Dies ist eine wahre Geschichte, die jeden bewegt und durch die ständig wiederholte Überlieferung unsterblich wurde. Die Geschichte "Hautverpflanzung mit Liebe" begann im Jahre 1928, als ein armer Dorfjunge namens Chou Chin-yao wegen einer schweren Infektion, die sich von seinem Bein auf die Hüfte ausgebreitet hatte, in Lebensgefahr schwebte. Der britische Missionsarzt David Landsborough hatte das Bein des Jungen sorgfältig behandelt, aber ohne eine Hauttransplantation würde die klaffende Wunde nicht richtig verheilen können. Landsboroughs Ehefrau Marjorie bemerkte die Pein des geschwächten Jungen und machte einen Vorschlag, wie man den Schmerz wenigstens teilweise lindern könnte: "Nehmet einen Teil von meiner Haut und pflanzet sie auf das Bein des Kindes."
Dieses Experiment, wie es die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte, blieb zwar erfolglos, löste aber einen dramatischen spirituellen Wandel aus. Unter der gründlichen Pflege von David und Marjorie Landsborough heilte das Bein des Jungen schließlich mit einem Stück verpflanzter Eigenhaut. "Medizinisch gesehen war die erste Operation ein Fehlschlag, aber trotzdem war sie nicht vergebens", glaubt Chou, der später selbst Missionar wurde. "Die fremde Haut hielt zwar nicht an meinem Körper, doch ihre Liebe blieb für immer in meinem Herzen."
Zur Erinnerung an Landsboroughs wohltätige Arbeit und zur weiteren Förderung dieses Geistes wurde im zentraltaiwanesischen Christlichen Hospital Changhua, das im Jahre 1896 von der Englischen Presbyterianischen Kirche unter der Leitung von David Landsborough gegründet worden war, Ende 1992 die Stiftung "Hautverpflanzung mit Liebe" eingerichtet. Seit ihrer Gründung nimmt die Stiftung aktiv an Veranstaltungen von öffentlichem Interesse teil und führt Gemeindeerziehung, medizinische Seminare und kostenlose Untersuchungen durch. "Wir sollten von der selbstlosen Hingabe der ausländischen Missionare zur Hilfe der Bedürftigen ungeachtet ihrer Volkszugehörigkeit, Religion, Sozialstatus oder Wohlstand und ihrem ernsten Respekt vor dem Leben jedes Individuums lernen", empfiehlt Chen Mei-ling, Generalsekretärin der Stiftung. "Sie haben ungeheurer viel für Taiwan getan, indem sie als erste fortgeschrittene westliche medizinische Technologie, Know-how und Einrichtungen hereinbrachten, die die medizinische Qualität der Insel wesentlich erhöht haben."
Tatsächlich gelten die ausländischen Missionare als diejenigen, die die Pforten der Medizin Taiwans zur Modernisierung aufstießen. Der Pionier war James L. Maxwell, der Anno Domini 1865 von der Englischen Presbyterianischen Kirche nach Taiwan geschickt worden war, um mittels ärztlicher Arbeit das Evangelium zu verbreiten. Später wurden die Ärzte George Leslie Mackay, Gavin Ruessell und David Landsborough von ihren jeweiligen Kirchen nach Taiwan geschickt. Zur Erfüllung der medizinischen Bedürfnisse jener Zeit überwanden diese Missionare zahlreiche Schwierigkeiten zum Aufbau von Kliniken und Hospitälern auf der ganzen Insel, und sie behandelten mit unendlichem Fleiß ihre Patienten -- besonders die Armen mit Malaria und anderen ansteckenden Krankheiten.
Zusätzlich zur Behandlung von Patienten, Hausbesuchen und der Durchführung von Operationen bildeten die frühen ausländischen Missionsärzte auch einheimisches medizinisches Personal aus, um so noch mehr Menschen dienen zu können. Ihre unermüdlichen Anstrengungen legten das Fundament für Taiwans medizinische Entwicklungen bei Technik und Bildung. Laut Statistiken des Innenministeriums hatten im Jahre 1998 auf der Insel 1913 Ausländer einen offiziellen Missionarstatus inne. Religiöse Gruppen -- vor allem von Protestanten und Katholiken, die heute über 92 Prozent aller Missionare in Taiwan stellen -- haben im Laufe der Zeit insgesamt 52 Hospitäler und 69 Arztpraxen eingerichtet.
Nach ihrer Ankunft mußten sich die ausländischen Missionare zuerst sehr an ihre Umgebung anpassen. Sie zogen selbst in die abgelegensten Gebiete, ließen sich dort nieder und lebten gemeinsam mit den Armen. Viele von ihnen leben seit Jahrzehnten auf der Insel und haben Taiwan zu ihrer neuen Heimat gemacht. Es ist bekannt, daß sie bei Notoperationen Patienten auch ihr eigenes Blut spenden und Armen im Bedarfsfall die Arztrechnungen bezahlen. Fast jeder Missionar kann eine Geschichte erzählen, die allen Menschen als Inspiration dienen kann.
Als Joy Randall das erste Mal nach Taiwan kam, war sie Anfang zwanzig. Seitdem sind 28 Jahre vergangen, und sie arbeitet immer noch mit ihrer freimütigen und aufgeschlossenen Art. Randall lächelt viel, und die ihr anvertrauten Patienten spüren stets ihren sonnenscheinartigen Charme und werden von ihrem Lachen aufgemuntert. "Sehen Sie, mein Name ist Joy [Freude]", sagt sie lächelnd. "Dem Namen muß ich auch gerecht werden. Das Bibelstudium, die Meditation und das Gebet helfen mir, beschwingt zu bleiben. Den gleichen Effekt hat es, wenn ich sehe, daß es den Patienten besser geht und sie sich schließlich erholen."
Nach Abschluß einer Universitätsausbildung in Krankenpflege wurde Randall von ihrer Kirche, der Presbyterianischen Kirche Kanadas, im Jahre 1969 zur Übersee-Krankenschwester-Missionarin bestimmt und dann nach Taiwan geschickt. Randall stammt aus einer tiefgläubigen christlichen Familie, die ein Leben der Entsagungen und des Dienstes befürwortete. Schon als junger Teenager war Randall entschlossen, Missionarin zu werden und den Bedürftigen zu helfen.
"Als ich ein Kind war, besuchten manche Missionare unsere Kirche und erzählten von 'Formosa'", erinnert sich Randall. "Ich erfuhr, daß das Evangelium dort dringend verbreitet werden und man auch den Menschen bei der Verbesserung ihrer Lebensweise helfen müsse." Nach ihrer Ankunft lernte Randall zwei Jahre lang Taiwanesisch, um sich mit den Einheimischen verständigen und ihre Arbeit besser erledigen zu können. Später arbeitete sie im Christlichen Hospital Changhua und ist seit 1976 die Leiterin der Kinderpflegestation dieser Klinik. "Als Missionsschwester habe ich das Gefühl, daß ich den Menschen hier effektiv helfen und dienen und die Liebe Gottes verbreiten kann."
Randall bemüht sich, ihren christlichen Glauben mit dem Beruf einer Krankenschwester zu verbinden, um auf diese Weise zur Verbesserung der Pflegequalität, der medizinischen Einrichtungen und des Personals in ihrem Krankenhaus beizutragen. Sie hofft, daß Krankenschwestern aller Glaubensrichtungen und Konfessionen dem Beispiel Christi -- der seinen Jüngern die Füße wusch -- folgen können und voller Liebe ihren Patienten gute Pflege zukommen lassen. Als es in früheren Zeiten in Taiwan bei den medizinischen Ressourcen manchmal Versorgungsengpässe gab, öffnete Randall ihr Hospital fortschrittlichen Pflegekonzepten, ausländischen Techniken und Ausstattung und führte ein neues Verwaltungssystem ein. Bei jedem Urlaub in Kanada warb sie um Spenden, um medizinische Ausstattung kaufen und zu ihrer Klinik bringen zu können.
Unterdessen kümmert Randall sich auch darum, ausgesetzten Babies mit schweren Krankheiten und Mißbildungen ein neues Zuhause zu suchen, und ärmeren Patienten kauft sie Vitamine. "Wir sind hier, um die Saat von Gesundheit und Fürsorge auszusäen, und auch zur Zusammenarbeit mit einheimischen Pflegekräften, damit wir die Pflegequalität für die Patienten verbessern", konstatiert Randall. "Wir müssen die Augen und Ohren zur Wahrnehmung der Bedürfnisse der Menschen um uns herum offenhalten und Wege zur Erfüllung dieser Bedürfnisse finden. Wenn auch andere Menschen unsere Projekte für wichtig halten, dann werden sie sie hoffentlich auch ausführen." Randall erwartet, daß besser ausgebildete medizinische Talente auch in ländlicheren Gegenden im klinischen Umfeld arbeiten werden.
Zwar hat Randall im Laufe der Jahrzehnte in Taiwan eine erhebliche Verbesserung bei der Pflege- und Behandlungsqualität festgestellt, aber sie betont, daß mehr Gewicht auf persönliche Betreuung und Fürsorge gelegt werden sollte. "Der Heilungsvorgang ist sowohl eine physische als auch eine spirituelle Angelegenheit", predigt sie. "Die physische Pflege ist heute problemlos und angemessen, aber die spirituelle Pflege reicht noch nicht aus. Wir müssen bei der Patientenpflege auch die menschliche Seite berücksichtigen, damit sie sich bei Krankheit oder vor dem Sterben besser auf solche schwierigen Situationen vorbereiten können." Randall bekam im Jahre 1994 den "Besonderen Pflegepreis der Provinzregierung Taiwan" verliehen, und 1997 wurde sie für ihren langjährigen Dienst an der Gemeinschaft in Taiwan mit dem Preis des Innenministeriums der Republik China ausgezeichnet.
Mit den gleichen Zielen wie Randall dient Schwester Antonia Maria Guerrieri freiwillig als spirituelle Pflegerin in der Notaufnahme des Christlichen Hospitals Changhua. Sie geht oft dorthin und spricht mit den Patienten, segnet und ermutigt sie, um ihr Unwohlsein und ihre Schmerzen zu lindern. Im Alter von 92 Jahren ist sie in den Augen der jüngeren Patienten im Krankenhaus ein liebes Großmütterchen, und sie wird von allen, die sie kennen, geliebt und respektiert. "Die Ärzte und Schwestern haben alle Hände voll mit der physischen Behandlung der Patienten zu tun. Sie haben einfach keine Zeit für die psychologischen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Familien", berichtet Schwester Antonia. "Indem ich Trost spende und meine Sorge bekunde, kann ich dazu beitragen, daß sie sich spirituell besser fühlen. Letztlich haben wir ja das gleiche Ziel: das Wohlergehen unserer Patienten."
Schwester Antonia, die sowohl einen Doktor der Medizin als auch einen US-amerikanischen Paß besitzt, wird inzwischen mitunter "Taiwans Mutter Teresa" genannt. In den letzten 47 Jahren hat sie Tag für Tag immer das gleiche getan: Dienst für die Armen und Kranken in Taiwan. "Weil ich auch eine Ärztin bin, finde ich es nur natürlich, meine Ausbildung und mein Talent für den Dienst an den Menschen einzusetzen", sagt sie. "Hoffentlich kann ich mit meinem Dienst noch mehr Menschen zu der Erkenntnis verhelfen, daß Gott sie liebt."
Bevor sie 1953 im Alter von 46 Jahren nach Changhua zog, hatte sie auf dem chinesischen Festland medizinische und soziale Arbeit geleistet. Mit der moralischen Unterstützung von Freunden gründete sie 1962 in Changhua die Maryknoll-Klinik, um den Kranken eine bessere medizinische Versorgung bieten zu können. Der Schwerpunkt lag auf der Behandlung von Kinderlähmung, Herz- und Geisteskrankheiten sowie auf den damit zusammenhängenden Erziehungs- und Vorbeugemaßnahmen. Ihre Klinik war oft überfüllt -- die Menschen standen Schlange, um Behandlung und Nahrungsmittel wie Milch und Eier für ihre unterernährten Kinder zu erhalten.

Schwester Antonia Maria Guerrieri ist zwar schon über neunzig, macht aber immer noch in der Notaufnahme ihre Runde und spendet den Patienten Trost.
Damals waren die wirtschaftlichen Verhältnisse auf Taiwan sehr schlecht, und viele Menschen konnten sich eine medizinische Behandlung nicht leisten. Die amerikanische Nonne verzichtete auf Arztgebühren und gab den ärmeren Patienten sogar Geld, wenn sie welches hatte. Zur Förderung des Hygienegedankens führte sie in ländlichen Gebieten auch kostenlose Routineuntersuchungen durch. Durch ihre persönlichen Kontakte verhalf sie vielen Patienten mit neurologischen Problemen zu einer Operation und Reha in den USA. Insgesamt haben schätzungsweise 50 000 Kinder ihre Pflege und ihren Beistand erhalten. "Schwester Antonia gilt nicht nur als erstklassige Ärztin und Seelsorgerin, sondern auch als großartiges Beispiel für Gottes Liebe", kommentiert Joy Randall. " Die medizinischen Dienstleistungen und die von ihr gestarteten Ernährungs- und Bildungsprogramme haben uns sehr viel Inspiration darüber gegeben, wie wir den Einheimischen besser helfen können."
Nach der Schließung ihrer Praxis im Jahre 1989 überwies Schwester Antonia viele ihrer Patienten aus Bergregionen für Behandlungen und Operationen an das Christliche Hospital Changhua. Sie bat auch um Geld für ärmere Patienten und begleitete sie in der Abteilung für soziale Fragen des Krankenhauses, damit sie auch wirklich gut betreut würden. Ein einfaches und genügsames Leben gibt ihr die Zeit, den Bedürftigen zu helfen. In geflickten Kleidern und mit einer uralten Handtasche geht sie normalerweise morgens zu Fuß zur Bushaltestelle und fährt dann für Patientenbesuche eine Stunde bis zum Spital. Manche Freunde haben ihr vorgeschlagen, sie solle statt dessen mit dem Taxi fahren, und boten ihr sogar die Begleichung der Taxigebühren an, aber sie wies diese Hilfe zurück.
Trotz ihres hohen Alters hält Schwester Antonia sich immer noch für gesund, und sie will sich auch weiterhin um die Kranken und Bedürftigen kümmern. "Solange ich noch arbeiten kann, werde ich in Taiwan bleiben", gelobt sie. "Wenn ich nicht mehr arbeiten kann, dann gehe ich fort, um anderen Leuten nicht zur Last zu fallen. Wenn ich aber morgen schon in die Ewigkeit abgerufen werden soll, so sei es. Das bleibt dem lieben Gott überlassen."
Vergangenes Jahr verlieh die Providence University in Taichung (Zentraltaiwan) Schwester Antonia in Anerkennung ihrer vielen wohltätigen Werke für die Gesellschaft die Ehrendoktorwürde -- auch wurde damit die Hoffnung manifestiert, ihre Arbeit möge den Universitätsstudierenden als Beispiel dienen. "Schwester Antonia bringt den Armen und Bedürftigen Liebe und Fürsorge", lobt der frühere Universitätspräsident Lee Chia-tung. "Ihr Geist der Großzügigkeit hat die Gesellschaft erleuchtet, so daß das Leben darin wärmer und harmonischer geworden ist."
Der amerikanische Missionsarzt Dr. Samuel Noordhoff glaubt fest daran, daß geben seliger denn nehmen ist. Im Alter von 72 Jahren arbeitet er nach wie vor als Arzt und Chirurg, bildet Personal aus, schreibt, forscht und ist bei Bildungsprogrammen und religiösen Veranstaltungen aktiv. Manchmal geht er schon um sechs Uhr morgens in sein Büro. "Ich wache nie mit dem Gefühl auf, daß ich keine Lust zu arbeiten habe", behauptet Noordhoff. "Die Herausforderungen machen mir Spaß, und mein Leben wird dadurch sehr interessant."
Nach seinem Examen an der Medical School of the University of Iowa nahmen Noordhoff und seine Frau Lucy die Herausforderung an, Missionare für die Reformierte Kirche in Amerika zu werden. Während er noch darüber nachdachte, wo er als Arzt praktizieren sollte, wurde ihm im Jahre 1958 klar, daß er an einen Ort mit wenig Christen gehen und dort das Evangelium verbreiten wollte. Da schrieb ihm ein Freund in einem Brief, daß das Mackay Memorial Hospital in Taipei dringend Ärzte benötigte. "Wir wußten wirklich kaum etwas über die Insel, aber meine Frau und ich meinten, daß wir dort etwas tun könnten", erinnert sich Noordhoff. "Wir waren schon bei der Ankunft zum Bleiben entschlossen, egal wie die Situation sei oder sich entwickeln würde."
Noordhoff übernahm die Stellung eines Superintendenten und verbrachte die ersten fünf Jahre damit, das ums Überleben kämpfende veraltete Hospital umzuorganisieren. Während dieser Zeit erkannte er den dringenden Bedarf für plastische Chirurgie, und daraufhin kehrte er in die USA zurück und unterzog sich der entsprechenden professionellen Ausbildung. Nach seiner Rückkehr nach Taiwan im Jahre 1966 konzentrierte Noordhoff seine Bemühungen auf den Bau eines neuen Mackay-Krankenhauses und einer neuen Schwesternschule sowie die Verbesserung der Patientenpflege.
Seit über vierzig Jahren widmet Noordhoff seine Zeit und Energie der Pflege von Kindern mit angeborenen Gesichtsmißbildungen wie Oberlippenspalte oder Wolfsrachen. Gleichzeitig schuf er auch viele Neuerungen, etwa die Einrichtung einer Intensivstation, ein Zentrum für Brandwunden, ein Gesichtsschädel-Zentrum, eine Telefonseelsorge zur Selbstmordverhütung und das Zentrum für die Wiederherstellung von Gliedmaßen und Mikrochirurgie in Taiwan.
Im Dezember 1989 spendete Noordhoff 100 000 US$ für die Gründung der Noordhoff-Gesichtsschädelstiftung, die Kindern und Erwachsenen die bestmögliche Pflege und Behandlung bei Oberlippen- und Gaumenspalten sowie anderen Mißbildungen des Gesichts geben soll. Außerdem bemüht sich die Stiftung um die Erziehung der Öffentlichkeit, damit sie Forschung in diesem Bereich unterstützt und Menschen mit Gesichtsmißbildungen gesellschaftlich akzeptiert.
Zusätzlich zu seinen Verwaltungsaufgaben assistiert Noordhoff bei der Ausbildung von taiwanesischen Ärzten in Programmen für plastische Chirurgie und schickt sie für weiterführende Studien in die USA, nach Kanada und in andere Länder. Entsprechend verschafft er auch Ärzten aus anderen Ländern Forschungsstipendien für Mikrochirurgie und Gesichtschirurgie in einheimischen Kliniken. Mit ihren Ausbildungserfolgen ist Noordhoff zufrieden. "Einige von mir ausgebildete einheimische Ärzte für plastische Chirurgie gelten heute in diesem Bereich als internationale Koryphäen", freut er sich. "Das ist für mich das höchste Glück und die größte Erquickung."
Der amerikanische Missionsarzt glänzt vor allem bei der Behandlung von physischen wie psychischen Narben und Defekten. Seiner Ansicht nach sollte ein Arzt den Menschen in seiner Obhut geduldig zuhören. Den Eltern seiner jungen Patienten sagt er oft: "Gott will, daß Sie besondere Eltern werden, daher hat er Ihnen ein besonderes Kind geschenkt." Indem er den weinenden Eltern das Licht am Ende des Tunnels ihrer Kinder zeigt, hilft er ihnen bei der Wiedererlangung ihres Glücksgefühls. "Als Missionsarzt muß ich kompetent und kenntnisreich sein. Ganz gleich, was ich tue, ich muß es so gut wie möglich machen. Trotzdem habe ich immer das Gefühl, daß ich es noch besser machen könnte. Aber egal wie gut ich auch sein könnte, Perfektion kann ich nicht erreichen -- es kann nie so sein, wie Gott es ursprünglich erschaffen hat."
Im Bereich plastische Chirurgie und Wiederherstellungschirurgie ist Noordhoff heute eine international anerkannte Autorität. Im Jahre 1996 wurde er vom Gesundheitsministerium der Republik China mit dem "Preis für Medizinische Hingabe" geehrt. Er ist auch emeritierter Superintendent des Chang-gung Memorial Hospital. Auf die Frage, woher er so viel Energie hat und wie er so viele Dinge erreichen konnte, antwortet Noordhoff: "Das starke Bewußtsein, was ich bin -- ein Kind Gottes --, gab mir bei meiner Arbeit viel Zuversicht. Dank des Friedens in meinem Geist kann ich neue Projekte fördern, die es meiner Meinung nach wert sind, ohne daß ich mir über die Erfolgschancen große Sorgen mache."
Die meisten ausländischen Missionare in Taiwan konzentrieren sich auf die Verbesserung des medizinischen Standards in bedürftigeren, weniger entwickelten Gegenden. Das Marienhospital in Taitung (Osttaiwan) wurde 1961 von zwei irischen Nonnen der "Medizinischen Marienmissionare" gegründet und 1975 von den "Töchtern der Nächstenliebe" aus Paris übernommen. "Das grundlegende Ziel unserer Schwesternschaft ist die Fürsorge für die Armen und die Kranken", erklärt die US-amerikanische Schwester Mary Vincent Haggerty von der Klinikleitung. "Wir wollen Gottes Liebe durch Taten mit Leben füllen und sind für die Gelegenheit dankbar, Menschen in ihrem Leben sehr nahe zu kommen." Das Krankenhaus legt großen Wert auf eine ganzheitliche medizinische Pflege und ein gutes Leben -- und einen Tod in Würde, mit Respekt vor der Ehre des Patienten.
Schwester Mary Vincent und ihre Mitschwestern sind zutiefst dankbar für die Gelegenheit, Zugang zu dem Leben der Menschen zu bekommen und sie bei den heiligen und bedeutenden Momenten von Geburt, Krankheit und Tod zu begleiten. "In einem solchen Verlauf lernen wir auch uns selbst besser und auf verschiedene Weise kennen -- unsere starken und unsere schwachen Seiten", versichert Schwester Mary Vincent. Sie ist glücklich, an einen Ort mit freundlichen und hilfreichen Menschen geschickt worden zu sein, wo sie ihren Glauben frei praktizieren und tun kann, was nach ihrer Einschätzung nach getan werden muß.
"Gute Werke kann man überall verrichten", behauptet Schwester Mary Vincent. "Wir sind dazu bestimmt, dorthin zu gehen, wo Dienste gebraucht werden." Seit 19 Jahren lebt sie in Taiwan. Wie konnte sie so lange in Taiwan bleiben? "Für mich gibt es kein Zeitlimit. Mir kommt es so vor, als ob ich noch gar nicht lange hier wäre. Meine Tätigkeit ist kein Job, sondern eine Berufung, ein Akt spiritueller Verehrung." Die größte Herausforderung für sie ist die Kontrolle des Kliniketats, der gegenwärtig endlich ausgeglichen ist. Haggerty hat ebenfalls den "Preis für Medizinische Hingabe" vom Gesundheitsministerium der Republik China erhalten.
Die 61jährige katholische Nonne würde den Wirkungsbereich der Klinik gerne stärker über ihre Grenzen hinaus auf die Bergregionen ausdehnen, wo die Menschen keinen Zugang zu ärztlicher Pflege haben. "Wegen der schlechten Verkehrsverbindungen oder aus Altersgründen können viele Menschen in den abgelegenen Regionen noch nicht einmal den grundlegendsten Standard medizinischer Pflege bekommen", bemerkt Schwester Mary Vincent traurig. "Dieses Problem verdient eine größere Aufmerksamkeit und ein konkretes Handeln der Gesellschaft."
Vor 14 Jahren wurde das Marien hospital in Taitung (Südosttaiwan) aktiv, um Menschen in abgelegenen Gebieten ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit mit "Heimpflege" zu versorgen. Diese Arbeit wird von Schwester Andre Aycock durchgeführt. "Der Heimpflegedienst hat viele Vorteile", verrät die US-amerikanische Schwester, die 1979 nach Taiwan kam. "Die Patienten können zu Hause bleiben, wo sie sich wohler fühlen, und außerdem sparen sie an den Arztkosten."
Jeden Morgen steht sie früh auf und fährt mit einer Flasche Wasser und einem gekochten Ei für's Mittagessen stundenlang zu Krankenvisiten in den Bergen Südosttaiwans herum, wo auch viele verstreute Ureinwohnersiedlungen liegen. Neben der Verabreichung von Medikamenten und Vitaminen und der Versorgung von Wunden hilft Schwester Andre ihren Schäfchen manchmal dabei, ein Bad zu nehmen, Essen zu machen und zu putzen. "Wir gehen nicht zu ihnen, um zu predigen, sondern um unsere Fürsorge zu zeigen und sie die Liebe Gottes spüren zu lassen", betont sie. "Sie sollen wissen, daß jeder etwas Besonderes ist und seinen oder ihren einzigartigen Wert hat."
Normalerweise macht Schwester Andre bis nach Einbruch der Dunkelheit Krankenbesuche. "Unterwegs kann ich die wunderbare Landschaft um mich herum genießen", schwärmt sie. "Ich lerne auch viel von meinen Patienten, die mit großem Mut gegen ihre Krankheiten kämpfen."
Ihre regelmäßigen Visiten werden von den in Einsamkeit lebenden Patienten erwartet und freudig begrüßt. "Ich bin Schwester Andre so dankbar, denn sie besucht meinen Mann hier zweimal die Woche, behandelt ihn und bringt ihm Physiotherapie bei", lobt Wang Tu-chun, deren bettlägeriger Mann schwere Schlaganfälle erlitten hat und seit fünf Jahren gelähmt ist. "Ohne ihre Hilfe wüßte ich wirklich nicht, wie ich mich allein um meinen Mann kümmern könnte, denn alle unsere Kinder sind aus dem Haus. Früher, als es noch keine ambulante Pflege zu Hause gab, mußte ich meinen Mann einmal im Monat ins Krankenhaus bringen. Er war aber so schwer, und es war ein echtes Problem, ihn zu bewegen. Jetzt muß ich auch nicht mehr im Krankenhaus für die Medikamente meines Mannes Schlange stehen. Das erspart mir viel Zeit und Ärger."
Nach Ansicht von Susan Liu, Chefin für allgemeine Angelegenheiten im Marienhospital, hat Schwester Andre ein gütiges Herz, denn sie besucht ihre Patienten zu Hause, egal wie es ihnen geht. Sie kümmert sich nicht nur um die Kranken, sondern bildet auch noch Krankenschwestern aus, die meisten von ihnen Ureinwohnerinnen. Während dieser Ausbildung stellt sie sogar ihren eigenen Arm zur Verfügung, damit die Schwesternschülerinnen das Verabreichen von Injektionen üben können. "Die Liebe und Barmherzigkeit der Missionsschwestern und ihre harte Arbeit sind ein sehr gutes Beispiel für uns", lobt Liu. "Das gesamte einheimische medizinische Personal im Krankenhaus ist von ihren Taten und Behandlungsmethoden sehr bewegt."
Im Jahre 1990 vergab das Gesundheitsministerium der Republik China erstmals den "Preis für Medizinische Hingabe" zur Ehrung von Medizinern, die sich gerade in abgelegenen Gegenden besonders für Behandlungs- und Pflegedienste eingesetzt hatten. Bis jetzt wurde der jährliche Preis an insgesamt 111 Personen vergeben, darunter 46 ausländische Missionare. "Die erkleckliche Zahl ausländischer Missionare unter den Preisträgern zeigt die wichtige Rolle und die bedeutenden Beiträge, die sie in Taiwans Gesellschaft geleistet haben", interpretiert Lee Mau-hwa, stellvertretender Generaldirektor des Amtes für medizinische Angelegenheiten im Gesundheitsministerium. "Die Behandlung ihrer Patienten wie eigene Verwandte und ihr Mitgefühl mit anderen Menschen kann unseren einheimischen jungen Ärzten als bestes Beispiel zur Nachahmung dienen." Ausländische Missionare, fügt Lee hinzu, kümmern sich vor allem um medizinischen Service in entlegenen Gegenden, darunter die kleineren Inseln um Taiwan, und zur Verbesserung der Situation ergreifen sie konkrete Maßnahmen.
Richard Huang, Leiter der Sektion für Religionsangelegenheiten im Innenministerium, stellt außerdem fest, daß ausländische Missionare früher die treibende Kraft hinter den ersten Wohlfahrtsmaßnahmen und sozialen Diensten in Taiwan waren. "Wegen ihrer unermüdlichen Hingabe zur Hilfe für die Armen und Unterprivilegierten begannen die Regierung und der private Bereich, diesen Menschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken."
Die meisten ausländischen Missionare kommen aus industriell fortgeschrittenen Ländern in Europa und Nordamerika mit einem hohen Lebensstandard, ergänzt Huang. Trotzdem sind sie bereit, ihre Heimat zu verlassen, eine bequeme und vertraute Umgebung aufzugeben und Tausende von Kilometern nach Taiwan zu reisen -- ein Land, von dem sie vielleicht vorher nur wenig wußten. "Die ausländischen Missionare haben nicht nur zur Erhöhung des Lebensstandards der Einheimischen durch die Verbesserung des materiellen Lebens beigetragen, sondern brachten durch die Einführung ihrer eigenen Kulturen auch Erleuchtung hierher."
Um die Anerkennung und Dankbarkeit der Regierung für die wesentlichen und langjährigen Beiträge der ausländischen Missionare in Taiwans Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen, veranstaltete das Innenministerium im Jahre 1997 eine Zeremonie zum Lob von rund fünfzig ausländischen Missionaren, die sich seit über zwanzig Jahren dem sozialen Dienst gewidmet hatten. "Aufgrund ihres festen religiösen Glaubens und des großen Enthusiasmus haben ausländische Missionare bedürftigen Einheimischen, mit denen sie keine Familienbande hatten, ihre Hand zur Hilfe gereicht", formuliert Huang. "Wir hoffen, daß wir durch die lobende Erwähnung ihrer Wohltaten in der Öffentlichkeit auch ernsthaft darüber nachdenken können, was wir selbst zur Hilfe unserer Landsleute tun sollten."