27.12.2024

Taiwan Today

Kultur

Kübelweise Kulturerbe

17.06.2016
Die Werkstatt Rong Mu Wooden Bucket Shop in der südtaiwanischen Stadt Tainan wird seit drei Generationen von der Wang-Familie betrieben. (Chin Hung-hao)
Zwei Brüder in Tainan zählen zu den wenigen Böttchern, die heute noch mit althergebrachten Techniken und traditionellem Werkzeug Holzbottiche anfertigen. Holzbottiche, die zum Baden, Reiskochen und Wäschewaschen gebraucht wurden, waren einstmals für die Menschen in Taiwan unverzichtbare Alltagsgegenstände. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben jedoch die meisten Handwerker, die solche Produkte herstellten, ihr Gewerbe aufgegeben, da ihre Erzeugnisse durch moderne Badezimmer-Installationen, elektrische Reiskocher und Waschmaschinen verdrängt wurden. Die Gebrüder Wang von der Werkstatt Rong Mu Wooden Bucket Shop sind zwei der wenigen Fassbinder in Taiwan, die immer noch mit traditionellen Materialen und Methoden Holzbottiche erzeugen. Die Werkstatt Rong Mu war vor ungefähr einem Jahrhundert in der südtaiwanischen Stadt Tainan durch den Großvater der Brüder gegründet worden und war in ihren besten Zeiten ein gefragtes Geschäft. Mit Ausnahme der Zeit während des Zweiten Weltkrieges blieb die Nachfrage nach Holzbottichen in Taiwan robust, bis sich ab Anfang der sechziger Jahre modernere Alternativen ausbreiteten. Angesichts sinkender Verkaufszahlen begann man bei Rong Mu mit der Herstellung von Bambusdämpfern. Die Gegenstände, mit denen man beliebte Speisen, Teigwaren und Snacks verschiedener Art zubereitet, brachten genug Kundschaft, um den Laden in Gang zu halten. Tatsächlich ist die Produktion und Reparatur von Bambusdämpfern bis heute eine der Haupt-Einnahmequellen der Werkstatt. Die Nachfrage nach Holzbottichen ist in den vergangenen zehn Jahren wieder etwas gestiegen, da sich eine Vorliebe für handgemachte Holzartikel gegenüber Plastikware aus Massenproduktion herausgebildet hat. Im Großen und Ganzen allerdings sieht es so aus, als ob die Schwankungen des Marktes nur geringe Auswirkungen auf das Leben der Brüder haben. Jeden Morgen greifen sie zu Beginn ihres langen 12-stündigen Arbeitstages zu ihren Werkzeugen und legen den gleichen Stolz und Respekt für das traditionelle Handwerk an den Tag wie schon ihr Vater und Großvater vor ihnen. —Quelle: Taiwan Review, Dezember 2015, S. 56 (erschienen am 1. Dezember 2015) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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