27.12.2024

Taiwan Today

Gesellschaft

Abseits der Touristenströme

13.06.2016
Ein taiwanisches Opernensemble bei einer Darbietung in einem Wohnviertel im Herzen von Taipeh.
Für Touristen, die erstmals Taipeh bereisen, ist die Besichtigung mancher Attraktionen ein Muss, etwa das Nationale Palastmuseum und der Wolkenkratzer Taipei 101. Wer sich hingegen dafür interessiert, ein tieferes Verständnis von der Stadt zu gewinnen, sollte auch in Erwägung ziehen, ein paar nicht so bekannte und entschieden weniger schicke Stellen anzuschauen. In Taipeh gibt es zahlreiche einzigartige Fleckchen, die sich zwar in keinem Standard-Reiseführer finden, die jedoch reizvolle Aspekte der Geschichte und Kultur der Stadt beleuchten. Ein Beispiel dafür ist die Guling Street. Von Mitte der sechziger Jahre bis Mitte der siebziger Jahre lag an der Straße ein Antiquariat mit gebrauchten Büchern neben dem anderen. Zwar sind die meisten dieser Läden mittlerweile verschwunden, doch ist das eine oder andere Geschäft noch da. Ihre oft älteren Inhaber halten die Stellung nicht des Gewinns wegen, sondern für die Gelegenheiten, sich mit der büchervernarrten Kundschaft auszutauschen. Ein weiteres lohnendes Ausflugsziel ist die ehemalige Amerikanische Militärsiedlung Yangmingshan, ein Komplex mit ungefähr 150 Gebäuden im westlichen Stil in den Bergen nördlich der Hauptstadt. An der Stätte, deren Geschichte in die fünfziger Jahre zurückreicht, findet sich die größte noch vorhandene Ansammlung von Wohnstätten, die für Offiziere der US-amerikanischen Streitkräfte, Berater und ihre Angehörigen errichtet worden waren. Zwar wurden die meisten dieser Häuser verlassen, als die USA 1979 die diplomatischen Beziehungen mit der Republik China (Taiwan) abbrachen, doch ein paar blieben als Wohnhäuser oder Restaurants erhalten. Während die Amerikanische Militärsiedlung Yangmingshan ein Licht auf ein eigentümliches Kapitel der Beziehungen zwischen der Republik China und den USA wirft, sind die Häuser im japanischen Stil an der Qingtian Street in Taipehs Daan-Bezirk ein Überbleibsel der japanischen Kolonialherrschaft in Taiwan (1895-1945). Die in den dreißiger Jahren errichteten Bauten dienten als Unterkünfte für japanische Professoren, die in der Stadt lehrten. Zwar mussten im Laufe der Zeit viele der traditionellen Holzhäuser Wohnblöcken aus Beton weichen, aber manche von ihnen blieben erhalten und werden heute weiter bewohnt oder als Cafés genutzt. —Quelle: Taiwan Review, Mai/Juni 2016, S. 68 (erschienen am 1. Mai 2016) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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