„Im Laufe der vergangenen 20 Jahre bewegte sich Taiwans demokratischer Fortschritt in ausgefahrenen Gleisen, wurde von den Schatten des Autoritarismus und dem gnadenlosen Wettkampf zwischen widerstreitenden Ideologien gestört“, geißelte Soong. „Zusammenarbeit anstelle von endloser Konfrontation ist unser einziger Ausweg aus diesem Durcheinander.“
Laut Soong hat für ihn Vorrang, die Versöhnung zwischen verschiedenen Parteien zu fördern und Kooperation über die Parteigrenzen hinweg beim Teilen von Macht und Verantwortlichkeiten im Staat anzustreben, sollte es ihm gelingen, ins höchste Staatsamt der Republik China gewählt zu werden.
„Dies wird dadurch erreicht, indem konstitutionelle Reformen vorangebracht werden, um Taiwans Regierungsstruktur auszutarieren“, legte Soong dar. „Wir brauchen eine Koalitionsregierung, um durch einen gemeinsamen Nenner und geteiltes Verständnis realistische politische Konzepte umzusetzen. Es muss Schluss sein mit dem politischen Konzept der Vergangenheit, gemäß dem der Sieger alles bestimmt (»winner takes all«).“
Ein weiteres Kernelement in Soongs Programm ist der Aufbau eines nachhaltigen Rahmens für die friedliche Entwicklung der Beziehungen über die Taiwanstraße. Daneben plant Soong, dem Beispiel des früheren Staatspräsidenten Chiang Ching-kuo (1910-1988, Amtszeit 1978-1988) zu folgen, sich der wahren Bedürfnisse der Menschen anzunehmen und alle Segmente der Gesellschaft zu konsolidieren.
„Taiwan braucht jemanden mit Erfahrung und Entschlossenheit an der Spitze, jemand, der für die harten Herausforderungen im In- und Ausland praktische Lösungen bieten kann“, warb Soong. „Dies ist meine Vision eines korrekten Mittelweges für das Land.“
Es ist das dritte Mal, dass Soong sich mit einer Kandidatur um das Amt des Staatsoberhauptes bewirbt, und es ist seine vierte Teilnahme an einem Präsidentschaftswahlkampf. Zuvor war er 2000 und 2012 als Präsidentschaftskandidat angetreten, das erste Mal unterlag er recht knapp gegen Chen Shui-bian von der Demokratischen Progressiven Partei (DPP), das zweite Mal verlor er deutlich gegen Ma Ying-jeou von der Nationalen Volkspartei (Kuomintang, KMT).
2004 trat Soong als Vizepräsidentschaftskandidat unter Lien Chan von der KMT an, doch das Team verfehlte den Wahlsieg äußerst knapp mit 0,228 Prozent gegen den Amtsinhaber Chen Shui-bian und Vizepräsidentin Annette Lu von der DPP.
—Quelle: Taiwan Today, 08/06/2015 (YHC-JSM)
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