Taiwan Today

Die älteste Paiwan-Ureinwohnerin mit einer Hand-Tätowierung starb am 6. Februar im Alter von 102 Jahren im Dorf Chenghsing im südosttaiwanischen Landkreis Taitung. Wen Chin-niao, die in ihrer Muttersprache auch Li Lin genannt wurde, war ein Handtätowierungs-Idol und wurde für ihre Ehre, Vornehmheit und Reinheit verehrt. Daneben förderte sie energisch das Bewusstsein für die kulturelle Kunstform, die während der japanischen Kolonialzeit (1895-1945) ausgerottet wurde. „Worte können unsere Trauer über diesen Verlust nicht ausdrücken“, sagte die Enkelin Wen Hsiu-hsia und fügte hinzu, das Leben der Stammesältesten reflektiere den Reichtum des Kulturerbes der Paiwan. Laut Wen Hsiu-hsia durften sich nur Paiwan-Mädchen, die aus einer Adelsfamilie stammten oder einen Stammesführer heirateten, ihre Hände tätowieren lassen. Zwar war ihre Großmutter als Bürgerliche zur Welt gekommen, doch erlangte sie im Alter von 14 Jahren diese Ehre, bevor sie mit einem Dorfchef verheiratet wurde. „Sie war stets bestrebt, Interessierten den Ruhm dieser Tradition zu erläutern“, erzählte Wen Hsiu-hsia. „Meine Oma sprach auch über die Schmerzen, die sie während der Prozedur aushalten musste, bei der Ruß von Kochtöpfen mit Zweigen von Mandarinenbäumen unter die Haut gestochen wurde. Es sei von entscheidender Bedeutung, das Erbe der Stammesältesten aufrechtzuerhalten, mahnt Wen Hsiu-hsia. „Angehörige unseres Stammes planen die Einrichtung eines Museums zum Gedenken an meine Großmutter, und die Menschen sollen ermuntert werden, mehr über die Hand-Tätowierungen der Paiwan zu erfahren.“ Nach Wen Chin-niaos Tod ist nun die 95-jährige Yang Cheng-yu aus dem Dorf Binmao im Landkreis Taitung die älteste Paiwan mit einer Hand-Tätowierung. —Quelle: Taiwan Today, 02/10/2015 (DF-JSM) —Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com