28.04.2025

Taiwan Today

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Globale Probleme erfordern globale Lösungen

01.09.1996
Die Regierung Taiwans fördert die Ausbildung von Fachleuten in den Ländern der Dritten Welt wie hier im Forschungsinstitut für Agrarwirtschaft in Taichung...
Im diesem Zeitalter des sogenannten globalen Dorfs konzentriert sich die Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit auf eine Reihe von komplexen Problemen. Sie werden durch ein breites Spektrum an Ursachen herbeigeführt, und ihre Lösungen reichen weit über nationale Grenzen hinaus. Ob sie es will oder nicht, die internationale Gemeinschaft wird durch die Notwendigkeit zusammengeschweißt, globale Probleme gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Natur gemeinsam zu lösen.

Vor einem Jahrzehnt versetzte die Katastrophe von Tschernobyl die ganze Welt in Aufruhr. Mit dem Schreckensbild der sich von der Ukraine aus über Europa verbreitenden radioaktiven Strahlung sowie der darauffolgenden Verseuchung von Wasserreservoirs und Nahrungsmitteln ging an die Weltgemeinschaft die Botschaft, daß Entscheidungen, die in einem Staat gefällt und ausgeführt werden, die Leben von Menschen Tausende von Kilometern vom Ort des Geschehens entfernt betreffen können. Während der letzten Jahre wurde diese Botschaft durch die Flüchtlingsströme und Hungerkatastrophen in Afrika und den internationalen Terrorismus, der weltweit seine Opfer forderte, immer wieder nachdrücklich bestätigt.

Diesen Problemen kann nur durch offene Diskussionen und Verträge, welche die Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten gleichwertig berücksichtigen, entsprechend wirksam entgegengetreten werden. Im vollen Bewußtsein dessen haben sich die Nationen der internationalen Staatengemeinschaft daran gewöhnen müssen, in internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten, um die erfolgreiche Umsetzung von globalen Lösungen zu gewährleisten.


Alle müssen zusammenarbeiten

Diese Organisationen wurden gemäß dem Universalitätsprinzip gegründet, welche besagt, daß die Mitgliedschaft allen Staaten offenstünde. Warum also haben es so viele asiatische und internationale Organisationen bisher versäumt, das ganze China in ihre Aktivitäten und Abkommen mit einzubeziehen? Diese Organisationen heißen irrtümlicherweise alle den von Peking verbreiteten Mythos gut, daß die Volksrepublik das gesamte China vertrete. In Wahrheit ist die Republik China aber schon seit 1912 ein unabhängiges Land. Die 21 Millionen Chinesen im Verwaltungsgebiet Taiwan, welches Taiwan, die Pescadoren, Kinmen und Matsu umfaßt und annähernd die Flächengröße der Schweiz hat, werden ausschließlich von der Regierung der Republik China verwaltet, schon lange bevor es die Volksrepublik überhaupt gegeben hat.

Die Regierung der Volksrepublik verwaltet nur einen Teil Chinas und kann daher auch nur diesen Teil - und zwar das Gebiet Festlandchina - vertreten. China wird jedoch nicht nur durch das Festland vertreten. In Wahrheit setzt sich China nämlich aus der Volksrepublik und der Republik China zusammen.


China ist mehr als nur die Volksrepublik

Die Republik China außen vor zu lassen, bedeutet auch, die 14.größte Handelsnation und die 17.größte Investorennation der Welt zu übergehen; ein Land, dessen Bruttosozialprodukt bei 397 Milliarden DM angelangt ist und sich damit weltweit an 18. Stelle wiederfindet und dessen Durchschnittseinkommen mit 18 735 DM pro Kopf und Jahr an 25. Stelle in der Welt rangiert. Die Republik China ist ein engagiertes Mitglied der internationalen Gemeinschaft, die mit vielen Ländern dieser Welt sowohl einen wirtschaftlichen als auch einen kulturellen Austausch pflegt. Vor nicht allzu langer Zeit hat sie eine Reihe erstaunlich friedlicher demokratischer Reformen vollzogen. In diesen Zeiten der globalen und regionalen Zusammenarbeit zwischen allen interessierten Parteien ist es höchst unklug und unvernünftig, ein so herausragendes und bedeutendes Mitglied der internationalen Gemeinschaft weiterhin auszuschließen.


Die Republik China ist ein wichtiger Partner der Weltgemeinschaft

Die Republik China hat den aufrichtigen Willen, alles im Bereich ihrer Möglichkeiten zu tun, um innerhalb der internationalen Gemeinschaft ihren Beitrag leisten zu können. Zum Beispiel hat die Republik China seit November 1995 durch ihren Internationalen Fonds für Entwicklung und Zusammenarbeit 16 Staaten Darlehen in Höhe von 733 Millionen DM zugesagt. Des weiteren hat die Republik China seit März dieses Jahres durch ihren Internationalen Hilfsfonds an über sechzig Länder bereits 193 Millionen DM verteilt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sie zahlreiche technische Hilfsmissionen in drei Kontinente geschickt, um dazu beizutragen, die Wirtschaft und den Lebensstandard in diesen Entwicklungsländern zu verbessern.

In vielen Fällen werden die Bemühungen der Republik China, innerhalb der internationalen Gemeinschaft ihren Beitrag zu leisten, jedoch behindert. Die Hilfslieferungen der Republik China für die Kinder in Ruanda kamen nur durch die Unterstützung des amerikanischen Roten Kreuzes ans Ziel, aber erst, nachdem Bürokraten des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) dieses Angebot mit der Begründung abgelehnt hatten, daß die Republik China kein Mitglied ihrer Dachorganisation sei. Aus ähnlich unlogischen Gründen kann die Republik China bei internationalen Projekten nur von Fall zu Fall mitwirken und wird daran gehindert, bei globalen Problemlösungsinitiativen ihre Stimme beizutragen und ihre Mittel zur Verfügung teilen zu können.


Ganz China aufnehmen

Die Republik China hat der Welt viel zu bieten, in Form von wirtschaftlicher Partnerschaft, politischer Erfahrung und humanitärer Hilfe. Internationale Institutionen, die "China" nur unter Pekings Bedingungen annehmen, verstehen darunter lediglich die Volksrepublik. Mit dieser Einschränkung machen sie einen Fehler. Sollten sie die Beiträge des gesamten China akzeptieren wollen, müßten sie die von der Republik China verwalteten Gebiete ebenfalls einbeziehen. In keiner Weise versucht die Republik China, das Mitgliedschaftsrecht der Volksrepublik in Frage zu stellen. Sie versucht lediglich, vor der Wiedervereinigung Chinas die Rechte der 21 Millionen Bürger der Republik China im Verwaltungsgebiet Taiwan zu wahren, damit sie diese Rechte innerhalb der internationalen Gemeinschaft offen, in Freiheit und selbstverständlich ausüben können.

(Deutsch von John B. Motzkuhn)

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