28.04.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Saisiyat-Ritual vom Kulturminister gewürdigt

28.10.2015
Kulturminister Hung Meng-chi (Mitte) am 24. Oktober im Landkreis Miaoli mit Angehörigen der Saisiyat-Ureinwohnergruppe, nachdem er ihr paSta’ay-Ritual als nationalen volkstümlichen Brauch geehrt hatte. (Foto mit freundlicher Genehmigung des Kulturministeriums)
Kulturminister Hung Meng-chi überreichte am 24. Oktober Repräsentanten der Saisiyat-Ureinwohnergruppe Zertifikate, welche ein alle zwei Jahre stattfindendes Stammesritual als nationalen Volksbrauch anerkannten, womit die Regierung ihre Entschlossenheit unter Beweis stellte, Taiwans ethnische und kulturelle Vielfalt zu bewahren.

Das paSta’ay-Ritual, das zum Vollmond während des 10. Mondkalendermonats vollzogen wird, besteht aus einer dreitägigen Gesangs- und Tanzzeremonie. Für das Ritual legen Männer kilakil (ein Clan-Symbol) und Frauen tapangasan (eine traditionelle Glocke) an, und von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang bewegen sie sich aus einem großen Kreis ihrer Stammesangehörigen hinein und hinaus.

Die Zeremonie war im Jahr 2013 vom Kulturministerium als nationaler Volksbrauch anerkannt worden. Beim diesjährigen Ritual am Xiangtian-See im nordtaiwanischen Landkreis Miaoli überreichte Kulturminister Hung Repräsentanten der nördlichen Saisiyat aus dem Dorf Wufeng im Landkreis Hsinchu und den südlichen Saisiyat aus dem Dorf Nanjuang im Landkreis Miaoli feierlich Zertifikate, in denen der Status des Rituals verzeichnet war.

„Unter den 17 in Taiwan anerkannten nationalen Volksgebräuchen ist das Saisiyat-Ritual das Erste, das zwei Landkreise betrifft, was die tiefen Verbindungen innerhalb dieser Ureinwohnergruppe an den Tag legt“, urteilte Hung. „Ich glaube auch, dass die Anerkennung dieses Rituals dazu beitragen wird, das Bewusstsein für die Vielfalt der Ureinwohnerkulturen zu fördern und ein größeres Verständnis unter unserer Jugend für das reiche Kulturerbe der Saisiyat zu schaffen.“

Zwar wurde das Volk der Saisiyat tiefgreifend von der Han-chinesischen Kultur und der benachbarten Atayal-Ureinwohnergruppe beeinflusst, doch hat es sich eine Menge seiner einzigartigen Gebräuche bewahrt, unter anderem das paSta’ay-Ritual.

Laut den jüngsten Statistiken vom Rat der Ureinwohnervölker (Council of Indigenous Peoples, CIP), einer Behörde in Ministeriumsrang, beträgt die Bevölkerung der Gruppe insgesamt über 6000 Menschen, und ihre Sprache wurde von der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO) als stark gefährdet bewertet.

Ein einzigartiges Merkmal von paSta’ay beruht darin, dass es sich dabei nicht um eine Ernte-Zeremonie handelt, sondern um eine für Versöhnung.

Nach einer Legende verübten die Saisiyat vor langer Zeit ein Massaker an einem benachbarten Pygmäenvolk namens Ta’ay. Um die Geister der Toten zu besänftigen, sühnt der Stamm seine Sünden und zollt den Pygmäen durch paSta’ay Tribut.

—Quelle: Taiwan Today, 10/27/2015 (YCH-CM)
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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