Vom 3. bis 7. März besuchte Nicaraguas Präsidentin Violeta Barrios de Chamorro in Begleitung von sechs Ministern Taipei, um die Zusammenarbeit mit der Republik China in den Bereichen der Diplomatie, Wirtschaft sowie Medizin, Landwirtschaft und Fischerei, Kultur, Erziehung und Journalismus zu fördern und um einheimische Investoren zu werben. Auf ihrer Agenda standen ferner Gespräche mit der Chinesischen Zentralbank über Niedrigzinsdarlehen an Managua, unter anderem 30 Millionen US$, welche Vizepräsident Li Yuan-zu im letzten Jahr anläßlich seines Besuchs in Nicaragua bewilligt hatte.
Chamorro sprach außerdem eine Einladung an Präsident Lee Teng-hui aus, in naher Zukunft Nicaragua zu besuchen, welche er bereits akzeptiert hat. In von den Außenministern unterzeichneten drei Vereinbarungen wurde die Leistung medizinischer Hilfe an Nicaragua, die Vergabe von Stipendien für das Studium von Sprache und Kultur an Studenten Nicaraguas und Taiwans, der Austausch von Landwirtschaftsexperten sowie von Diplomaten und die Ausbildung junger nicaraguanischer Diplomaten in der Republik China vereinbart. Geplant sind die Entsendung einer Kommission aus hiesigen Experten, um vor Ort ein Bild von der Lage des Landes zu gewinnen, sowie eine Reise des Wirtschaftsministers Vincent Siew mit einer Delegation im Frühsommer nach Managua.
Neben der Erfüllung ihrer offiziellen Verpflichtungen besuchte Chamorro den Märtyrerschrein, das Welthandelszentrum sowie das Nationale Palastmuseum und nahm von Taipeis Bürgermeister Huang Ta-chou den Schlüssel für die Hauptstadt entgegen. Die Stadtregierung von Taipei hat Chamorros Vorschlag zugestimmt, eine Partnerschaft mit der nicaraguanischen Hauptstadt Managua zu schließen. Schließlich zeichnete Chamorro Lee mit Nicaraguas höchster Medaille aus, welcher sich mit der Verleihung des Brilliantjadeordens revanchierte.
Südafrikas Außenminister Botha zu Besuch auf Taiwan
Kurz nach Bekanntwerden der Ergebnisse des Referendums über Südafrikas Apartheid-Politik begab sich der südafrikanische Außenminister H. E. Roelof Frederik Botha in Begleitung einer achtköpfigen Delegation auf eine Reise durch Asien und Australien, in deren Rahmen er vom 20. bis 23. März auf Taiwan seinen ersten Aufenthalt machte. Botha traf mit Präsident Lee Teng-hui, Außenminister Fredrick Chien und anderen führenden Politikern zusammen, die alle ihre Unterstützung für Südafrikas politische Reformen zur Beendigung der Apartheid ausdrückten. Wie er auf einem Treffen mit der Presse erklärte, sei die Republik China für Südafrika ein wichtiges Vorbild, weil hier erfolgreich breit angelegte Reformen durchgeführt wurden, welche die Grundlagen für wirtschaftliches Wachstum bilden. Gleichzeitig versicherte er der Republik China nachdrücklich, daß Südafrika trotz Einrichtung eines südafrikanischen Handelsbüros in Peking nicht über grundlegende Änderungen bei seiner China-Politik nachdenke.
Martin Bangemann in Taipei
Martin Bangemann, Vizepräsident der Vorstandskommission der Europäischen Gemeinschaft, traf am 10. April zu einem viertägigen Besuch auf Taiwan ein. Sein Aufenthalt, mit dem er einer Einladung des hiesigen Außenministeriums folgte, kennzeichnet das erste Mal, daß ein hochrangiger Beamter der EG nach Taiwan kam. Er traf sowohl mit Präsident Lee Teng-hui als auch mit Premierminister Hau Pei-tsun und anderen Regierungsvertretern zusammen. In einem Gespräch mit dem Außenminister Taiwans betonte er, daß Taiwan sich mehr an internationalen Bauprojekten beteiligen solle, um damit einen Beitrag zur internationalen Gesellschaft zu leisten. Er drückte weiterhin die Hoffnung aus, daß die Republik China und die 12 EG-Länder ihre Handelsverbindungen noch verstärken werden, deshalb war es ein Anliegen, den europäischen Gemeinschaftsmarkt und dessen Abläufe seinen Gastgebern vertrauter zu machen. Von chinesischer Seite wurde ihm die Verwendung und das Management des Fonds für die Entwicklung der Internationalen Wirtschaftlichen Zusammenarbeit (Overseas Economic Cooperation and Development Fund) erklärt.
Abgesehen von der formellen Seite gab es aber auch noch eine private. So wurde Bangemann am 12. April vom Chinesisch-Deutschen Kultur- und Wirtschaftsverband mit einem chinesisch-deutschen Abend im "Regent Hotel" willkommen geheißen. Den etwa 60 Geladenen wurde außer einem Buffet die Musik von Gu-cheng und P'i-pa geboten. Nicht nur die Mitglieder des Verbandes waren anwesend, sondern auch Leute aus verschiedenen Bereichen und chinesische Studenten, die in München studierten oder ein Stipendium der "Friedrich- Naumann-Stiftung", deren Vorsitzender Bangemann ist, erhalten hatten. Auch Bangemann, ein promovierter Jurist, hat an der Universität München studiert.
Minister aus dem Vereinigten Königreich zu Besuch auf Taiwan
Am 23. Februar traf John Redwood, Staatsminister für großunternehmerische Fragen im Amt für Handel und Industrie des Vereinigten Königreiches, zu einem dreitägigen privaten Besuch in der Republik China ein. Er folgte damit einer Einladung von Taiwans Verband von Ehemaligen der Universität Oxford (Taiwan's Oxford University Alumni Association). Während eines Aufenthaltes besuchte er u. a. den Rat für Kulturelle Planung und Entwicklung und kam mit Wirtschaftsminister Vincent Siew zusammen, um mit ihm Möglichkeiten im bilateralen Handel zu besprechen. Einen Anreiz für den erweiterten wirtschaftlichen Austausch zwischen den beiden Nationen stellt der Nationale Sechsjahres-Entwicklungsplan dar, für dessen Einzelheiten sich der Minister interessierte. Während der Gespräche stellte er heraus, daß das Finanzzentrum London der Republik China viel Erfahrung für die Öffnung ihres Finanzmarktes und darüber hinaus auch auf den Gebieten industrieller Technologie, Transport und Telekommunikation sowie der Privatisierung von Staatsbetrieben bieten könne.
Abkommen über industrietechnologische Zusammenarbeit mit Frankreich
Zum Abschluß einer dreitägigen Konferenz über technologische Kooperation unterzeichneten Ende März in Taipei die Republik China und Frankreich ein Abkommen über industrietechnologische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, womit die beiderseitigen Beziehungen in signifikanter Weise bestätigt wurden. Im Mittelpunkt der Vereinbarungen steht nach einer einleitenden Forschungsphase die Einrichtung von Arbeitsgruppen für die Bereiche Verkehr, Energie, Umweltschutztechnik, Elektronik und Informationsindustrie sowie für Telekommunikation, die sich auf den Austausch von Komponenten mit zentraler Bedeutung auf jedem dieser Gebiete einigen werden. Daran anschließend sind entsprechende Joint-ventures vorgesehen.
Anläßlich der "Achten Chinesisch-Französischen Konferenz über Wirtschaftliche Zusammenarbeit", auf der am 24. März französische Geschäftsleute mit Repräsentanten führender chinesischer Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen zusammentrafen, betonte Didier Lombard, Direktor des französischen Amtes für Industrielle Entwicklung, die Absicht Frankreichs, sich am Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplan der Republik China zu beteiligen, und betonte die Erfahrungen seines Landes im Bereich des Eisenbahnverkehrs, der Atomkraft und des Umweltschutzes. Lombard war der Leiter der l5köpfigen Delegation französischer Regierungsbeamter, welche zusammen mit ihren chinesischen Partnern das Abkommen über technologische Zusammenarbeit geschlossen hatten.
Ausschließlich friedliche Nutzung von Kernenergie auf Taiwan
In seiner Rede zur Eröffnung der viertägigen "Achten Konferenz über Nuklearenergie im Pazifikbecken" (8th Pacific Basin Nuclear Energy Conference) in Taipei bekräftigte Präsident Lee Teng-hui am 13. April vor fünfhundert Nuklearexperten aus mehr als 20 Ländern, daß Taiwan auch in Zukunft seiner Verpflichtung zur ausschließlich zivilen Nutzung der Kernenergie Folge leisten werde. Er rief andere Länder dazu auf, den Atomwaffen-Sperrvertrag der Vereinten Nationen zu befolgen und an der Abschaffung aller nuklearen Waffen auf der Welt mitzuarbeiten.
Weiter forderte der Präsident, daß Sicherheit im Umgang mit Atomenergie oberstes Gebot sein solle. Er drängte die Teilnehmer, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um für die Sicherheit der Atomenergie und damit für eine saubere Zukunft zu sorgen. Die Konferenz wurde vom Rat für Atomenergie (Atomic Energy Council, AEC) im Exekutiv-Yüan veranstaltet. Liu Kuang-chi, Generalsekretär des AEC, erklärte, daß auch Fachleute vom chinesischen Festland eingeladen worden seien, man jedoch keine Antwort erhalten habe.
Erinnerung an den "Zwischenfall vom 28. Februar"
Am 22. Februar, wenige Tage vor dem 45. Jahrestag des sogenannten "Zwischenfall vom 28. Februar", legte der "Sonderausschuß zur Untersuchung des Zwischenfalls vom 28. Februar" einen Bericht über die Ergebnisse der von Präsident Lee Teng-hui im Dezember 1990 angeordneten regierungsamtlichen Klärung der damaligen Ereignisse vor. Der auf mehr als einjähriger intensiver Forschung beruhende und von einheimischen akademischen Kreisen als fair und objektiv eingestufte Report kommt unter erstmaliger Einbeziehung von zuvor der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Dokumenten sowie zahlreicher Interviews zu dem Ergebnis, daß die damalige Regierung, in Verkennung einer komplexen innenpolitischen Sachlage, Proteste von Taiwanesen, die sich an der Erschießung einer Schwarzhändlerin am 28. 2. 1947 entzündet hatten, blutig niederschlagen ließ. In der Folge hatten zwischen den auf Taiwan geborenen und den mehr als zwei Millionen vom Festland gekommenen Chinesen latente Feindeligkeiten bestanden.
Premierminister Hau Pei-tsun erklärte zu dem Bericht, daß die Regierung "einen Teil der Schuld auf sich nehmen muß". Der Exekutiv-Yüan hat bereits eine Kommission zur Errichtung einer Stätte zum Gedenken an die Opfer eingerichtet.
Zwei Tage nach Veröffentlichung des Reports nahm Lee Teng-hui neben Hau Pei-tsun und anderen hohen Regierungsvertretern an einer musikalischen Feierlichkeit zum Gedenken an die Tragödie teil. In seiner Ansprache an die Gäste, unter ihnen zahlreiche Angehörige von Opfern, forderte der Präsident ein Ende des Hasses und mahnte, daß nur "Liebe und Vergebung uns von diesem Schatten der Traurigkeit wegführen können". Er rief dazu auf, die Auseinandersetzung mit den historischen Fakten in eine Lektion zu verwandeln, die als Maßstab für die Zukunft dienen könne.
Im Rahmen entsprechender fortgesetzter Bemühungen kündigte das Institut für Moderne Chinesische Geschichte der Academia Sinica die Veröffentlichung von zwei weiteren Berichten über den Zwischenfall an, die eine Zusammenstellung von Materialien sowie Interviews enthalten sollen. Die Dokumentationsstelle der Provinz Taiwan erklärte, daß sie weiteres geheimes Archivmaterial sowie Telegramme, die im Zeitraum der Ereignisse zwischen Taipei und der damaligen Hauptstadt gesendet wurden, freigeben werde. Ferner möchte die Regierung des Kreises Kaohsiung ein Museum zur Ausstellung historisch relevanten Materials bauen, das in Zusammenhang mit dem Zwischenfall steht.
Festländische Ehepartner dürfen auf Taiwan leben
Die am 9. Dezember letzten Jahres in Kraft getretenen Änderungen der "Richtlinien zur Bearbeitung der Anträge von Personen auf dem Festland zur Niederlassung auf Taiwan", die es auf dem chinesischen Festland lebenden Ehepartnern von Einwohnern Taiwans erlauben, sich auf Taiwan niederzulassen, trugen im Februar erste Früchte: Lo Suan-ho konnte auf dem Chiang Kai-shek-Flughafen seine Ehefrau Lo Ching-fang und ihr gemeinsames Töchterchen empfangen, die gerade von der festländischen Provinz Fukien über Hongkong nach Taiwan gekommen waren" Das Paar, das denselben Familiennamen hat, aber in keiner blutsverwandtshaftlichen Beziehung zueinander steht, lernte sich vor zwei Jahren bei einem Besuch von Lo Suan-ho auf dem Festland kennen und heiratete noch im selben Jahr.
Bemühungen der Europäer um Projekte des Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplanes
Wird es nun ein französisches oder doch ein deutsches System für Hochgeschwindigkeitszüge auf Taiwan geben? Die Frage entscheiden im Laufe dieses Jahres das Ministerium für Transport und Verkehr sowie das Kabinett, und der Bewerber Deutschland tut alles, um sein Projekt im rechten Licht zu präsentieren. So wurde am 3. März ein Presseempfang vom Deutschen Wirtschaftsbüro unter der Leitung von Jürgen Franzen anläßlich des Besuchs des Deutschen Hochgeschwindigkeitskonsortiums organisiert. Anwesend waren Klaus Oertel, Vorstandsmitglied der AEG AG, Heinz Rabe, Vorstandsmitglied der AEG East Asia Ltd. und bevollmächtigter Ingenieur für Taiwan, Prof. Dr. Klaus Milz, Präsident der AEG Westinghouse Transport-Systeme GmbH in Deutschland, Dr. Christian R. Günther, Leiter der Systemtechnik bei der AEG Westinghouse GmbH, John R. Tucker, Präsident der AEG Westinghouse Transportation Systems, Inc. in den USA, sowie Horst Stöckermann, Projektdirektor für Taiwan im Konsortium. Ziele des Besuchs waren, das starke Interesse der deutschen Industrie an dem Projekt zu unterstreichen sowie erste Kontakte hinsichtlich zukünftiger Bauvorhaben der Republik China im innerstädtischen Bahnbereich zu knüpfen. Weitere Projekte der deutschen Industrie soll im Mai der Vizeminister für Wirtschaft mit Zuständigkeit für Außenhandel, Herr von Würzen, vorstellen. Das Konsortium räumte dem ICE gute Chancen im Wettbewerb ein, da, wie Herr Stöckermann erklärte, dieser der modernste Hochgeschwindigkeitszug mit neuster Technik und dem leistungsfähigsten Antriebskonzept sei. Bei dem Zug wären Geräuschpegel, Druckbelastung im Innern sowie Energie- und Wartungskosten niedriger als bei den Mitkonkurrenten. Obwohl die Anschaffungskosten des ICE vielleicht höher lägen als bei den Konkurrenten, seien doch die Gesamtbetriebskosten langfristig gesehen geringer. Darüber hinaus böte Deutschland mit dem ICE-Projekt Firmen auf Taiwan, die daran interessiert sind, sich im zukünftigen Markt für Hochgeschwindigkeitszüge zu etablieren, einen Technologietransfer und eine langfristige Zusammenarbeit an. Das System wurde in Kooperation der meisten im Eisenbahnbau engagierten deutschen Firmen entwickelt.
Um das Konzept auch für Taiwan anwendbar zu machen und dabei die schwierige Topographie Taiwans zu berücksichtigen, arbeitete das Planungsbüro für Hochgeschwindigkeitszüge (Provisional Engineering Office of High Speed Rail) im Auftrag des Ministeriums für Transport und Verkehr an den Spezifikationen, welche die Grundlage für die Entwicklung eines auf Taiwans Bedürfnisse zugeschnittenen Zuges bilden. Die deutsche Seite hat sich bemüht, diesen Anforderungen zu entsprechen, doch ob sie das besser als Japan und Frankreich getan hat, wird eine Untersuchung des Planungsbüros erweisen.
Offene Fragen gibt es allerdings noch bei der Finanzierung des Projektes, welches Teil des Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplans ist. Hilfestellung leisteten dem auf Taiwan verbleibenden Mitglied der Delegation in der darauffolgenden Woche sowohl der Vizepräsident der Deutschen Bundesbahn im Bundesbahnzentralamt in München, Herr Lübke, der eine Schilderung über die Erfahrungen mit dem ICE präsentierte, und ein Finanzexperte von Daimler-Benz, Dr. Dose, der zur Klärung der Finanzierungsfrage kam.
Die Bemühungen um Zuschläge für Bauvorhaben im innerstädtischen Bahnbereich haben unterdessen bereits Erfolg gezeitigt: die Firma Bilfinger und Berger aus Wiesbaden und ihr hiesiger Partner, die Eastern Construction Co., machten das Rennen um einen Vertrag im Wert von 18,8 Milliarden NT$ (700 Millionen US$) zum Bau einer 6,5 Kilometer langen Magnetschwebebahnlinie innerhalb des Taipeier S-Bahn-Systems. Die Vertragssumme ist die umfangreichste, die von der Regierung jemals für ein Bauprojekt aufgewendet wurde. Etwa 5 Kilometer der Strecke mit vier Stationen werden durch Tunnel verlaufen. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt.
Doch selbst dort, wo sie als Konkurrenten auftreten, können die Europäer gemeinsam vorgehen. Auf einem Empfang der Taipeier Organisation Europäischer Handelsrepräsentanten (European Trade Representatives Organization, ETRO) am 26. März gaben die hiesigen europäischen Handelsbüros detaillierte Informationen über ihr Vorhaben, vom 14. bis 18. November diesen Jahres auf der Ausstellung und Konferenz über Europäische Technologie (European Technology Exhibition and Conference, ETEC '92) gemeinsam technologisches Know-how aus Europa vorzustellen. Ziel der Bestrebungen ist der Erhalt von Aufträgen für im Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplan vorgesehene Projekte, vor allem in den Bereichen innerstädtische und Überland-Transportsysteme, Chemie und Pharmazeutik, Telekommunikation und Elektronik, Umweltschutz und Maschinenbau.
Gesponsert wird die ETEC '92 jedoch nicht nur von europäischer Seite, sondern auch von verschiedenen hiesigen Regierungsstellen, unter anderem dem Ministerium für Transport und Verkehr und dem Außenhandelsrat Chinas (CETRA), womit das starke Interesse Taiwans an modernster Technik und deren Transfer erneut unterstrichen wird. Der stellvertretende Verkehrsminister Ma Chen-Fang sowie CETRA-Generalsekretär Liu Tingtsu richteten Grußadressen an die Gäste.
Wie Jürgen Franzen, Direktor des Deutschen Wirtschaftsbüros in Taipei, erklärte, werden sich den europäischen Ausstellern nicht nur Chancen auf Taiwan bieten, welches vielmehr in vielen Fällen als Sprungbrett für den gesamten südostasiatischen Markt gesehen wird. Die Länder dort werden, so Franzen weiter, eines Tages denselben Problemen gegenüberstehen, deren Lösung Taiwan derzeit im Rahmen seines Entwicklungsplanes angeht.
Unterdessen laufen die Bemühungen der deutschen Außenhandelskammer, hiesige Firmen zu Investitionen in Ostdeutschland zu bewegen, weiter. Am 10. April lud das Deutsche Wirtschaftsbüro Vertreter aus den Bereichen Computertechnik, Elektronik und Telekommunikation zu einem eintägigen Seminar in das Taipeier Hotel "Sherwood" ein, wo Detlef Blau, stellvertretender Direktor der Berliner Wirtschaftsentwicklung GmbH, vor 53 Teilnehmern die Vorteile von Kapitalanlagen in Ostdeutschland erläuterte. Blau verwies auf erste Erfolge der Modernisierung Ostdeutschlands, beispielsweise die Genehmigung von Handelsparks oder den Eintritt von Sony in Investitionsverhandlungen.
Aquarius, ein bedeutender Computerhersteller Taiwans, ist bereits eine Unternehmenspartnerschaft mit einer deutschen Computerfirma eingegangen. Deutschland bemüht sich auf Taiwan jedoch auch um Interessenten aus dem mittelständischen Bereich.
Das Deutsche Wirtschaftsbüro in Taipei plant für den 12. und 13. Mai die Veranstaltung eines "Deutschen Telekommunikations-Symposiums GTS '92" im Internationalen Kongreßzentrum Taipei (Taipei International Convention Center). Am ersten Tag werden in einem vom hiesigen Fernsehen live übertragenen Gedankenaustausch hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, darunter Dr. Christian Schwarz-Schilling MdB und Eugene Chien, Minister für Transport und Verkehr, über die Zukunft der Telekommunikation diskutieren. Schwarz-Schilling, der hier einen privaten Aufenthalt plant, wird eine Delegation von 35 deutschen Managern und Journalisten leiten. Für das Symposium ist außerdem eine Teilnahme ausländischer Umweltschutzexperten vorgesehen.
Am zweiten Tag wird das Symposium den Rahmen für weitere Diskussionsrunden und bis zu 16 Seminare über technische Fragen bieten. In der Telekommunikation engagierte Firmen sollen entsprechende Produkte und Neuentwicklungen vorstellen können. Generelles Ziel des Symposiums ist, die deutsche Industrie in diesem Teil der Welt mit seinen hohen Wachstumsraten weiterhin als eine dynamische Kraft zu repräsentieren. Spezifischer möchte man das große Importpotential des hiesigen Marktes für Telekommunikation erschließen, welcher derzeit dereguliert wird. Außerdem plant das Amt für Telekommunikation (Directorate General of Telecommunications, DGT) eine jährliche Ausgabe von 1,7 Milliarden US$, um bis zum Jahre 2000 ein integriertes Sprach- und Datennetz (ISDN) zu schaffen.
Dänische Handelsmission in Taipei
Unter der Leitung von Svend Henriksen, Vizedirektor des Dänischen Industrieverbandes (Federation of Danish Industries), besuchte vom 5. bis 11. April die bislang hochrangigste dänische Wirtschaftsmission Taiwan. Die Delegation bestand aus 21 Managern von Unternehmen, Banken und Handelsorganisationen sowie dem Parlamentarischen Staatssekretär für Handelsbeziehungen, Henrik Ree Iversen, und dem stellvertretenden Ständigen Staatssekretär im Ministerium für Industrie, Lars Bernhard Joergensen. Auf einer Reihe von Symposien, Ausstellungen und in Gesprächen stellten sie industrielles und landwirtschaftliches Know-how und entsprechende Produkte aus Dänemark vor. Außerdem nahmen sie an Sitzungen der Euro-Asien Handelsorganisation (Euro-Asia Trade Organisation) teil und besuchten den Forschungs- und Industriepark Hsinchu.
Hauptziel der Gruppe war es nach Auskunft des Amtes für Außenhandel (Board of Foreign Trade, BOFT), dänischen Firmen zu helfen, Zuschläge für Projekte des Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplanes zu erhalten sowie die Erweiterung von Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Taiwan und Dänemark zu diskutieren. Sheu Ke-sheng, Generaldirektor des BOFT, hatte auf seinem letztjährigen Besuch in den skandinavischen Ländern diese ausdrücklich nach Taiwan eingeladen.
Neuer Businessclub gegründet
Am 5. März hielt der "Zentraleuropäische Wirtschaftsverband der Republik China" (Central European Business Association of R.O.C.) seine Gründungsversammlung ab, auf welcher ein Vorstand unter der Leitung von Andrew C. Tsuei gewählt wurde. Ziel der Vereinigung mit Sitz in Taipei ist, Geschäftsleute mit Interessen in Zentraleuropa zusammenzubringen. Gleichzeitig möchte man einen Beitrag zur Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen diesem Gebiet und Taiwan leisten. In diesem Zusammenhang wird der Verband in jeder zentraleuropäischen Hauptstadt ein Fünf-Sterne-Restaurant schaffen, um den kulinarischen Genüssen chinesischer Tradition zu weiterer Verbreitung zu verhelfen. Auch ist in Zentraleuropa die Einrichtung von Geschäftsstellen des Verbandes unter der Bezeichnung "Taiwan Business Club" vorgesehen.
Seminar über Gesetz gegen den Verkauf von Waren zu Schleuderpreisen
Am 24. Februar dieses Jahres fand ein von der Euro-Asien Handelsorganisation (Euro-Asia Trade Organization) veranstaltetes Seminar zu einem Gesetz der Europäischen Gemeinschaft gegen den übertrieben billigen Verkauf von Produkten statt. Das Interesse Taiwans an Bestimmungen innerhalb der EG ist nun mit Blick auf die am Jahresende erfolgende Einrichtung des gemeinsamen europäischen Marktes besonders stark, und es besteht ein großer Informationsbedarf in diesem Bereich. Ihre Überlegungen zu diesem Thema stellten drei Fachleute aus Taiwan vor. C. P. Chang, Generalsekretär der Organisation, sprach über die neueste Entwicklung der Wirtschaft in Europa, Ts'ai Ying-wen, Professorin am Graduierteninstitut für Rechtswissenschaft der Soochow-Universität, erläuterte die Bestimmungen gegen den Verkauf von Waren zu Schleuderpreisen, und Huang Li, Professor am Fachbereich für Rechtswissenschaft der Nationalen Chengchi-Universität, analysierte das Gesetz an Hand von Beispielen der Vergangenheit. An die Vorträge schloß sich eine Diskussion an.
Versicherungsgesellschaft aus Köln öffnet Tore in Taipei
Eines der ältesten Versicherungsunternehmen der Welt, die 1863 gegründete Kölnische Rückversicherungsgesellschaft, fügte am 11. Februar ihren insgesamt 24 weltweiten Vertretungen das erste Repräsentationsbüro in Taipei hinzu. Der sich langsam öffnende Versicherungsmarkt Taiwans erscheint, laut Peter Luthe-Boruefeld, Mitglied des Vorstandes in Köln, als vielversprechend für die Versicherungsbranche. Geleitet wird das hiesige Büro von Bryan Golding, der betont, daß es seine Hauptaufgabe sein wird, einheimisches Versicherungspersonal anzulernen und internationales Know-how auf diesem Gebiet zu vermitteln.
Beteiligung Taiwans an Berliner Messe "Partner des Fortschritts"
An der diesjährigen "Partner des Fortschritts"-Messe in Berlin vom 10. bis 13. Juni wird eine Gruppe von Vertretern aus 64 Unternehmen von Taiwan teilnehmen, wie deren Leiter Tsai Feng-Ming, Generalmanager der Fame Mark Harrison Taiwan Ltd., bekanntgab. Davon werden 75 Prozent aus dem Bereich Textil kommen, und der Rest wird Geschenkartikel usw. ausstellen. An der Veranstaltung, die bereits in ihr 31. Jahr geht, hat Taiwan schon mehr als zehn Mal teilgenommen, davon seit 1987 unter Tsai's Leitung.
Wie Tsai erklärte, wird der Wirtschaftspartner Berlin in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht immer wichtiger. Deshalb erhoffen sich die einheimischen Firmen von einer Beteiligung an der dortigen Ausstellung guten Erfolg.
Mit der Schweinerei aufräumen
Um der immensen Wasserverschmutzung durch tierische Reststoffe von Schweinen, die entlang des Tamsui-Flusses und seiner Zuflüsse gehalten werden (siehe auch "Freies China" März-April 1992), abzuhelfen, hat Taiwan Maßnahmen ergriffen. Noch bis September diesen Jahres müssen viele der Schweinefarmen im Einzugsgebiet des größten Flusses Taiwans geschlossen oder verlegt werden. Es handelt sich dabei um 252 Farmen mit insgesamt 49 105 Schweinen, von denen u. a. nach einer geplanten Begradigung des Keelung-Flusses etwa 130 bestehen bleiben. Die Antragstellung für eine Schließung und den Erhalt von Kompensationszahlungen, wobei pro Schwein bei einer völligen Einstellung der Zucht 1000 NT$ und bei Reduzierung auf die Hälfte 600 NT$ pro Schwein vorgesehen sind, sollte eigentlich vor Ende Februar erfolgen. Bis Ablauf der Frist hatten jedoch nur etwa 30 Prozent der Züchter einen Antrag gestellt, so daß der Rat für Landwirtschaft (Council of Agriculture) den Termin zunächst auf Ende März und schließlich bis September verlängert hat. Dabei berücksichtigte er den Einwand der Bauern, die Ferkel seien erst in zehn Monaten soweit, verkauft werden zu können. Nach Verkauf kann dann ein Antrag auf Ausgleichszahlungen für die restlichen Schweine gestellt werden. So hofft die Regierung, die Verluste der Bauern möglichst gering zu halten. Nach einer vom Rat für Landwirtschaft im Oktober letzten Jahres durchgeführten Umfrage waren jedoch nur ein Drittel der Züchter zu einer Kooperation bereit.
Aus der Schließung ergeben sich allerdings neue Umweltprobleme, denn die Tiere verwerten einen Großteil der täglich von Restaurants anfallenden 120 000 bis 130 000 Liter Essensreste. Ohne diese Verwertung wird dieser Abfall direkt in den Fluß geleitet und stellt eine neue Bedrohung der Wassergesundheit dar.
Laternenfest Taipei 1992
Am Abend des 18. Februar schaltete Präsident Lee Teng-hui nach einer Grußadresse an die Nation auf dem Platz der Chiang Kai-shek-Gedächtnishalle vor mehr als 100 000 Besuchern die 13 Meter hohe, den Affenkönig Sun Wu-k'ung darstellende und damit das chinesische "Jahr des Affen" repräsentierende Laterne ein, um damit das Zeichen für den Auftakt des Laternenfestes Taipei 1992 zu geben.
Auf dem Festival, das bis zum 20. Februar währte, bestaunten zahllose Menschenmassen die insgesamt 60 Riesenleuchtkörper sowie die Abertausenden kleinerer Laternen, von denen etliche das Affensymbol, Tiere und Blumen, chinesische Familiennamen sowie Motive aus der chinesischen Geschichte und Mythologie, aber auch aus moderner Zeit darstellten. Mehr als 15 000 Leute trugen tatkräftig zum Gelingen des Festes bei; festlich geschmückte Wagen oder Stände wurden zum Teil von internationalen Gruppen gesponsert. An vielen der Stände konnten die Besucher einigen der weltweit besten Meister traditionellen chinesischen Kunsthandwerks beim Schnitzen und Malen sowie beim Herstellen von Scherenschnitten, dekorativer Knotenknüpferei, Reisteigfiguren, Räucherstäbchen und natürlich von Laternen zusehen. Tempelgruppen begeisterten mit Aufführungen von chinesischen Kampfkünsten, Tänzen, Stelzenlaufen und anderen Akrobatiken, und auf den Bürgersteigen boten sich dem Publikum zahlreiche weitere folkloristische und musikalische Darbietungen. Der Andrang war groß, so daß in den Menschenmassen alleine am ersten Abend 458 Kinder verloren gingen. Doch waren Veranstalter und Polizei bestens vorbereitet, und so hatten die Eltern ihre Kleinen bald wieder.
Das seit dem Altertum in China begangene Laternenfest soll, so eine gängige Erklärung, in der Han-Zeit (202-220 n. Chr.), im Zuge der Festlichkeiten zu Ehren des Nordsterns, entstanden sein. Oder sollten die Laternen vielleicht zur Erhellung der Nacht dienen, um umherschwirrende Geister in der Luft besser sehen zu können? Auch zur Wahl des Zeitpunktes, nämlich der ersten Vollmondnacht des neuen Jahres nach dem chinesischen Mondkalender, gibt es zwei Überlieferungen: Nach einer Reform des Bildungssystems in der T'ang-Dynastie (618-907), welche die Menschen zum Studium ermutigte, wurde es Brauch, daß die Kinder zum Schuleintritt, der in die Zeit des ersten Vollmondes fiel, Laternen bastelten, welche ihnen dann ein alter Gelehrter als ein Symbol für die Hoffnung auf Erleuchtung durch Bildung und eine strahlende Zukunft anzündete. Möglicherweise hat der Zeitpunkt auch mit der Sitte aus der Ming-Zeit (1368-1644) zu tun, in der ersten Vollmondnacht des neuen Jahres als Zeichen für die Erleuchtheit des Buddhismus in allen buddhistischen Tempeln Laternen anzuzünden (siehe auch "Freies China", Mai-Juni 1990). Das Fest wird seit 1990 vom Amt für Tourismus als eine erzieherische Form der Unterhaltung konzipiert und organisiert. Die Veranstalter hoffen, diese große Präsentation chinesischer Kultur weltweit so berühmt zu machen wie den Karneval in Rio oder das Schneefestival in Japan. Dieses Jahr wurde das Fest erstmals per Fernsehsatellit in 38 andere asiatische Nationen übertragen.
Sotheby's erste Auktion auf Taiwan ein Riesenerfolg
Die erste von Sotheby's auf Taiwan veranstaltete internationale Versteigerung von 82 modernen chinesischen Ölgemälden, Aquarellen und Skulpturen brachte am 22. März einen Gesamtumsatz von 3,45 Millionen US$ ein. Julian Thompson, Leiter der im Taipeier Shin-Kong-Kunstmuseum (Shin Kong Museum of Art) veranstalteten Auktion, bezeichnete das Ergebnis als "sehr ermutigend", wobei er schätzte, daß etwa ein Viertel der 380 registrierten Bieter von außerhalb Taiwans gekommen waren. Besonders erfreut zeigte sich Julian davon, daß beim Bieten um einzelne Stücke weit mehr als nur zwei Parteien miteinander konkurrierten: "Es gab ein breites Interesse an den Bildern." Sotheby's hofft, daß nun weitere interessierte Verkäufer vortreten, und plant bereits für Oktober eine weitere Auktion.
Liao Chi-chun's Gemälde "Kueishan-Insel", welches auch die Titelseite des Ausstellungskatalogs schmückte, erhielt mit 256 000 US$ das höchste Gebot. Weitere Meisterwerke, die hohe Summen erbrachten, waren "Stilleben in Blau" (ebenfalls von Liao Chi-chun), "Landschaft" (Yu Cheng-yao), "Margeritenbukett" (Chang Yu), "Grüner See" (Li Shih-chiao) und "Fischerdorf" (Chen Yin-huei). Trotz der Höhe der erzielten Preise bewahrheiteten sich jedoch Befürchtungen, Auktionen wie diese könnten den Mißbrauch von Kunst als Spekulationsobjekt anheizen, nicht: "Wir wollten nicht, daß diese Kunstwerke von Spekulanten manipuliert werden, und das war auf der Auktion auch nicht der Fall", erklärte Rita Wong, Direktorin von Sotheby's Taiwan Ltd.
Österreichisches Museum stellt zeitgenössischen chinesischen Künstler vor
Vom 19. Februar bis Ende März zeigten das Museum für Völkerkunde und das Institut für Chinesische Kultur in Wien eine vom hiesigen Rat für Kulturelle Planung und Entwicklung (Council for Cultural Planning and Development) finanzierte Sonderausstellung des chinesischen Malers Chiang Han-tung mit dreißig Werken, darunter 22 Ölgemälde und 8 Graphiken, die Chang King-shing von der Apollo Art Gallery in Taipei zu Verfügung stellte. Es handelte sich hierbei um das erste Mal, daß es zu einem solchen Austausch von Malerei zwischen Österreich und der Republik China kam.
Die Sammlung vermittelt einen Einblick in die dunkle Welt des 66jährigen Chiang, der auf dem linken Auge völlig blind ist und auf dem rechten nur über eine minimale frontale Sicht verfügt. Trotzdem schafft er Bilder, die "östliche Farbgebung" und die Phantasie des westlichen Surrealismus verbinden. Hierin folgt er seinem Lehrer Li Chung-sheng, der für die chinesische Malerei die Notwendigkeit betonte, einen östlichen Geist zu bewahren, während man gleichzeitig internationale Lehrmeinungen studieren solle. Der Betrachter wird von den kraftvollen Linien, der sich wiederholenden Symmetrie, von Übertreibungen und flachen, zweidimensionalen Figuren, die in der Technik eher an die primitive Kunst erinnern, aber auch von den kubistischen Zügen der Arbeiten angezogen und gefesselt. Da die Sehkraft des an Grünem Star erkrankten Künstlers seit über zwanzig Jahren stark eingeschränkt ist und er sich dadurch nicht mehr auf Vorlagen aus der ihn umgebenden Welt stützen kann, muß er seine Figuren und Bildthemen aus der Erinnerung auf die Leinwand rufen. Er bezieht sich dabei besonders auf Kindheitserinnerungen an die chinesische Mythologie, historische Persönlichkeiten, Tempelriten, Feiern und Volksoperaufführungen. Auch beeinflussen ihn die Musik klassischer chinesischer Instrumente und chinesische Volkslieder, die er dann in Farben, Formen und bildliche Rhythmen umsetzt.
Der Künstler, der als einer der Pioniere von Taiwans moderner chinesischer Malerei gilt, sagt von sich selbst: "Ich male, was ich denke, nicht was ich sehe." Der 1926 auf dem chinesischen Festland in Fukien geborene Maler kam 1948 nach Taiwan und lehrte für 10 Monate an einer Grundschule, um sich die Schulgebühren für ein Studium im Fachbereich der Künste an der Pädagogischen Hochschule Taipei zu verdienen.
Französisches Ballett tanzte in Keelung
Das französische "Ballet du Rhin" (Rheinballett) stattete auf seiner Asientournee auch Taiwan einen viertägigen Besuch ab, während dessen es im Städtischen Kulturzentrum von Keelung am 10. und 11. April jeweils eine Vorstellung gab. Zum ersten Mal kam damit ein von einer ausländischen Regierung gesponsertes Ensemble nach Taiwan. Die Truppe mit 29 Tänzern und Tänzerinnen sowie 12 Mitarbeitern für Organisation und Technik war nach ihrer Gründung 1972 in Mulhouse zunächst auf private Gelder angewiesen, wurde dann aber aufgrund ihres hohen künstlerischen Niveaus vom französischen Kultusministerium entdeckt und seither von diesem gefördert.
Diejenigen, die an den Aufführungen interessiert waren, konnten durch das Städtische Kulturzentrum in Keelung oder durch die "Pazifische Kulturstiftung" (Pacific Cultural Foundation) kostenlose Eintrittskarten erhalten.