28.04.2025

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Wandern in Taiwan

01.03.2012
Wuliaojian (Sanxia, New Taipei City) — Da will ich doch nicht wirklich lang? (Foto: Chiang Mei-chu)
Taiwan, eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt, ist überwiegend als Hightech-Produzent und weiterhin für seine reichhaltige Kultur und Geschichte oder einzelne Landschaften wie den Berg Alishan und die Tarokoschlucht bekannt. Als unberührtes Wanderparadies wird die Insel kaum wahrgenommen, für Wanderbegeisterte hat sie jedoch einiges mehr zu bieten.

Region Taipeh: Für jeden etwas

Auf gut ausgebauten und beschilderten Wegen können Interessierte gemütliche Spaziergänge machen, sie finden aber auch klettersteigähnliche Strecken, Wanderungen auf flachen Ebenen, außerdem Steilanstiege, zweistündige erholsame Spaziergänge bis hin zu mehrtägigen Expeditionen im hochalpinen Gebiet. In wenigen Tagen kann man durch vier verschiedene Klimazonen wandern.

Der Wuliaojian, eine Autostunde von Taipeh entfernt, gilt als eine der schwierigeren Wanderstrecken in Taiwan. Schon der Einstieg beginnt recht bald mit nahezu 90-gradigen Steigungen, auf denen man schnell an Höhe gewinnt. Durch die dichte Vegetation schimmern auf der einen Seite die Gipfel der umliegenden Berge, auf der anderen Seite reicht der Blick in die dicht bevölkerte Ebene von Sanxia/Yingge (New Taipei City). Dabei gibt es in Taiwan viele einfachere Ausweichmöglichkeiten.

Wer es bequemer möchte, kann die gut ausgebauten Wanderwege im Yangmingshan-Nationalpark nördlich von Taipeh begehen. Der Park bietet sich als Ausflugsziel für Neuankömmlinge oder als Kurzausflug von Taipeh aus an. Vom Hauptbahnhof in Taipeh braucht man mit dem Bus (Nr. 260) etwa eine Stunde, und von der Endhaltestelle führen viele Wege in den Park. Die Wanderstrecken verlangen gelegentlich bessere Kondition, sind jedoch einfach und gut in Englisch ausgeschildert. Man kann ohne Wanderkarte drauflos wandern, schlimmstenfalls muss derselbe Weg zurückgegangen werden. Eine beliebte, aber gerade unter der Woche stille Wandermöglichkeit findet sich beispielsweise am Cingtiangang. Wer die Hauptstraße Nr. 2 von Taipeh kommt, fährt zuerst an einem Vulkanfeld vorbei, ein kurzer Abstecher zum Visitor Center und zum Vulkanfeld lohnt sich auf jeden Fall. Der oft starke Schwefelgeruch, die gelbliche Verfärbung und die brodelnden Schlammlöcher erinnern daran, dass Taiwan im pazifischen Feuering, einem aktiven Erdbeben- und Vulkangebiet, liegt. Die nachmittags oft aufziehenden Nebelschwaden und der Schwefelgeruch geben der Gegend ein gespenstisches Gefühl. Oberhalb vom Vulkanfeld führt ein steiler Wanderweg zu kalten Mineralquellen. Eine bequemere Alternative bietet sich mit einer 10-minütigen Autofahrt zum Cingtiangang. Ausgangspunkt einer einfachen Wanderung ist der kleine Weg, der am Visitor Center des Cingtiangang vorbei über eine kurze Hängebrücke führt, hin und zurück braucht man für den Rundtrip ca. zweieinhalb Stunden. Der gemütliche, gut ausgebaute Wanderweg beginnt mit einer kleinen Steigung auf Steintreppen zum Plateau. Unterwegs sind immer wieder alte, schon teils zugeschüttete Militärbefestigungen zu sehen. Ursprünglich wurden in dem Gebiet Rinder gezüchtet, heute gibt es nur noch vereinzelte Zuchtbetriebe. Unter der Woche sind entlaufene Rinder auf einer Wanderung oft die einzigen Lebewesen, denen man begegnet. Kleinere Abstecher zu umliegenden Gipfeln ermöglichen einen Blick auf Taipeh. Unterwegs hat man von einer flachen Terasse eine weit reichende Aussicht auf umliegende Bergspitzen. Auf dem Rückweg über die Straße sind Überreste eines Schwefelabbaugebietes zu sehen. Gegenüber dem Parkplatz laden die kalten Quellen nach der Wanderung zur kostenlosen Erfrischung ein. „Kalt“ ist indes relativ und bedeutet etwa 40 Grad Celsius. Die überdachten Quellen können gebührenfrei nach Geschlechtern getrennt benutzt werden, außen gibt es ein kleines Becken, um die Füße zu entspannen.

Das an der Südspitze Taiwans gelegene Kenting (Landkreis Pingtung) bietet nicht nur einen der beliebtesten Strände des Landes, sondern auch attraktive Wandermöglichkeiten. (Foto: Amber Tzou)

Der Yangmingshan ist für englischsprachige Touristen die beste Alternative für Alleingänge, die Websites des Parks bieten gute Informationen, alle Wege sind gut ausgeschildert und von der Beschaffenheit einfach. Ähnliche Möglichkeiten bestehen in der Nähe von Hsinchu (Shitoushan = Löwenkopfberg) oder am Shimen-Staudamm in der Nähe von Zhongli (Landkreis Taoyuan). Die Wege sind leicht zu finden, entweder sind sie ausgeschildert, oder in den Zweigen hängen kleine Markierungen der örtlichen Bergvereine. Etwas anstrengender und vor allem aufregender ist ein Abstecher zu dem Xiaozi-Berg in Pingxi (New Taipei City). In den Stein geschlagene Treppenstufen ermöglichen erst den Aufstieg zu verschiedenen kleineren Gipfeln, der Weg ist oft nahezu 90 Grad steil. An den Seiten sind jeweils Seile befestigt, an denen man sich den beschwerlichen Weg hochziehen kann. Verschiedene Gipfel können erklimmt werden, ein längerer Rundweg führt um den Berg herum, ist aber nur für Reisende mit etwas Kletterbegeisterung empfehlenswert. Wem das immer noch nicht genügt, kann über Eisenleitern einen letzten Gipfel erklettern, technisch sehr einfach, aber eine freistehende Leiter in dieser Höhe schüchtert doch einige ein.

Wer es noch herausfordernder mag, dem stehen viele andere Ausweichmöglichkeiten zur Auswahl — lange, einfach begehbare Strecken, schwierige Wanderwege mit Kletterpassagen oder Hochgebirgsstrecken. Die etwa zweieinhalb schweißtreibende Stunden dauernde Wanderung zum Gipfelgrad von Wuliaojian, der (mit Unterbrechungen) eine Länge von mehreren hundert Metern hat, ist anspruchsvoller als die Strecke am Yangmingshan und typisch für Taiwan: Eigenverantwortung und zurückhaltende Selbsteinschätzung sind gefordert. Gut gesichert sind die Wege nicht, Steilstellen werden auf- und abwärts mittels verknoteter Seile überwunden. Strammer deutscher Wanderschritt? Nichts da, der Weg führt über Baumwurzeln, umgestürzte Baumstämme, alte Eisenbahnschwellen als Treppenabsatz und viele kleine Steilabsätze. Nach dem steilen Anstieg bekommt man Respekt vor den Freiwilligen von Bergvereinen, welche die Schwellen hochtrugen und die Sicherungen einbauten. Nie ist ein gleichmäßiger Schritt möglich, weil man Hindernisse umgehen, darunter herkriechen oder darüber hinwegklettern muss. Der Grat ist nicht nur ein willkommener Ausblick, sondern auch eine gute Ausrede, um sich vom anstrengenden Weg zu erholen. Erholung? Auf beiden Seiten geht es steil abwärts, die angebrachten Sicherungsseile und ihre Befestigungen sehen nicht sehr vertrauenerweckend aus, zumindest nicht für schwere Europäer. Oben angekommen, wird die Unterstützung stark in Anspruch genommen. An der ersten Steilstelle geht es 20 Meter am glatten Fels steil abwärts, nur ein verknotetes Seil hilft beim Abstieg. Wenige hundert Meter später bietet ein schmaler Kamin das letzte Hindernis für breitgewachsene Europäer. In den Felsen ist ein kleiner senkrechter Durchgang von vielleicht 50 Zentimetern Breite eingeschlagen und durch Seile gesichert. Die 25 Meter sind trotz der eingeschlagenen Stufen kraftraubend. Der mögliche Abstecher zur Aussichtsplattform beansprucht mehr Muskelkraft, einige Meter Steilstelle sind durch pures Heraufziehen mit den Armen zu überwinden.

Gelegenheiten rund um die Insel

Die ganze Palette der Wandermöglichkeiten lässt sich auf einem Rundtrip durch Taiwan in wenigen Tagen erleben. Gerade unter der Woche sind die Wege meist menschenleer, wenn überhaupt begegnet man taiwanischen Gruppen in erstaunlicher Stärke, meist über 20 gut gelaunte Teilnehmer mehren den Wandergenuss mit Radio und üppigen Lebensmittelvorräten. Erstaunlich, wie mühelos die oft altersmäßig fortgeschrittenen Herrschaften steile Wege meistern. Gummistiefel wurden häufig noch nicht durch Outdoor-Hightech ersetzt. Die spärlichen westlichen Wandergäste werden herzlich, aber nicht aufdringlich willkommen geheißen (und manchmal als Attraktion mitfotografiert). Ein angebotener 50-prozentiger Gipfelschnaps mag nett gemeint sein, für den durchgeschwitzten Mitteleuropäer vielleicht doch nicht genießbar.

Affen in der Nähe der Pagode von Tianxiang (Tarokoschlucht, Landkreis Hualien). (Foto: Ina Hoetzsch)

Auf Taiwan können Reisende subtropisches Klima in der Tarokoschlucht und im Norden, gemäßigtes Klima am Yangmingshan und alpines Klima im Zentralmassiv und Temperaturen zwischen 35 Grad Celsius bis 5 Grad minus erleben. 200, 1200 und 3200 Höhenmeter, alles ist drin. Nach ersten Wanderungen in der Nähe Taipehs könnte man etwa eine Rundreise von Taipeh in nördlicher Richtung am North Coast Highway entlang beginnen. Vorbei an der bekannten Stadt Jiufen führt eine schöne Küstenstraße in südlicher Richtung, zahlreiche Parkplätze bieten Haltemöglichkeiten für einen Blick aufs Meer und die Felsformationen. Kleinere Wege führen hinab ans Ufer, waghalsige Angler können auf Felsen klettern, die ins Wasser hineinragen (nicht unbedingt empfehlenswert). Etwa eine Stunde nach Abfahrt erreicht man das kleine Dorf Bitou an der Nordostküste. Kurz vor dem Tunnel am Stadtausgang startet eine leichte Wanderung von zwei bis drei Stunden, die über feste Wege immer an der Küste entlang führt. Ein kurzer Abstecher direkt ans Meer lädt zu kleinen Kletteraktionen ein, taiwanische Fischer können beim Angeln beobachtet werden. Vorbei an einem Leuchtturm und verschiedenen Pavillons geht es um eine kleine Landzunge, auf dem Rückweg schwirren im Tal verschiedene Schmetterlinge umher. In den Zweigen hängen Spinnen mit einer Rückenzeichnung, die an ein menschliches Gesicht erinnert.

In der Tarokoschlucht

Mit Unterbrechungen zur Walbeobachtung, an heißen Quellen in Yilan und auf Aussichtspunkten an der Steilküste auf dem Songhua-Highway in südlicher Richtung findet man die nächsten längeren Wandermöglichkeiten in der Tarokoschlucht. Die schöne Küstenstraße leidet unter der Zahl großer Reisebusse, Teile der Straße am Hang brechen oft ab. Vielleicht lohnt sich doch der Halt an einem der vielen Erdgott-Tempel? Unterkünfte und Verpflegung bietet in der Schlucht nur der Ort Tianxiang (Landkreis Hualien), alle Hotels sind malerisch gelegen. Am Wochenende sollte vorab gebucht werden. Über dem Ort Tianxiang ragen eine Pagode und ein buddhistischer Tempel empor. Nachmittags gehört der ruhige Ort den scheuen Affen, die oft auf den Wegen und den Dächern des Tempels anzutreffen sind.

In der Schlucht bestehen unzählige Wandermöglichkeiten. Einfach halten, aussteigen und loslaufen! Wenngleich es am Anfang jeder Strecke noch sehr belebt von Touristenmassen ist, wird es nach einem zehnminütigen Fußmarsch sehr ruhig, wie zum Beispiel am Schrein des Ewigen Frühlings. Obwohl seine Bekanntheit (zum Fotografieren) lockt, gehen nicht alle Besucher durch die kleineren Tunnel mit ihren Statuen zum Schrein, kaum einer möchte zum Glockenturm und zum Changuang-Tempel, auch wenn der Weg über eine beeindruckende Hängebrücke führt. Der kleine Rundweg lässt einen ersten Einblick in die tiefer gelegene Schlucht zu. An nahezu allen weiteren Sehenswürdigkeiten besteht die Möglichkeit zu kürzeren Wanderungen. Über der Straße bietet der Lyeshui-Weg einen guten Ausblick auf das Tal, in recht beeindruckender Höhe auf einem schmalen Wanderweg sind das Tal und der Fluss mit seinen Marmorblöcken gut zu überblicken. Überraschend führt der Weg durch eine kleine Höhle. Am bekanntesten ist der derzeit nur über provisorische Wege zu erreichende Bayang-Pfad, dessen Haupteingang während des Taifuns Morakot 2009 durch eine riesige abrutschende Felswand verschüttet worden ist. In Tianxiang beginnend, steht der Wanderer erst mal vor der Herausforderung, einen ca. 10 Meter langen Steilabschnitt nur an Eisenketten zu überwinden. Aber der Bayang-Pfad und viele andere, einfachere Wege werden in allen Reisebüchern beschrieben.

Brücken zum Lotusteich (Taroko-Nationalpark, Landkreis Hualien). (Foto: Claudia Leverentz)

Eine weniger bekannte Alternative ist eine Wanderung zum Lotusteich. Der Weg beginnt malerisch an einem Seitenzweig der Schlucht, den meisten Gästen ist der Weg schon zu weit, nur wenige nehmen den Umweg auf sich. Zwei Mal müssen Hängebrücken über den Fluss überwunden werden, etwas schwindelfrei sollte der Wanderer doch sein. Dafür lassen sich das tief eingeschnittene Seitental des Flusses, Felsabstürze und Marmorbrocken im Fluss bewundern.

Nach der zweiten Hängebrücke beginnt der einstündige Aufstieg auf rund 1200 Meter, ca. 400 Höhenmeter sind zu überwinden. Schnaufen oder gar sich beschweren sollte niemand allzu laut, um nicht die hier lebenden Affen zu verscheuchen. In der letzten Zeit sind die Makaken in der Tarokoschlucht mutiger geworden, auf der Wanderung an verschiedenen Plätzen und selbst oberhalb Tianxiangs sind sie mit etwas Glück zu beobachten, doch sie sind weiterhin scheu und flüchten schnell. Der Weg führt nach dem Aufstieg überwiegend eben am Lotusteich vorbei zu einem verlassenen Dorf, in dem früher ehemalige Soldaten und Bauarbeiter der Schlucht und des Central Cross Highways angesiedelt waren. Noch sind die alten, kleinen Häuser zu sehen, auch wenn die Regierung derzeit das Dorf als einen Ausgangspunkt für Wanderungen tiefer ins Gebiet erweitert. Hier beginnt die wirklich wilde Tarokoschlucht, Affen kreischen und andere Tiere brechen durchs Gebüsch. Leider geht es ab hier nur noch mit einer Genehmigung der Verwaltung weiter, ohne Führung ist der Weg dahinter nicht empfehlenswert. Auf dem schnelleren Rückweg bietet sich nochmals Muße, die Seitenschlucht mit ihrem tiefen Tal und Marmorblöcken im Fluss zu besichtigen.

Bergwandern im Zentralmassiv

Genug von der subtropischen Hitze und schweißtreibenden Aufstiegen? Der Central Cross Highway Nr. 8 — eher eine Bergstraße als wirklich ein Highway — führt in westlicher Richtung über das taiwanische Zentralmassiv. Beginnend auf etwa der Höhe des Meeresspiegels muss der Highway einen Pass auf 3275 Metern Höhe erklimmen. Allein die Anreise von der Tarokoschlucht ist ein Erlebnis, auf ca. 85 Kilometern muss das Auto eine Höhendifferenz von 3000 Meter bis zum Hehuan-Berg überwinden. Dabei windet sich die Straße an der engen Schlucht entlang, unzählige Serpentinen machen die Fahrt zum Erlebnis und zur Herausforderung. An vielen Stellen kann angehalten werden, bekannt ist insbesondere das Wolkenmeer, weil bei einem Blick von oben herab die Wolkenschicht wie ein Meer erscheint. Nachmittags wird es oft gespenstisch, Nebelschwaden ziehen auf und lassen kurz einen Blick auf die umliegenden Gipfel zu. Mit etwas Glück ziehen die Wolken abends fort, von der 3150 Meter hohen Songxue-Lodge sieht der Nachthimmel mit seinen unzähligen Sternen wie ein Stecknadelkissen aus. Überall auf der Fahrt sind in der Ferne Felsabstürze in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien zu sehen. Noch auf 2000 Metern Höhe ist die Vegetation subtropisch, um bei steigender Höhenlage abrupt in die gemäßigte und noch später in die alpine Zone zu wechseln.

Unzählige Wege führen von der Songxue-Lodge in Passnähe zu den verschiedenen Gipfeln des Hehuan-Berges. Gerade in den Morgenstunden von sechs bis neun Uhr genießt der Wanderer einen herrlichen Fernblick zu den benachbarten Gipfeln des Hehuan und beispielsweise zum Cilai-Gipfel. Als leichte Alternative kann der Shihmenberg (3237 Meter) bestiegen werden. Die technisch einfachen Wege verlangen keine Klettererfahrung, zu schaffen macht nur die dünne Höhenluft. Auch wenn die Berge ungefährlich wirken, plötzliche Nebelschwaden und aufziehendes Unwetter sind schon einigen unvorsichtigen Gästen zur Falle geworden.

Impressionen von Kenting. (Foto: Amber Tzou)

Südtaiwan: Tropen und Berge

Wem noch eine Klimazone fehlt, kann ins tropische Klima zum bekannten Sonne-Mond-See oder weiter nach Kenting (Landkreis Pingtung) an der Südspitze Taiwans fahren. Neben den bekannten kulturellen Sehenswürdigkeiten bietet aber auch der Sonne-Mond-See ruhige Plätze, die von vielen gehunlustigen Gästen vermieden werden. Der Sonnenuntergang kann in ruhiger Atmosphäre von der Wetterstation oder dem Mt. Maolan (1020 Meter) beobachtet werden. Das örtliche Tourismusbüro hält kostenlos Kartenmaterial bereit.

Wem diese Wanderung nicht ausreicht, kann vom Sonne-Mond-See zurück ins Zentralmassiv zum Jadeberg erneut ins alpine Hochgebirge fahren. Der mit 3952 Metern höchste Berg Taiwans kann leider nur mit Genehmigung, die längerfristig vorher angemeldet werden muss, bestiegen werden. Vom Jadeberg sind es nur noch etwa 20 Minuten bis zum Berg Alishan, neben der bekannten Aussichtsplattform.

Das südtaiwanische Kenting hat dagegen zwar einen Ruf als bloßer Badeort, Wandermöglichkeiten gibt es dennoch ausreichend. Familien mit Kindern können einen Ausgleich zwischen obligatorischem Badeurlaub und aktiver Erholung mit den Kindern heraushandeln. Eine entspannte, vielleicht dreistündige Wanderung führt durch das Walderholungsgebiet Kenting Forest Recreation Area. Der Rundweg startet im unteren Teil mit botanischen Gärten (Orchideen, Heilkräuter usw.), weiter oberhalb wandelt sich die Kulisse zu unberührter Natur mit verwirrenden Baum- und Wurzelgeflechten. Ein Aussichtsturm bietet einen schönen Blick auf die angrenzende Meeresbucht. Von einzelnen Höhlen hat man eine schöne Sicht auf imposante Wurzeln von (aus der Vogelperspektive) vermeintlich kleinen Bäumen.

Neben Wanderungen findet sich eine breite Palette an weiteren Freiluftmöglichkeiten in Taiwan. In Longdong üben Taiwans Kletterer am Naturfelsen, überdies besitzt fast jede Stadt Kunstwände zum Kraxeln. Badesportmöglichkeiten im Freien gibt es nur vereinzelt. Neben Longdong bestehen in Kenting gute Gelegenheiten für Taucher. Für Motorradfans und (wirklich harte) Radfahrer sind die Tangenten, die jeweils von Nord nach Süd über die Berge des Zentralmassivs führen, eine abwechslungs- und erlebnisreiche Fahrtroute.


Weiterführende Informationen

Die einfachste und sicherste Möglichkeit, Taiwans Berge kennen zu lernen, ist auf den ersten Touren über einen privaten taiwanischen Bergverein, in der Gruppe ergeben sich auch schnell Bekanntschaften mit überaus interessierten Taiwanern. Ein Tagesausflug in die nähere Umgebung kostet umgerechnet etwa 10 bis 12 Euro, zwei- bis dreitägige Touren ins Hochgebirge etwa 100 Euro, einschließlich Anreise, Bergführer und Unterkunft. Eine Mitgliedschaft im Verein ist nicht zwingend erforderlich. Die Adressen der privaten Bergvereine kann man bei jedem Reiseausrüster oder den Tourismusbehörden erhalten. Die Mitarbeiter der Tourismusbehörde sind zwar sehr hilfsbereit, aber selten selbst wandererfahren, können allerdings mit einiger Zeit jemanden auftreiben. Unproblematisch ist eine Wanderung auf den gut ausgebauten Strecken der Nationalparks Yangmingshan und Kenting. Bei mangelnder Erfahrung sollte man nicht ohne erfahrene Begleitung ins Hochgebirge oder auf den schwierigen Wegen wandern. Berge, die bei schönem Wetter einfach erscheinen, können im plötzlich aufkommenden Nebel völlige Desorientierung zur Folge haben.

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