03.05.2024

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Stammesfest der Paiwan führt Taiwans kulturelle Vielfalt vor

16.10.2019
Stammesangehörige der Paiwan während des Maljeveq-Festes bei einer alle fünf Jahre abgehaltenen traditionellen Zeremonie, die Glück bescheren soll. (Mitarbeiterfoto/Chen Mei-ling)
Das Maljeveq-Fest, eine farbenprächtige Ureinwohnerfeier mit Ahnenritualen, Zeremonien gegen böse Geister, Tanz, Fasten, Speiseopfern und Gesang, stellt im südosttaiwanischen Landkreis Taitung den kulturellen Höhepunkt im Monat Oktober dar.
 
Das Festival, das von den Paiwan — einem der 16 offiziell von der Regierung der Republik China (Taiwan) anerkannten Ureinwohnergruppen — ausgerichtet wird, umfasst eine Sonderzeremonie, bei der es den Teilnehmern darum geht, fünf Jahre Glück für ihre Familien zu erlangen.
 
Bei einer typischen Zeremonie sitzen ein paar Dutzend Männer in einem Kreis auf einem erhöhten Bambusgerüst, wobei jeder einen angespitzten Pfahl in der Hand hält. Das Ziel besteht darin, eine von 10 Rattankugeln zu treffen, welche von einem Hohepriester über ihre Köpfe geworfen wird.
 
Seit über einem Jahrhundert fungiert der Patjaljinuk-Clan als Gastgeber für das Fest. Derzeitiger Häuptling ist Galaikai Patjaljinuk, und die Schamanin, welche das Recht erbte, den Vorsitz bei dem Fest zu führen, ist ihre jüngste Tochter Mamauwan Patjaljinuk. Das ganze Jahr über hat sie spirituelle Verpflichtungen zu erfüllen, unter anderem die Führungsrolle bei Hochzeiten und Trauerfeiern, und es sind Wahrsagungs-Rituale durchzuführen.
 
„Meine Großmutter wurde Häuptling, als sie 14 Jahre alt war“, erzählt Mamauwan. „Im Laufe von sechs Jahrzehnten leitete sie 12 Maljeveq-Zeremonien, und es ist größtenteils ihr zu verdanken, dass unser Kulturerbe so gut bewahrt wurde.“
 
Mamauwan sieht ihre Aufgabe darin, die altertümlichen Traditionen und Praktiken lebendig zu halten, indem die jüngere Generation eingebunden wird. Die Lebensweise der Paiwan sei „durchdrungen von altbewährtem Wissen und Weisheit“, beschrieb sie.
 
Die Kreisverwaltung Taitung würdigte die einzigartige Rolle, welche das Fest in der Gemeinde spielt, und erklärte es im Jahr 2009 zu einem bedeutenden volkstümlichen Brauch. Das Kulturministerium entsandte im vergangenen Jahr Forscher zu dem Ereignis, um zu erkunden, ob es zu landesweitem Status aufgewertet werden solle.
 
Neben den Paiwan sind fünf weitere Ureinwohner-Volksgruppen — die Amis, Bunun, Puyuma, Rukai und Yami — im Landkreis Taitung angesiedelt. Der Anteil von Ureinwohnern an der Bevölkerung des Landkreises beträgt über 35 Prozent, höher als in allen anderen Städten und Landkreisen des Landes, berichtete der Rat der Ureinwohnervölker (Council of Indigenous Peoples, CIP), eine Behörde in Ministeriumsrang.
 
Die bekanntesten Ureinwohner-Feierlichkeiten in Taitung sind neben dem Paiwan-Fest Maljeveq das Ohrschießen-Fest der Bunun mit einem Bogenschießen-Wettkampf; ferner das Jagdfest Mangayaw von den Puyuma sowie das einmonatige Yami-Fest der Fliegenden Fische auf der Orchideen-Insel (Lanyu).
 
(Dieser Artikel ist eine gekürzte Version des Beitrages „Cradle of Culture“, zu Deutsch Wiege der Kultur, welcher in der diesjährigen Januar/Februar-Ausgabe der englischsprachigen Zweimonatszeitschrift Taiwan Review erschien. Das Archiv von Taiwan Review reicht zurück bis ins Jahr 1951 und ist online abrufbar.)
 
—Quelle: Taiwan Today, 10/04/2019 (KH-E)
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com
 

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