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Holo als Hintergrund

28.02.2005
Die Globale Koalition für taiwanische Sprachen wurde 2004 zur Vereinigung der Gruppen gegründet, die Taiwans Muttersprachen fördern wollen. (Foto: Huang Chung-hsin)

Holo-Taiwanisch weist große Ähnlichkeit mit Hokkien (福建話,auch Min genannt) auf, die Sprache, die in der südostchinesischen Provinz Fujian gesprochen wird, von wo aus die Vorfahren vieler Taiwaner zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert nach Taiwan übersiedelten. Als Zweig der südlichen Min-Sprache (Minnanisch閩南話) gibt es von Holo(河洛語) sowohl eine Umgangssprache als auch eine literarische Sprache. Die literarische Version basiert auf der altertümlichen und mittelalterlichen chinesischen Schriftsprache und reicht zurück ins zehnte Jahrhundert. Literarisches Holo wurde früher für das Schreiben formaler Texte verwendet, ist heute aber überwiegend ausgestorben. Gelehrte haben Verbindungen zwischen den Aspekten der Tiefenstruktur und dem Grundvokabular des umgangssprachlichen Holo auf der einen Seite und den austronesischen und Tai-Sprachfamilien auf der anderen Seite festgestellt.

Holo-Taiwanisch ist eine tonale Sprache, die sieben der acht Töne des altertümlichen Chinesisch behalten hat, mit einem großen Bereich von Ton-Sandhiregeln -- die Regeln, welche die Interaktion der Töne untereinander bestimmen. Beim Sprechen wird nur die letzte ausgesprochene Silbe nicht von Ton-Sandhi beeinflusst. Beim POJ-System wird die ursprüngliche Tonmarkierung wie etwa /á/ für den zweiten Ton, /à/ für den dritten Ton und /â/ für den fünften Ton bei jedem Wort beibehalten, anstatt den geänderten Ton anzuzeigen. Ein doppelter Strich (--) wird zur Markierung eines neutralen Tones der folgenden Silbe benutzt.

Holos phonetische Eigenschaften umfassen auch abrupte Töne, Aspirationen, klare Unterscheidung zwischen stimmhaften und stimmlosen Lauten sowie nasale Vokale. In seinem Vorwort zu einem Lehrbuch für Holo-Aussprache wies Lí Khîn-hoan, Professor für taiwanische Sprachen an der Pädagogischen Hochschule Taiwan, darauf hin, dass Holo wegen seiner ausgeprägten Nasalisierung gemeinsam mit Französisch als eine der Sprachen der Welt angesehen werden sollte, die besonders "sexy" seien.

Laut Lí wird unter den drei bedeutenderen Romanisierungssystemen für die Holo-Sprache Tongyong Pinyin(通用拼音) nicht der Anforderung gerecht, diese phonetischen Werte widerzuspiegeln, während beim phonetischen Alphabet der taiwanischen Sprache die Zahlen neben jedem Wort zum Anzeigen der Töne absurd seien, wenn das System eines Tages beispielsweise zum Verfassen eines Mathematik-Lehrbuches verwendet würde. Die zahlreichen Modifikationen am bewährten POJ-System hingegen seien vernünftig und könnten zur abschließenden Standardisierung des Holo-Schriftsystems beitragen.

Obwohl viele Menschen in Taiwan Holo sprechen, ist es vom Aussterben bedroht, wie alle Sprachen in Taiwan außer Mandarin-Chinesisch, etwa Hakka und die Sprachen der Ureinwohnerstämme. Es gibt einen wesentlichen Umschwung zur Dominanz von Mandarin-Chinesisch, das bei den jüngeren Generationen in immer größerer Verbreitung gehört werden kann, selbst außerhalb der öffentlichen Sphäre. "Schauen sie sich nur die College-Studentinnen an, von denen ihre Kinder normalerweise ihre Muttersprache erlernen", empfiehlt Lí. "Wie viele von denen sprechen Holo?"

(Deutsch von Tilman Aretz)

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