25.04.2025

Taiwan Today

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Deutsche in Taipei: Jeder nach seiner Fasson

01.11.1993
Schrift und Farben des Logos auf dem Eingangsschild verraten dem Besucher der eu­ropäischen Schulen, daß in dem weitläufig angelegten Gebäudekomplex neben der englischen und der franzö­sischen Lehreinrichtung auch die "Deutsche Schule Taipei" untergebracht ist.
So verschiedenartig die Deutschen sind, die hier nach Taiwan kommen, von ihrer Firma entsandt oder auf eigene Faust, so unterschiedlich gestaltet sich ihr Leben auf Taiwan - und dementsprechend viel­fältig sind ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Laut Statistik der Nationalen Poli­zeiverwaltung im Innenministerium der Republik China waren Ende vergange­nen Jahres 409 und bis September 1993 491 Deutsche verzeichnet, die mit einer längerfristigen Aufenthaltsgenehmigung, auf chinesisch chü-liu-cheng(居留證), in Taiwan leben. Viele der Deutschen kommen hierher, um in der Niederlassung ihres deutschen Arbeitgebers zu ar­beiten. Über hundert deutsche Firmen sind auf Taiwan, vor allem in Taipei ansässig; darunter finden sich so bekann­te Namen wie BASF, Bayer, Hoechst, Lufthansa, Siemens und andere.

Neben den Geschäftsleuten und Angestellten mit oder ohne Familien gibt es - abgesehen von den Studenten -­ noch die kleineren Gruppen der Deutschlehrer, der Missionare und jener Deut­schen, die auf eigene Faust nach Taiwan kommen und aufgrund ihrer Deutsch-­ oder anderer Kenntnisse eine Anstellung und ein Auskommen finden. Die deut­sche Palette in Taipei ist kunterbunt gemischt und stellt ein Kaleidoskop der verschiedensten Berufssparten, Positio­nen, Einstellungen, Interessenlagen und Hintergründe dar. Aus diesem Grund wird man vergeblich nach einer verein­ten deutschen community, sprich "Ge­meinschaft", Ausschau halten, sondern muß sich auf die Suche nach den Lands­leuten machen.

Diese wird einen zunächst einmal zu den beiden halboffiziellen Vertretun­gen führen. Da die Bundesrepublik Deutschland keine diplomatischen Beziehungen zur Republik China und so­mit auch keine Botschaft auf Taiwan unterhält, fungieren stattdessen das Deut­sche Wirtschaftsbüro und das Deutsche Kulturzentrum als halboffizielle deutsche Vertretungen, die sich auch, jeweils im Rahmen ihres Aufgabenbereichs, um die deutschen Staatsbürger auf Taiwan küm­mern. In einer Broschüre des Deutschen Wirtschaftsbüros heißt es: "Das Deut­sche Wirtschaftsbüro unterscheidet sich kaum von den Auslandshandelskam­mern. Es bietet den Unternehmen bei der Länder praxisorientierte Dienstleistungen an." Gert Rabbow, stellvertretender Lei­ter des Deutschen Wirtschaftsbüros, führt aus: "Es ist eine unserer Aufgaben, deut­schen Geschäftsleuten bei der Wahl des Investitionsstandortes Taipei zu helfen und darüber hinaus, in Absenz von di­plomatischen Beziehungen, die deut­schen Geschäftsleute zu betreuen." Und er fährt fort: "Wir haben eine ganz klare Trennung der Zuständigkeiten: Wir machen alles Politische, während das Deutsche Kulturzentrum für den kulturellen Bereich zuständig ist."

Das 1963 gegründete Deutsche Kulturzentrum in Taipei arbeitet unter der Trägerschaft der Steyler Mission und wird über das Goethe-Institut München durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland finanziert. Die Zielsetzung der Einrichtung liegt in der "Pflege der deutschen Sprache auf Taiwan und Förderung der kulturellen Zusammenarbeit", wie es in einer Infor­mationsschrift heißt. Das geschieht bei­spielsweise durch den Deutschunterricht, die Studienberatung für chinesische Stu­denten oder ein Fortbildungsseminar für Deutschlehrer auf Taiwan. Als Beiträge der kulturellen Programmarbeit werden die Ausstellung des Malers Jörg Immendorff in der Städtischen Kunsthalle Taipei im Sommer, eine Ausstellung des deutschen Malers Johannes Gérard im Kulturzentrum sowie die Vermittlung zweier taiwanesischer Künstler zur Teil­nahme an Workshops in Deutschland genannt. Neben seiner kulturellen Arbeit nimmt das Deutsche Kulturzentrum auch konsularische Aufgaben für Chinesen wahr und steht den Deutschen selbst in Rechts- und Konsularangelegenheiten zur Seite.

Heidegert A. Hoesch, die seit einem Jahr das Kulturzentrum leitet, betont: "Unsere Kulturarbeit richtet sich im we­sentlichen an die Chinesen." Sie räumt ein, daß die Veranstaltungen noch sehr sporadisch und punktuell seien, doch sie gibt zu bedenken, daß viele größere Bei­träge einer langen Vorbereitungszeit bedürfen. Ab 1994 werde es jedoch ein kontinuierlicheres Angebot von beispiels­weise Ausstellungen, Ballett- und Film­vorführungen sowie auch Seminaren ge­ben, verspricht sie. Das sei möglich, da die Einrichtung in die Programmplanung der Goethe-Institute der ostasiatischen Region integriert werden konnte.

Die Leiterin würde sich ein größe­res Interesse von seiten der Deutschen an Veranstaltungen des Kulturzentrums wünschen, aber sie weiß auch: "Das läßt sich nur durch ein attraktives Programm wecken." Daneben erwähnt sie das Pro­blem der Lage: Das Deutsche Kultur­zentrum befindet sich im südwestlichen Teil der Stadt, während die meisten Geschäftsleute im Norden von Taipei leben, und die Anfahrt gestaltet sich äußerst zeitraubend. Sie findet: "Man kann auch verstehen, daß jemand ungern in die Stadt fährt, wenn er nicht unbe­dingt muß." Aber auch in diesem Punkt zeichnet sich eine Veränderung ab, weil das Kulturzentrum bis März 1995 aus dem Gebäude an der Hsinhai-Straße aus­ziehen muß.

Heftet man sich den in Taipei ar­beitenden Deutschen an die Fersen, werden einen die meisten Spuren in den Norden der Millionenmetropole führen, genauer gesagt in die Stadtteile Tienmu, Shihlin und Peitou, wo viele der soge­nannten "Ausgewanderten" aller Natio­nen leben. Auch viele der für deutsche Firmen arbeitenden Deutschen, davon etliche mit Familie, haben dort ihr Domizil aufgeschlagen. Das hat durch­aus praktische Gründe: Erstens findet man hier bei der Vielzahl von Auslän­dern relativ problemlos Kontakte, die das Eingewöhnen und Leben erleichtern können. Zweitens gibt es ein auf die ausländische Präsenz abgestimmtes Ein­kaufs- und Freizeitangebot, darunter ei­nen französischen Supermarkt, eine deutsche Metzgerei, den exklusiven Amerikanischen Klub sowie erschwingliche Restaurants im amerikanischen und auch europäischen Stil, "die neben Es­sen und Drinks auch Gemütlichkeit servieren", wie ein Deutscher es ausdrückt. Und drittens befinden sich im Norden Taipeis die amerikanische, japanische und europäische Schule, was besonders natürlich für die Familien mit Kindern ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Wohnlage ist.

Die Deutsche Schule ist Teil der in Shihlin gelegenen Europäischen Schule Taipei und bietet derzeit rund fünfzig Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 16 Jahren eine deutsche Kinder­garten- und Schulausbildung. Im Kin­dergarten werden Kinder von drei bis fünf Jahren betreut, während die Fünf-­ bis Sechsjährigen sich in dem einjährigen Vorschulunterricht auf die Einschulung vorbereiten können. Die erste bis sech­ste Klasse werden regulär unterrichtet; von der siebten bis zur zehnten Klasse erfolgt die Ausbildung per Fernkurs unter Anleitung und Betreuung der Deut­schen Schule. "Die Eltern der Kinder arbeiten in der Regel zwei, drei Jahre hier für deutsche Firmen", sagt Schul­leiter Rüdiger Voget, "und dann wech­seln sie." Er erklärt, daß die Fluktuation sehr groß sei und die Ein- und Aus­schulungen bei weitem nicht immer am Anfang oder Ende des Schuljahres erfolgten, sondern meistens dazwischen, was weder für die Kinder noch für die Schule gut sei.

Schulleiter Rüdiger Voget sieht seine Aufgabe darin, den meist nur für einige Jah­re hier lebenden deutschen Kindern und Jugendlichen eine den Standards im Hei­matland entsprechende Schulausbildung zu bieten. Das erweist sich in einer hauptsächlich von Chine­sisch und Englisch gepräg­ten Sprachumgebung mit­unter als nicht einfach.

Durch seine Tätigkeit kennt Rüdi­ger Voget noch andere Probleme, mit denen vor allem die Kinder zu kämpfen haben. "Wenn die Kinder von Deutsch­land hierher übersiedeln, ist zum einen der Verlust von Freundschaften da. Das ist schon ein Problem für sich", erklärt er. "Aber dann wird das Problem hier noch verstärkt, weil innerhalb der eige­nen Sprach- und Altersgruppe unglaub­lich wenig Kinder da sind." Das könnte bedeuten, daß ein Drittkläßler in der Deutschen Schule nur drei Spielkame­raden zur Auswahl hat. "Wenn der Drittkläßler jetzt ein Junge ist und die anderen drei Mädchen sind, dann ist der Fall für ihn erledigt. In dem Alter läuft da nichts", weiß Rüdiger Voget. Und das würde natürlich die ganze Familie, ins­besondere die Mütter betreffen, die oft­mals gezwungen seien, Chauffeur zu spielen. Er fügt an: "In der Straße selber können jetzt noch 20 chinesische Fami­lien wohnen, die Kinder in dem Alter haben, aber die Kinder können nicht spielen, weil sie vor 18.00 Uhr nicht aus der Schule kommen", während die deut­schen Schüler in der Regel ab 14.00 Uhr zu Hause seien. Eine andere Schwierig­keit bezeichnet er als "Verlust der Sprachkompetenz", die nicht alleine die Kinder treffen würde. Dazu führt er aus, daß in einer Sprachumgebung, welche hauptsächlich von Chinesisch und Eng­lisch geprägt sei, die Kinder einfachste Alltagswörter nicht aufschnappen könn­ten. Er habe festgestellt, daß er selbst sich bei einer Unterhaltung in deutsch mitunter bestimmter Ausdrücke nicht entsinnen könne und stattdessen engli­sche Wörter verwenden würde.

Andrea Schröder (29) lebt mit ih­rem Lebensgefährten und den beiden gemeinsamen Söhnen seit Juli 1992 in Taipei. Sie gibt zu, mit einer recht nai­ven Einstellung nach Taiwan gekommen zu sein. An die Möglichkeit des soge­nannten "Kulturschocks" habe sie gar nicht gedacht und vor ihrem Umzug nach Taiwan den starken Wunsch geäußert, nur in eine rein chinesische Gegend zu ziehen. "Jetzt bin ich heilfroh, daß er das nicht gemacht hat", komentiert sie die Entscheidung ihres Lebensgefährten, der eine Wohnlage in Tienmu aussuch­te. Nach über einem Jahr weiß sie: "Du mußt deine eigene Kultur weiterpflegen, ab und zu auch einmal in deiner Mut­tersprache reden oder auf westliche Lebensmittel zurückgreifen können", was in Tienmu möglich ist.

Andrea Schröders fast fünfjähriger Sohn Mats geht vormittags in den Kindergarten der Deutschen Schule, und das sei angenehmer als in Deutschland, da er morgens um 8.20 Uhr mit dem Kindergartenbus abgeholt und mittags um eins zurückgebracht werde, bemerkt sie. Den zweijährigen Nils nimmt sie mit, wenn sie vormittags zum Sport treiben in den Amerikanischen Klub geht, da sie ihn dort in die Kinderkrippe geben kann. "Das ist optimal", betont sie, denn sonst müsse man, falls man kein Kindermädchen habe, immer zuerst an die Unterbringung der Kinder denken, wenn man etwas unternehmen wolle. Da fehle die Verwandtschaft, auf die sie in Deutschland hätte zurückkommen kön­nen, stellt sie fest. Was tut eine Mutter, wenn vormittags einmal Termine oder Erledigungen anstehen, bei denen ein kleines Kind hinderlich ist? Andrea Schröder hat in der Nachbarschaftshilfe eine Lösung gefunden: Durch Eigen­initiative konnte sie eine Deutsche in der gleichen Situation ausfindig machen, mit der sie nun die gegenseitige Kinderbe­treuung vereinbart hat.

Eine der Besonderheiten, die das Leben auf Taiwan prägen und die jeden Ausländer von Anfang an betreffen, ist die chinesische Sprache, die sich grund­legend von den europäischen Sprachen unterscheidet. Auch wenn ein Deutscher kein Italienisch, Spanisch oder Schwe­disch beherrscht, sind ihm zumindest die Buchstaben weitestgehend vertraut, und er kann Wörter und Namen in der Fremdsprache wiedererkennen und aus­sprechen, während er hier ohne Sprach­kenntnisse hilflos vor den sich ihm als Hieroglyphen präsentierenden Schrift­zeichen steht. Da wird selbst die Auffindung einer Adresse problematisch. Schulleiter Rüdiger Voget betont: "Das Problem sind nicht die Chinesen, son­dern wir. Wenn wir uns verständigen wollen, können wir nicht verlangen, daß die Chinesen Englisch lernen, sondern im Grunde müssen wir Chinesisch ler­nen." Das sei allerdings nicht einfach, da nur wenige lange genug hier seien, um die Sprache so zu erlernen, daß er oder sie vernünftige Gespräche führen könnte. Auch Gert Rabbow vom Deut­schen Wirtschaftsbüro, der seit sechs Jahren hier lebt und selbst die Landes­sprache spricht, erklärt: "Chinesisch ist eine Sprache, die uns nicht so schnell zugänglich ist und die wir aus unserem europäischen Sprachraum in keinster Weise gewöhnt sind. Es erfordert wirk­lich besonderes Interesse, diese Sprache zu erlernen und anzunehmen."

Für jene, die sich der Herausforde­rung der fremden Töne und gestrichelten Schriftzeichen gestellt haben - und ihrer nun mächtig sind - bietet das Leben auf Taiwan möglicherweise be­sondere Eindrücke. Eberhard Schön, Leiter der Abteilung für Finanzinstitutionen bei der Deutschen Bank in Taipei, sagt: "Die Sprache hat viele Kontakte ermöglicht." Er kam erstmals 1976 als Sinologiestudent für ein Jahr nach Taiwan, um am Mandarin-Training-Center der nationalen pädagogi­schen Hochschule in Taipei Chinesisch zu lernen. Im Anschluß an sein Studium nahm er eine Stelle bei der Deutschen Bank an, die ihn 1989 nach Taiwan sand­te. Da er hier vor allem für die lokalen Banken zuständig ist, kommen ihm sei­ne Sprachkenntnisse sehr entgegen. Er argumentiert, daß viele der für seine Arbeit benötigten Informationen nur auf chinesisch erhältlich seien und daß die chinesischen Kollegen sich offener und auskunftsfreudiger in ihrer Muttersprache gäben. Aber auch im Privatleben do­miniert bei dem 40jährigen der chinesi­sche Einfluß. Er ist seit 1978 mit einer Taiwanesin verheiratet, die er in Tübin­gen während des Studiums kennenlern­te, stolzer Vater eines viereinhalb Mo­nate alten Sohns und ganz in das chinesische Familienleben integriert, da er ein sehr enges Verhältnis zu den in der Nähe von Taipei wohnenden Schwiegereltern hat. "Am Wochenende sind wir fast immer mit den Schwiegereltern zu­sammen, meistens bei ihnen zu Hause, sagt er." Sein Freundeskreis bestehe hauptsächlich aus Chinesen, und er er­klärt: "Das mag von meiner Familien­situation herrühren." Er gibt zu, daß er mit anderen hier ansässigen Ausländern, die nicht soviel Kontakt zu Chinesen haben, weniger Gemeinsamkeiten teile, weil sie in einem westlichen Freundeskreis lebten, der ihm nicht mehr so attraktiv erscheine. Da er und seine Frau keine Verständigungsschwierigkeiten kennen, wählten sie eine für den Weg zur Arbeit praktische Wohnlage in der Nähe der Sun­ Yat-sen-Gedächtnishalle in der Stadtmitte.

Das Ehepaar Bäuerle kam 1970 zum ersten Mal mit ihren Kindern hierher, nach­ dem die Familie zuvor in Brasilien gelebt hatte." Das war für mich wahrschein­lich die größte Umstellung, die ich je von Land zu Land erlebt habe", erinnert sich Dorothea Bäuerle zurück, die seit 1983 wieder zusam­men mit ihrem Mann auf Taiwan lebt.

Dr. Detlef Rehn (44), Korrespon­dent der Wirtschaftspublikation "Nachrichten für Außenhandel", die von der deutschen Bundesstelle für Außenhan­delsinformation und den Vereinigten Deutschen Wirtschaftsdiensten herausgegeben wird, lebt seit Herbst 1990 im Stadtteil Tienmu. Er verfügt über Chinesischkenntnisse, die er als wich­tigste Überlebenshilfe bezeichnet und die ihm, da er beispielsweise auf chinesi­sche Quellen zurückgreifen kann, seine Arbeit erleichtern. Jedoch nicht immer. Durch seinen Beruf habe er oft mit hie­sigen Ämtern, Verbänden und öffentlichen Stellen zu tun, und die Bürokratie, sagt er, "treibt mich manchmal zum Wahnsinn. Da ich Chinesisch spreche, regt sie mich noch viel mehr auf, als wenn ich jetzt eine Sekretärin hätte, die ich einfach vorschicken könnte." Er weist darauf hin, daß es nicht alleine auf die Sprachkenntnisse ankommt, sondern ebenfalls auf die unterschiedliche Denk­weise. Er erläutert es am Beispiel von Interviews, die er auf chinesisch hält, wobei man immer auf die Art und Wei­se der Fragestellung zu achten habe. Man glaube, eine Frage klar zu formulieren, müsse jedoch an der "Wie-meinen-Sie­ denn-das?"-Frage seines chinesischen Gegenübers mitunter erkennen, daß man dabei vom deutschen Ansatzpunkt und Verständnis ausgegangen sei.

Nicht in allen Arbeitsbereichen ist Chinesisch gefordert. Andreas Höfer, stellvertretender Generalmanager beim TÜV Rheinland in Taipei, beschreibt die Einstellungsbedingungen bei dem Unternehmen, welches auf dem Gebiet der Zertifizierung von Produkten und Quali­tätssicherungssystemen tätig ist: "Eng­lisch ist Voraussetzung. Das hängt da­mit zusammen, daß die Kommunikation hier auf Taiwan in unserem Arbeits­gebiet zu 90 Prozent auf englisch abläuft. Publikationen, Normen, Prüfgrundlagen, Arbeitspapiere werden in Englisch verfaßt." Aber er fügt an: "Wir begrüßen es natürlich, wenn jemand Chinesisch spricht. Das hat zweierlei Vorteile. Zum einen kann er die Kommunikation mit dem Kunden in dessen Muttersprache durchführen, und das ist immer ein Entgegenkommen. Zum anderen findet er sich natürlich außerhalb Taipeis viel besser zurecht. Es ist im­mer von Vorteil, wenn man die Landes­sprache beherrscht."

Beim TÜV Rheinland in Taipei ar­beiten 16 deutsche Angestellte und in Taichung nochmals vier, wobei es sich in der Regel um Diplom-Ingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau, physikalische Technik und ähnliche handelt. Da Andreas Höfer bereits seit vier Jahren hier lebt, kennt er die Anfangsschwierigkeiten von Neuankömmlingen. "Die meisten sind platt von dem, was hier in der Metropole Taipei abgeht", erzählt er in umgangssprachlichem Ton. Am häu­figsten höre man, daß sie sich das so nicht vorgestellt hätten. "Wenn ich jemandem in Deutschland erzähle, er brau­che in Taipei für acht Kilometer mit dem Bus eine Stunde zur Arbeit, dann nimmt er das erstmals als gegebenen Fakt auf. Nur wenn er dann hier wirklich eine Stunde im Verkehr drinsitzt, dann decken sich zwar Aussage und Realität, aber er erfährt es zum ersten Mal und sieht, daß es wirklich so ist", beschreibt der 31jährige Diplom-Ingenieur seine Erfah­rungen.

Viele der auf Taiwan lebenden Deutschen können sich noch Anfangsimpressionen in Erinnerung rufen, und es erstaunt nicht, daß sie je nach Fall und Umständen sehr unterschiedlich sein können. Wen es beispielsweise aus einer deutschen Kleinstadt nach Taipei ver­schlägt, wird möglicherweise zunächst einmal von dem hektischen Großstadt­treiben überwältigt sein; ein Firmenmanager, der sich gleich nach der Ankunft in die geschäftlichen Ver­pflichtungen stürzen muß, erlebt die Umstellung anders als eine Mutter mit zwei kleinen Kindern; und die Ankunft an einem Taifun-Nachmittag mit strömen­dem Regen wird einen anderen Eindruck hinterlassen, als das Eintreffen an einem Herbsttag mit strahlendblauem Himmel und einer frischen Brise.

Dorothea Bäuerle kam zum ersten Mal 1970 mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern nach Taiwan, nachdem die Fa­milie zuvor in Brasilien gelebt hatte. Ihr Mann, Jürgen Bäuerle, mit dem sie seit 1983 wieder auf Taiwan lebt und der heute Vorsitzender von Hoechst Taiwan Co., Ltd. und Taiwan Engineering Plastics Co., Ltd. ist, baute zu Beginn der sieb­ziger Jahre German Remedies, ein phar­mazeutisches Gemein­schaftsunternehmen von Hoechst, Schering und der Deutschen Entwicklungshilfe auf. "Taiwan war sehr in­teressant", denkt die 54jährige zurück, "wo­bei ich sagen muß, daß es für mich als Frau wahrscheinlich die größte Umstellung war, die ich je von Land zu Land erlebt habe." Sie meint, daß man in Brasilien eine Lebensfreude hät­te spüren können, die den Chinesen fremd sei. Und in dem südamerikanischen Land sei man durch das Verhal­ten und die Komplimente der Brasilia­ner immer wieder als Frau bestätigt worden, was auf Taiwan auf eine ande­re Art geschehe, an die sie sich erst gewöhnen mußte. "Das erste, was ich hier immer gefragt wurde - damals war das durchaus üblich -,war 'Wie viele Söhne haben Sie?' und 'Wie alt sind Sie?''', erzählt sie.

Der Anfang sei nicht einfach gewe­sen, meint Andrea Schröder rückblickend, da ihr niemand mit Rat und Tat zur Seite gestanden habe und sie alles selber organisieren und in Erfahrung bringen mußte - von den Bus­verbindungen bis hin zum Kinderarzt. Inzwischen sei das viel besser gelöst, da die Frau des deutschen Projektleiters bei der Firma Bilfinger & Berger, wo ihr Lebensgefährte beschäftigt ist, nun re­gelmäßige Treffen für die Frauen der am Projekt arbeitenden Ausländer organisiere, wodurch Neuzugänge gleich An­sprechpartner finden und sich viele Kon­takte ergeben würden. Die aktive junge Frau hat eine Reihe von Freizeit­beschäftigungen für sich entdeckt. Dabei erwähnt sie das Angebot des gemeinnützigen Community Services Center in Tienmu, das von Sprach- und Hobbykursen über Vorträge bis hin zu Wanderungen und Ausflügen für die Mitglieder der internationalen Gemein­de reicht. Dort habe sie sich im ersten Jahr Chinesisch-Grundkenntnisse angeeignet, durch die sie sich nun mit Ta­xifahrern und im Geschäft leidlich verständigen könne. Bezüglich der Kommunika­tion mit Chinesen meint sie: "Die Sprachbarriere ist vor­handen. Da mache ich mir nichts vor." Sie bemüht sich um chinesische Kontakte und konnte einen aus Einheimi­schen und Ausländern beste­henden Bekanntenkreis aufbauen, aber dazu erklärt sie: "Wir können mit Chinesen nur auf Englisch kommuni­zieren, und das schränkt den Kontaktkreis ein." Sie weiß, daß sie zur Überwindung der Sprachbarriere ihr Chinesisch verbessern muß und beab­sichtigt, den Sprachunterricht bei Gelegenheit wieder auf­zugreifen.

Andreas Höfer hat es durch Zufall nach Taiwan verschlagen, weil der TÜV Rheinland damals eine Stelle für einen Maschinen­bauer in Taiwan zu besetzen hatte und nicht in Japan oder sonstwo. "Ich wollte mal ins Ausland, und mir war es zu­nächst relativ egal welches Ausland", sagt er. Über seinen Anfang auf Taiwan erzählt er: "Was mich umgehauen hat, war diese ungeheure Ansammlung von Menschen. Und dann die Geschäftigkeit, der wahnsinnige Betrieb, aber nicht nur von acht bis um kurz nach sechs, sondern rund um die Uhr, so daß man ei­gentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas unternehmen kann." Er sei auch von der Freundlichkeit beeindruckt ge­wesen, mit der die Chinesen Ausländer behandelten. Sein Eindruck habe sich aber mit der Zeit etwas relativiert, stellt er fest. "Wenn man irgendwo neu ist, sieht alles sehr gut, sehr schön aus. Man hat nichts zu kritisieren. Wenn man aber lernen muß, mit der Kultur zu leben, dann findet man auch, daß es dabei Nachteile gibt." Doch am Anfang sei es eine bombige Stimmung gewesen, nicht zuletzt dadurch, wie er freimütig erklärt, daß man endlich mal nicht der Durchschnittsbürger gewesen sei. "Man war für die Chinesen wirklich noch eine Attraktion, vor allem wenn man vor vier Jahren aufs Land rausgefahren ist."

Nach vier Jahren fühlt sich Andreas Höfer mit seiner deutschen Frau, die er hier kennengelernt und geheiratet hat, immer noch wohl. Das liegt zum einen an der Arbeit, "die vom Aufgabenfeld her interessant und abwechslungsreich ist, denn man kommt hier mit allen Schichten, Unternehmensarten und Leu­ten der verschiedensten Richtungen zu­sammen", argumentiert er. Zum ande­ren sei Taiwan ein Land, was einem einen unwahrscheinlich großen Bewe­gungsfreiraum ließe, wie er in den vier Jahren gelernt habe. "Man kann sich hier als Ausländer sehr wohl fühlen. Es steht nirgendwo an der Wand 'Ausländer raus'", was man von Deutschland ja leider nicht sagen könne. "Die Aufnah­me hier bei den Leuten ist sehr herzlich", sagt er, gibt aber auch zu beden­ken, daß man es mit einer anderen Kultur zu tun habe, die man akzeptieren oder tolerieren müsse und wo man sich als Gast eben anzupassen habe.

Der 36jährige Michael Vamhorn hielt sich zum ersten Mal von 1982 bis 1984 als Sinologiestudent aus Bochum in Taipei auf, um Chinesisch zu lernen. Nachdem er in Bonn sein Diplom als Übersetzer für Deutsch und Chinesisch gemacht hat­te, arbeitete er eine Weile im Carl-Duisberg-Zentrum in Dortmund sowie bei der Carl-Duisberg-Gesellschaft in Düssel­dorf und kehrte 1988 nach Taiwan zu­rück. Seither unterrichtet er als Deutsch­lehrer am Deutschen Kulturzentrum und an der Soochow-Universität. Eine Antwort auf die Frage, was er an Taiwan mag, fällt ihm schwer, denn er meint mit entschuldigendem Grinsen: "Taipei ist ja nun nicht gerade die schönste Stadt der Welt." Aber dann erklärt er spontan: "Mir gefällt hier die Arbeit mit den Studenten." Da würde er viel Feedback bekommen. Au­ßerdem gehe es hier lockerer zu. Ihm kommt es entgegen, "daß man aus dieser Ordnung, die in Deutschland herrscht, ausbrechen kann. Hier hat man vielleicht so ein bißchen das Chaos, was einem in Deutschland fehlt. Jedesmal, wenn ich nach Deutschland zurückfahre, denke ich 'Deutschland ist ein wunderbares Land. Es ist alles sooo geordnet, und die Züge fahren um 12.59 Uhr oder um 13.01 Uhr''', aber er sei trotzdem froh, wenn er zurück nach Taiwan komme. "Außerdem kann man hier um Mitternacht essen ge­hen", schiebt er ein. Er versucht zu erklä­ren: "Oft sind es Kleinigkeiten, die mir hier gefallen. Ich weiß es eigentlich nicht genau, warum ich so gerne hier bin. Ich kann es nicht in Worte fassen."

Die Besonderheiten, welche das Le­ben der Ausländer auf Taiwan prägen, sind nicht zuletzt durch die chinesische Kultur und Lebensart bedingt, welche sich in vieler Hinsicht vom europäischen Kulturkreis unterscheiden. Gert Rabbow vom Deutschen Wirtschaftsbüro formu­liert es so: "Ich glaube, daß derjenige, der mit dem richtigen Vorverständnis nach Taiwan kommt, alle die Besonder­heiten wiederfindet, die man erwartet, wenn man in einer fremden Kultur ar­beitet." Er hofft, daß die Deutschen aus Liebe zum Land hierherkommen und erklärt: "Je spezieller und je fremder die kulturellen Eigenarten in dem Land sind, in dem ich arbeiten möchte, umso aus­geprägter sollte das Interesse und das Verständnis sein."

Wo aber liegen die kulturellen Un­terschiede und wo fühlen sich die hier lebenden Deutschen direkt davon betrof­fen? Wie arrangieren sie sich damit? Auf die Frage, was das Leben hier von dem in Deutschland unterscheidet, antwortet Eberhard Schön spontan und lachend: "Alles." Das Leben in der Metropole Taipei sei hektischer, die Ladenschluß­zeiten "super", denn sie ermöglichten es auch, abends um zehn oder elf Uhr noch einkaufen zu gehen. "Das Familienleben wird noch stärker gefördert als in Deutschland", stellt er dar, wobei er seine Familie als Beispiel anbringt. Die Schwiegereltern haben fünf Kinder, von denen zwei Söhne, der eine mit eigener Familie, bei den Eltern wohnen, "was in Deutschland vielleicht schon nicht mehr möglich wäre." Ihm gefalle die Zu­sammengehörigkeit sehr gut, weil man dadurch immer Unterhaltung und Un­terstützung finden könne. "Der Zu­sammenhalt ist stärker", betont er.

Andreas Höfer vom TÜV Rheinland sieht einen der Unterschiede in der chine­sischen Einstellung zur Sicherheit. "Die Leute sind hier wenig risikobewußt", er­klärt er. Ihm falle das immer wieder auf, wenn er die Motorradfahrer sehe, die mit überhöhter Geschwindigkeit fahren, rote Ampeln nicht beachten und sich zwischen den Autos hindurchschlängeln. "Dann muß ich davon ausgehen, daß sie das Risiko nicht einschätzen können, aber deswegen nicht mutig sind." Auch im Be­reich seiner Arbeit hat er mit dem Thema Sicherheit zu tun. In Europa habe sich seit der Industrialisierung eine Sicherheits­philosophie zum Schutz der Arbeiter und Verbraucher entwickelt, die hier unbe­kannt sei, stellt er dar. "Hier kommt es mehr auf die Funktionalität an."

In puncto "Unterschiede" erzählt der alleinstehende Michael Vamhom: "Ein ganz einfaches Beispiel: Gestern abend waren bei mir zehn ältere Chinesen zu Besuch. Wir haben also gegessen und getrunken, und um halb zehn ist einer von den Leuten aufgestanden und hat gesagt, 'Ich glaube, es ist jetzt Zeit zu gehen', woraufhin alle aufsprangen und gingen, obwohl wir eigentlich unheimlich viel Spaß hatten." Bei diesen abrupten Verabschiedungen denke er immer noch: "Was ist denn jetzt los?" Bezüglich Freundes­kreis, der bei ihm "recht bunt" sei, er­wähnt Michael Vamhom seinen mitunter aufkommenden Eindruck, daß Chinesen Freundschaften wie ein Produkt betrach­ten würden, das man sozusagen kauft, damit man sich im Bedarfsfall damit vergnügen, in die Karaoke-Bar oder schwim­men gehen kann. Außerdem denke er manchmal, daß Chinesen eher Leute ansprechen würden, die kein Chinesisch können, um ihre Fremdsprachenkenntnisse zu praktizieren. Es würde zwar keine böse Absicht dahinterstehen, verteidigt Micha­el Vamhom, der selbst sehr gut Chine­sisch spricht, dieses Verhalten, fügt aber an: "Das ist nicht das, was ich mir wünsehe. Ich will nicht als wandelndes Wör­terbuch betrachtet werden." Was ihn im­mer noch überrascht, ist die "enorme Direktheit der Chinesen". Bemerkungen wie "Bist du dick geworden!", "Siehst du heute alt aus!" oder "Was ist das denn für ein dicker Pickel auf deiner Nase?" klän­gen für deutsche Ohren fast beleidigend, "aber hier sind sie genauso üblich wie Komplimente", weiß er. Michael Vamhorn gibt zu, daß er ab und zu die "deut­sche Ordnung" vermißt, beispielsweise "wenn ich an einem öffentlichen Ort bin, wo alle Leute zusammenkommen", weil dieses Chaos dann auf Kosten seiner Zeit und Nerven ginge; oder als Autofahrer im Verkehr, denn da handle es sich auch um die Sicherheit anderer, wobei er das Gefühl habe, daß man sich hierzulande nicht so sehr darum kümmerte. Er passe sich notgedrungen der hiesigen Fahrweise an, gibt er zu, "denn sonst kommt man nie von der Stelle."

Detlef Rehn, ledig, betont die Wich­tigkeit eines stabilen Freundes- und Bekanntenkreises. Das unter Chinesen üb­liche Kollektivbewußtsein und der ausgeprägte Sinn für Familien- und Gruppenunternehmungen jedoch seien ihm fremd. "Wir sind doch da sehr viel individualistischer", findet er. Dem hier­zulande beliebten Wochenend-Einkaufsvergnügen, wenn die Supermärkte und Kaufhäuser von Familien, Hand in Hand schlendernden Pärchen nebst Schüler­ und Studentengrüppchen bevölkert werden, kann er beispielsweise nichts abge­winnen. Er erzählt: "Ich muß zugeben, daß es mich zum Wahnsinn treibt, wenn ich samstags oder sonntags mal zufällig in den Carrefour (französischer Super­markt in Tienmu) zum Einkaufen gehe und sehe fünf Chinesen aufgeregt um einen Liter Milch herumstehen - und ich komme nicht weiter." Er räumt ein, daß es ihm in solch einem Fall an Toleranz mangelte. Er hat die Konsequenz daraus gezogen und bleibt am Wochen­ende entweder "aus Angst vor der Mas­se" zu Hause oder geht sportlichen Aktivitäten wie Rad­fahren und Joggen nach.

Dr. Ingrid Plank (36), seit September 1990 als DAAD­-Lektorin an der Fu-Jen-Uni­versität tätig, und ihr Mann Jürgen (38), der zeitweise ebenfalls unterrichtet, haben durch ihre Lehrtätigkeit kul­turelle Unterschiede in anderen Bereichen erfahren. Zum einen seien ihre Studenten unwahrscheinlich respektvoll und zeigten eine enorme Dis­ziplin dem Lehrer gegenüber, was man aus Deutschland in dieser Form nicht kenne. "Ein Großteil der Studenten ist er­frischend unverdorben", ver­merkt Ingrid Plank. Dabei fügt sie an, daß die hiesigen Studenten auch häufig sehr unkritisch seien, "da sie es nicht gewöhnt sind, ihre Meinung zu äußern." Zum anderen befindet sie: "Sie haben keine Diskussionskultur", und Jürgen Plank er­gänzt: "Es gibt wenig Kritik, nicht mal konstruktive." Aber, und das betonen beide, ein Potential bei den Studenten sei vorhanden, man müsse es nur an die Oberfläche bringen.

Ein anderer Aspekt des kulturellen Unterschieds betrifft die Arbeitssituation der beiden. Bei ihnen ist es die Frau, die eine Vollzeitstelle als DAAD-Lektorin hat, während Jürgen Plank sozusagen als Hausmann mit nach Taiwan gekommen ist und nur stundenweise unterrichtet. "Das können die Chinesen im allgemeinen nicht verstehen", erzählt er. Er fügt an: "Auch daß Ingrid einen Doktortitel hat und ich nicht", das sei für die Chinesen, bei denen der Mann im allgemeinen höher als die Frau zu stehen habe, unvorstellbar. Ingrid Plank erinnert sich: "Das Haus­mann-Dasein war am Anfang ein Pro­blem ... ", und ihr Mann führt aus: " ... um das Visum zu erhalten, denn lngrid war berufstätig und ich nicht. Da herrschte Verwirrung auf dem Amt, was man denn da ins Visum als Beschäftigung hinein­schreiben sollte. Nach Monaten wurde dann unter vielen Bedenken und Kopf­schütteln 'abhängig' eingetragen." Ingrid und Jürgen Plank meinen, daß dies interessante kulturelle Aspekte seien, über de­ren Gründe und Ursachen sie durch Nach­fragen erfahren haben; sie könnten ihnen zwar nicht immer folgen, aber sich mit ihnen arrangieren.

Andrea Schröder gesteht rückblickend: "Ich hatte mir die Umstellung wesentlich leichter vorgestellt." Doch nach 15 Monaten habe sie ihr Leben hier ein­gerichtet. Sie fühle sich jetzt wohl, habe einen festen Freundeskreis, "und wenn ich mich schlecht fühle, schiebe ich es nicht mehr auf Taiwan." Im Kontakt mit den hier lebenden Deutschen gewinnt man den Eindruck: Egal welche Einblicke sich ihnen in die fremde Kultur bieten und wie sie sich mit den vielfältigen Aspek­ten arrangieren - ob sie diese gutheis­sen, tolerieren oder ablehnen - jeder versucht es auf seine Art und Weise.

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