25.04.2025

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Täuschend einfach - Kalligraphische Kostbarkeiten

01.03.1990
"Die vier Schätze des Studierzimmers": Papier, Tusche, Tuschesteine und Pinsel - Die Requisiten eines jeden Kalligraphen.
Es ist wie eine altbekannte Aufführung, eine, die seit mehr als zweitausend Jahren immer wieder gegeben wird: der chinesische Schreibpinsel steht mit perfekter Haltung in der Hand des Kalligraphen, und sobald seine Spitze sanft die Papieroberfläche berührt, beginnt er hemmungslos über dasselbe zu tanzen und gleiten in einer Weise, die man zutreffend als "Pinselballett" bezeichnen könnte.

Zuweilen sind die Bewegungen schnell und kraftvoll, die Pinselspitze bewegt sich rasch, aber mit Grazie auf und ab, die Bewegung gleicht einer Abfolge vorsichtig ausgeführter Pliés. Dann wiederum kommt der Pinsel fast zum Stillstand, aber nur, um sogleich eine Serie komplexer Drehungen zu vollführen, bevor er sich abermals auf den Weg macht und dabei eine Spur dicker, schwarzer Tusche hinter sich herzieht.

In der Hand eines talentierten Kalligraphen reagiert der Pinsel wie eine hochbegabte Ballerina, die schwierige, ja nahezu unmögliche Bewegungen vollführt. Eine so perfekte Handhabung des Pinsels, die denselben zu mehr als einem bloßen Instrument der Schönschreibkunst werden läßt, hat die exquisite chinesische Kalligraphie, eine der meistgeschätzten Kunstformen, überhaupt erst möglich gemacht.


Jahrhundertelang war außergewöhnliche Pinselfertigkeit für einen chinesischen Gelehrten ein unbedingtes Muß, da eine geschickte Hand bei der Produktion von Kalligraphien eine wichtige Rolle bei dem Ringen um Erfolg im Wettbewerb um ein Regierungsamt spielte. So entstammen zahlreiche kalligraphische Meisterwerke der Hand gelehrter Beamter. So standen zum Beispiel die vier Meister der Kalligraphie aus der Sung-Zeit (960-1279) allesamt, zumindest irgendwann in ihrem Leben, im Dienste der Regierung.

Man bezeichnet den Pinsel, zusammen mit dem Tuschestein, dem Tuschestift und dem Papier, als einen der" Vier Schätze des Studierzimmers" (文房四寶). Von diesen Vieren ist der Schreibpinsel derjenige mit der kürzesten Lebensdauer. Tusche auf Papier kann, in Gestalt hochgeschätzter kalligraphischer Kunstwerke, Generationen, Tuschesteine, sofern sie nicht abgenutzt werden, gar Jahrhunderte überdauern. Der Pinsel jedoch nutzt sich, auch wenn man ihn noch so gut pflegt, im Laufe der Zeit ab. Die feinen Tierhaare, die zur Pinselspitze zusammengebunden werden, verlieren, je nachdem wie oft sie benutzt werden, nach einigen Monaten ihre Geschmeidigkeit und die Borsten lassen sich dann nicht mehr so leicht zu einer Spitze formen.

Trotz seiner kurzen Lebensspanne hat der Schreibpinsel den entscheidensten Einfluß auf die Qualität eines kalligraphischen Kunstwerks. Minderwertige Tusche oder minderwertiges Papier erschweren die Konservierung und Aufbewahrung einer Kalligraphie über Jahrzehnte oder Jahrhunderte, weil die Tusche sich ablösen, das Papier vergilben und spröde werden kann. Auch kann ein nicht idealer Tuschestein das Abschaben der Tusche erschweren oder bewirken, daß die Tusche zu grobkörnig ist, um ästhetisch befriedigend zu wirken. In jedem Fall wird jedoch das Fehlen eines guten Pinsels auch den besten Kalligraphen an die Grenzen seiner Fähigkeiten stoßen lassen, eben so wie der Musiker durch ein verstimmtes Instrument behindert wird.

Zwar werden Schreibpinsel in China seit Jahrtausenden benutzt, wann sie jedoch zuerst eingeführt wurden, ist nicht bekannt. Einer weitverbreiteten Legende nach wurde der Schreibpinsel von dem General Meng Tien (蒙恬) erfunden. Nachdem der erste Kaiser der Ch'in-Dynastie im dritten vorchristlichen Jahrhundert China geeint hatte, kommandierte er Meng Tien in den Nordwesten ab, auf daß er dort die feindlichen Stämme der Hsiung-nu (Hunnen) abwehre und die bereits fertiggestellten Teile der Großen Mauer überwache. So soll der General durch das häufige Korrespondieren mit der Hauptstadt Hsien-Yang, insbesondere das Verfassen offizieller Schreiben für den Kaiser, dazu angeregt worden sein, den Schreibpinsel zu verbessern.

Es liegen jedoch Beweise dafür vor, daß der Schreibpinsel sowie auch das Schriftzeichen, das ihn bezeichnet, schon lange vor Meng Tien in China existierten. 1932 wurde in der Nähe von Yin, der Hauptstadt der Shang-Dynastie in der heutigen Provinz Anyang, eine Tonscherbe ausgegraben, die fast 3 500 Jahre alt sein soll. Auf ihr steht das Schriftzeichen Ssu (祀), welches "anbeten, Opfergaben anbieten" bedeutet. Das Zeichen weist eindeutige Merkmale davon auf, mit einem Tierhaarpinsel geschrieben worden zu sein.

Unter den Symbolen, die sich auf den alten Orakelknochen (甲骨文) befinden, ist auch eines für "Pinsel". Die Orakelsprüche wurden hauptsächlich auf Schildkrötenpanzer und Ochsenknochen eingraviert und in erster Linie von Mitgliedern der Königsfamilie für Weissagungen benutzt. Die meisten Zeichen auf Orakelknochen waren Piktogramme, das heißt konkrete, graphische Darstellungen von Wörtern, bzw. deren Inhalten. Das auf den Knochen gefundene Zeichen für "Pinsel" ist die Darstellung einer Hand, die einen langen Schaft hält, der am unteren Ende eine Verdickung aufweist.

So war das Zeichen für "Schreibpinsel" zu der Zeit der Ch'in-Dynastie, in der die chinesische Schriftsprache standardisiert wurde, im ganzen Land schon fest etabliert - sieht man von kleineren Varianten in der Schreibweise einmal ab. Die Hinzufügung des klassifizierenden Bambus-Radikals, wie sie in der Siegelschrift zu finden ist, ist nicht verwunderlich, da doch Bambus zum herkömmlichsten Material für die Herstellung von Pinselgriffen wurde. Heute, zwei Jahrtausende lang im Wesentlichen unverändert, kann man die ursprüngliche Gestalt des Schriftzeichens noch erkennen.

Der älteste noch erhaltene Schreibpinsel ist wesentlich jüngeren Datums, als es die ersten Hinweise auf den Gebrauch von Pinseln sind.

Im Jahr 1954 wurde in der Nähe von Changsha, in der heutigen Provinz Hunan, ein Grab aus der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v.Chr.) entdeckt, in dem sich ein gut erhaltener Pinsel fand. Dieser Pinsel mit Bambusgriff, dessen Gesamtlänge 18,5 cm und dessen Durchmesser 0,4 cm beträgt, befand sich in einem Bambusrohr und soll etwa 2 400 Jahre alt sein. Die Pinselspitze ist aus qualitativ hochwertigem Kaninchenhaar gefertigt.

In der Hand eines begabten und bewanderten Kalligraphen ist der Pinsel ein Präzisionsinstrument. Die Art und Weise, den Pinsel zu halten und zu führen, ist streng geregelt. Tatsächlich beginnt die Herstellung erstklassiger Kalligraphie nicht erst dann, wenn der Pinsel in die Hand genommen wird. Um das Optimale zu erreichen, braucht der Kalligraph eine angemessene Umgebung, angemessene Lichtverhältnisse und - was noch wichtiger ist - er muß darin bewandert sein, die richtige Körperhaltung einzunehmen, seine Atmung zu kontrollieren und seine Konzentration aufrechtzuerhalten. Dann erst darf er den Pinsel ergreifen.

Kalligraphie des Meisters Chen Chi-ju aus der Ming-Dynastie, der erwartete, daß jeder Pinsel die "Vier Tugenden" in sich vereine: Ihre Borsten sollen gleich lang sein, eine Einheit bilden, die voll und gerundet ist und sich leicht zu einer Spitze formen läßt.

Die korrekte Pinselhaltung ist wie folgt: Der Pinsel wird in der Nähe des oberen Griffendes mit Daumen und Zeigefinger gefaßt, weiter unten wird er fest gegen Mittel- und Ringfinger gepreßt, während der kleine Finger sich nur an diese beiden anlehnt. Die Krümmung der Finger sowie die Neigung des Handgelenks zum Pinsel soll so sein, daß ein Ei in die Handinnenfläche passen würde. Der Pinsel darf nie locker gefaßt werden. Traditionell wird die Einhaltung dieser Regel von den Lehrern überprüft, indem sie versuchen, den Schülern unerwartet den Pinsel aus der Hand zu reißen.

Der Kalligraph beginnt, indem er zunächst seinen Pinsel in die Tusche auf dem Tuschestein taucht, der obere, dicke Teil der Pinselspitze dient als Tuschereservoir. Durch Drehbewegungen auf dem Tuschestein werden die Borsten zu einer Spitze geformt - dann ist der Pinsel bereit für das erste Zeichen. Von dem Moment an, da der Pinsel das Papier berührt, wird jeder Strich bestimmten Grundsätzen entsprechend ausgeführt, die im Lauf der Jahrhunderte entwickelt wurden und von jedem Kalligraphen durch jahrelanges Üben in Schönschreibheften einstudiert und perfektioniert werden. Kalligraphen beginnen erst dann damit, ihren persönlichen Stil zu entwickeln, wenn sie einen hohen Grad an Kunstfertigkeit erreicht haben - doch manch einer bringt es nie so weit.

Die Größenunterschiede bei Schriftzeichen sind beträchtlich: Die Palette reicht von den winzig kleinen Zeichen, die man oft in den ersten Zeilen klassischer chinesischer Bücher findet, und die als "Augenbrauenkommentare" (眉批) bezeichnet werden, bis zu den etwa dreißig Zentimeter hohen, auf große, rote Papierstreifen geschriebenen Reimpaaren, die Wünsche nach Frieden und Glück zum Ausdruck bringen, and die zum chinesischen Neujahrsfest an beiden Seiten der Haupttore von Häusern angebracht werden. Bei einer recht ungewöhnlichen Art von Kalligraphie wird ein Pinsel so groß wie ein Mop benutzt und damit metergroße Zeichen geschrieben. Unabhängig von Pinsel- und Zeichengröße gelten jedoch immer die gleichen Regeln für die Zeichenproduktion, und ihre Einhaltung sagt aus, wie es um Fertigkeit und Geschicklichkeit des Kalligraphen bestellt ist.

An dieser Stelle sollte eine grundsätzliche Regel erwähnt werden: Ist ein Zeichen einmal geschrieben, sei es groß oder klein, so darf es nicht noch einmal mit dem Pinsel berührt werden. Ist der Pinsel einmal über die Papieroberfläche geglitten, so steht das Zeichen unveränderlich fest, jeder Versuch der Ergänzung oder Korrektur hinterläßt eindeutige Spuren, die als unästhetisch empfunden werden und ein künstlerisches Armutszeugnis darstellen. Wird ein Fehler gemacht, so ist das ganze Werk zerstört, und der Kalligraph beginnt von Neuem.

Es gibt drei Hauptgrößen für Schreibpinsel: Hsiao kai (小楷), Chung kai (中楷) und Ta kai (大楷), die entsprechend für kleine, mittlere und große Schriftzeichen benutzt werden. Zusätzlich gibt es noch einen Tou pi (斗筆), einen Pinsel, der, obwohl er noch nicht Mop-Größe hat, für das Schreiben von besonders großen Zeichen verwendet wird und eine große Spitze sowie einen besonders großen Schaft in der Form eines Horns hat. Generell gilt, daß größere Pinsel auch zum Schreiben kleinerer Zeichen benutzt werden können, niemals jedoch umgekehrt.

Am schwierigsten, aber auch am wichtigsten bei der Entscheidung für einen Pinsel, ist die Wahl des Materials für die Borsten, die meist aus Tierhaaren bestehen. Fast alle Tierhaare können verwendet werden, recht häufig findet man die von Kaninchen, Ziegen, Wieseln, Pferden, Affen, Schweinen, Rehen, Eichhörnchen und Katzen. Wang Hsi-chih (王羲之), der berühmte Kalligraph, aber bevorzugte zum Beispiel Schnurrbarthaare von Ratten. Auch weiche Vogelfedern, Gräser und Schilfrohre werden zuweilen als Pinselborsten verwendet.

Die vielleicht ungewöhnlichste Pinselart ist die Tai pi (胎筆) genannte; dies bedeutet soviel wie "Embryohaar-Pinsel". Die Borsten dieser Pinsel sind Haare, die beim ersten Haarschnitt eines Kindes abgeschnitten und dann zu einer Pinselspitze zusammengebunden werden. Noch heute werden solche Pinsel hergestellt, sind aber eher als Erinnerungsstücke gedacht, als zum Gebrauch bestimmt, und Name und Geburtsdatum des Kindes werden in den Pinselschaft eingraviert.

Das Spiel von abwechselnd breiten und schmalen Linien innerhalb eines einzigen Zeichens ist es, was der chinesischen Kalligraphie ihre einzigartige Ästhetik verleiht.

Verschiedene Pinsel für verschiedene Schrifttypen: Hier in "fleischigem Stil" des Meisters Yen Chen-ching geschriebene Zeichen.

Eine Kostprobe des "knochigen Stils", wie er von Liu Kung-chuan entwickelt und in der Folge von etlichen Kalligraphen kopiert wurde.

Pinsel mit weichen Borsten sind am besten zum Ziehen breiter Linien geeignet, wie man sie in den "fleischigen" Schriftzeichen von Yen Chen-ching (顏真卿) sehen kann. Pinsel mit härteren Borsten hingegen ermöglichen die Schaffung dünner, "knochiger" Linien, wie sie für die Werke des T'ang-zeitlichen Meisters der Kalligraphie Liu Kung-chuan (柳公權) charakteristisch sind. Was die heute sehr gebräuchlichen Pinsel anbetrifft, so gilt, daß die Borsten aus Ziegenhaar weicher, als die aus den Haaren von Wieseln sind. Und doch sind nicht alle Schriftzeichen entweder dem "Yen"- oder dem "Liu"-Stil zuzuordnen. Zur Kreation einiger Zeichentypen sind Pinsel mit einer mittleren Festigkeit erforderlich, was Kalligraphen seit jeher dazu veranlaßte, nach geeigneten Materialien zu suchen, und sie häufig verschiedene Haarsorten für eine Pinselspitze zusammenbanden, um die ideale Spannkraft zu erreichen. Traditionell wurden allein Ziegenhaare in zweiunddreißig verschiedene Kategorien unterteilt, entprechend den verschiedenen Körperteilen, von denen die Haare stammen. Während man heute bei der Kategorisierung von Ziegenhaar nicht mehr so spezifisch ist, so gibt es doch noch offensichtliche Klassifizierungen nach Qualität.

Eine breite Palette ihrem Typ, ihrer Größe und ihrem Preis nach unterschiedlicher Kalligraphiepinsel ist heute im Handel erhältlich. Je nach Größe und Qualität kann man in den Spezialläden Taipeis Pinsel im Wert von 30 bis 300 US Dollar finden.

Es ist ein Genuß, einen gut gemachten Pinsel zu benutzen, und chinesische Gelehrte haben stets stattliche Summen für die Pinsel berühmter Handwerker bezahlt.

Jahrhundertelang stammten die begehrtesten Pinsel aus dem Hsuan-chou (宣州)-Gebiet in der Provinz Anhwei. Jedes Jahr wurden Pinsel aus Hsuan-chou, deren Borsten aus qualitativ alles überragendem Kaninchenhaar bestanden, als Tributzahlung an den kaiserlichen Hof gesandt. Die Herstellung von Pinseln erfolgte zumeist in Familienbetrieben, das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergereicht. Die bekanntesten Pinselhersteller in Hsuan-chou waren die Mitglieder der Familie Chuke (諸葛氏), ihre Pinsel werden von Dichtern und Gelehrten von der T'ang- bis zur Sung-Dynastie erwähnt.

Es wird gesagt, daß die besten Pinsel, die von dieser Familie hergestellt wurden, so gut waren, daß sie nur von herausragenden Kalligraphen benutzt werden konnten, so wie, einer anderen Legende zufolge, nur der taoistische Musiker Po Ya (伯牙) die magische Flöte von Lungmen (龍門) handhaben konnte. Eine ähnliche Geschichte ist weitverbreitet: Eines Tages bestellte der berühmte Kalligraph Liu Kung-chan zwei Pinsel bei der Chuke Familie. Als diese fertiggestellt waren, sagte der Handwerksmeister zu seinem Sohn, daß Liu nur wenn er ein überragender Kalligraph sei, mit den Pinseln umzugehen verstehen könnte, andernfalls werde er sie zurücksenden. Sollte letzteres eintreten, seien sie gegen ein Paar gewöhnliche Schreibpinsel einzutauschen. Tatsächlich war Liu mit den Pinseln unzufrieden und brachte sie zurück. Nachdem er gegangen war, seufzte der Handwerker kopfschüttelnd: "Keiner außer dem Meister Wang Hsi-chih aus der Ch'in-Zeit hätte mit diesen Pinseln umgehen können." Obwohl es nur schwer vorstellbar ist, daß ein Pinsel für den überragenden Kalligraphen Liu Kung-chuan zu gut gewesen sein könnte, so zeigt die Geschichte doch, welch großer Respekt den Handwerkern der Chuke Familie gezollt wurde.

Heutzutage ist es schwierig, im Handel Pinsel zu finden, deren Griffe nicht aus Bambus bestehen. Außer Geschmack und Geldbeutel des Kunden sind aber der Wahl des Materials für den Griff nahezu keine Grenzen gesetzt, und Jade, Cloisonné, Elfenbein, Porzellan, und sogar wertvolle Materialien wie Silber und Gold werden benutzt. Kunstfertige Meister produzierten gar Perlmuttgriffe mit Einlegearbeiten aus Jade, Lack oder Gold. Feine Schnitzarbeit ließ aus Elfenbein und Lack exquisite Kunstwerke werden, und sogar Bambus wurde durch das Schnitzmesser eines Meisters zu etwas Besonderem. Für die meisten dieser Pinselgriffe gab es passende Kappen für die Pinselspitze.

Auch heute noch wird in allen chinesischen Gemeinden auf der Welt an allen Schulen Kalligraphie gelehrt.

Während die meisten antiken Pinsel Museen und privaten Sammlern vorbehalten sind, ist der chinesische Schreibpinsel doch keineswegs ein bloßes Überbleibsel aus der Vergangenheit. Tagtäglich greifen Schüler in Taiwan, auf dem chinesischen Festland, in Hongkong und in chinesischen Gemeinden auf der ganzen Welt, zum Pinsel und befolgen die überlieferten Regeln. Diejenigen, die den Pinsel nicht richtig halten, werden streng ermahnt, während sie unter dem wachsamen Auge ihres Lehrers Strich um Strich üben. Obwohl in der Zukunft viele dieser Schüler eher Meister im Umgang mit dem Computer werden, so wird doch von jedem jungen Chinesen erwartet, daß er mit dem grundlegensten Instrument seiner Kultur umgehen kann. Wie in der Vergangenheit, so ist auch heute der Pinsel mehr als ein bloßes Schreibgerät, das dazu benutzt wird, ästhetisch ansprechende Schriftzeichen herzustellen - er stellt vielmehr auch eine Verbindung zwischen seinem heutigen Benutzer und dem edlen alten Erbe chinesischer Kultur her und ist somit Garant dafür, daß diese auch in Zukunft nicht verlorengeht.

(Deutsch von Rina Goldenberg)

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