22.12.2024

Taiwan Today

Kultur

Taiwans Urgeschichte wird durch eine neue Fossilienanalyse umgeschrieben

28.12.2015
Laboratorien in Australien und den USA schätzten das Alter von zwei im National Taiwan Museum gelagerten versteinerten parietalen Knochenfragmenten (obere Reihe links und in der Mitte) des Tsuo-Chen-Menschen neuerdings auf 3.000 bzw. 250 Jahre. (Mit freundlicher Genehmigung des National Taiwan Museum)
Das National Taiwan Museum (NTM) in Taipeh gab am 23. Dezember die Ergebnisse von zwei im Labor getesteten Fossilien bekannt, die angeblich zu den zweiältesten prähistorischen menschlichen Überresten auf der Insel zählten. Doch was Taiwan angeht, so sind Experten von nun an dazu gezwunden, ihre archäologische Sichtweise zu überdenken. Ursprünglich hatte man die Fossilien den frühen Homo Sapiens aus dem späten Pleistozän zugerechnet. Diese werden gemeinschaftlich als Tsuo-Chen-Menschen bezeichnet und sollen vor 20.000 bis 30.000 Jahren gelebt haben. Aber die neuesten Untersuchungen der Australian National University und des amerikanischen Großlabors Beta Analytic Inc. haben zwei der sechs im NTM gelagerten Fossilien auf lediglich 3.000 bzw. 250 Jahre Jahre geschätzt. Liu Yi-chang, ein Forschungsstipendiat in Geschichte und Philologie an der Academia Sinica, haben diese Ergebnisse nicht sonderlich überrascht. “Die 1970 in einem Flussbett in Tainan gefundenen, versteinerten parietalen Knochenfragmente und Molaren verschiedener Herkunft haben schon immer für eine große Kontroverse gesorgt, da sie nicht aus geologischen Schichten stammen.” Ähnlicher Meinung ist Chiu Hung-lin vom Institut für Anthropologie der Tsing Hua University in Hsinchu: Fortschritte bei den Identifikationstechniken hätten schließlich die Wahrheit ans Tageslicht gebracht. “Die Radiokarbonmethode ist präziser als das auf Fluor und Mangan basierende Verfahren des Japaners Nobuo Shimoda.” Dank der neuen Informationen hat unter Akademikern eine Debatte begonnen, welche Gruppe denn letztendlich die zweitältesten Einwohner Taiwans stellt. Laut dem Nationalen Museum für Urgeschichte kommt die 5.000 bis 30.000 Jahre alte Changpin-Kultur dabei in die engere Auswahl. Obwohl die 1968 in der Bashian-Höhle im Bezirk Taitung entdeckten Gegenstände dort auf menschliche Aktivitäten schließen lassen, sind sich die Gelehrten über die genaue Herkunft der Objekte uneinig. Die vor 5.000 Jahren im Neolithikum in Tainan existierende Tapenkeng-Kultur gilt als ein weiterer Kandidat. Im dortigen Technologie- und Industriepark fand man 1990 an zwei verschiedenen Orten Hundeskelette, versteinerten Reis und Tonwaren, die auf eine antike Agrargesellschaft hindeuten. Was das älteste jemals in Taiwan gefundene Fossil eines Homo Erectus angeht, so ist es gemäß einem am 27. Januar dieses Jahres im amerikanischen Wissenschaftsjournal Nature Communications veröffentlichten Artikel ein Kiefer mit der Bezeichnung Penghu 1, der wahrscheinlich zwischen 10.000 and 190.000 Jahren alt ist. (YCH-JG) —Quelle: Taiwan Today, 12/25/2015 (YCH-JG) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com

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