03.05.2025

Taiwan Today

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Der Wald steht schwarz und schweiget

01.07.1997

Anfang März dieses Jahres veröffentlichte das Washingtoner Weltrohstoffinstitut (WRI) eine Studie. In der Einleitung schrieb Institutsleiter Jonathan Lash, daß die Forscher anhand der Analyse von Klimadaten die Größe der Wälder geschätzt hätten, die vor achttausend Jahren vor Beginn des zerstörerischen menschlichen Wirkens die Erdoberfläche bedeckten. Anschließend wurden an rund tausend Forstexperten in aller Welt Satellitenbilder zur Beurteilung des gegenwärtigen Waldzustandes in ihrer Gegend verschickt.

Das WRI verglich die beiden Datengruppen und kam zu dem Schluß, daß nur noch zwanzig Prozent der ursprünglichen Wälder übriggeblieben seien, vor allem im Norden Rußlands, in Kanada und im Amazonasgebiet Brasiliens. Anderswo waren die Wälder geschädigt, durch Abholzung und Entwicklung bedroht oder zur Aufrechterhaltung eines vollständigen Ökosystems zu klein. Die Studie zeigte, daß die Wälder in Nordafrika und in den Grenzgebieten mittelasiatischer Länder am stärksten gefährdet sind. Auf der Liste der ebenfalls sehr stark bedrohten Regionen erhielt Taiwan einen der obersten Ränge -- nur noch fünf Prozent der ursprünglichen Wälder seien übrig.

In Taiwan war man über diesen Bericht schockiert, zumal Wiederaufforstung schon seit über zwanzig Jahren Teil der Regierungspolitik ist. Zuständige Behörde ist das der Provinzregierung unterstellte Forstamt Taiwans ( Taiwan Forestry Bureau, TFB). Seine Leiterin Ho Wai-jane(何偉真) präsentiert einen Bericht mit dem Titel Bestandsaufnahme der Waldressourcen und der Landnutzung in Taiwan . "Dieser Bericht erschien voriges Jahr und ist das Ergebnis der Zusammenarbeit vieler Leute vor Ort", betont sie. "Wir haben nicht einfach nur Luftaufnahmen analysiert, sondern auch Leute mitten in schwer zugängliche Waldgebiete geschickt, wo die Leute auf oft gefährlichem Terrain Kopf und Kragen riskiert haben. Die Untersuchungen dauerten acht Jahre und ergaben, daß 58,5 Prozent der Insel bewaldet sind, davon siebzig Prozent Urwald."

Dann zeigt Ho eine Reihe von Bildern aus Taiwans Bergregionen. "Diese Bilder werden zur Zeit ausgestellt", bemerkt sie. "Schauen Sie nur, wie herrlich, grün und üppig unsere Berge sind! Egal wohin Sie bei uns in die Berge fahren, Sie werden mit einem Blick feststellen, daß der Bericht des WRI in Bezug auf Taiwan völliger Käse ist."

Seit Ho ihren jetzigen Posten hat, fährt sie häufig in die Berge. Trotz ihrer leidenschaftlichen Fürsprache für Taiwans Wälder ist ihr Gesamteindruck gemischt. " Mir ist ein starker Kontrast zwischen Schönheit und Häßlichkeit aufgefallen", gibt sie zu. "Die verschiedenen Landschaften sind wunderbar -- steile Felsen, ehrfurchtgebietende Gipfel, diese Meere von Zypressen, Pinien und Ahornbäumen. Manche Berghänge sind aber durch übermäßige Abholzung, Ackerbau und Anlegung von Friedhöfen kahl geworden, und das sieht furchtbar aus. Überall vertrocknetes Holz und absterbende Baumstümpfe, ein Anblick wie bei einer ansteckenden Hautkrankheit."

Diese Phänomena sind das Ergebnis eines längeren Wandels. Über Jahrhunderte hinweg nahmen sich die Leute alles, was Taiwans scheinbar unerschöpfliche Wälder zu bieten hatten. In den fünfziger und sechziger Jahren bestand die Haupttätigkeit des TFB in Holzfällen. Damals war "industrielle Entwicklung durch landwirtschaftlichen Gewinn" angesagt. Bevor Industrie und Handel in den siebziger Jahren ihren Aufschwung nahmen, brachte das Forstwesen dem Staatssäckel eine Menge Geld ein und und trug nicht unwesentlich zum Wirtschaftswachstum der Insel bei. "Was hätten wir denn sonst tun sollen?" seufzt Ho. "Das Land brauchte dringend Geld, und außer den Wäldern hatten wir keine natürlichen Rohstoffe. Damals wurde die Leistung der Beamten des TFB nach der gefällten Holzmenge beurteilt. In Japan kann man heute noch viele Tempel sehen, die mit Zypressenholz aus Taiwan gebaut wurden."

Nach der Kahlschlagphase begann die landwirtschaftliche Erschließung der Gebirgsregionen. Mit dem Bau der ersten größeren Landstraße quer durch das Zentralgebirge 1960 drangen Farmer in die Wälder vor. Der Li-Berg im Nordosten Taiwans (nicht zu verwechseln mit dem Berg Alishan in Zentraltaiwan) wurde ein beliebter Anbauplatz für Gemüse und Obst wie Äpfel, Orangen, Pflaumen und Pfirsiche, die nur in vergleichsweise kühlerem Klima gedeihen und daher im subtropischen Taiwan teuer sind. Diese Produkte erzielten so hohe Preise, daß die Leute sagten: "Gold wächst auf Apfelbäumen."

Damals bemühte sich die Kommission für berufliche Förderung entlassener Soldaten um Hilfe für diejenigen Angehörigen der Streitkräfte, die 1949 vom Festland herübergekommen waren und nun vor der Entlassung standen. Obstfarmen in den Bergen schienen eine ebenso bequeme wie auch lukrative Lösung zu sein. So wurden viele entlassene Soldaten "Goldgräber".

Bald investierten auch andere Leute in dieses einträgliche Gewerbe. Manche pachteten vom TFB große Waldgebiete für einen Spottpreis. Andere bearbeiteten staatseigene Wälder, ohne sich um eine Lizenz zu kümmern. Bäume mußten lohnenderen Pflanzen weichen. Neben Obst und Gemüse waren auch Teesträucher und Betelnußpalmen beliebt. Diese entsprachen nicht nur dem taiwanesischen Geschmack, sondern waren zudem auch noch leicht zu ernten und brachten gutes Geld -- besonders, wenn sie auf billig gepachtetem oder illegal bebautem Land gezogen wurden.

Viel Pflege brauchen diese Pflanzen nicht: Einfach ordentlich mit Dünger, Schädlingsbekämpfungsmitteln und Pflanzengiften einstäuben, und schon kann man das ganze Jahr lang ernten. Ein Hektar mit Betelnußpalmen kann pro Tag umgerechnet bis zu 200 DM einbringen. Wer beim illegalen Anbau erwischt wurde, mußte mit einer Geldstrafe über 600 DM bis 1800 DM rechnen -- gemessen an dem Profit ein Nichts. Außerdem waren die Anbaugebiete weit von Taipei entfernt, und die Leute in der Gegend sagten: "Hier oben in den Bergen gibt's keine Regierung."

Innerhalb weniger Jahre umgaben solche Plantagen den Li-Berg großflächig auf Höhenlagen zwischen 1800 und 2500 Metern. Mit jeder neuen Straße kamen neue Plantagen und breiteten sich wie Krebsgeschwüre aus. Auch andere Gebirgsregionen waren betroffen. Vor fünfzehn Jahren führte nur eine einfache Straße zum Berg Alishan. Heute bedecken die Feldfrüchte jeden freien Quadratmeter Bergland an der Straße.

Im Ökosystem Taiwans spielen die Berge eine entscheidende Rolle. Von der durch die landwirtschaftliche Nutzung dort verursachten Erosion nahm zuerst niemand Notiz, doch dann stellten Bergwanderer fest, daß es viel mehr Fliegen gab als vorher, weil die Farmer vor allem mit Hühnermist düngten. Regenfälle schwemmten den Dünger dann in die Stauseen der benachbarten Täler. Der Tehchi-Stausee am Fuß des Li-Berges wurde mit Nährstoffen übersättigt. Sauerstoffmangel führte zu Algenwucherung, und der See begann zu stinken.

Betelnußpalmen und Teesträucher sind keine tiefwurzelnden Pflanzen und können daher das Erdreich nicht halten. Viel davon wird dann in der Regenzeit weggespült, und so sammelt sich in den Stauseen viel Schlamm. Nach einer Statistik des Amtes für Wasserressourcen im Wirtschaftsministerium könnte die jährlich in Taiwans Stauseen angeschwemmte Schlammenge den Mingte-Stausee mit einem Fassungsvermögen von 14 Millionen Kubikmetern füllen.

Als Gegenmaßnahme wurden in den größeren Flüssen Staustufen und Dämme angelegt, und zwar etwa zweitausend in den letzten zwanzig Jahren, wie das Amt mitteilte. Für nicht weniger als 100 Millionen DM wurden allein zum Schutz des Tehchi-Stausees siebzig Deiche gebaut, die aber einen Nachteil haben: Fische können sie nicht überwinden. Der Formosa -Binnensalm, der seit der Eiszeit nur in Taiwan vorkommt, hat seine angestammte Heimat im Oberlauf des vom Li-Berg herabfließenden Tachia-Flusses. Nach der Ausbreitung der Obstfarmen und dem Bau von Staustufen wurde sein Lebensraum und seine Anzahl immer kleiner.

Nicht nur Fisch ist betroffen. In der Landwirtschaft verwendete Chemikalien haben die Zuflüsse der Stauseen verseucht. Chang Chen-nan, Professor für Ökowissenschaften an der Tunghai-Universität in Taichung, stellte nach Forschungen letztes Jahr fest, daß zum Teil krebserregende Giftstoffe durch den Tehchi-Stausee ins Trinkwasser gelangen.

Bürgern und Regierung dämmerte, daß da etwas ziemlich falsch lief. 1975 hatte das Kabinett die Drei Richtlinien der Forstverwaltung verabschiedet und damit einen Richtungswechsel in der Forstpolitik markiert. Naturschutz und die Erhaltung der Waldressourcen erhielten höchste Priorität. Die Landverpachtung an Farmer wurde eingeschränkt, Abholzungsgebiete begrenzt und Maßnahmen gegen die Bodenerosion ergriffen. 1989 verbot die Regierung das Fällen natürlicher Zypressen und dehnte das Verbot 1992 auf jede Form von Abholzung in Naturwäldern aus. Bis dahin war die Menge des jährlich genehmigten Nutzholzeinschlags vom Spitzenwert 1,5 Millionen Kubikmeter auf 200 000 Kubikmeter herabgesetzt worden.

Ebenfalls 1992 begann ein Sechs-Jahres-Projekt zur Beschleunigung der Wiederaufforstung, die Provinzregierung steuerte dazu 640 Millionen DM bei. Der Etat des Taiwan Boden- und Wasserschutzamtes der Provinzregierung war in zehn Jahren von 238 000 DM auf 374 Millionen DM gestiegen. Gleichzeitig wurde ein Gesetz verabschiedet, in dem Farmern für jedes Hektar in Wald umgewandeltes Farmland eine Prämie von 9000 DM garantiert wurde. Diese Zahl wurde später noch erhöht. Seit 1991 hat die Regierung 299 Hektar Bergland im Zuflußgebiet des Tehchi-Stausees zurückgenommen.

Im letzten August wurden diese Initiativen jedoch von einer schweren Naturkatastrophe überschattet. Der Taifun Herb fegte über Taiwan hinweg und schüttete in nur zwei Tagen die gesamte durchschnittliche Niederschlagsmenge eines ganzen Jahres auf die Insel herab. Allein auf dem Berg Alishan fielen in 24 Stunden 1800 Millimeter Regen. Zahlreiche Häuser und Farmen wurden unter Erdrutschen begraben. Die Zufahrt zu einer Grundschule im Kreis Nantou wurde komplett weggerissen, ebenso viele kleinere Straßen. Viele Bergregionen waren von der Außenwelt abgeschnitten und konnten nur mit Hubschraubern erreicht werden, die Nahrungsmittel und Medikamente abwarfen und medizinische Notfälle abtransportierten. Etwa fünfzig Menschen kamen ums Leben, und über zwanzig werden immer noch vermißt. Der Schaden für die Landwirtschaft wird auf etwa 1,24 Milliarden DM beziffert.

Nach dem Sturm bildeten acht Universitätsprofessoren ein Untersuchungsteam. Einer von ihnen war Lee Kuo-chung(李國忠), Professor für Forstwissenschaft an der renommierten National Taiwan University (NTU). "Die Regierung macht vor allem natürliche Faktoren für das Ausmaß der Katastrophe verantwortlich", sagt er. "Ich denke aber, daß vielmehr die landwirtschaftliche Nutzung von Hanglagen eine wesentliche Rolle gespielt hat."

Laut Lee werden große Parzellen von Staatswäldern an Bauern verpachtet. Die Pachtvereinbarungen enthalten einen Passus, nach dem siebzig Prozent des gepachteten Landes Wald sein sollen, aber die meisten Farmer pfeifen darauf und pflanzen statt dessen Teesträucher, Betelpalmen oder anderes an. Außerdem legen sie oft Straßen an, die wichtige Wasserwege blockieren. "Ich weise schon seit Jahren darauf hin, daß diese Orte labil sind und nicht bewohnt werden sollten", wettert Lee. "Die denken aber nur ans schnelle Geld und nicht an die lauernden Gefahren. Und obwohl die Farmer das Land illegal nutzten, haben sie trotzdem vom Landwirtschaftsrat Zuschüsse für bestimmte Erzeugnisse bekommen, etwa Tee. Das zeigt, wie schlecht die zuständigen Regierungsbehörden zusammenarbeiten."

Lee macht darauf aufmerksam, daß die am schlimmsten betroffenen Gebiete diejenigen mit der höchsten Dichte illegaler Farmen sind. Das Gebiet mit den schwersten Taifunschäden ist das Bergland im Kreis Chiayi. Laut Statistiken des TFB hat von den acht Forstbezirksbehörden auf der Insel das Amt in Chiayi die höchste Rate illegalen Holzeinschlags und Anbaus über das größte Gebiet gemeldet.

Yu Chun-jung(余春榮) ist der Leiter des Forstbezirksamtes Chiayi und arbeitet seit 32 Jahren für das TFB. "Ich war hier gleichzeitig für die Abholzung als auch für die Wiederaufforstung zuständig", erzählt er. Die Kontrolle der Berglandwirtschaft ist in der Praxis eine knifflige Aufgabe. "Die Gesetze werden ohne Wenn und Aber angewandt", betont er. "Das betrachten die Farmer aber als Bedrohung ihrer Lebensgrundlage und legen oft aus Rache Brände. Sie stecken einfach irgendein abgelegenes Waldstück in Brand und verkrümeln sich. Es ist praktisch unmöglich, den Brandstifter zu ermitteln. Kaum haben wir an der einen Stelle das Feuer gelöscht, brennt es schon woanders. Allein letztes Jahr hatten wir 28 solcher Brände, und jedesmal wurden etwa fünf Hektar Wald zerstört."

Yu leidet auch unter Personalmangel. Ein Förster ist für etwa 1800 Hektar Wald verantwortlich. Die illegalen Holzfäller arbeiten oft in Gruppen und teilen einander per Funktelefon mit, wo der Förster sich gerade aufhält. Die Holzfäller in flagranti zu erwischen ist für die Förster nicht ungefährlich, denn die Holzfäller sind oft bewaffnet. Zu Festnahmen sind die Förster zudem nicht befugt. Bis zum Eintreffen der Polizei vergehen manchmal zwei Tage, und dann ist es schon viel zu spät, etwas zu unternehmen.

Der Taifun Herb hatte nach Yus Ansicht aber auch einen positiven Effekt: Er hat das Bewußtsein der Leute geweckt. Yu illustriert das mit einem Beispiel: "Vier Monate nach dem Taifun machten wir eine Razzia bei ein paar illegalen Betelnußfarmern, die uns aber heftigen Widerstand leisteten", berichtet er. "Wir bekamen Verstärkung von etwa 120 Polizisten und mehreren Anklagevertretern. Bei ihrem Anblick riefen die Pflanzer ein paar Stadträte zu Hilfe. Den Beistand hätten ihnen die Stadträte früher wegen der Wählerstimmen auch nicht verweigert, aber nach dem Taifun Herb fürchteten sie die öffentliche Meinung. Wir fällten auf den ganzen fünf Hektar alle Betelpalmen und pflanzten statt dessen Baumsetzlinge."

Zum Glück hatten die Förster einen mächtigen Verbündeten. Zwei Monate nach dem Taifun gab Präsident Lee Teng-hui höchstpersönlich den Beginn einer landesweiten Wiederaufforstungskampagne bekannt. Das inspirierte den Landwirtschaftsrat, die Provinzregierung und andere interessierte Behörden zum Entwurf von Richtlinien für eine Wiederaufforstungskampagne, die die Zunahme von Taiwans Waldgebieten um 50 000 Hektar bis zum Jahr 2002 prognostizieren. Der Wiederaufforstungskampagne stehen 605 Millionen DM zur Verfügung. Als Anreiz winken den Leuten, die ihr Farmland wieder in Wald umwandeln, insgesamt 32 000 DM pro Hektar als Entschädigung -- vorausgesetzt, in den anschließend zwanzig Jahre lang regelmäßig durchgeführten Kontrollen gibt es nichts zu beanstanden. Im Vergleich zu der früher gebotenen Summe von 9000 DM ist das ein großer Fortschritt.

Anreize und gute Absichten allein reichen aber nicht aus. Die Regierung hatte schon früher einmal für Wiederaufforstung geworben, und Professor Lee von der National Taiwan University hat die damaligen Fehler nur zu gut im Gedächtnis. "Die Wälder sollten im Handumdrehen wiederhergestellt werden", erinnert er sich. "Ein ganzer Landstrich wurde mit einer einzigen Sorte Bäumen bepflanzt. Das schadete dem Ökosystem, und manche Krankheiten hätten sich sehr schnell ausbreiten können. Genau das passierte dann vor ein paar Jahren, als Taiwans Pinien von Würmern befallen wurden. Die Krankheit breitete sich so schnell aus, daß das TFB schließlich furchtbar viele Pinien fällen lassen mußte."

Für Ho Wai-jane sind diese Probleme bereits Schnee von gestern. Die neue Wiederaufforstungskampagne beginnt mit einer sorgfältigen Einschätzung des ganzen Ökosystems. Bei jeder Wiederaufforstung wird eine Vielzahl verschiedener Baumsorten verwendet, vor allem einheimische Arten. Ho wünscht sich auch eine deutliche Senkung der Importzölle auf ausländisches Obst. "Dann verdienen die Obstfarmer in den Bergen nicht mehr so viel, und viele werden wegen Unrentabilität aufgeben."

Jedes Jahr zum Tag des Baumes verteilt das TFB Setzlinge. Dieses Jahr waren es 37 000 Stück, mehr als normal. "Wir verteilen die Setzlinge und hoffen, daß die Leute die Bäume und Wälder lieben und beschützen lernen", erklärt Ho. "Hinterher frage ich mich allerdings immer, ob sie unsere Botschaft überhaupt begriffen haben." Ein halbes Jahr nach der Heimsuchung durch den Taifun Herb liefert ein Besuch auf dem Berg Alishan eine mögliche Antwort. Vom Sturm entwurzelte Betelpalmen stehen wieder Spalier, und eine Straße zu einem größeren Betelnuß-Anbaugebiet ist wieder befahrbar -- sie wurde sogar noch vor den nahegelegenen Landstraßen repariert. Die Einwohner erzählen, daß mehrere Personen durch den Taifun getötet wurden, aber sie müßten sich ja auch irgendwie ihren Lebensunterhalt verdienen. Nach Herb hat kein schwerer Taifun mehr die Insel getroffen, und das Leben läuft weiter.

Die Resultate der neuen Wiederaufforstungspolitik werden wohl erst in etwa zwanzig Jahren erkennbar sein. Es bleibt abzuwarten, welchen Preis die Berge bis dahin von Taiwan fordern werden.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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