeiten machte solcher finanzieller Beistand für die Menschen in der ländlichen Gemeinschaft wirklich etwas aus“, rekapituliert er. „Zwar waren die Schulden rechtlich nicht bindend, doch die große Mehrheit der Schuldner zahlte das Geld wie versprochen zurück.“ Laut Chuang verlor dieses Geld im Zuge der Verbesserungen von Taiwans Wirtschaft an Bedeutung, doch der Reiz blieb bestehen. „Die Zahl der Empfänger nimmt jedes Jahr um ungefähr 3 Prozent zu“, berichtete er und fügte hinzu, dass während der Ferienzeit zum Neujahrsfest gemäß dem Mondkalender jeden Tag um die 14 000 Menschen für das Darlehen nach Zinan kamen. Im vergangenen Jahr liehen etwa 650 000 Personen mehr als 400 Millionen NT$ (10,79 Millionen Euro) vom Tempel. Die Rückzahlungen betrugen 600 Millionen NT$ (16,18 Millionen Euro), der größte Einzelbetrag belief sich auf 2,9 Millionen NT$ (78 242 Euro). „Die Praxis hilft nicht nur Menschen in Zeiten der Not, sondern stellt zudem eine stabile Quelle von Finanzierung zur Unterstützung vieler wohltätiger Arbeiten in der örtlichen Gemeinde dar“, beschrieb Chuang. Eine weitere örtliche Praxis, die an Anerkennung gewinnt, ist das Verteilen einer eigens geprägten Münze in einem glückverheißenden roten Kuvert zum Beginn des neuen Jahres. „Muttergeld“ soll, wie der Name schon andeutet, für mehr Mütter sorgen und dem Besitzer Glück bringen. Der Tempel verteilte in diesem Jahr über 150 000 solcher Münzen, so Chuang. „Die Schlange von Menschen, die sich vor dem Tempel dafür anstellten, erreichte am 11. Februar, also dem vierten Tag des ersten Mondkalendermonats und dem Vorabend vom Geburtstag des Wohlstandsgottes gemäß der chinesischen Tradition, eine Länge von acht Kilometern.“ —Quelle: Taiwan Today, 02/16/2016 (SFC-JSM) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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