03.05.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Taiwanischer Akademiker hilft schwierigen Jugendlichen

17.04.2015
Der taiwanische Akademiker Hsieh Chih-mou führte 2007 eine Gruppe mutiger Schüler bei einer Klettertour im Himalaya. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Outside the Box Publishing Co. Ltd.)
Ein unorthodoxer Pädagoge hilft traumatisierten taiwanischen Jugendlichen mit einem alternativen Lernprogramm, bei dem einige der exotischsten Orte der Welt besucht werden, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen.

Hsieh Chih-mou, Dozent an der Abteilung für Bürgererziehung und Führung an der Pädagogischen Hochschule Taiwan (National Taiwan Normal University, NTNU) in Taipeh, verfechtet seit 2005 Abenteuer-Erziehung und bildete in dem Ablauf zahlreiche Psychiater, Schulberater und Sozialarbeiter aus.

Laut Hsieh stammen viele seiner Schüler aus dysfunktionalen Familien, leiden an Verhaltens- oder Geistesstörungen oder unterliegen Bewährungsauflagen. „Ich kann mich in diese schwierigen Jugendlichen versetzen, denn ich war selbst mal einer“, bekannte er.

Als Opfer häuslicher Gewalt hatte Hsieh die Oberschule abgebrochen und war ein Kleinkrimineller, der sich auf der schiefen Bahn befand. „All dies änderte sich, als ein Lehrer besonderes Interesse für mich entwickelte und meinem Leben eine Wendung gab“, erzählte er. „Zu wissen, dass jemand mich nicht aufgegeben hatte, machte wirklich etwas aus.“

Hsieh vergaß nie die Güte des Lehrers und gelobte, positiv auf das Leben von ähnlich gefährdeten Jugendlichen einzuwirken. Seine Therapiemaßnahmen, zu denen Fahrradtouren in Neuseeland, Kanufahren in Alaska und Bergsteigen auf dem Kilimandscharo in Kenia zählten, hatten bald einen legendären Ruf. Jüngste Unterfangen wie Gemeinde-Umwandlungsprogramme in Nepal und Nordthailand erwiesen sich als gleichermaßen reizvoll.

Diese erfolgreiche Verknüpfung von Abenteuer-Therapie und experimentellem Lernen wurde in Hsiehs populärem Buch „Den Gipfel erreichen: Führung in Action-Unterricht, um das Leben zu verändern und die Welt zu erkunden“ beschrieben. „Solche Aktivitäten im Ausland waren besonders inspirierend für solche Jugendliche, weil sie das auf eigene Faust niemals hätten machen können“, argumentierte er. „Selbst die weniger Glücklichen in der Gesellschaft haben ein Recht darauf, ihre Träume zu verwirklichen.“

Durch diese einzigartigen Abenteuer lernten die Schüler, ihren Teamwork-Geist sowie ihre Fertigkeiten bei Aggressionsbewältigung, Kommunikation, Führung und Problemlösung zu entwickeln. „Diese Kenntnisse werden ihnen helfen, im Leben weit voranzukommen“, versicherte Hsieh. „Indem ich diese jungen Männer und Frauen beim Bezwingen respekteinflößender Herausforderungen im Freien führe, zeige ich ihnen, wie sie Frieden mit ihrer Vergangenheit schließen und negative Erfahrungen in etwas Positives umwandeln können.“

Während Hsieh glaubt, dass sein Programm den Teilnehmern Ehrgeiz beibringen und ihre Sichtweise erweitern kann, warnt er davor, die jungen Leute in Zuckerwatte zu hüllen. „Ein Aquarium ist perfekt dafür, schöne Fische zu halten, doch Wale brauchen die Herausforderungen und die Freiheit des Meeres“, philosophierte er. „Nach meiner Erfahrung ist Phantasie der Schlüssel dafür, Potenzial zu erfüllen. Wenn man an eine Person glaubt und sich ehrlich um ihr Wohlergehen kümmert, dann sind die Voraussetzungen für grenzenlosen Erfolg gegeben.“

—Quelle: Taiwan Today, 04/16/2015 (SFC-JSM)
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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