Angesichts großer wirtschaftlicher Herausforderungen muss Taiwan seine Industriestruktur auf Vordermann bringen. Neue Wirtschaftszweige müssen entwickelt werden, während ältere entweder ihre Leistungen verbessern müssen oder Gefahr laufen, aus dem Markt gedrängt zu werden.
Für viele Wirtschaftszweige Taiwans war das Jahr 2001 eines der schlimmsten Jahre, die sie je durchmachen mussten. Die Inlandsinvestitionen fielen um 26,7 Prozent, im Herstellungsbereich wurde um 8 Prozent weniger produziert -- 7,6 Prozent bei der Schwerindustrie und 9,4 Prozent in der Leichtindustrie. Zwar ging es 2002 wieder bergauf, und Taiwan ist auch weiterhin international einer der führenden Zulieferer von Computerprodukten und anspruchsvoller Elektronik, doch die Rezession des vergangenen Jahres wird von vielen als Warnschuss verstanden, der eine Neubewertung der industriellen Entwicklungsrichtung verlangt.
Als vor über 50 Jahren die Regierung der Republik China nach Taiwan flüchtete, hätte niemand erwartet, dass diese kleine Insel auf dem Weltmarkt jemals eine Schlüsselrolle bei der Herstellung anspruchsvoller Industriegüter spielen würde. Damals ging es vor allem ums tägliche Überleben, Beispiel Nahrungsmittelbeschaffung, und die höchste Priorität hatte folgerichtig der Agrarsektor. Die Landwirtschaft versorgte nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern brachte durch den Export von Zucker, Reis, Tee und Bananen auch Devisen herein. Mit diesen Geldmitteln wurden Rohmaterialien und Maschinen zur Entwicklung der Industrie beschafft, bevorzugt in arbeitsintensiven Branchen der Leichtindustrie, die nur geringe Investitionen erforderten und zahlreiche Jobgelegenheiten erzeugten. Besondere Gunst genossen Betriebe, die durch "Importsubstitution" wertvolle Devisen einsparen konnten.
Von Anfang an fühlte die Regierung der Republik China sich verantwortlich dafür, die Entwicklung der Industrie in die richtige Richtung zu leiten, was in gewisser Weise charakteristisch ist für die paternalistische Rolle der jeweiligen Regierung vieler asiatischer Länder. Den kommunistischen Ansatz einer zentralen Planung lehnte Taiwans Regierung ab, andererseits hatten die Regierungsbeamten auch zu wenig Vertrauen in die freien Marktmechanismen, um überhaupt nicht steuernd einzugreifen. Staatsunternehmen -- teilweise vom chinesischen Festland herübergebracht, andere von der japanischen Kolonialverwaltung übernommen -- spielten in den ersten Jahrzehnten in der Wirtschaft eine dominierende Rolle, und durch die Regulierungen bei Besteuerung, Landnutzung, Einfuhrkontrollen und andere Aspekte konnte die Regierung die Richtung der Privatwirtschaft kontrollieren. Beispielsweise wurden zum Schutz der entstehenden Automobilindustrie hohe Zölle verhängt.
Nach den Worten von Kung Ming-hsin, Leiter der Abteilungen für Herstellung und Industrietechnologie im Taiwan-Institut für Wirtschaftsforschung (Taiwan Institute of Economic Research , TIER), ermutigte die Regierung neben der Förderung eines reizvolleren Investitionsklimas durch die Einrichtung von Industriegebieten und das Angebot von Steuervorteilen außerdem die Entwicklung einer bestimmten Betriebsweise mit der Bezeichnung "Zentral- und Tochterfabrik-System", das typisch für Taiwans Industrie wurde und beträchtlich zum rasanten Wachstum beitrug. Unter diesem System, das sich hervorragend für Taiwans Wirtschaft mit ihren überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen eignet, ist jedes der zahlreichen Tochterwerke innerhalb einer Gruppe verantwortlich für eine bestimmte Komponente oder einen Arbeitsablauf, und die verschiedenen Teile werden dann zur Endmontage und Überprüfung zur Zentralfabrik geschickt. "Die Aufgaben der jeweiligen kleinen Fabriken sind einfach und unkompliziert, so dass jede problemlos spezialisiert und dadurch kompetent und effizient werden kann", meint Kung. "Dieses System mit den Tochterfabriken hält die Produktionskosten niedrig und begünstigt eine pünktliche Warenauslieferung, und so ist Taiwan als Fabrikationsstandort sehr wettbewerbsfähig geworden." Im Jahre 1962 überstieg der Wert der industriellen Produktion erstmals den Produktionswert der Landwirtschaft, und während der sechziger Jahre konnte der Exportwert industrieller Güter ein durchschnittliches Jahreswachstum von stattlichen 16,4 Prozent verzeichnen.
In den siebziger Jahren übernahm die Regierung die Führung bei Investitionen in Schwerindustrie und anspruchsvollere Wirtschaftszweige, besonders Stahl und Petrochemie, um für die immer erfolgreicher werdenden exportorientierten Betriebe eine stabile Versorgung mit Rohstoffen bieten zu können. Sie baute auch den Wissenschafts-Industriepark im nordtaiwanischen Hsinchu als Nährboden für computerbezogene und andere technologieintensive Unternehmen, und sie umwarb aktiv in Taiwan geborene, in den USA ausgebildete Ingenieure und Wissenschaftler, damit diese auf die Insel zurückkehrten und den neuen Firmen mit Investitionen oder Mitarbeit im Management beim Start unter die Arme griffen. 1989 machten Taiwans Schwerindustrie, die chemische Industrie sowie technologieintensive Branchen (chemische Rohstoffe und Produkte, Gummi- und Kunststoffprodukte, Rohmetalle, Metallprodukte, Maschinen, Elektronik, Elektrogeräte, Transportfahrzeuge und Präzisionsgeräte) 64,6 Prozent des Produktionswertes im Herstellungsbereich insgesamt aus.
Doch während die Hightech-Branchen sich eines stetigen Wachstums erfreuten, trug der industrielle Sektor als Ganzes umgekehrt proportional immer weniger zur Wirtschaft des Landes bei. Sein Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel von über 47 Prozent im Jahre 1986 auf nur 30 Prozent im Jahre 2001, während der BIP-Anteil des Dienstleistungssektors im gleichen Zeitraum von unter 50 Prozent auf über 67 Prozent in die Höhe schnellte.

An kaum eine Branche sind in Taiwan im Hinblick auf zukünftiges Entwicklungspotenzial so hohe Erwartungen geknüpft wie die Biotechnologie. Für das Jahr 2006 rechnet man mit einem Produktionswert von 7,57 Milliarden Euro.
Eine wachsende Rolle des Dienstleistungssektors gilt als normale Begleiterscheinung der Wirtschaftsentwicklung eines Landes. Warum soll der Dienstleistungsbereich denn nicht einfach die Rolle übernehmen, die vorher die Industrie in der Wirtschaftsentwicklung innehatte, so wie die Industrie vor mehreren Jahrzehnten die Landwirtschaft ablöste? Nach den Worten von Kuo Nein-hsiung, stellvertretender Generaldirektor des Amtes für industrielle Entwicklung ( Industrial Development Bureau, IDB) im Wirtschaftsministerium, erzeugte der Dienstleistungsbereich vergangenes Jahr etwa zwei Drittel des BIP, machte aber nur ein Achtel des Gesamtexportwertes aus, während die Industrie mit ihrem 30-prozentigen Anteil am BIP 87,5 Prozent des Exportwertes stellte. "Wegen der relativ kleinen Größe des Inlandsmarktes ist Taiwans Wirtschaft sehr stark vom Export abhängig", kommentiert er. "Doch weil unser Dienstleistungssektor auf dem Weltmarkt noch nicht sehr wettbewerbsfähig ist, müssen wir uns für unsere exportorientierte Wirtschaft immer noch auf die industrielle Produktion verlassen, damit genügend Wachstum entsteht."
Trotzdem stimmt Kuo mit der verbreiteten Ansicht überein, dass Taiwans Wirtschaft einer weiteren strukturellen Anpassung bedarf, wenn sie den Herausforderungen der wachsenden ausländischen Konkurrenz, dem zunehmenden Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit, der Knappheit und hohen Kosten für Land und Fachpersonal sowie anderen wirtschaftlichen Veränderungen standhalten will. "Sicherlich können die traditionellen Branchen zur Erzeugung hochwertiger Produkte modernisiert werden, aber eine solche Aufwertung braucht seine Zeit", seufzt er. "Unterdessen müssen auch einige neue Branchen entwickelt werden, damit es mit der Wirtschaft weiter vorwärts geht." Daneben ist der vor zwei Jahren begonnene abrupte Niedergang des Hightechmarktes in den USA eine Mahnung für Taiwan, in der Industriestruktur eine Diversifizierung anzustreben und eine zu große Abhängigkeit in einem bestimmten Segment zu vermeiden.
In den letzten Jahren führte das IDB eine Liste von "aufstrebenden strategischen Branchen", welche die Regierung fördern möchte. Auf der aktuellen Liste stehen digitale Produkte (Computer, Kommunikationsprodukte und Verbraucherelektronik), Präzisionselektronik, Präzisionsmaschinen, Luft- und Raumfahrt, Biotechnologie, spezielle Chemikalien, "grüne" Technologieprodukte, hochwertige Industriematerialien und technische Dienstleistungen. Weil solche aufstrebende Branchen normalerweise sehr riskant sind und daher staatlicher Unterstützung bedürfen, verfügt das Statut über industrielle Modernisierung, dass sowohl die Firmen in bestimmten Branchen als auch diejenigen, die ihnen technische Dienstleistungen bieten, für besondere Steueranreize in Frage kommen. Dazu zählen etwa 5-jährige Befreiungen von der Unternehmens-Einkommenssteuer für neue Betriebe und entsprechende Steuerfreiheit für zusätzliches Einkommen, das mit neuer Ausstattung erzeugt wurde.
Auf der Vierten Nationalen Branchenentwicklungskonferenz im Jahre 2001 einigten sich Wirtschaftskapitäne, Gelehrte und Regierungsbeamte auf einen Konsens über die Benennung der aufstrebenden Branchen, die Taiwan fördern sollte. Sie empfahlen diejenigen, die ein höheres Entwicklungspotenzial besitzen, ein anspruchsvolles Technologieniveau benötigen, wenig Umweltverschmutzung verursachen und relativ wenig Energie verbrauchen. Zu Beginn dieses Jahres wurde das IDB im Rahmen des vom Parlament verabschiedeten überarbeiteten Statuts für industrielle Modernisierung angewiesen, eine neue Liste aufstrebender strategischer Branchen zu schreiben und diese Liste in Zukunft alle zwei Jahre zu aktualisieren. Das IDB wählte zehn industrielle Sektoren aus: Nanotechnologie, Präzisionsausstattung für die Herstellung von Halbleitern, digitaler Inhalt, Ausstattung für die Darstellung von Farbbildern, Gesundheits-Lebensmittel und Diätprodukte, Beratungsdienste für Technologietransfer, Dienstleistungen für Forschung und Entwicklung, Industriedesign, Entsorgung von Industrieabfällen sowie Einrichtungen für Motorradrennen. (Der letzte ausgewählte Sektor mag überraschen, und zur Begründung erklären IDB-Beamte, dass man damit Taiwans schon beachtliche Motorradherstellungsindustrie weiter fördern und überdies der Öffentlichkeit neue Freizeitmöglichkeiten bieten will.) Im November soll eine Konferenz mit Vertretern aus Regierung, Industrie und Forschungsinstitutionen zur Billigung, Ablehnung oder Veränderung der Auswahl des IDB stattfinden.
Unter den verschiedenen hervorgehobenen Bereichen hat die Regierung wohl die höchsten Erwartungen an das, was man als die "Doppel-Billion und zwei Stars"-Branchen bezeichnet. Zu der "Doppel-Billion"-Kategorie gehören Halbleiter und Geräte zur Farbbilddarstellung -- etwa LCD-Bildschirme (LCD = liquid crystal display, zu Deutsch Flüssigkristall -Darstellung) -- mit angepeilten Produktionswerten von 1,59 Billionen NT$ (48,18 Milliarden Euro) bzw. 1,37 Billionen NT$ (41,51 Milliarden Euro) im Jahre 2006. Taiwan wird laut IDB von seinem gegenwärtigen dritten Platz bei der LCD-Herstellung bis zum Jahre 2006 zum Spitzenreiter aufsteigen. Das IDB hilft der Branche bei ihrer Stärkung durch engere Integration mit den Herstellern von Schlüsselkomponenten wie verteiltes Filmmaterial und Module zur Hintergrundbeleuchtung. Die "zwei Stars", die nach allgemeiner Einschätzung ein ausgezeichnetes Entwicklungspotenzial für die Zukunft haben, sind Biotechnologie (mit einem angestrebten Wert von 250 Milliarden NT$ oder 7,57 Milliarden Euro bis 2006) und digitaler Inhalt (133 Milliarden NT$ oder 4,03 Milliarden Euro bis 2006). Digitaler Inhalt -- ein durch das Wuchern des Internet rapide wachsender Markt -- umfasst die Produktion von Software, Computerspielen, digitalen Audio- und Videoprodukten und Netzwerkdienstleistungen.

Der von der Regierung eingerichtete Nankang-Softwarepark soll die Entwicklung der Computersoftware-Branche begünstigen. (Hao Jenn-tai)
Die Regierung hilft auch den traditionellen Branchen bei der Modernisierung. Das Ziel ist, den zahlreichen Herausforderungen für diese Branchen seit der scharfen Aufwertung des Neuen Taiwandollar (NT$) und dem daraus resultierenden Preisanstieg von Taiwans Exporten in den achtziger Jahren entgegenzuwirken. Viele Firmen dieser Branchen haben zwar schon ihre Produktion aufs chinesische Festland oder in andere Länder mit niedrigeren Produktionskosten verlegt, doch manche konnten sich in Taiwan halten und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die Verbesserung ihrer Qualität, Einführung neuer Technologien oder Entwicklung neuer Produkte -- oft hochwertige Artikel -- erhöhen. "Hierbleiben ist nicht hoffnungslos, und Abwandern ist nicht die einzige Option", versichert Mao Jing-chau, Manager im Hilfezentrum für konventionelle Branchen (Conventional Industries Assistance Center, CIAC). "Viele traditionelle Branchen behaupten sich sehr gut, sogar in den meisten entwickelten Ländern, denn selbst traditionelle Gewerbe können dank Modernisierung, gutem Management sowie Forschung und Entwicklung profitabel sein."
Jede Firma außerhalb der "aufstrebenden strategischen Branchen" kann beim CIAC Unterstützung beantragen. Nach einem Bewertungsprozess bringt das Zentrum im Normalfall Spezialisten aus verschiedenen Regierungsbehörden und Forschungsorganisationen zusammen, um die Antragsteller mit relevantem Rat und Beistand zu versorgen. "Alle ihre Probleme können wir natürlich nicht lösen", bedauert Mao. "Doch wir wissen, wo die Ressourcen sind, und meistens können wir sie in die richtige Richtung lenken -- oder zumindest können wir dem Antragsteller erklären, warum das Problem nicht gelöst werden kann, und ihm auf diese Weise Zeit und Ärger ersparen." Ein Bereich, bei dem das CIAC nur schwer helfen kann, ist finanzielle Hilfe. "Eine Bank entscheidet aufgrund ihrer eigenen Einschätzung über die Eignung einer Firma, ob diese ein Darlehen bekommt oder nicht, und eine staatliche Behörde kann und soll sich da nicht einmischen", begründet Lin Chiao -ying, ein Manager im CIAC.
Bei technischer Hilfe ist das CIAC erfolgreicher, und das ist auch die am häufigsten erbetene Beistandsform. Angesichts des begrenzten verfügbaren Personals und geringen Budgets für Forschung und Entwicklung in Taiwans kleinen und mittleren Unternehmen, die 98 Prozent von Taiwans industriellen Firmen ausmachen, stellt die Regierung den Kontakt zwischen den Firmen und Forschern von akademischen Institutionen her und bezahlt auch maximal die Hälfte der Forschungsausgaben bei genehmigten Projekten, die das CIAC beaufsichtigt. Nach den Worten von Young Jyuhn-ying, Ingenieur am Zentrum für Technologietransfer und Dienstleistungen des Forschungsinstituts für industrielle Technik ( Industrial Technology Research Institute, ITRI), kann die Regierung nicht mehr leisten als einen 50-prozentigen Zuschuss. "International gilt ein kommerzielles Produkt oder Forschungsprojekt mit mehr als 50 Prozent Regierungszuschüssen als unfairer Wettbewerb", argumentiert er. "Außerdem wäre es nicht recht, wenn der Steuerzahler für die Forschung aufkommt, während die private Firma nichts beisteuert und dann aber den Profit einstreicht."
Zu den zahlreichen Betrieben aus traditionellen Branchen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit mit der Hilfe von Forschungsinstituten erfolgreich steigern konnten, zählt die Firma Daily Polymer Corp., ein 1970 gegründeter Hersteller von Kunstharzprodukten. Wegen des geringen Wachstumspotenzials traditioneller Harzprodukte verbesserte das Unternehmen sein technologisches Niveau, etwa mit der Harzproduktion für die Verwendung in der Elektronikindustrie. Die Firma arbeitet zur Entwicklung von verteiltem Filmmaterial mit dem ITRI zusammen, um Hersteller von Dünnfilmtransistor-LCDs zu beliefern. Bei Dünnfilmtransistor-LCDs handelt es sich um ein Schlüsselerzeugnis, mit dem Taiwan eine weitere Sprosse auf der technologischen Leiter erklimmen kann. Ein weiteres Beispiel ist die Firma Kinik Co., ein 1952 gegründeter Hersteller von Schleifscheiben. Die Firma ist heute im Geschäft mit dem Schleifen reklamierter Silikonwafer für die Halbleiterindustrie. Und die Firma Catcher Technology Co., ein kleiner Familienbetrieb, der Aludruckgussformen herstellt, produziert heute außerdem anspruchsvolle Magnesium-Druckformen für Laptop-Computer. "Manche Branchen wandern ab, weil sie keine hochwertigen Produkte erzeugen können, und das Festhalten an arbeitsintensiver Produktion hebt das Qualitätsniveau auch nicht", analysiert Young. "Zwar gibt es keine Garantie dafür, dass aus einem Forschungsergebnis ein verkäufliches Produkt wird, aber man kann nur durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung bei Produktionstechnologie und Managementsystemen hochwertige Produkte erzeugen."

Traditionelle Branchen wie die Elektroindustrie können dank Forschung und Entwicklung, Umstrukturierung und gutem Management auch heute noch Gewinn abwerfen.
Im Zusammenhang mit der Entwicklung der aufstrebenden Branchen und der Modernisierung der traditionellen Industrien steht die Notwendigkeit einer effizienten Politik der Personalentwicklung. Laut einer Studie des IDB wurden im Jahre 1992 nur 25,3 Prozent des Fabrikationswertes mit hochwertigem Personal geschaffen, 44,4 Prozent mit durchschnittlichem Per sonal und 30,3 Prozent mit Personal, das nur über technische Fertigkeiten auf unterem Niveau verfügte. Im Jahre 2001 lauteten die entsprechenden Zahlen 48,1 Prozent, 32,2 Prozent und 19,7 Prozent. Diese Verschiebung hat ein zweifaches Problem verursacht -- Personalmangel in den Hightech-Branchen und gleichzeitig eine steigende Arbeitslosigkeit in den traditionellen Branchen. Der Rat für Wirtschaftsplanung und -entwicklung ( Council for Economic Planning and Development, CEPD) der Regierung schätzt, dass Taiwan zwischen 2001 und 2011 jährlich rund 26 000 technische Angestellte der Oberklasse fehlen werden. Für eine langfristige Lösung kann das Bildungssystem sorgen, und die Universitätsabteilungen und Graduiertenschulen mit Hightechfächern nehmen schon mehr Studierende an als früher. Eine kurzfristige Lösung bestünde für die Firmen in der Anstellung von mehr ausländischen Fachleuten und der Verstärkung ihrer berufsbegleitenden Fortbildung. Die Ausgaben für solche Schulungsprogramme können von der Steuer abgesetzt werden.
Die strukturelle Arbeitslosigkeit in den älteren Branchen entstand, weil manche Fabriken außer Landes verlegt wurden und andere sich in einem Ausmaß modernisierten, das die Fähigkeiten vieler Arbeitnehmer überforderte. Zwar bieten Regierungsbehörden wie der Rat für Arbeitnehmerangelegenheiten ( Council of Labour Affairs, CAL) und die Abteilungen für Arbeitnehmerangelegenheiten der Lokalverwaltungen kurzfristige Schulungsprogramme, um Arbeitslosen neue Fertigkeiten zu vermitteln, doch diese Programme können nur schwer Schritt halten mit der großen Anzahl von Leuten, die ihre Stelle verlieren.
In entwickelten Ländern können nach den Worten von Kuo Ming-hsin entlassene Arbeitnehmer aus traditionellen Branchen vom Dienstleistungssektor für Tätigkeiten absorbiert werden, für die man nur grundlegende Kenntnisse benötigt. Doch in Taiwan entwickelt sich der Dienstleistungssektor nicht schnell genug, um diese Rolle übernehmen zu können. Mao Jing-chau vom CIAC betont, indem man mehr Branchen bei der Modernisierung helfe, hätte man ein wirksames Mittel gegen die Arbeitslosigkeit. "Modernisierung bedeutet Erhöhung der Arbeitsproduktivität, nicht notwendigerweise Personalabbau", gibt er zu bedenken. "Wenn man außerdem die Kosteneffizienz analysiert, dann gibt es immer Dinge, die man manuell billiger machen kann, als wenn man Millionen in eine Maschine investiert."
Ob man nun neue Branchen fördert oder den alten neues Leben einhaucht, nach einem halben Jahrhundert wirtschaftlicher Entwicklung sind die der Regierung zur Verfügung stehenden Mittel weit weniger zahlreich als früher. Der private Sektor hat an Bedeutung gewonnen und forderte im Zuge dieser Entwicklung ständig eine Lockerung staatlicher Beschränkungen. Die Regierung gab dem nach, indem Kontrollen über Devisen, Zinssätze, Bewegungen von Importen und Exporten und andere Schlüsselbereiche der Wirtschaft liberalisiert oder aufgehoben wurden. Viele Staatsunternehmen wurden privatisiert, und zusätzlich wurden während der langen Vorbereitungsphase vor Taiwans Beitritt zur Welthandelsorganisation ( World Trade Organization, WTO) Anfang dieses Jahres Zölle und nicht-tarifliche Barrieren wesentlich gesenkt. Abgesehen von den verbliebenen Steueranreizen kann die Regierung nun noch ein gesundes Investitionsklima und einen soliden rechtlichen Rahmen schaffen -- und genau das erwartet auch die Industrie. Die Regierung kann außerdem auf Wege zu neuen Möglichkeiten hinweisen und dann den Rest der Privatwirtschaft mit ihrem besseren Verständnis der Marktrealitäten überlassen.