19.05.2024

Taiwan Today

Politik

Warum die WHO Taiwan braucht

23.05.2019
Am 16. Mai fand in Berlin eine Kundgebung statt, in der zu Taiwans Beteiligung in den Aktivitäten, Mechanismen und Konferenzen der WHO aufgerufen wurde. Taiwans Repräsentant in Deutschland Prof. Shieh Jhy-wey (vordere Reihe, im Skelettkostüm) erhielt dabei Rückhalt u. a. von den FDP-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lechte und Daniela Luckert. (CNA/Porträts der Abgeordneten mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Lechte und Daniela Kluckert, Bildcollage von Taiwan heute)
Auf Betreiben Chinas ist Taiwan von der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly, WHA), also dem Beschluss fassenden Organ der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) in Genf, wie bereits in den Jahren 2018 und 2017 ausgeschlossen, was eine Lücke im globalen Gesundheitssicherheitsnetz verursacht. Dieser aus politischen Gründen hervorgegangene Missstand ist vor allem deswegen beklagenswert, weil Taiwan einen enormen Reichtum von Erfahrungen und Knowhow aufzuweisen hat.
 
Taiwans Bilanz der vergangenen Jahrzehnte im Gesundheitswesen kann sich in der Tat sehen lassen. Binnen 15 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnten mehrere ansteckende Krankheiten wie Pocken, Cholera, Pest und Tollwut ausgerottet werden. 1965 wurde Taiwan von der WHO für malariafrei erklärt. Auch die Leistungen bei der Bekämpfung von Hepatitis B sind eindrucksvoll — während im Jahr 1980 über 15 Prozent der Erwachsenen mit dem Hepatitis B-Virus infiziert waren (damals der höchste Prozentsatz weltweit), ging seit dem Beginn einer Impfkampagne bei Neugeborenen der Anteil von Virenträgern unter Kindern jener Generation drastisch zurück und liegt mittlerweile unter einem Prozent, was vergleichbar ist mit entwickelten Ländern in Europa, mit den USA und Japan.
 
Neben der Verhütung ansteckender Krankheiten hat Taiwan große Fortschritte bei der Unfallverhütung gemacht. Zur Erhöhung der Straßensicherheit wurde 1997 ein Gesetz erlassen, das eine Helmpflicht für Motorrad- und Mopedfahrer verfügte. Dadurch wurde die Zahl von Kopfverletzungen in Taiwan wesentlich verringert, entsprechend sank die Zahl der Verkehrstoten.
 
Vor dem kometenhaften wirtschaftlichen Aufschwung Taiwans war das Land Empfänger internationaler Entwicklungshilfe, doch seit dem Aufstieg zur Industrienation hat sich Taiwan voller Dankbarkeit aktiv der internationalen Gemeinschaft erkenntlich gezeigt und sowohl durch Geld- und Sachspenden als auch durch Entsendung von Mediziner-Einsatzgruppen in bedürftige Länder und Katastrophengebiete humanitäre Hilfe geleistet.
 
Das Programm der Nationalen Krankenversicherung (National Health Insurance, NHI) ist ein weiterer Meilenstein bei Volksgesundheit in Taiwan. Seit ihrer Umsetzung im Jahr 1995 hat die NHI ökonomische Hindernisse zu medizinischer Pflege beseitigt und diese besser zugänglich gemacht. Als Pflichtprogramm erfasst die NHI alle Menschen in Taiwan, und weil die medizinischen Einrichtungen des Landes bis auf wenige Ausnahmen vertraglich ans NHI-Programm gebunden sind, ist es für Jene, die das Programm in Anspruch nehmen, einfach, eine medizinische Einrichtung eigener Wahl zu finden. Die Errungenschaften des Programms wurden rund um den Erdball gelobt, und das Programm stützt sich auf Informationstechnologie, wobei alle Versicherte für maximale Verwaltungseffizienz eine Chipkarte erhalten.
 
Ebenso wie viele andere hochindustrialisierte Länder weist auch Taiwan eine niedrige Geburtenrate und einen steigenden Seniorenanteil in der Bevölkerung auf. Damit einhergehende Herausforderungen im Gesundheitswesen umfassen Erkennung und Behandlung nicht-ansteckender Krankheiten wie bösartige Tumoren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und chronische Erkrankungen der Atemwege. Konzepte zur Bewältigung dieser Probleme haben für die Regierung der Republik China (Taiwan) in Taipeh hohe Priorität.
 
Durch Taiwans Nichtbeteiligung in der WHO bleiben dem Land neueste Erkenntnisse bei der Bekämpfung gesundheitlicher Gefahren vorenthalten, gleichzeitig verliert die Weltgemeinschaft die Gelegenheit, auf einem so wichtigen Forum wie der WHA an Taiwans reichen und wertvollen Erfahrungen teilhaben zu können. Von einer Beteiligung Taiwans an der WHA als Beobachter können alle Länder dieser Welt nur profitieren.
 
—Quelle: Taiwan heute, 05/22/2019
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com
 

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