05.05.2025

Taiwan Today

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Ein Jahrhundert großartiger Errungenschaften

01.01.2011
Von links: Staatspräsident Ma Ying-jeou, seine Ehefrau Christine Chow, Vizepräsident Vincent Siew und seine Ehefrau Susan Chu während einer Zeremonie zum Nationalfeiertag der Republik China am 10. Oktober 2010 vor dem Präsidentenpalast in Taipeh. (Foto: Central News Agency)
Nach einem Jahrhundert harter Arbeit und Aufbau der Nation kann die Republik China in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiern. Zwar ist der eigentliche Stichtag der 10. Oktober, der Nationalfeiertag der Republik China und Jahrestag der Xinhai-Revolution (xinhai geming 辛亥革命) im Jahre 1911, doch die Feierlichkeiten beginnen offiziell mit dem Anbruch des Jahres 2011. Nach der Xinhai-Revolution, die das Ende der 1644 gegründeten Qing-Dynastie eingeleitet hatte, war die Republik China am 1. Januar 1912 ausgerufen worden und wurde damit die erste Republik Asiens. Ideologische Grundlage der Regierung der Republik China waren die „Drei Volksprinzipien“ (sanmin zhuyi 三民主義) des Staatsgründers Dr. Sun Yat-sen (孫逸仙, 1866-1925). Diese Prinzipien bilden das Fundament für die Verfassung der Republik China und verordnen eine Regierung des Volkes durch das Volk für das Volk. In Taiwan erlangte man Menschenrechte, Freiheit und Demokratisierung durch eine Reihe von „stillen Revolutionen“, die in kühnen sozialen und politischen Reformen kulminierten, und die Überarbeitung der Verfassung brachte ein Land hervor, für dessen 23 Millionen Einwohner bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ungeschmälert garantiert werden. Der Schutz von Menschenrechten wird in Taiwan als so wichtig angesehen, dass die Regierung im Mai 2009 zwei entsprechende Pakte der Vereinten Nationen – den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte sowie den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte – ratifizierte, obwohl Taiwan kein Mitglied der Vereinten Nationen ist. Wirtschaftlicher Fortschritt ist wesentlich für die Förderung von Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Respekt vor den Menschenrechten. Es ist daher kein Zufall, dass Taiwans Gesellschaft nach dem Einsetzen der rasanten Industrialisierung und anhaltendem Wirtschaftswachstum liberaler wurde. In nur wenigen Jahrzehnten gelang Taiwan der Übergang von einer Agrargesellschaft zu einer Wirtschaftsmacht, welche auf der Rangliste der größten Volkswirtschaften der Erde derzeit Platz 25 belegt, eine Leistung, die von der ganzen Welt gelobt wird. Ein unverwechselbarer Geist von Unternehmertum und Innovation war eine der treibenden Kräfte hinter Taiwans ungebrochenem wirtschaftlichen Erfolg. Taiwans kleine und mittlere Unternehmen, die fast 98 Prozent aller Firmen im Land ausmachen, sind für ihre Kompetenz bei Forschung und Entwicklung bekannt, was ihnen die Fähigkeit verleiht, flexibel und schnell auf veränderte Nachfrage auf dem Weltmarkt zu reagieren. Internationale Anerkennung für die Innovationsfähigkeit der taiwanischen Unternehmen lässt sich ablesen im Bericht über globale Wettbewerbsfähigkeit 2009-2010 vom World Economic Forum, in dem Taiwan wegen seiner „Fähigkeit zu Innovation“ auf Platz 6 der Weltrangliste eingestuft wurde. Innovation wird mit dem Anbruch des zweiten Jahrhunderts für die Republik China weiterhin besonders wichtig bleiben, zumal Taiwans Unternehmen sich zunehmend darauf konzentrieren, starke internationale Marken aufzubauen und Produkte mit höherem Wert zu schaffen. Es wird erwartet, dass das Rahmenabkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit (Economic Cooperation Framework Agreement, ECFA), welches Ende Juni 2010 mit Festlandchina unterzeichnet wurde, diesen Prozess fördern wird, indem es die Internationalisierung von Taiwans Wirtschaft beschleunigt. Taiwan ist außerdem stolz auf sein einzigartiges Kulturerbe. Die meisten Bürger des Landes sind Han-chinesischer Abstammung, und die jahrtausendealte chinesische Geschichte und kulturellen Errungenschaften durchdringen die Gesellschaft und sind in mancherlei Hinsicht in Taiwan besser erhalten als auf dem chinesischen Festland. Trotz dieser tiefen chinesischen Wurzeln bei Kultur hat Taiwan aber auch lokale Merkmale entwickelt, die sich auf die über 450 000 Ureinwohner, die Zeiten ausländischer Besatzung wie durch die Niederländer (1624-1662) und die Japaner (1895-1945), Zuwanderungswellen aus Südostasien, eine Vielfalt von vertretenen Sprachen und Handelsbeziehungen mit der ganzen Welt zurückführen lassen. Das Ergebnis ist eine aufgeschlossene Gesellschaft, welche ein reiches ethnisches und kulturelles Erbe mit international akzeptierten sozialen und politischen Idealen vereinigt. Während man in der Republik China über die Demokratisierung, starke Menschenrechte, eine robuste ökonomische Wettbewerbsfähigkeit und ein reiches Kulturerbe, die sich im Laufe der vergangenen hundert Jahre entwickelt haben, nachdenkt und all dies feiert, arbeitet man gleichzeitig daran, eine Vision für die Zukunft zu definieren, welche diese Trends nicht nur weiterführt, sondern auch das Gedeihen einer harmonischen Gesellschaft gewährleistet, was allen ihren Mitgliedern und der ganzen Welt Nutzen bringt. (Deutsch von Tilman Aretz)

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