17.09.2024

Taiwan Today

Wirtschaft

Erst Unterwasserkrise, dann Fischzuchtgewinn

01.07.2014
Ein Arbeiter füttert Gelbflossen-Thunfische, die gierige Fresser mit einer sehr schnellen Verdauung sind. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Fisheries Research Institute, Council of Agriculture)
In der Menschenmenge beim Blauflossen-Thunfisch-Kulturfest in Tungkang (andere mögliche Schreibweise „Donggang“) im südtaiwanischen Landkreis Pingtung herrscht stets große Begeisterung, wenn zum Beginn der Veranstaltung, die gewöhnlich im Mai und Juni jedes Jahres stattfindet, der erste Blauflossen-Thunfisch — auch „Roter Thun“ (Thunnus thynnus) genannt — der Saison versteigert wird. Der Fisch wiegt normalerweise um die 200 Kilogramm und kann bis zu 1,7 Millionen NT$ (41 463 Euro) einbringen, denn das Fleisch des Blauflossen-Thunfisches ist eine teure Delikatesse, wenn es für Sashimi oder Sushi in dünne Scheiben geschnitten wird.

Allerdings ist die Lage für das Fest in Pingtung nicht so rosig, wie man meinen möchte, denn die Nachfrage — überwiegend aus Japan — für das zu allen Zeiten beliebte, schmackhaft cremige Aroma des Blauflossen-Thunfisches blieb stabil, wogegen der Fisch immer schwerer zu finden ist. Bei der Vollversammlung des Internationalen Wissenschaftskomitees (International Scientific Committee, ISC) für Thunfisch und Thunfischartige im Nordpazifik vom Juli 2013 zum Beispiel wurde erklärt, dass „Blauflossen-Thunfisch überfischt wird und Überfischung erfährt“. Gleichzeitig einigte sich die Kommission für den Schutz und die Verwaltung von Wanderfisch-Beständen im West- und Zentral-Pazifik, in der Taiwan Mitglied ist, im September vergangenen Jahres darauf, dass der diesjährige Fang von jungem Blauflossen-Thunfisch im Pazifik mindestens 15 Prozent geringer sein sollte als der Durchschnitt zwischen 2002 und 2004.

Blauflossen-Thunfisch ist bei weitem nicht die einzige Thunfisch-Art, die unter solchem Druck steht, denn ein anderer ISC-Bericht der jüngeren Zeit kam zu dem Ergebnis, Jahrzehnte der Überfischung hätten weltweit zu einem dramatischen Rückgang sämtlicher Thunfisch-Arten von 96,4 Prozent (!) geführt. Diese Unterwasser-Krise hatte unweigerlich Auswirkungen auf Taiwans Fischereigewerbe, das sich ab den siebziger Jahren auf Thunfisch konzentrierte, die Gesamtmenge der jährlichen Thunfischfänge erreichte Ende der neunziger Jahre einen Höhepunkt. Als einer der sechs größten Thunfisch-Lieferanten der Welt und dominanter Exporteur nach Japan verzeichnete Taiwan in den jüngsten Jahren wegen der erschöpften Thunfisch-Bestände einen raschen Rückgang der Fangmengen, auch bedingt durch Fangquoten, welche verschiedene internationale Kommissionen für Tiefseefischereiverwaltung verfügten. Die jüngsten Statistiken des Fischereiamtes im Landwirtschaftsrat (Council of Agriculture, COA) der Republik China zeigen, dass im Jahr 2012 der Thunfischfang des Landes von dem Niveau, das man ein Jahrzehnt zuvor verzeichnet hatte, um 16 Prozent auf 358 000 Tonnen gesunken war. Der Fang des Jahres 2012 hatte einen Markt-Gesamtwert von 35,2 Milliarden NT$ (858,5 Millionen Euro) und enthielt Thunfischsorten wie Echter Bonito (Katsuwonus pelamis) mit 50,8 Prozent, Großaugen-Thun (Thunnus obesus) mit 18 Prozent, Gelbflossen-Thunfisch (Thunnus albacares) mit 17 Prozent, Weißer Thun (Thunnus alalunga) mit 13,6 Prozent und Blauflossen-Thunfisch mit lediglich 0,2 Prozent.

In Tungkang stürzte die Fangmenge von erstklassigem Blauflossen-Thunfisch, den Wissenschaftler wegen seines ausgeprägten Raubtierverhaltens auch „Tiger des Meeres“ nennen, laut Daten vom Fischerverband Tungkang von 1349 Tonnen im Wert von 534 Millionen NT$ (13,02 Millionen Euro) im Jahr 2001 auf 190 Tonnen im Wert von 167 Millionen NT$ (4,07 Millionen Euro) im vergangenen Jahr.

Der drastische Rückgang des einheimischen Fanges belegt die weltweite Abnahme der Thunfisch-Bestände. Ein Faktor hinter der Verminderung ist die anhaltende Anwendung von Tiefsee-Ringwadenfischerei, wobei ein großes Netz um eine Fischschule herum gezogen wird, danach schließt man das Netz und hievt es an Bord. Umweltschützer lehnen Ringwadenfischerei seit langem ab, weil dabei auch nicht erstrebte Sorten ins Netz gehen, doch die Methode wird weiter von den Fischerbooten vieler Länder angewandt, darunter Taiwan. „Größere Fischerei-Nationen erlauben nach wie vor die Nutzung von Ringwadenfischerei, wodurch unweigerlich Jungfische der Blauflossen-Thunfische gefangen und bedroht werden“, kritisiert Lin Han-chou, geschäftsführender Sekretär des Verbandes. Der schrumpfende Fang und die anhaltende Nachfrage treiben die Preise in die Höhe, fügt Lin hinzu.

Um die Blauflossen-Thunfischbestände in freier Wildbahn zu schützen, wird die Fischart in Japan, dem größten Thunfisch-Verbraucher und Lieferanten der Erde, seit vier Jahrzehnten künstlich gezüchtet. Taiwan liegt geografisch jedoch südlich von Japan, und die Meerwasser-Temperaturen um Taiwan erwiesen sich für die Zucht dieser Fischart als zu hoch.

Stattdessen versucht Taiwan, Gelbflossen-Thunfisch zu züchten, eine in einheimischen Gewässern reichlich vorkommende Art, berichtet Wu Long-jing, Leiter des Küsten- und Offshore-Ressourcenforschungszentrums im Fischerei-Forschungsinstitut des COA. „Unser Endziel besteht darin, selbsttragende Aquakultur und Domestizierung von Gelbflossen-Thunfisch zu fördern“, gelobt Wu.

Wus Zentrum fing im Jahr 1997 damit an, die Bestände der Gelbflossen-Thunfische zu taxieren, und installierte zu diesem Zweck in Gewässern, wo die Art sich gern aufhält, 42 Fischsammlungsanlagen, also künstliche Strukturen, die Fische anlocken. Im Jahr 2004 arbeitete das Zentrum mit der Kreisverwaltung Pingtung zusammen, um einen Gelbflossen-Aquakulturplan in Gang zu bringen, eine der ersten Initiativen dieser Art in Asien. Dazu fing man junge Gelbflossen-Thunfische mit einem Gewicht unter 1 Kilogramm in freier Wildbahn und hielt sie in einem Netzkäfig mit 16 Metern Durchmesser in Gewässern bei Xiaoliuqiu, einer kleinen Insel vor der Westküste des Landkreises Pingtung.

Bislang war die Überlebensrate der im Netzkäfig gehaltenen Gelbflossen-Thunfische anhaltend gering, räumt Wu ein. Thunfische gleiten mühelos durchs Wasser und tun dies sogar im Schlaf, damit sauerstoffreiches Wasser durch ihre Kiemen strömt. Manche Thunfischarten können Geschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometer erreichen. Solche Geschwindigkeiten führen in engen Netzkäfigen zu Problemen, denn Zusammenstöße zwischen schnell schwimmenden Fischen können tödlich ausgehen. Des Weiteren ist es eine Herausforderung für die Forscher, gezüchtete Gelbflossen-Thunfische voneinander zu trennen und zu verlegen, weil die Fische recht empfindlich sind und der Kontakt mit den Händen eines Forschers Prellungen hervorrufen kann.

Noch dazu sind Gelbflossen-Thunfische sehr anfällig für die Umweltbedingungen — trübes Wasser kann ihre Kiemen verstopfen, durch zu viel Licht können sie erblinden. „Unsere größten Herausforderungen ergeben sich durch extreme Witterungsverhältnisse oder Taifune, wodurch sich die Temperatur und der pH-Wert der Küstengewässer rasch ändern kann“, enthüllt Wu. „Veränderungen bei diesen Faktoren wirken sich abträglich auf die Gesundheit der Fische im Käfig aus.“

Extreme Wetterverhältnisse und Taifune stellen die größten Herausforderungen für Züchter von Gelbflossen-Thunfischen dar, weil die Fische gegenüber ihrem ökologischen Umfeld recht empfindlich sind. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Fisheries Research Institute, Council of Agriculture)

Um solchen Umweltproblemen entgegenzuwirken, studiert das Zentrum nach Wus Worten die Möglichkeit, den Netzkäfig weiter vom Ufer weg zu verlegen, wo man ihn in tieferen Gewässern versenken könnte. Gerade während eines Taifuns wäre das besonders hilfreich, denn ein tieferer Käfig würde die Fische vor den stürmischen Verhältnissen an der Wasseroberfläche und verschmutzten Durchflüssen schützen. Durch eine Verlegung des Käfigs würde die Verwaltung indes teurer, schwieriger und zeitraubender, und diese Probleme müssen zuerst angepackt werden, merkt er an.

Trotz solcher Strapazen erlangten die im Käfig gehaltenen einjährigen Gelbflossen-Thunfische des Zentrums ein Gewicht bis zu 10 Kilogramm, der jüngste Meilenstein des Projekts. Wu erkennt an, dass noch viel zu tun ist, weil ein 3 bis 5 Jahre alter Gelbflossen-Thunfisch in freier Wildbahn bis zu 70 Kilogramm wiegen kann.

Thunfische sind gierige Fresser mit einer sehr schnellen Verdauung, weiß Wu und verweist auf die Berichte japanischer Züchter von Blauflossen-Thunfisch, gemäß denen Thunfische in Gefangenschaft nur ein Kilo an Gewicht zunahmen, nachdem man sie im Schnitt mit 20 Kilogramm kleineren Fischen gefüttert hatte.

Ein so gefräßiger Appetit bedeutet, dass Aquakulturbetriebe, die Fische in freier Wildbahn fangen, um Zucht-Thunfisch zu füttern, schwere Auswirkungen auf örtliche Ökosysteme haben können. Wus Zentrum hingegen verfolgt einen einzigartigen, umweltfreundlichen Ansatz, indem man die Gelbflossen-Thunfische dort überwiegend mit gezüchteten Jung-Milchfischen (Chanos chanos) füttert, einem silberfarbenen Speise-Knochenfisch. Als Futter verwendete Milchfische sind im Schnitt 10 Zentimeter lang, obwohl sie in freier Wildbahn eine Länge von bis zu einem Meter erreichen können. Milchfischzucht wird in Taiwan seit Jahrhunderten betrieben, und die einheimischen landgestützten Fischfarmen haben die Fähigkeit entwickelt, Milchfisch-Larven zu erzeugen, so dass sie keinen Milchfischlaich aus dem Meer holen müssen. Dadurch trägt die Methode des Zentrums zur Fütterung der Gelbflossen-Thunfische dazu bei, die Ausbeutung von Meeres-Naturschätzen zu vermindern, lobt Wu.

Das Zentrum unternahm den ungewöhnlichen Schritt, seine Milchfische mit Reiskleie zu ernähren, und Wu witzelt: „Unsere Milchfische sind sozusagen Vegetarier.“ Die Milchfische mit Reiskleie zu füttern ist gleichfalls naturschonend, denn die Kleie ist ein Nebenprodukt des Verfahrens zum Reismahlen.

Erstklassiges Aroma

Die Marktnachfrage ist allgemein größer nach Thunfisch mit einem höheren Fettgehalt, der den Geschmack des Fleisches verbessert. Der Fettaufbau am Rücken und Bauch der vom Zentrum gezüchteten Gelbflossen-Thunfische ist 5 bis 10 Mal so groß wie bei Thunfisch aus freier Wildbahn. Das Fett ist auch auf andere Teile des Fisches verteilt, so dass das Fleisch eine hellrosa Farbe aufweist, und die Textur ist mit der von erstklassigem Blauflossen-Thunfisch vergleichbar, was die Züchter nach Wus Einschätzung in die Lage versetzen sollte, mit den Erzeugnissen ihrer Gelbflossen-Thunfischfarmen einen Anteil des Marktes zu erobern.

Hinsichtlich der Durchführbarkeit in puncto Kosten kann das Zentrum nun Thunfisch zu durchschnittlichen Ausgaben von 30 NT$ (73 Cents) je Kilogramm züchten, höher als der Marktpreis von 20 NT$ (48 Cents) für ein Kilogramm Thunfisch aus freier Wildbahn. Wu ist zuversichtlich, dass man die Kosten von Zucht-Thunfisch so weit vermindern kann, bis der Betrieb wirtschaftlich ist.

Wer sich seinen Lebensunterhalt damit verdient, Thunfisch im Meer zu fangen, betrachtet die Zuchtvariante weniger optimistisch. „Gezüchteter Thunfisch wird eventuell eine Lieferalternative bieten, doch es ist unwahrscheinlich, dass er Thunfisch aus freier Wildbahn verdrängen wird“, urteilt Edward Huang, Generalsekretär des Thunfischverbandes Taiwan.

Lin vom Fischerverband Tungkang drückt gleichfalls Zweifel aus und wendet ein, gezüchteter Thunfisch schmecke nicht so gut wie Thunfisch aus freier Wildbahn. Diese Ansicht wird allerdings von David Huang, Inhaber eines japanischen Restaurants und Küchenchef, nicht geteilt. Nach Huangs Erfahrung kann Zuchtfisch genauso gut schmecken wie Wildfisch, da das Aroma überwiegend vom Futter abhängt und davon, ob der Käfig groß genug ist, dass die Fische mit ihrer normalen Geschwindigkeit schwimmen können.

Das soll noch nicht heißen, dass die Verbraucher bereit wären, gezüchteten Gelbflossen-Thunfisch zu akzeptieren. „Feinschmecker sorgen sich, ob das Fleisch Chemikalien oder sogar künstliche Hormone enthält“, kolportiert David Huang.

Bislang zeitigten die Bemühungen, Gelbflossen-Thunfische künstlich zu laichen, nur begrenzten Erfolg. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Fisheries Research Institute, Council of Agriculture)

Traditionelle Fischer befürchten zudem die Auswirkungen, welche gezüchtete Gelbflossen-Thunfische auf den Markt haben könnten. „Wir freuen uns nicht auf die Aussicht von künstlich gezüchtetem Thunfisch, der unserer Meinung nach die Preise drücken wird“, geißelt Lin. Tsao Chi-hung (曹啟鴻), Vorsteher des Landkreises Pingtung, glaubt dagegen nicht, dass die Produkte aus Zuchtbetrieben für Gelbflossen-Thunfisch einen Preissturz verursachen würden, wenn der Ausstoß soweit kontrolliert wird, um eine Sättigung des Marktes zu verhindern. Wenn Produktion und Preisgestaltung stabilisiert wären, dann könnten Aquakulturbetriebe für Gelbflossen-Thunfisch die örtliche Wirtschaft vorantreiben, mutmaßt Tsao. „Der finanzielle Nutzen könnte sogar dem einer gewerblichen Ansammlung gleichkommen, die Thunfisch-Fischer, Futterlieferanten und Netzkäfig-Hersteller umfasst“, fügt er hinzu.

Die Kreisverwaltung plant nach Tsaos Worten, Thunfischzucht in Australien zu erkunden, wo man seit Beginn der neunziger Jahre südlichen Blauflossen-Thunfisch (Thunnus maccoyii) züchtet. Ein Ziel des Studienprojekts soll sein, die Erfahrungen des Landes zu bewerten, um das passendste Geschäftsmodell für Taiwan zu entwickeln. Nach diesem Schritt will die Kreisverwaltung sich um private Investoren bemühen, weil man für die Einrichtung einer Thunfischfarm beträchtliches Kapital braucht. Ein solcher Investor ist Hung Kuo-ching, ein Arzt aus Xiaoliuqiu, der dort einen Zuchtbetrieb in Familienbesitz für Offiziersbarsche (Rachycentron canadum) betreibt. Hung unterstützt das Thunfischzucht-Projekt des Zentrums, und zwischen 2004 und 2011 führte er ein eigenes Zuchtprojektexperiment für Gelbflossen-Thunfisch durch, indem er die Fische in Netzkäfigen hielt, die unter der Meeresoberfläche gehalten wurden. Er investierte viel Geld in das Unterfangen, das am Ende dennoch scheiterte. Er bedauert trotzdem nichts, weil er dadurch erkannte, dass Thunfisch aus freier Wildbahn domestiziert und dessen Überlebensrate gesteigert werden kann. Nach Hungs Ansicht ist der größte Nutzen von Thunfischzucht ihr Potenzial, den Druck auf die Fischbestände in freier Wildbahn zu verringern. „Die Thunfisch-Fischerei von heute wird sich morgen nicht aufrechterhalten lassen“, warnt er. „Wir können die Schätze des Ozeans nicht weiter und weiter ausbeuten.“

Mit Blick darauf, eine solche Nachhaltigkeit zu erreichen, teilt Wu mit, der COA habe das Ziel gesetzt, alle Technologien zu entwickeln, die man für die Zucht von Gelbflossen-Thunfisch brauche. „Das bedeutet, es muss uns gelingen, die Art künstlich zu laichen“, führt er aus. „Wir hoffen, in naher Zukunft eine solche Kapazität zu erreichen, dass wir unsere gezüchteten Gelbflossen-Thunfische ins Meer aussetzen können, falls die Bestände der Art bedroht sein sollten.“

Gemeinsam mit dem Küsten- und Offshore-Ressourcenforschungszentrum sind andere Abteilungen unter dem Fischereiforschungsinstitut des COA an den Bemühungen beteiligt, Gelbflossen-Thunfische zu laichen. So gibt zum Beispiel Lee Yen-horn, führender Wissenschaftler im Biotechnologie-Forschungszentrum Tungkang, bekannt, die Gelbflossen-Thunfische, welche sein Labor hält, hätten zwei Mal gelaicht, der erste Erfolg wurde im Juni 2012 erzielt, der zweite im März 2013.

Keine der aus diesen Bemühungen hervorgegangenen Fischlarven überlebte jedoch mehr als 12 Tage, und die Forscher des Zentrums haben die Todesursache noch nicht ermitteln können. Shukei Masuma, ein Experte für Gelbflossen-Thunfische von der Kinki-Universität in der japanischen Präfektur Wakayama, nennt als mögliche Ursachen eine falsche Wassertemperatur, schlechte Laich-Qualität, Ernährungsfaktoren wie Futter ohne ausreichenden Rädertierchengehalt und „unzureichende Fütterung unter hohen Temperaturen, welche nicht zum grundlegenden Stoffwechsel der Larven passt“.

Da der Faktor, auf den die 100-prozentige Sterblichkeitsrate zurückzuführen ist, noch nicht festgestellt wurde, geht das Zentrum in Tungkang laut Lee dazu über, mehrere mögliche Ursachen gleichzeitig zu untersuchen. „Wir stehen unter Druck, denn man hat uns gesagt, wir müssten bis 2019 Erfolge beim Laichen erzielen“, sagt er. Das Zentrum arbeitet deswegen hart daran, gesunderes, nährstoffreicheres Futter sowie Technologien zu entwickeln, welche den Salzgehalt des Wassers unter 3,4 Prozent und die Temperatur zwischen 28 und 30 Grad Celsius halten.

Klarer und kühler

Unterdessen entwickelt das Östliche Meeresbiologie-Forschungszentrum vom Fischerei-Forschungsinstitut im osttaiwanischen Landkreis Taitung Aquakultur-Anwendungen für Tiefseewasser, das von einem Gebiet 5 Kilometer vor der Küste und 600 Meter unter der Wasseroberfläche hergepumpt wird. Forscher glauben, dass es die Vermehrung begünstigt, wenn der Teich mit klarerem und kühlerem Tiefseewasser gefüllt wird. Im November 2012 begann das Zentrum in Taitung damit, 30 Gelbflossen-Thunfische und 5 Großaugen-Thunfische in einem besonderen Teich zu halten. Das Unterfangen erlitt einen Rückschlag, als die Pumpanlage des Zentrums durch Trümmer blockiert wurde, die der Taifun Usagi im September 2013 aufgewühlt hatte, doch die Fische werden erst in ein oder zwei Jahren geschlechtsreif, so dass wahrscheinlich genug Zeit bleibt, die Pumpleistung der Station wiederherzustellen.

Im Teich des Taitunger Zentrums Großaugen-Thunfische zu päppeln deutet darauf hin, dass der COA mehr vorhat als nur Gelbflossen-Thunfisch zu laichen. „Ein weiteres langfristiges Ziel von uns ist, unsere Technologie dafür zu nutzen, andere Thunfischarten mit größerem kommerziellen Wert zu züchten wie Großaugen-Thunfisch“, begründet Wu. „Sechzig Prozent unserer Technologie ist relevant dafür, Großaugen-Thunfisch auf Farmen zu züchten.“

Masuma zeigt sich optimistisch über den Ausgang der Bemühungen des COA, brauchbare Gelbflossen-Larven zu erzeugen. „Taiwan verfügt über eine anspruchsvolle Technik, Meeresfischlarven aufzuziehen“, versichert er. „Ich denke, sie werden manche Probleme für die Frühphase [zum Laichen] von Gelbflossen-Thunfisch überwinden.“ Die drei staatlichen Forschungszentren arbeiten weiterhin energisch auf dieses Ziel hin. Wenn ihre Anstrengungen sich auszahlen, wird Taiwan das einzige andere asiatische Land neben Japan sein, das zur Thunfischzucht in der Lage ist, was nicht nur großen Nutzen für das Aquakultur-Gewerbe verspricht, sondern auch für die Meeresökologie.

(Deutsch von Tilman Aretz)
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Joyce Huang (黃麗玲) ist Journalistin und lebt in Taipeh.

Copyright © 2014 Joyce Huang

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