Staatspräsidentin Tsai Ing-wen legte am 20. Mai in Taipeh den Amtseid für ihre zweite vierjährige Amtszeit als Staatsoberhaupt der Republik China (Taiwan) ab. Die Vereidigung erfolgte in einer schlichten Zeremonie im Präsidialamt, die live im Fernsehen und in sozialen Medien übertragen wurde. Der Ablauf der Zeremonie folgte den Empfehlungen des zentralen Epidemie-Kommandozentrums (Central Epidemic Command Center, CECC).
Im Rahmen der gleichen Zeremonie wurde auch Lai Ching-te vereidigt, der von 2017 bis 2019 als Premierminister der Republik China (Taiwan) gedient hatte und nun als Vizepräsident die Nachfolge von Chen Chien-jen antrat, welcher nach Ablauf seiner Amtszeit aus dem Amt schied. Anschließend hielt Tsai vor Angehörigen des diplomatischen Korps ihre Antrittsrede im Freien vor dem Taipei Guest House.
Aufgrund gesundheitlicher Bedenken wegen der Coronavirus-Pandemie waren dieses Mal keine Würdenträger aus dem Ausland nach Taiwan eingeladen worden. Stattdessen wurden per vorab aufgezeichneten Videobotschaften Glückwünsche und Grußadressen von hochrangigen Persönlichkeiten aus zahlreichen Ländern und Territorien verlesen, unter anderem von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki, dem Vorsitzenden des Parlamentarischen Freundeskreises Berlin-Taipeh Klaus-Peter Willsch, dem Vorsitzenden der Taiwan-Freundschaftsgruppe des Europaparlaments Michael Gahler und vielen anderen. Insgesamt waren Gratulations-Videos von 92 Politikern aus 41 Ländern in Taiwan eingegangen, von denen 65 bei der Amtseinführungszeremonie vorgeführt wurden.
Ein besonderes Glanzlicht war die Grußbotschaft von US-Außenminister Mike Pompeo, welche zu dem Anlass verlesen wurde. Nach Auskunft des Außenministeriums in Taipeh war es das erste Mal überhaupt, dass ein US-Außenminister bei der Vereidigung von Taiwans Staatsoberhaupt eine Gratulationsbotschaft schickte. Pompeo erklärte, Tsais Wiederwahl mit großer Mehrheit zeige, dass sie sich den Respekt, die Bewunderung und das Vertrauen der taiwanischen Bevölkerung verdient habe. Tsais Mut und Weitsicht bei der Führung von Taiwans lebendiger Demokratie sei eine Inspiration für die Region und die Welt, und er sei zuversichtlich, dass die Partnerschaft zwischen Taiwan und den USA unter Tsais Führung weiter gedeihen werde, so Pompeo.
Tsai Ing-wen war am 11. Januar dieses Jahres als Kandidatin der regierenden Demokratischen Progressiven Partei (DPP) mit 8,17 Millionen Stimmen (57,1 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen) wiedergewählt worden und setzte sich damit deutlich gegen Han Kuo-yu durch, der von der Nationalen Volkspartei (Kuomintang, KMT) — Taiwans größter Oppositionspartei — als Präsidentschaftskandidat ins Rennen geschickt worden war und auf 5,52 Millionen Stimmen (38,6 Prozent) kam.
—Quelle: Central News Agency, 05/20/2020
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