25.04.2025

Taiwan Today

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Eine Zukunft für Klein- und Mittelständische Betriebe?

01.03.1989
Volle Nutzung der Arbeitskraft - der entscheidende Grund für Taiwans beeindruckendes Wachstum. Aber heute wird modernem Management und modernen Produktionstechniken Vorrang eingeräumt.
Klein- und mittelständische Betriebe (KMBs) spielten während der vergangenen drei Jahrzehnte eine Schlüsselrolle und dominieren auch heute noch die Industrielandschaft der Insel. Dies trifft ungeachtet der Wahl der Meßlatte zu, sei es die Betriebszahl, die Produktionsmenge, die Zahl der Beschäftigten oder der Gesamtanteil am Export.

Trotz der vergangenen und gegenwärtigen Erfolge der KMBs wächst die Sorge um deren Zukunft. Beobachter betonen, daß KMBs mit ineffizienten Managementmethoden arbeiten, es an Forschung und Entwicklung mangeln lassen und aufgrund der zu kleinen Betriebsgrößen, Taiwans Bemühungen die Wirtschaft anzuheben, behindern.

Während die Zahl größerer Betriebe in den letzten Jahren anstieg, bleiben Taiwans wichtigste Industrien nach wie vor arbeitsintensiv und exportorientiert, was zum Teil auf das wirtschaftliche Umfeld zurückzuführen ist. Angewandte Finanzierungs- und Steuersysteme sind beispielsweise einer Expansion nicht förderlich und Geschäftsleute kleiner Betriebe verstehen tatsächlich zu wenig vom modernen Management.

Aus diesem Grund stellen KMBs in der Wirtschaft weiterhin den Löwenanteil der Betriebe. Doch zunehmender internationaler Wettbewerb auf deren traditionellen Produktionsgebieten, übt überwältigenden Druck aus, der eine veränderte Entwicklung erzwingt. Das Überleben steht auf dem Spiel.

Im folgenden Artikel analysiert Dr. Wu Hui-lin, Forscher an der Chung-Hua Institution for Economic Research in Taipei, die vergangene und zukünftige Rolle von KMBs innerhalb Taiwans Wirtschaft und gibt Vorschläge zur Anpassung der Regierungspolitik, um die neue ökonomische Wirklichkeit zu meistern.


Kleine und mittelgroße Betriebe (KMBs) spielen seit langem schon eine Schlüsselrolle für das Wohlergehen der Wirtschaft in Taiwan, doch jetzt erzwingt der immer stärker werdende Wettbewerb des Auslands eine andere Entwicklung. Die Fortsetzung lokaler Produktion von arbeitsintensiven Billigprodukten könnte in einer Katastrophe enden, da Unternehmen in Malaysia, den Philippinen, dem chinesischen Festland und anderen Regionen sich mehr und mehr Marktanteile dieser Produkte sichern.

Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage, wie weit die Regierung in den Transformationsprozeß der KMBs auf dem Wege zu wettbewerbsfähigeren Betrieben eingreifen sollte. Ein häufig vertretener Standpunkt besagt, daß es Aufgabe der Regierung sei die KMBs zu schützen, selbst wenn Bedarf zur Vergrößerung ihrer Funktionspalette bestünde - die Regierung sollte, um KMBs zu ermutigen und zu regulieren, mit gezielten politischen Schritten hervortreten, wenn nicht sogar eingreifen.

Vertreter einer Alternative, welche gleichfalls beachtliche Unterstützung findet, fordern die Regierung auf, sich weniger mit wirtschaftlichen Regulierungen zu befassen und sich stattdessen mehr auf die Schaffung eines Marktumfelds zu konzentrieren, wo KMBs untereinander in einem offenen, fairen Wettbewerb konkurrieren können - auf daß der Stärkere überlebt.

Da die Regierungspolitik der letzten Jahre im Punkte Internationalisierung und Liberalisierung Fuß gefaßt hat, wird der letztgenannte Standpunkt mittlerweile zunehmend mehr akzeptiert. Die gegebene Situation veranlaßt Analytiker zu fragen, was die Zukunft für KMBs bereit hält. Werden sie bestehen, gleich wie die Regierungspolitik ausfällt oder stehen sie vor der Wahl, entweder zu wachsen oder zu scheitern? Gibt es keine anderen Alternativen?

Antworten zu diesen Fragen beinhalten nötigerweise genaue Informationen über die Zusammensetzung, Bedeutung, Kontributionen und gegenwärtige Schwierigkeiten von KMBs, besonders im Hinblick auf Taiwans sich verändernder wirtschaftlicher Basis, die von arbeitsintensiven Produkten abrückt und sich im Wert höher einzuordnenden Gütern und Dienstleistungen zuwendet.

Der Definition der Weltbank zufolge, haben "kleine und mittlere Betriebe" weniger als 100 Beschäftigte. Jedoch haben verschiedene Länder, auf der Grundlage der jeweiligen Landespolitik, verschiedene Definitionen angenommen. In Taiwan beispielsweise ist die Definition von KMBs seit 1967 vier Mal geändert worden. Die letzte Version (veröffentlicht im Juli 1982) besagt, daß es sich um "einen produzierenden, verarbeitenden oder handwerklichen KMB handelt, wenn dessen eingezahltes Kapital weniger als 1 Million US $ beträgt und der gesamte Vermögenswert 3 Millionen US $ nicht überschreitet; handelt es sich um einen Importeur/Exporteur, eine Werbeagentur, eine Transportfirma oder ein anderes Dienstleistungsunternehmen, darf der Jahresumsatz nicht mehr als 1 Million US $ betragen; das eingezahlte Kapital eines Bergbauunternehmens darf ebenfalls über 1 Million US $ nicht hinausgehen."

Aber ganz gleich welche Definition gewählt wird, Taiwan eilt der Ruf voraus von KMBs überschwemmt zu sein. Von 1961 bis 1985 machten die KMBs, laut offiziellen Statistiken, jedes Jahr mehr als 98 Prozent und drei Jahre lang sogar mehr als 99 Prozent an der Gesamtzahl der Unternehmen in Taiwan aus. [Siehe Tabelle 1].

 

Der Prozentsatz des Outputs, erwirtschaftet von KMBs, ist beträchtlich. In der Produktion beispielsweise repräsentierte 1971 das Output der KMBs 27 Prozent der gesamten Produktionsleistung, stieg im Jahr 1976 bis auf 47 Prozent und hielt sich 1981 immer noch auf einem Stand von 45 Prozent. (Die wichtigste Ursache für eine zwanzigprozentige Steigerung im Jahr 1976 liegt in einer Definitionsänderung, der zufolge Betriebe bis zu 300 Personen und nicht wie gehabt bis zu 100 Personen, als KMBs verstanden werden).

1981 betrug der Anteil von KMBs an der Gesamtbetriebszahl fast 99 Prozent, doch das Output maß bloße 45 Prozent. Es ist klar, daß der durchschnittliche Umfang einer Operation - repräsentiert durch das Output - eines großen Unternehmens 100 Mal größer war als der eines KMBs. KMBs, die im Bereich Bergbau, Steinbruch oder geschäftliche Dienstleistungen tätig sind, hatten eine ähnliche Größenverteilung.

Auf dem kommerziellen Sektor zeigt sich ein anderes Bild. Der Anteil der KMBs betrug hier 1976 ebenfalls über 99 Prozent, doch das Output lag bei 84 Prozent. In anderen Worten, das kommerzielle Geschäft wird auf Taiwan fast ausschließlich von KMBs dominiert, große Unternehmen sind nicht nur selten, sondern auch in Hinblick auf die Produktionsleistung (16 Prozent) weniger bedeutend.

Auf der anderen Seite haben die großen Unternehmen an den versorgungswirtschaftlichen Einrichtungen (Elektrizität, Gas und Wasser), der Transport-, Lagerungs- und Kommunikationsindustrie, den größeren Prozentanteil, sowohl was die Zahl der Betriebe, als auch das Output angeht. Diese Industrien stehen unter Regierungsaufsicht und dürfen nur als staatliche Unternehmen operieren.

Wissenschaftler stimmen allgemein zu, daß KMBs Arbeitsplätze schaffen und somit helfen die Ziele der Sozialpolitik, wie beispielsweise soziale Stabilität, gerechte Einkommensverteilung und eine ausbalancierte Stadt-Land Entwicklung eher zu verwirklichen. Außerdem tendieren Taiwans KMBs dazu, sich auf arbeitsintensive Produktion zu spezialisieren, was wesentlich zur Beschäftigtenzahl und zur Exportquote beiträgt. Die absolute Zahl der Betriebe und der prozentuale Anteil von KMBs in verschiedenen Produktionsbereichen, verdeutlicht den durchdringenden Charakter von KMBs in der Wirtschaft. [Siehe Tabelle 2].

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Studien über Taiwans Handelsentwicklungen indizieren, daß der hauptsächliche Grund des erfolgreichen Wachstums in dem Wettbewerbsvorteil liegt, dessen Ursache die volle Nutzung der auf der Insel relativ reichlich zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte ist. Diese exportorientierte Strategie endete in hoch spezialisierten, arbeitsintensiven Industrien, die den wesentlichen Teil von Taiwans Exportgütern produzieren.

Gemäß den Schätzungen des Medium and Small Business Administration of the Ministry of Economic Affairs, hat der Anteil des Export Gewinns für KMBs zwischen 1978-1985, mit einer Ausnahme von 59,2 Prozent im Jahr 1984, konstant bei über 60 Prozent gelegen und im Schnitt 65 Prozent betragen. Auf dem Exportsektor waren die KMBs offensichtlich die Hauptantriebskräfte, die hinter Taiwans schnellem Wachstum standen. Der Prozentsatz der Gewinne des Exportgüterverkaufs, im Verhältnis zu den Gewinnen des gesamten Verkaufs, war für KMBs vor 1979 noch unter 60 Prozent, wuchs bis 1980 auf 66,7 Prozent an und hält sich bis heute bei über 70 Prozent. Dies verdeutlicht die große Abhängigkeit der KMBs von ausländischen Märkten.

In Kürze: Von den für den Export bestimmten Produkten stellen KMBs mehr als 60 Prozent. Gleichzeitig beruhen mehr als 70 Prozent der Verkaufseinkünfte dieser Unternehmen auf dem Exporthandel.

Mit dieser gegebenen exportorientierten Wirtschaft ist zu erwarten, daß, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sensible Reaktionen und Flexibilität bei der Anpassung an ausländische Märkte zu den entscheidenden Kennzeichen von KMBs zählen. (Da Taiwans inländische Marktstrukturen sehr von diesen abweichen, sind verschiedene Marketing Techniken und sehr viel Einfühlungsvermögen erforderlich. Örtliche Wirtschaftswissenschaftler sprechen hierbei von einer "zweigeteilten Marktstruktur").

Bei dem Versuch dem fortwährenden Wachstum von KMBs auf die Spur zu kommen und die Frage zu beantworten, warum sie eine so entscheidende Rolle am steigenden Export und wirtschaftlichem Wachstum spielen, ist klar, daß der Frage nach der Giößendegression der Betriebe nachgegangen werden muß; auf bemerkenswerte Weise unterscheiden sich die in Taiwan gemachten Erfahrungen von gängigen Wirtschaftserwartungen.

Bezüglich der Größe eines Unternehmens bestehen zwei traditionelle Erwartungshaltungen. Firmen, die zum Zeitpunkt des Markteintritts über eine relativ kleine Produktionsbreite verfügen, wachsen auf lange Sicht und somit sollte der relative Marktanteil von KMBs zurückgehen. Doch der stetig zunehmende Anteil von KMBs in Taiwan entzieht dieser These den Boden.

Eine zweite mögliche Einschätzung besagt, daß kleine Firmen selbst dann noch ineffektiv operieren, wenn sie von Seiten des Staates beschirmt werden, wie dies bei einem geschützten Markt der Fall wäre. Schutzmaßnahmen sind jedoch nur für den inländischen und nicht für den Exportmarkt wirksam.

Dies würde bedeuten, daß sich ineffizient arbeitende Unternehmen in erster Linie am inländischen Markt orientieren müßten. Doch auch dies trifft für Taiwan nicht zu, da die örtlichen KMBs mit überWältigender Export-Ausrichtung operieren. Daher kann die Arbeit der KMBs auf Taiwan, trotz ihrer beschränkten Größe nicht als ineffektiv bezeichnet werden.

Die lokale Produktion ist ständig um Qualitätssteigerungen bemüht.

Dies scheint der allgemeinen Überzeugung entgegen zu stehen, daß das Exportgeschäft beeindruckender Großunternehmen bedarf, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies wird durch Beispiele in industrialisierten Ländern wie Japan, Frankreich und Belgien belegt, wo eher große Firmen als kleine das Exportgeschäft beherrschen. Hier stellt sich nun die Frage, wie Taiwans KMBs ohne diesen Größenvorteil gewinnbringend auf dem Exportmarkt operieren können.

Kennzeichnend für Taiwans KMBs ist, daß die Manufaktur und weniger das Marketing betont wird. Ein Großteil der inländischen Exportproduktion beruht auf Artikeln, die im Einklang mit den von ausländischen Unternehmen entworfenen Designs und nach deren Marktplänen produziert werden, wobei der örtliche Wiederverkäufer die Entwicklungskosten spart. Bis vor kurzem gelangten nur vereinzelt Markenprodukte aus Taiwan auf den internationalen Markt; für ausländische Markenartikel benötigte Materialien stellten den größten Prozentsatz der gesamten für den Export bestimmten Produktion. Dem zu Folge waren örtliche Hersteller nicht mit dem Marketing beschäftigt - noch konnten sie Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln. Das Marketing übernahmen stattdessen japanische Handelsunternehmen, multinationale Handelsgesellschaften und ausländische Importeure.

Aufgrund der gegebenen Umstände spezialisierten sich Taiwans KMBs größtenteils auf die Herstellung von arbeitsintensiven Produkten. Selbst die sogenannten "Export-Handelsunternehmen" in Taiwan hatten nur Dienstleistungen wie Kommunikation oder Schreibarbeit anzubieten, übten jedoch selten echte Marketingfunktionen aus.

Das gesamte System von Taiwans schneller Industrialisierung und wirtschaftlichem Wachstum basiert auf dem Muster dieser internationalen Arbeitsteilung und dies ist der Grund, warum es KMBs in Taiwan bisher gelang, eine Restriktion durch Großunternehmen im internationalen Marketing zu vermeiden und trotzdem noch in der Lage war, sich auf das Produktionsgeschäft zu spezialisieren. Gleichzeitig ist dies auch die fundamentale Triebkraft, die hinter Taiwans wirtschaftlicher Entwicklung steht: Wachstum durch Export.

Taiwans gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung läßt es zwar zu, daß örtliche KMBs ihren durch kleinen Produktionsumfang entstandenen Vorteil erfolgreich ausschöpfen können, im allgemeinen jedoch erfreuen sie sich keines großen Mitspracherechts, wenn es um das Marketing ihres Exports geht, noch können sie aus ihren Verkaufsanstrengungen weiteren Nutzen ziehen. Dies führt zu der Frage wie die Zukunft aussehen wird: Werden sich KMBs zu größeren Betrieben zusammenschließen und einzelne KMBs im Prozeß von Taiwans wirtschaftlicher Umstrukturierung wachsen?

KMBs stehen entmutigenden Schwierigkeiten gegenüber. Obwohl sie geschäftlich erfolgreich operieren, müssen sie sich häufig mit Problemen auseinandersetzen, die größere Unternehmen in der Regel vermeiden können. Diese Schwierigkeiten lassen sich größtenteils auf einen Mangel an Betriebskapital und auf ein niedriges Niveau an technologischem knowhow und Erfahrung zurückführen.

Einige zu beachtende Problembereiche der KMBs beinhalten das Folgende: (1) das Unvermögen genügend Sicherheit zur Verfügung zu stellen, der Mangel an einem soliden Kontensystem und ungenügend Sachkenntnis in der Finanzplanung; (2) nicht genügend Geschick im Management und so gut wie keine Übereinstimmigkeit in bezug auf brauchbare und vereinfachte Managementsysteme; (3) limitiertes knowhow und in vielen Fällen die Unfähigkeit, unabhängige Forschung & Entwicklung durchzuführen.

Außerdem müssen KMBs einem unorganisierten Markt mit starker Konkurrenz, aber beschränkter Kapazität hinsichtlich des Marketing ihrer Produkte, besonders in bezug auf ausländische Märkte, gegenübertreten. Folglich wird ihr potentielles Exportgeschäft vor allem von ausländischen Handelsunternehmen beherrscht. Ein Teufelskreis, in dem durch Kapital-, Technologie- und Mangel an Managementerfahrung das Wachstum der KMBs beschnitten wird. Das niedrige Ausmaß ihrer Operationsbreite verwehrt es ihnen, im internationalen Marketing mitzumischen, was infolge wiederum ihr Wachstum behindert.

Taiwan als junge Wirtschaftsnation versucht mit seinen Produkten immer genau im Trend zu liegen. Um jedoch auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben, muß in den Betrieben zukünftig in gesteigertem Maß Forschung und Entwicklung vorangetrieben werden.

Mehr und mehr öffentliche Diskussionen über Industriepolitik werden geführt und einige Experten drängen die Regierung einzugreifen und den Teufelskreis mittels intensiver Maßnahmen, welche den Aufbau großer Handelsgesellschaften ermutigen sollen, zu durchbrechen. Im Sinne dieser Idee fördern sie die langfristige Planung, um damit die strategisch wichtigen Industrien zu unterstützen. Die darf als die "Schule der Intervention" bezeichnet werden.

Auf der anderen Seite argumentieren andere, daß örtliche Finanzunternehmen für den Teufelskreis verantwortlich sind. Eine wesentliche Grundvoraussetzung zur Lösung des Problems stelle somit eine Funktionsverbesserung des Kreditmarktes dar. Von diesem Gesichtspunkt aus scheint eine Lockerung der Vorschriften eher der Schlüssel zum Durchbrechen des Teufelskreises zu sein, als weiteres Eingreifen in die Bankangelegenheiten. Dies ist die "Schule der Liberalisierung."

Bislang konnte zwischen diesen beiden Schulen kein Konsens erzielt werden. In der Zwischenzeit haben export-orientierte KMBs weiterhin den größten Anteil an Taiwans wirtschaftlichem Wachstum. Doch wie lange wird dies noch so sein? Welches sind die unmittelbaren Aussichten für Taiwans KMBs?

Es steht außer Frage, daß KMBs eine wesentliche Rolle bei der Steigerung des Exports und der Schaffung von Arbeitsplätzen, während Taiwans wirtschaftlicher Entwicklung gespielt haben, was ihnen im wesentlichen durch den Export von arbeitsintensiven Produktionsgütern und durch die Förderung einer export-orientierten Wachstumsstrategie gelang. Bislang haben KMBs internationale Marketing Beschränkungen überwunden, indem sie sich sehr auf die Unterstützung ausländischer Institutionen verließen. Glücklicherweise haben japanische und andere ausländische Handelsunternehmen diese Rolle übernommen und halfen Taiwans KMBs ihren Vorteil, einer vom Umfang nach relativ kleinen Produktion, auszunutzen.

Jedoch von einem anderen Winkel aus betrachtet sind diese exportorientierten KMBs auf arbeitsintensive Industrien mit wenig ausgereifter Technologie beschränkt. Andere KMBs werden davon abgehalten, ihre Technologien zu verbessern, ihren Produktionsumfang zu vergrößern und ihre Marketingfähigkeiten zu fördern. Daher wird weiterhin der größte Teil des Exportgeschäfts von ausländischen Handelsunternehmen kontrolliert.

Ein neuer Konsens hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Wirschaft ist vonnöten, um diese Barriere des beschränkten Produktionsumfang und der limitierten Marketingkapazität zu durchbrechen. Sollte die in der nahen Zukunft nicht erreicht werden, könnte es ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten nach sich ziehen, da die Zukunftsaussichten der KMBs von diesen Korrekturen der Industriepolitik, der Handelspolitik, der Finanzreform, der Steuerreform und anderen strukturverändernden Maßnahmen abhängen, welche bislang noch nicht formuliert und durchgeführt wurden. Folglich sind die Aussichten nicht unbedingt positiv. Während der Blick zurück auf die Vergangenheit der taiwanesischen KMBs Raum für Optimismus läßt, wird der Erfolg in der Zukunft von mehr als nur harter Arbeit abhängen. Grundlegende Veränderungen in der wirtschaftlichen Infrastruktur Taiwans sind unerläßlich - Veränderungen, welche ein ungünstiges und reguliertes wirtschaftliches Umfeld wandeln müssen. Wie schnell und gründlich dies getan wird, dürfte wohl bestimmend sein für Taiwans Überleben auf dem Weltmarkt von morgen.

(Deutsch von Gesine Arnemann)

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