"Wir haben's geschafft!" - Ein Dutzend Menschen tanzt begeistert umher und stößt Jubelrufe aus, während dabeistehende Reporter die Szene festhalten: man schreibt August 1988, und ein Team von Studenten und Professoren der Nationalen Taiwan-Universität feiert den Abschluß seiner achtjährigen Bemühungen, die Überreste einer der ältesten bekannten Siedlungen Taiwans ans Tageslicht zu bringen. An der Grabungsstätte, genannt "Peinan-Kultur", wurden archäologische Funde gemacht, die bis zu 5000 Jahre, bis ins Neolithikum, zurückreichen.
Die prähistorische Stätte liegt nahe der ländlichen Kleinstadt Peinan (卑南) im Kreis Taitung, der sich an der Südostküste Taiwans entlangzieht. Bis heute ist die Gegend wirtschaftlich wenig entwickelt; archäologische Forschungen zeigen jedoch, daß es sich hier um die erste von Menschen besiedelte Region Taiwans handelt. Heute leben im Kreis Taitung Angehörige von sechs der neun großen Ureinwohnerstämme Taiwans, nämlich der Bunun, Rukai, Paiwan, Ami, Yami und der Puyuma.
Die archäologischen Grabungen förderten Tonscherben, Steinmesser und -sicheln, Jadegegenstände, Grabbeigaben und Sarkophage in großer Zahl zutage. Obgleich die Existenz dieser prähistorischen Stätte schon früher bekannt war, erkannte man erst 1980, welche Schätze sich dort verbargen. Damals gruben Eisenbahnarbeiter, die mit der Fertigstellung der "Südverbindung" zwischen Taitung und Kaohsiung im Süden Taiwans befaßt waren, eine Reihe rechteckiger Steinquader aus, die sich als Sarkophage herausstellten. Schon bald nach Bekanntwerden dieser Entdeckung stellte die Provinzregierung die Mittel für weitere Forschungen zur Verfügung und bat die Nationale Taiwan-Universität, die Särge zu untersuchen. Die Universität organisierte ein Team aus dreizehn freiwillig und unentgeltlich arbeitenden Professoren und Studenten der Abteilung für Archäologie, die sich umgehend nach Peinan begaben, um ihre Arbeit an der FundsteIle aufzunehmen.
Zwei Experten für Taiwans vorgeschichtliche Kulturen, die Professoren Sung Wen-hsun (宋文薰) und Lien Chao-mei (連照美), leiteten das Team. "Als wir ankamen, herrschte dort ein fürchterliches Chaos", erinnert sich Sung. "Die Eisenbahnarbeiter hatten ihre Bautätigkeit im Umkreis der Fundstelle nicht unterbrochen, und oft mußten wir warten, bis sie fertig waren, bevor wir an Ort und Stelle gelangen konnten. Später, nachdem die Zeitungen darüber berichtet hatten, begannen die Leute zu merken, wie wichtig unsere Arbeit war, und die Regierung ordnete an, die Arbeiten so lange einzustellen, bis die Funde untersucht sein würden. So konnte ein großer Teil des Gebiets für wissenschaftliche Forschungen gesichert werden."
Das Team arbeitete nur siebzehn Tage, bis zum Beginn der Vorlesungen. Doch allein bei dieser ersten Grabung brachten die Forscher 128 Sarkophage, 1284 Steingeräte und eine große Anzahl von Jade- und Tongegenständen, menschlichen Knochen und Überresten vorzeitlicher Wohnstätten ans Tageslicht. Damals schätzte Sung, daß das Gefundene nur einen kleinen Teil dessen darstellte, was noch in der Erde verborgen lag, und spätere Grabungen gaben ihm recht. Der äußerst knappe Zeitplan des Eisenbahnprojekts, die Schwierigkeiten für Professoren und Studenten, sich von ihren Lehr- bzw. Studienverpflichtungen in Taipei freizumachen, und der Mangel an Fachkräften hatten jedoch zur Folge, daß die Forscher in ihrer Arbeitsmethode gravierend eingeschränkt waren und sich die ersten Skizzierungs- und Klassifizierungsarbeiten erheblich verlangsamten. Lien zufolge führten die Professoren und Studenten zwischen 1980 und 1982 acht "Bergungsunternehmen" in Peinan durch.
An der Fundstelle der bislang umfangreichsten archäologischen Ausgrabung auf Taiwan wurden neben Baumaterialien und Sarkophagen mit Skeletten zahlreiche Haushaltsgegenstände in Ton, Jadestücke, Steinobjekte und Ohrringe zutage gefördert.
Die "Südverbindung" war eines der zwölf wichtigen Entwicklungsprojekte, die zu jener Zeit verwirklicht wurden, um Taiwans grundlegende sozioökonomische Infrastruktur zu verbessern. Die 98 Kilometer lange Strecke, die durch Peinan führte, war der letzte noch nicht fertiggestellte Teil einer rund um die Insel führenden, durchgehenden Eisenbahnlinie, und daher war der Druck, die Arbeiten so rasch wie möglich zu beenden, außerordentlich groß.
Lien und ihr Team hatten wenig Zeit, ein sorgfältiges und systematisches archäologisches Forschungsprojekt durchzuführen. Anfangs mußte sie sogar darauf zurückgreifen, die oberen Erdschichten mit Bulldozern abzuräumen, um vor Beginn der Eisenbahnarbeiten so viele Fundstellen wie möglich freizulegen. "Wir taten das äußerst ungern", erinnert sie sich, "aber wir hatten nun einmal keine Wahl."
Zwei Jahre lang, mit Unterbrechungen, unternahmen verschiedene Universitätsteams bei ihren Grabungen eine gründliche Erforschung der etwa 0,008 Quadratkilometer großen Stätte. Alle aufgefundenen Gegenstände und baulichen Teile wurden so sorgfältig dokumentiert, wie es der gegebene Zeitdruck ermöglichte. Dann, von 1983 bi 1986, wurde das aus Peinan nach Taipei gebrachte Fundmaterial von der Abteilung für Anthropologie der Nationalen Taiwan-Universität und mit finanzieller Unterstützung des Erziehungsministerium systematisch gereinigt und klassifiziert.
1986 begann die Abteilung auf Wunsch der Provinzregierung von Taiwan ein neues Grabungsprojekt in Peinan. Ziel dieses Projekts war die Erforschung einer letzten, etwa 0,002 Quadratkilometer großen Fläche, auf der man die Eisenbahnarbeiten vorübergehend ausgesetzt hatte, um eine weitere archäologische Grabung zu ermöglichen. Fünf weitere Grabungen wurden durchgeführt, die letzte davon im Sommer 1988. Insgesamt hatte es 13 Ausgrabungen gegeben, wobei die unentgeltlich arbeitenden Studenten und Professoren der Nationalen Taiwan-Universität zwischen 1980 und 1988 fast in jeden Sommer- und Winterferien in Peinan waren.
Langsam ließen diese Ausgrabungen ein klares Bild vom prähistorischen Leben im Südosten Taiwans entstehen. Insgesamt wurden in Peinan 1523 Sarkophage, 1950 wichtige Töpfereifunde, 9900 bedeutende Steinobjekte, 4400 Nephritgegenstände und 8800 Grabbeigaben aus Ton zutage gefördert. Außerdem entdeckte das Team die Überreste von 50 Gebäuden sowie 110 menschliche Skelette.
"Die Peinan-Fundstätte ist die bislang umfangreichste archäologische Entdeckung auf Taiwan", erläutert Lien. Sie schätzt, daß die Siedlung einst etwa 0,2 Quadratkilometer groß war. Weil hier ein ganzes Dorf nahezu geschlossen ausgegraben wurde, ist die Peinan-Kultur die vollständigste kulturelle Einheit aus dem Neolithikum, die bisher auf Taiwan entdeckt wurde.
Archäologische Forschungen in Osttaiwan setzten bereits 1896 ein, während der Zeit der japanischen Okkupation (1895-1945). Die erste Erwähnung der Fundstelle Peinan findet sich in einem Untersuchungsbericht über die Ureinwohner Taiwans, der 1914 von den Japanern veröffentlicht wurde. Damals waren dort noch viele hohe Pfeiler und andere steinerne Objekte zu sehen, die sich über der Erde erhalten hatten. Doch heute ist, wie Professor Lien ausführt, "ein halbmondförmiger Steinpfeiler das einzige Relikt der Peinan-Kultur, das sich oberhalb des Erdbodens befindet." Alle anderen Überreste lagen in einer Tiefe von einem bis drei Metern unter der Erde.
"Etwa 30 bis 40 Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche fanden wir Überreste aus neuerer Zeit", erklärt Lien. "Und weitere 30 bis 40 Zentimeter tiefer gab es zahlreiche Tongegenstände, viele verschiedene Steingeräte für die Landwirtschaft, den Fischfang und die Jagd, und sogar einige Waffen. Auch fanden wir ziemlich viele Schleifsteine, mit denen Messer geschärft wurden. Da sich manche dieser Steine an festgesetzten Stellen befanden, können wir sicher sein, daß hier ein Dorf lag, in dem viele Menschen über eine lange Zeit hinweg lebten."
Um in kurzer Zeit viel wegzuschaffen, mußte das Gefundene erst mal gefilmt, fotographiert und dokumentiert werden, um die Tätigkeit späterer Forscher zu unterstützen.
Die gefundenen Gegenstände lassen sich in drei Kategorien einteilen: Baumaterialien für Häuser, Haushaltsgegenstände (wie zum Beispiel Kochgeräte) und schließlich Begräbnisstätten mit Särgen, Grabbeigaben und menschlichen Knochen. Im Juli 1987, nach Analyse und Interpretation der Gegenstände und baulichen Teile, gaben Sung und Lien einen umfassenden Bericht über die Ergebnisse heraus.
Aus den archäologischen Funden läßt sich schließen, daß die Peinan-Leute etwa zwischen 3000 und 500 v. Chr. eine feste Siedlung besaßen und anscheinend vollkommen seßhaft waren. Hauptnahrungsquelle war der Ackerbau, ergänzt durch die Jagd, die in ziemlich intensivem Ausmaß betrieben wurde. In der genannten Zeit blieb das architektonische Grundmuster ihrer Gebäude, die hauptsächlich aus Steinplatten und unbearbeiteten Felsbrocken errichtet wurden, fast unverändert. Ebensowenig wandelten sich die Begräbnissitten, für die charakteristisch ist, daß die Einwohner ihre Toten direkt im Dorf begruben.
Aus den architektonischen Überresten konnte ersehen werden, daß die Häuser Vorhöfe und Zäune hatten. Häuser und Begräbnisstätten wurden aus den gleichen Materialien und in gleicher Bauweise errichtet. Beide waren außerdem nach derselben Himmelsrichtung orientiert: alle Gräber, nicht anders als die Wohnbauten, wurden entlang einer Nordnordwest-Südsüdostlinie ausgerichtet. Manche Begräbnisstätten fand man unterhalb der Fußböden von Gebäuden, die höchstwahrscheinlich Wohnhäuser gewesen waren, was zu der Hypothese geführt hat, daß die Häuser der Menschen von Peinan sowohl den Lebenden als auch den Toten als Wohnstätte dienten.
"Von wenigen Ausnahmefällen abgesehen, wurden die meisten Begräbnisse in Steinsärgen vorgenommen", erklärt Lien. "Dabei kann man sehen, daß die Toten meist in ausgestreckter Haltung begraben wurden [und nicht, wie bei manchen anderen Begräbnistechniken, mit angewinkelten Beinen], und es scheint, daß die Kindersterblichkeit ziemlich hoch war." Lien weist auch darauf hin, daß Mehrfachbegräbnisse, bei denen derselbe Sarg mehrmals benutzt wurde, im Dorf und vielleicht in der Peinan-Kultur überhaupt weitverbreitet waren. Etwas über 20% der ausgegrabenen Särge enthielten Skelettreste von mehr als einer Person; die höchste Zahl war sieben.
Diese Forschungsergebnisse wurden nicht ohne Anstrengungen gewonnen. "Es war wirklich harte Arbeit", erinnert sich Liu Ke-hung, ein Student im letzten Ausgrabungsteam. "Wenn die Leute nicht so engagiert bei der Sache gewesen wären, hätten sie die Strapazen niemals ertragen." Die universitären Freiwilligen übernachteten im drei Kilometer entfernt gelegenen Lungfeng-Tempel, standen morgens um 6.30 Uhr auf und arbeiteten bis nachmittags um 17.30 Uhr. Das Mittagessen wurde an Ort und Stelle eingenommen, gewöhnlich auf dem noch nicht fertiggestellten Bahnsteig.
Glücklicherweise brauchte ein Großteil der Arbeit nicht mit Bulldozern verrichtet zu werden. "Nach den ersten Grabungen benutzten wir hauptsächlich Bürsten und Bambusspachtel", erzählt Liu. "Bei Objekten wie den Steinsärgen nahmen wir Messungen vor, machten Aufzeichnungen, Photos und Videoaufnahmen und fanden Möglichkeiten, sie unbeschädigt an eine provisorische Lagerstätte zu transportieren." Da viele der Gegenstände nicht sofort identifiziert werden konnten, wurden sie so sorgfältig wie möglich dokumentiert, um damit die Tätigkeit späterer Forscher zu unterstützen. Abend für Abend, nach der Rückkehr in den Tempel, wurden die Aufzeichnungen und die tagsüber gefundenen Gegenstände geordnet. Meist war erst gegen Mitternacht an Schlaf zu denken. "Wir waren fast immer völlig erschöpft, wenn wir schlafen gingen", berichtet Liu.
Liu war erstmals 1984 mit der Peinan-Kultur in Berührung gekommen, als er bei der Reinigung der ersten Objekte, die zur Nationalen Taiwan-Universität gebracht worden waren, geholfen hatte. Im Sommer 1986, nach seinem Universitätsabschluß und vor Eintritt in das Graduierteninstitut, nahm er als Freiwilliger an der 9. Peinan-Ausgrabung teil. "Ich interessiere mich außerordentlich für Archäologie und möchte sie zu meiner Lebensaufgabe machen", erklärt er. "Auf archäologischem Gebiet gibt es auf Taiwan noch viel zu tun."
Ein Aspekt dieser Arbeit ist, herauszufinden, wessen Vorfahren die Peinan waren. "Sie waren sehr wahrscheinlich die Urahnen heutiger Ureinwohner", bemerkt Lien, "aber wir sind noch nicht sicher, welcher Stamm genau von dieser frühen Kultur abstammt."
Aus Form und Material der ausgegrabenen Töpfereigegenstände wie auch aus den in Peinan festgestellten Begräbnisriten schließt Sung, daß die Peinan-Kultur möglicherweise der Vorläufer des Ami-Stammes war. Lien dagegen zieht aus dem Vergleich der Begräbnissitten den vorläufigen Schluß, die Peinan-Leute könnten die Vorfahren des Stammes der Paiwan gewesen sein. Die Frage bleibt vorläufig ungelöst.
"Zwischen der Kultur der Peinan-Leute und der der Paiwan, wie sie von Volkskundlern beschrieben wird, bestehen große Unterschiede", meint Lien. Sie hofft, daß die Volkskundler ihre Suche nach den Vorfahren der Paiwan vorantreiben, während sie selbst gleichzeitig versucht, mehr über die spätere Entwicklung der Peinan-Kultur herauszufinden. Vielleicht können beide eines Tages deutlicher in Beziehung zueinander gesetzt werden. "Bevor man zu einem Schluß darüber kommen kann, welches Volk nun tatsächlich von den Peinan-Leuten abstammt, muß noch viel Forschungsarbeit geleistet werden."
Zeichen vorgeschichtlicher menschlicher Aktivitäten finden sich überall auf Taiwan. Im Jahre 1968 führte Sung eine Gruppe von Studenten zur Pahsien-Höhle nahe der Stadt Changpin im Kreis Taitung. Dort entdeckten sie die Changpin-Kultur, die früheste Spur menschlichen Lebens, die bisher auf Taiwan gefunden wurde: diese altsteinzeitliche Stätte ist über 15 000 Jahre alt. Zwei andere Beispiele sind die im Westen Taiwans aufgefundene Tapengkeng-Kultur, die 7000 Jahre alt ist, und die vor 4000 Jahren blühende Yuanshan-Kultur am nördlichen Stadtrand von Taipei. Allein im Kreis Taitung gibt es 31 vorgeschichtliche Fundstätten. Drei von ihnen, diejenigen in Peinan, Changpin und Tulan, sind zu Nationalen Historischen Stätten erklärt worden.
Im Juli 1988 kam in Peinan ein Ohrring aus Nephrit ans Licht, der teilweise anthropomorph, teilweise zoomorph geformt war. Zwar war es nicht der erste Fund dieser Art, der auf Taiwan gemacht wurde, aber, wie Lien betont, "der erste, den wir einer archäologischen Ausgrabung verdanken." In Material, Form und Größe bestanden große Ähnlichkeiten zu einem Fundstück aus der Yuanshan-Kultur, das im Jahre 1979 zufällig entdeckt worden war. Bisher hatten Taiwans Archäologen die Peinan- und die Yuanshan-Kultur, die durch hohe Gebirge voneinander getrennt sind und geographisch weit auseinander liegen, als zwei unterschiedliche Gruppen angesehen. Jetzt nehmen sowohl Lien als auch Sung aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen beiden Ohrringen an, daß eine gewisse Verbindung zwischen beiden Kulturen bestanden hat.
Obgleich das breite öffentliche Interesse an den Peinan-Funden der wichtigste Faktor bei der Entscheidung der Regierung war, das Gebiet vorübergehend für archäologische Ausgrabungen zu reservieren, war diese Neugier später ein Hindernis für die Arbeit der Archäologengruppe. Touristen und Journalisten stiegen tagtäglich zum Grabungsort hinab, stellten zahllose Fragen und liefen gefährlich unvorsichtig im Grabungsbereich herum.
"Wir waren ein Team bei der Arbeit, und der Ort war schließlich keine Sehenswürdigkeit für Touristen", beklagt sich Liu. "Obgleich wir für das große Interesse der Leute dankbar waren, hatten wir einfach nicht die Zeit und Kraft, ihnen alles genau zu erklären. Sie unterbrachen nicht nur ständig unsere Arbeit, sondern richteten zuweilen auch Schäden an der Grabungsstätte an."
Die Fragen der Besucher verrieten zudem auch mangelnde Kenntnisse über die Bedeutung der Ausgrabungen. "Archäologische Arbeit ist keine Schatzsuche", erläutert Liu, "deshalb war jeder Fund für uns wichtig. Wir wollten ein Gesamtbild gewinnen, indem wir die Stück für Stück gesammelten Zeugnisse wie ein Puzzlebild zusammensetzten. Die Funde waren daher Forschungsmaterial für uns, und unser Hauptziel war es, Genaueres über das prähistorische Leben in dieser Gegend herauszufinden."
Für den, der mehr über die Peinan-Kultur erfahren möchte, ist das im Juni 1988 eröffnete Kulturzentrum des Kreises Taitung der beste Ort dafür. "Eine Besonderheit von Taitung ist, daß hier verschiedene Stämme von Ureinwohnern leben, und dieses besondere lokale Kolorit möchten wir bewahren", erklärt Chiu Ming-yen, der Direktor des Zentrums. "Gegenwärtig besitzen wir mehr als 2200 Gegenstände aus der Peinan-Fundstätte sowie über 400 weitere Zeugnisse der Kultur der Ureinwohner, die aus jüngerer Zeit stammen."
Im Jahre 1983, nachdem die zuständigen Stellen die Bedeutung der Peinan-Fundstätte erkannt hatten, wies der Exekutiv-Yüan das Erziehungsministerium an, ein Museum für die vorgeschichtlichen Kulturen Taiwans zu planen, das nahe der Ausgrabungsstätte errichtet werden wird. Nach Angaben Sung's ist ein Teil davon als Freilichtmuseum konzipiert, in dem größere Objekte wie Särge und die Überreste von Häusern ausgestellt werden, der übrige Teil soll aus geschlossenen Ausstellungsräumen für kleinere Gegenstände wie Jade- und Töpfereifunde bestehen.
Die Baukosten werden auf 74 Millionen US$ geschätzt. Der erste Bauabschnitt, dessen Fertigstellung für 1995 geplant ist, wird Material über die Völker Südtaiwans, die Naturgeschichte der Gegend und einen Überblick über die prähistorische Kultur Taiwans, mit besonderer Berücksichtigung der Peinan-Ausgrabungen, beherbergen. Der zweite Bauabschnitt, der 1997 fertiggestellt werden soll, wird allgemeinere Themen dokumentieren, die deutlich machen, in welchem archäologischen Zusammenhang die Peinan-Kultur steht: Menschen und Kulturen in prähistorischer Zeit, vorgeschichtliche Kulturen in der pazifischen Region sowie der Ursprung der chinesischen Zivilisation und ihre prähistorischen Kulturen.
Die Einwohner von Taitung sind hocherfreut über die Museumspläne. "Taitung ist lange vernachlässigt worden und liegt in seiner Entwicklung hinter anderen Regionen zurück", meint Lin Yi-shan. "Die Entdeckung der Peinan-Kultur und anderer prähistorischer Funde beweist, daß genau hier die Wurzeln der ältesten Zivilisation der Insel liegen."
(Deutsch von Klaus Gottheiner)