12.05.2025

Taiwan Today

Frühere Ausgaben

Von Pferden und Menschen

01.01.2014
Bilder vom siebten Tier des chinesischen Tierkreises — Briefmarken zum Neujahrsfest nach dem Mondkalender, welche das Jahr des Pferdes begrüßen (Foto: Courtesy Chunghwa Post Co., Ltd.)
Ethnisch chinesische Gesellschaften benutzen für die kalendarische Zeitmessung ein System der 10 Himmelsstämme (天干) und 12 Erdzweige (地支). Sechzig verschiedene Kombinationen, jeweils mit einem Himmelsstamm und einem Erdzweig, bilden einen 60-jährigen Zyklus. Die Himmelsstämme benennen die 5 Elemente der chinesischen Mythologie (五行) — Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser — für je zwei Jahre hintereinander, mit dem dabei jährlich abwechselnden Aspekt von Yin (陰) und Yang (陽). Jeder der 12 Erdzweige wird einem Zeichen des chinesischen Tierkreises (生肖) zugeordnet — Ratte, Rind, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Das Jahr, das am 31. Januar dieses Jahres begann, ist ein Jahr des Pferdes mit dem Element Holz im Yang-Aspekt und trägt daher im 60-jährigen Zyklus der Himmelsstämme und Erdzweige die Bezeichnung jiawu (甲午).

Zum chinesischen Tierkreis gibt es zahllose Legenden und Geschichten, doch eigentlich weiß niemand genau, warum die Tiere des chinesischen Tierkreises ausgewählt wurden und keine anderen Wesen, und für die angewandte Reihenfolge gibt es ebenfalls keine Erklärung. Unbekannt ist zudem, seit wann man das Geburtsjahr einer Person mit einem der zwölf Tiere in Verbindung bringt. Des ungeachtet ist der Einfluss vom System des chinesischen Tierkreises bis heute unvermindert stark, und man wird kaum eine ethnisch chinesische Person finden können, die nicht weiß, in welchem Jahr des chinesischen Tierkreises sie geboren ist.

So wie in westlichen Gesellschaften die Auffassung verbreitet ist, ein bestimmtes Sternzeichen ginge mit typischen Charakterzügen einher, so glaubt man auch in chinesischen Gesellschaften, dass das chinesische Tierkreiszeichen, in dem man geboren ist, die eigene Persönlichkeit beeinflusst. Das Pferd zum Beispiel gilt als elegant, energisch und intelligent, und in literarischen Werken und Alltagsgesprächen wird es häufig gelobt. Eine energische Person kann man auf Chinesisch als long ma jingshen (龍馬精神) beschreiben: Geist von Drachen und Pferd.

Eine Tuschemalerei von Wang Nong (Foto: Courtesy Wang Lei)

In einem anderen Beispiel aus dem klassischen chinesischen Roman Die Drei Reiche (三國演義) aus dem 14. Jahrhundert begleitet ein mutiges, treues und schnelles Ross namens „Roter Hase“ seinen Meister Guan Yu (關羽), den rechtschaffenen Kriegsgott, in vielen Schlachten. Selbst heute noch kann man in manchen Guan Yu geweihten Tempeln Statuen des Roten Hasen sehen. In moderneren Zeiten setzen Maler und Bildhauer die jahrhundertealte Tradition fort, indem sie die Schönheit und Kraft des Pferdes darstellen.

Neben dem üblichen Neujahrsgruß gongxi facai (恭喜發財), der Glück und Wohlstand für das kommende Jahr wünschen soll, gibt es in ethnisch chinesischen Gesellschaften für jedes Jahr des chinesischen Tierkreises eine besondere Grußformel. Am üblichsten in diesem Jahr wäre ma dao chenggong (馬到成功), womit man den Wunsch für sofortigen Erfolg zum Ausdruck bringt.

(Deutsch von Tilman Aretz)

Eine Holzskulptur von Lin Jiem-fa (Foto: Li Jiem-fa)

Meistgelesen

Aktuell