Vielen, besonders denjenigen, die Tausende Kilometer von Asien entfernt leben, fällt zu Indonesien sofort die Insel Bali mit ihren endlosen Stränden, tropischen Früchten, exotischen Tänzen und mystischen religiösen Zeremonien ein. Für Geschäftsleute aus Taiwan bietet Indonesien jedoch etwas weitaus Praktischeres, gleichwohl ähnlich.Verlockendes. Dieser zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean gelegene Archipel ist auch ein Paradies für Investoren. Die Inselmeergruppe quillt über mit Kohle, Erzen, Holz, landwirtschaftlichen Gütern und anderen Naturschätzen. Indonesien ist der zweitgrößte Öllieferant Asiens und liegt damit an dreizehnter Stelle weltweit. Die rund 200 Millionen Einwohner sorgen für ein riesiges Reservoir an Arbeitskräften, deren Löhne zu den niedrigsten der Region zählen. Ein Großteil der zwei Millionen Quadratkilometer Landesfläche sind nach wie vor unerforscht oder noch nicht entwickelt, so daß hier ein riesiges Potential für industrielles Wachstum vorhanden ist.
Seit Anfang der achtziger Jahre zieht Indonesien taiwanesische Unternehmer an, die zu jener Zeit mit der Suche nach günstigeren Investitionsstandorten im Ausland begannen. Das Land gehört für die Investoren allerdings erst seit einigen Jahren zur ersten Wahl in Südostasien. 1994 schnellten die Investitionen aus Taiwan auf 2,5 Milliarden US$ in die Höhe, was eine achtzehnfache Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. So sprang Taiwan innerhalb eines Jahres vom zehnten auf den dritten Platz der Rangliste ausländischer Investoren nach vorn. Ende 1994 gab es 317 offiziell registrierte taiwanesische Investitionsprojekte, obwohl diese Ziffer zehnmal so hoch sein könnte, würde man die unter den Namen der indonesischen Partner gemeldeten Projekte mit einbeziehen.
Der Repräsentant des Taipei Wirtschafts- und Handelsbüros in Indonesien, Lu Pao-sun(陸寶蓀), nennt zwei wesentliche Gründe für den plötzlichen Anstieg der Investitionen. Zum einem sei dies die "Auf nach Süden"-Politik der Republik China, die 1992 von der Regierung initiiert wurde, um die hiesigen Unternehmer zur Bevorzugung des Investitionsstandorts Südostasien als Alternative zu Festlandchina zu bewegen. Zum anderen erwähnt er die 1993 getroffene Entscheidung der indonesischen Regierung, einige investitionsfördernde Maßnahmen zu ergreifen. "Das zufällige Zusammentreffen dieser beiden Faktoren erhöhte die Bereitschaft unserer Geschäftsleute, hier zu investieren", sagt Lu.
Die Republik China auf Taiwan hat Indonesien eine bedeutende Stellung in ihrer "Auf nach Süden"-Strategie eingeräumt. Das Land hat zudem durch den Besuch von Präsident Lee Teng-hui(李登輝)im Februar 1994 besonders starken Auftrieb erhalten. Bei seinem Treffen mit Präsident Suharto wurde über eine Zusammenarbeit der staatlichen Landwirtschafts- und Industrieunternehmen beider Länder gesprochen.
Im April gleichen Jahres folgte dann der Besuch von Lee Shou-jou(李樹久), stellvertretender Wirtschaftsminister der Republik China, sowie von acht offiziellen Vertretern staatlicher Unternehmen aus der petrochemischen, Mineralöl-, Stahl-, Düngemittel-, Zucker- und Bauindustrie. Die Delegation traf mit indonesischen Beamten zusammen, um über den gemeinsamen Aufbau von Raffinerien, Industrieparks, Exportbearbeitungszonen und einer Zuckerplantage zu diskutieren. Bis dato ist es zwischen Taiwans Stahlproduzenten China Steel Corp. und Indonesiens Krakatan Steel zu einem Vertrag über technologische Zusammenarbeit gekommen. Das Salzwerk Salt Works Taiwan ging ein Joint-venture mit der staatlichen Guram Salt ein. Derzeit arbeitet der Energieerzeuger Taiwan Power Co. an einem Kooperationsvertrag mit einigen staatlichen Unternehmen Indonesiens über die Installation von Ölpipelines sowie über Technologietransfers.
Durch die Bemühungen der Regierung angespornt, bauen immer mehr taiwanesische Unternehmer kleine und mittlere Betriebe in Indonesien auf. Firmen mit einen Grundkapital von unter 5 Millionen US$ tätigen 95 Prozent aller angemeldeten Investitionen. Ein zusätzlicher Motivationsschub für diese Investoren war die 1985 von der indonesischen Regierung gestartete Offensive zum Aufbau der verarbeitenden Industrie, um sich aus der Abhängigkeit von Öl- und Erdgasexporten - beides starken Preisveränderungen unterworfene Produkte - zu befreien.
Der Ölpreisverfall war ein Hauptgrund für das geringe Wirtschaftswachstum der achtziger Jahre. Die jährliche Wachstumsrate schrumpfte auf knappe vier Prozent zusammen. Im Vergleich bringen Exportgüter aus der Herstellungsindustrie, die vor 1980 nur zwanzig Prozent der Deviseneinkünfte ausmachten, heute mehr als achtzig Prozent ein. Die Exporte auf diesem Sektor steigen mittlerweile jährlich um sechs Prozent. Ebenso zeigte in den letzten Jahren die Kurve des Wirtschaftswachstums nach oben und erreichte eine Rate von sechs Prozent. Den neuen Industriesektor, in dem auch die meisten Unternehmer aus Taiwan investieren, machen vor allem die Bereiche Textilien, Schuhe, Eisen- und Haushaltswaren sowie Elektroteile aus.
Ein unerschöpfliches Reservoir an Arbeitskräften - Die etwa 80 Millionen Arbeiter sind einer der wesentlichen Anziehungspunkte für arbeitsintensive Industrien.
Um weitere ausländische Hersteller anzulocken, hat Indonesien in den letzen Jahren eine Reihe von bedeutenden finanziellen Vorteilen geschaffen und bietet jetzt gemeinsam mit Vietnam und den Philippinen die besten Investitionsanreize unter den Ländern Südostasiens. Die Regierung hat darüber hinaus die Kapitaleinfuhr wesentlich vereinfacht und die Importzölle für Maschinen deutlich gesenkt oder ganz abgeschafft. Im Zuge der Liberalisierung wurde auch das Verbot von Rohstoffimporten für exportorientierte Industrien aufgehoben. Des weiteren werden Investitionsstandorte nicht mehr von der Regierung bestimmt, und auch die Einzelinvestitionen betreffende Vorschrift eines Mindesteinsatzes von 250 000 US$ wurde abgeschafft. Zudem ist Ausländern jetzt eine 95 prozentige Beteiligung an einem Joint-venture bzw. der 100prozentige Besitz ihrer Projekte erlaubt. Taiwanesische Geschäftsleute bestätigen, daß die vereinfachten Verfahren sowie die Steuersenkungen eine große Erleichterung seien. "Dadurch wird uns wirklich eine Menge Ärger erspart", sagt Lin Budiman(林武雄),Vorsitzender des Taiwan Business Clubs.
Dennoch fühlen sich Taiwans Investoren auch ohne diese Anreize von Indonesien angezogen. Für arbeitsintensive Branchen wie Textilien oder Schuhe bietet das Land einen der wertvollsten Vorzüge: ein großes Reservoir an billigen Arbeitskräften. Die Fabriken können aus einem Angebot von etwa 80 Millionen Arbeitern schöpfen - beinahe zur Hälfte zwischen 20 und 39 Jahre alt -, die einen täglichen Mindestlohn von 2,10 US$ in Jakarta und 1,70 US$ außerhalb der Haupstadt erhalten. Obwohl Taiwans Investoren behaupten, daß sie ihren Arbeitern erheblich mehr als den Mindestlohn zahlten, um sie zu halten, sind die Löhne im Vergleich doch weitaus niedriger als die der Fabrikarbeiter auf Taiwan.
Eben diese niedrigen Löhne gaben für Lin den Ausschlag, seine Firma Indo Taichen Textiles Industry 1989 nach Jakarta zu verlegen. "Die Löhne für Arbeiter auf Taiwan stiegen kontinuierlich an und verringerten dadurch unsere Gewinnspanne immer mehr", berichtet er. "Schließlich blieb uns keine andere Möglichkeit, als in Indonesien nach Arbeitern Ausschau zu halten." Lin ist nicht durch die Tatsache zu beunruhigen, daß die indonesischen Löhne in den letzten sechs Jahren um 250 Prozent gestiegen sind. "Sie gehören immer noch zu den niedrigsten in Südostasien", meint er.
Die Manager taiwanesischer Firmen haben jedoch auch einiges an den indonesischen Arbeitskräften zu bemängeln. Lee Chun-tang(李春堂), Aufsichtsratsvorsitzender von Chun Yu Works & Co., einem Hersteller von Schrauben und Autoteilen, behauptet: "Ihre Arbeitsleistung reicht nur zu 75 Prozent an die der taiwanesischen Arbeiter heran. Ihre Produktivität ist ebenfalls nicht so gut wie die der Arbeiter in Festlandchina." Auf der anderen Seite loben die Investoren die positive Arbeitseinstellung, welche, wie sie sagen, die Mängel weitgehend wettmache. "Sie sind aufrichtig", sagt Lee, "und sie sind loyal. Dies sind Eigenschaften, die den taiwanesischen Arbeitnehmern langsam verlorengehen. "
Einige Investoren haben herausgefunden, daß es hilfreich sein kann, auf kulturelle Unterschiede Rücksicht zu nehmen. Polin Hsiao(蕭寶霖), Besitzer der Sockenfabrik Rines Rindu, glaubt, daß seine Geschäfte nach der Integration indonesischer Mitarbeiter in die Verwaltung reibungsloser liefen. Er behauptet: "Am besten überläßt man die Leitung der einheimischen Arbeiter deren Landsleuten." Die 300 Arbeiter in seiner Fabrik werden von zehn indonesischen Führungskräften beaufsichtigt.
Nick K. Ni(倪克浩), persönlicher Referent des Direktors im Taipei Wirtschafts- und Handelsbüro, ist der Meinung, daß Taiwans Geschäftsleute die religiösen Bräuche des Gastlandes respektieren müßten, um erfolgreich zu sein: "Am wichtigsten ist es, über die Tabus des Islam Bescheid zu wissen, denn 90 Prozent aller Indonesier sind Moslems. Zum Beispiel sind Schweinefleisch, Alkohol und Zigaretten verboten. Niemals sollte man mit der linken Hand den Kopf eines anderen berühren - das gilt als Beleidigung. Unsere Investoren sollten auf jeden Fall über solche Dinge informiert sein."
Auch die taiwanesischen Firmen haben den islamischen Sitten Indonesiens zu folgen und müssen jeweils einen Gebetsraum für Männer und einen für Frauen neben ihren Fabrikgebäuden einrichten. Die gläubigen Arbeiter verschwinden dann mehrere Male am Tag in diesen einfachen Zimmern, die meistens nur mit einem kleinen Gebetsteppich, Schriftrollen mit Versen aus dem Koran und einer Vase mit Blumen ausgestattet sind. Obgleich diese religiösen Bräuche etwas störend sein können, meinen die Firmenmanager, daß diese Rituale relativ einfach in den Arbeitsprozeß einzubauen seien. "Jede Gebetszeit umfaßt ungefähr zwei Stunden", erklärt Hsiao. "Solange die Arbeiter innerhalb dieser zwei Stunden beten, verstoßen sie nicht gegen die heiligen Gebote und unterbrechen auch nicht den Arbeitsprozeß. Die Gebetsrituale verlangsamen den Produktionsplan nicht."
Außer den kostengünstigen und zuverlässigen Arbeitskräften sind Indonesiens Grundstückspreise ein weiterer Anziehungspunkt für ausländische Investoren. Lin Budiman berichtet, daß die Preise, obwohl sie seit 1989 um das Fünffache gestiegen seien, zu den niedrigsten in Südostasien gehörten. In der Nähe von Jakarta kostet der Quadratmeter im Jiep-Industriepark 112 US$, und die durchschnittliche Jahresmiete beträgt 12 US$ pro Quadratmeter. In anderen Industriezentren wie Bandung, der Hauptstadt von West-Java, oder Surabaya, der Haupstadt Ost-Javas, bewegen sich die durchschnittlichen Grundstückspreise lediglich zwischen 50 und 60 US$ pro Quadratmeter.
In einigen Bereichen erhält Indonesien im Vergleich zu anderen Ländern der Region von den ausländischen Investoren schlechtere Noten. Laut einem Bericht des Taipei Wirtschafts- und Handelsbüros und der China Export Bank haben Taiwans Investoren mit Indonesiens Infrastruktur ihre größten Probleme, darunter mit den Transportwegen, der Kommunikation sowie der Strom- und Wasserversorgung. Die Untersuchung bestätigte, daß diese Probleme die Hauptursache dafür sind, daß nur 40 Prozent aller genehmigten Investments verwirklicht wurden.
Einige erfahrene Kapitalanleger können bereits über Verbesserungen berichten. James Lin(林連對), Gründer von Chun Yu Works & Co., kann sich daran erinnern, daß er noch seine eigenen Generatoren installieren mußte, als er vor 22 Jahren in der Nähe von Jakarta seine Firma gründete. Bis 1981 gab es überhaupt keine öffentliche Wasser- und Stromversorgung und auch danach nur unregelmäßig. "Aber jetzt", erzählt er, "ist die Wasser- und Stomversorgung relativ konstant."
Trotzdem geht es mit den Verbesserungen hauptsächlich aufgrund der unzureichenden finanziellen Mittel der indonesischen Regierung nur langsam voran. Um den Fortschritt zu beschleunigen, erklärte Präsident Suharto 1993, daß alle Projekte, die den Rahmen des Regierungshaushalts sprengen, für ausländische Investoren geöffnet werden sollten. Momentan wetteifern Konsortien aus Deutschland, Frankreich, Japan und anderen Ländern um geplante Megaprojekte, wie zum Beispiel das U-Bahn-Netz in Jakarta.
Ein weiteres Problemfeld ist die indonesische Bürokratie. Viele Investoren halten die Verwaltungsverfahren für zu kompliziert und viel zu langsam. Der Sockenfabrikant und Vorsitzende des Taiwan Business Clubs in Bandung, Polin Hsiao, meint dazu: "Mangelhafte Effizienz in der Verwaltung mindert Indonesiens Vorteil gegenüber anderen ASEAN-Staaten. Es bedarf einiger Dutzend Lizenzen, um eine Fabrik aufbauen zu können, und alle Dokumente müssen alljährlich erneuert werden." Hsiao sind einige Fälle bekannt, in denen Investitionsanträge aus unerklärlichen Gründen über Jahre aufgehalten worden seien. "Es ist schlimmer als in Festlandchina", sagt er.
Im Wettbewerb mit Festlandchina hat Indonesien in vielerlei Hinsicht Schwierigkeiten. Neben der vergleichsweise höheren Produktivität gibt es auf dem Festland keinen Mindestlohn und weniger kulturelle bzw. sprachliche Barrieren. Aus diesen Gründen zieht es taiwanesische Investoren, insbesondere Textilienhersteller, aus Indonesien fort, da deren Exporte im letzten Jahr um vier Prozent gesunken sind. Der Wettbewerb hat sich seit 1991, als die Regierung der Republik China ihren Unternehmern offiziell Investitionen auf dem Festland gestattete, erheblich verschärft.
Einige Unternehmer aus Taiwan befürchten, daß Indonesiens Textilindustrie immer größere Schwierigkeiten haben wird, mit anderen Entwicklungsländern, vor allem Vietnam und Festlandchina, mitzuhalten. Hsiao hält den jüngsten Rückgang der Textilexporte für ein schlechtes Omen. "Es zeigt, daß dies bald ein aussterbender Industriezweig werden wird, wenn keine Veränderungen stattfinden", warnt er. "Hätten Vietnam und das Festland ihre Märkte nicht für Investitionen aus dem Ausland geöffnet, könnte Indonesien die von Südkorea und Taiwan nach deren Aufstieg zu Schwellenländern hinterlassene Marktlücke jetzt füllen."
Dennoch haben viele Textilfabrikanten, darunter auch Hsiao, beschlossen, in Indonesien zu bleiben. Sie glauben, daß indonesische Produkte sich weiterhin gegenüber denen anderer Länder behaupten können werden. Hsiao ist gegenwärtig damit beschäftigt, die Produktion seiner Fabrik, die Adidas-Socken herstellt, durch das Entwerfen neuer Produkte und die Entwicklung einer computergesteuerten Strumpfstrickmaschine aufzuwerten. "Um mit dem Festland und auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir unseren Kunden beweisen, daß unsere Produktqualität besser ist", sagt er. "Unsere einzige Chance besteht in technologischer Verbesserung." Andere Geschäftsleute setzen weiterhin auf die einzigartigen traditionellen Textildesigns des Landes. Eugene Y. T. Chen(陳永乾)vom Taipei Wirtschafts- und Handelsbüro in Jakarta behauptet: "Indonesiens hochwertige Textilien haben noch große Erfolgschancen. Sie haben ihren eigenen ethnischen Charakter."
Es gibt weitere Gründe dafür, Indonesien anderen Investitionsstandorten, besonders dem Festland, vorzuziehen. Zunächst halten viele Investoren die indonesische Regierung für seriös und zuverlässig in ihren Bemühungen, ausländisches Kapital an Land zu ziehen. "Das Festland ist für willkürliche Änderungen seiner Investitionsgesetze berüchtigt", bekräftigt Hsiao. "Unter anderem hat die dortige Regierung in den letzten Jahren viele der Vergünstigungen für taiwanesische Investoren widerrufen." Auch findet Hsiao, daß Indonesien politisch und sozial erheblich stabiler als das Festland sei. Dieser Zustand wird sich, so behaupten politische Beobachter, unter Suharto, der 1998 wahrscheinlich seine siebte fünf jährige Amtszeit antreten wird, wohl kaum verändern.
Taiwans Investoren unternehmen mit Hilfe der Regierungen Indonesiens und der Republik China mächtige Anstrengungen, um ihre Stellung in Indonesien zu festigen. Die Republik China hat beim Aufbau mehrerer Industriezonen mit den beteiligten Unternehmen zusammengearbeitet. In Indonesiens drittgrößter Stadt Medan hat die indonesische Regierung taiwanesischen Investoren 100 Hektar Land für den Bau einer Industriezone zur Verfügung gestellt. Die Unternehmer werden für 30 Prozent der Kosten für Grundstücke und Infrastruktur aufkommen, während der restliche Anteil von der Regierung in Taipei getragen wird. Medan ist besonders wegen des chinesischstämmigen Bevölkerungsanteils von 14 Prozent sehr vielversprechend. An die 50 taiwanesische Firmen haben bereits Interesse gezeigt, dort Fabriken zu errichten.
Ein weiterer, die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich ziehender Ort ist die Insel Batam, 20 Kilometer vor Singapur gelegen. Die indonesische Regierung hofft, aus dieser Insel einen Standort für die Herstellung von High-tech-Produkten sowie ein Finanz- und Tourismuszentrum machen zu können. Bisher gibt es acht über die Insel verteilte Industrieparks, von denen der 1989 durch die taiwanesische Investorengruppe Batam International Development Co. gegründete, 340 Hektar umfassende Kuang-Hwa-Industriepark der zweitgrößte ist. Bisher haben drei Hersteller aus Taiwan dort Werke in Betrieb genommen. Die Regierung der Republik China hat ihrerseits einige Informationsseminare über Batam veranstaltet.
An einer Verbesserung der Infrastruktur auf Batam wird gerade gearbeitet. Weil ein Großteil der Investoren aus Singapur kommt, hilft die Regierung Singapurs beim Bau von Straßen, Brücken, Flughäfen, Häfen und Elektrizitätswerken. Darüber hinaus hat die von der Regierung der Republik China betriebene Taiwan Development & Trust Co. technische Unterstützung für den Aufbau von Fabriken im Kuang-Hwa-Industriepark versprochen. Die Pläne der hinter dem Projekt stehenden taiwanesischen Investoren laufen darauf hinaus, dieses Vorhaben so attraktiv wie möglich zu gestalten. "Wir sind dabei, Fertigungshallen und Lagerhäuser zu bauen und haben auch vor, Wohnanlagen zu errichten", erklärt Tsai Chin-pei(蔡金培), Wirtschaftsprüfer bei der Batam International Development Co. "Von Batam aus sind es per Schiff nur zwanzig oder dreißig Minuten nach Singapur. Außerdem gilt es, das enorme Landvorkommen auf der Insel zu verwerten."
Einige Investoren schätzen Batams Potential allerdings skeptischer ein. Steve Fang(方文), Direktor mehrerer Firmen, behauptet, daß die vielen Investoren aus Singapur, die bereits längere Zeit auf der Insel sind, die Lebenshaltungskosten in die Höhe getrieben hätten. "Als ich das erste Mal an einen Stand eine Schale Nudeln essen wollte, wußte ich, daß kein Unternehmen hier erfolgreich sein kann", erzählt er. "Wenn selbst ich das Essen für zu teuer halte, wie soll sich dann erst ein Arbeiter das Leben hier leisten können." Obgleich die Gehälter um 30 Prozent höher als in Jakarta liegen und dies viele Arbeiter von außerhalb anziehen könnte, denkt Fang, daß die hohen Lebenshaltungskosten sie letztendlich davon abhalten werden. Er meint außerdem, daß die hohen Gehälter in Kombination mit der unterentwickelten Infrastruktur Investoren abschrecken werden.
Für viele Unternehmer ist die Wahl des Investitionsstandort Batam - genau wie im übrigen Indonesien - eine Frage der Ausgewogenheit. Die Schwächen in der Infrastruktur und der Bürokratie werden durch die vielen Pluspunkte wettgemacht. Eugene Chen vom Taipei Wirtschafts- und Handelsbüro in Jakarta beschreibt die Situation folgendermaßen: "Indonesiens Vorteile, die Masse an billigen Arbeitskräften und günstigem Land, werden nicht so bald verschwinden." Wie viele andere glaubt er, daß Indonesien sich auch weiterhin gegen seine größten Konkurrenten behaupten können wird: "Im Vergleich zu Vietnam, wo der Krieg die Ausbildung der Bevölkerung jahrelang unterbrochen hat, und dem Festland, wo aufgrund der instabilen politischen Lage jedem Unternehmer einige Sorgenfalten mehr garantiert sind, ist Indonesien nach wie vor ein aussichtsreicher Investitionsstandort."
(Deutsch von John B. Motzkuhn)