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Die Tore macht weit

28.02.2007
Das Nationale Palastmuseum nach der Renovierung.

Taiwans Nationales Palastmuseum will sich von einem Schrein für Chinas kulturelle Größe in etwas verwandeln, das eine größere Relevanz für die modernen Taiwaner hat.

Das Nationale Palastmuseum im Norden von Taipeh gilt seit seiner Eröffnung im Jahre 1965 als das weltweit beste Museum für chinesische Antiquitäten, und seine Kollektion zählt zu den fünf besten Sammlungen der Welt.

Die Sammlung ist mit mehr als 650 000 Einzelstücken gigantisch, das Ergebnis der jahrhundertelangen Sammelleidenschaft chinesischer Kaiser. 1931 wurde sie hastig aus der Verbotenen Stadt in Beijing entfernt, als die japanische Invasionsarmee näherrückte. Die Geschichte der Odyssee der Sammlung kreuz und quer durch das vom Krieg gebeutelte China über fast zwei Jahrzehnte und die folgende Evakuierung nach Taiwan kurz vor der Bürgerkriegsniederlage des Regimes der Kuomintang (KMT) gegen die chinesischen Kommunisten ist ebenso episch wie erstaunlich.

Der Besitz der kaiserlichen Sammlung wurde von dem Regime als Rechtfertigung für den Anspruch, Chinas legitime Regierung zu sein, betrachtet, und er war zudem eine wesentliche Waffe für das Kulturprojekt der Nationbildung, mit dem Taiwan, das zwischen 1895 und 1945 japanische Kolonie gewesen war und erheblich kulturelle Einflüsse aus Japan aufgenommen hatte, als Bastion für chinesisches Nationalgefühl neu konfiguriert werden konnte. Symbolisch für die Bedeutung des Museums war die riesige Statue von Chiang Kai-shek(蔣介石) nahe dem Eingang. Wer an der Statue vorbeiging und das Museum betrat, wurde drinnen zuerst von Bronzegefäßen aus der Zhou-Zeit (ca. 1000-221 v. Chr.) begrüßt, daran schloss sich ein feierlicher und etwas anstrengender Marsch vorbei an Kunstgegenständen von einer Dynastie nach der anderen in der düsteren Atmosphäre eines Schreines chinesischer Kultur an.

Relevanz schaffen

Damit ist jetzt Schluss. Die politischen und sozialen Veränderungen in Taiwan seit 1990 -- in deren Rahmen viele Taiwaner die "chinesische" Identität verwarfen, die ihnen vom Chiang-Regime aufoktroyiert worden war und die von vielen als eine andere Version kolonialer Dominanz betrachtet wird -- haben nun auch das Nationale Palastmuseum erreicht. Während die Taiwaner ihre eigene Identität aufbauen wollen, wird die kulturelle Funktion des Museums neu bewertet. Lin Mun-lee, die im Januar 2006 Direktorin des Museums wurde, äußert sich wie folgt über die Sammlung: "Das Nationale Palastmuseum ist ursprünglich aus Beijing und beherbergt die kaiserlichen Sammlungen verschiedener chinesischer Dynastien. Doch da es sich heute in Taiwan befindet, muss es mit der taiwanischen Kultur vor Ort verbunden werden, und es muss einen Dialog mit taiwanischen Künstlern, Designern und so weiter geben, damit eine neue Kultur und eine neue Ästhetik geschaffen werden können."

Lin betrachtet es als ihre Aufgabe, die Kluft zwischen dem Museum und der taiwanischen Kultur zu überbrücken und das Museum chinesischer Antiquitäten für das Leben der heutigen Taiwaner bedeutsamer zu machen.

"Es ist die dringende Mission des Museums, diesen Antiquitäten neuen Wert zu verleihen", verkündet sie. "Sie dürfen nicht einfach ikonische Hinweise auf die Vergangenheit bleiben, denn so sind sie leblos. Wir müssen ihnen neues Leben einhauchen, eine neue Bedeutung, um die Essenz ihres Wertes zum Vorschein zu bringen." Ihrer Ansicht nach ist die Bewahrung der Sammlung nur die grundlegendste Aufgabe eines Museums. Die wirkliche Arbeit besteht darin, die Sammlung bedeutsam für die Gemeinschaft zu machen, deren Bestandteil sie ist. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf will Lin den Schwerpunkt des Nationalen Palastmuseums von Objekten auf Menschen lenken.

Im Mittelpunkt von Lins Projekt steht die Idee, dass ein Museum eine Fundgrube von Design sein soll. Schließlich wurden die Kunstgegenstände im Museum laut Lin von den besten Künstlern ihrer Generation mit den damals zur Verfügung stehenden fortschrittlichsten Techniken geschaffen. Die Forderungen der Kaiser nach neuen Wundern und neuen künstlerischen Vorstellungen waren ein kraftvoller Motor für die Kreativität. "Die Avantgarde von Gestern verwandelt sich in die Klassiker von Heute", philosophiert Lin. "Kultur ist ein Zyklus von erben und schaffen." Das Nationale Palastmuseum ist eine Schatztruhe, die als Plattform zur Förderung des Zusammenfließens von Alt und Neu dienen kann. Um dieses Konzept zu verdeutlichen, hat das Museum sein Erneuerungsprojekt Alt ist Neu getauft.

Eine neue Ästhetik

Um Anschluss ans heutige Taiwan zu gewinnen, wandte sich das Museum an einheimische Talente bei Design, Filmemachen, Technologie und Kunst. Zum Beispiel wurde der namhafte Regisseur Hou Hsiao-hsien gebeten, einen Werbefilm für das Museum zu drehen, und der bekannte Sänger Lim Giong trat in einer Fernsehwerbung zur Feier des 80. Geburtstages des Museums auf -- die Öffnung der kaiserlichen Sammlung in Beijing für die Öffentlichkeit im Jahre 1925 gilt als Gründung des Nationalen Palastmuseums. "Das Nationale Palastmuseum hat eine reiche Sammlung, die unendlich viele Ideen, Inspirationen und Bedeutungen enthält", beschreibt Lin. Jeder kann die Elemente der riesigen Museumssammlung benutzen, um etwas zu schaffen, das neu und für die zeitgenössischen Lebensarten relevant ist.

Alt ist Neu soll die Kluft zwischen dem Museum und der zeitgenössischen Gesellschaft überbrücken und einen Raum bieten, wo sich chinesische und westliche Kulturen kreativ vermischen können. Um das Konzept Alt ist Neu zu visualisieren, begann das Museum im September 2006 eine Ausstellung von Avantgarde-Kleidern, Haushaltsgegenständen und Spielzeug, die auf der Grundlage von Objekten aus der Sammlung des Museums entworfen worden waren. Die Ausstellung begann mit einer Tanzvorstellung, bei der sich ein modern gewandeter männlicher Tänzer zu einer schnellen Hintergrundmusik bewegte, begleitet von traditioneller Perkussion und ergänzt von einer Tänzerin in einem Pekingoper-Kostüm. Die visuelle Wirkung sprach Bände über die kreative Energie der Begegnung von Alt mit Neu, die im Zentrum der Mission von Museumsdirektorin Lin steht.

Das Museum hat zeitgenössische Designer ermuntert, in seiner Sammlung nach Inspirationen zu suchen, was fruchtbare Ergebnisse erbrachte. Bei der Ausstellung im September 2006 zeigte die Designfirma Pumpkin Creative eine Reihe von Spielwaren und Puppen auf der Grundlage von Kunstgegenständen aus der Museumssammlung. Der berühmte Jadekohl beispielsweise lieferte die Anregung für einen Spielzeughund mit einem Kohl-Kopf, als Begleitung für eine Cartoonfigur, die Consort Jin darstellt, eine Gattin des Qing-Kaisers Guangxu, in dessen Palast der Jadekohl ausgestellt war. Insgesamt entwarf Pumpkin Creative fünf Garnituren von Spielzeug auf der Grundlage von Museumsgegenständen.

"Die größte Herausforderung, die sich uns beim Designprozess stellte, war die Frage, wie man etwas, das mit dem kulturellen Gewicht des Nationalen Palastmuseums assoziiert wird, in etwas Spielerisches und Flottes verwandelt", sagt Lou Hsiu-lu, Projektmanager bei Pumpkin Creative. Um alte Elemente in ein neues Design einfließen zu lassen, braucht man starke Designfähigkeiten. Chen Ren-yi von Art of Chen benutzte die sparsame, elegante Ästhetik der Song-Dynastie, um eine Kollektion eleganter Möbel und Haushaltgegenstände zu entwerfen, die zeitgenössisch und minimalistisch aussieht. "Ich wollte die schlichten Linien chinesischer Kalligrafie dazu benutzen, die Menschen zu bewegen", erklärt Chen. Die Möbel sind eine Kombination von Formen, welche einen Sinn für Harmonie und Sanftheit einfangen, der in der materiellen Kultur der Song-Zeit betont wurde.

Ebenfalls bei der Ausstellung vertreten war das in Paris lebende Mode-Duo Jian Yu-feng und Shawn Pan, das eine Kollektion bestickter Abendkleidung und Handtaschen präsentierte, die von Malerei der Tang-Dynastie inspiriert war.

Andere Designer führten Umarbeitungen traditioneller Elemente in ihre Entwürfe für eine Reihe von Objekten von Tee -Service zu Fischbehältern ein. Lin war schwer beeindruckt: "Ich kann wirklich ihre künstlerische Vitalität spüren", schwärmt sie und verleiht dazu ihrer Hoffnung Ausdruck, die kreative Fusion möge zu einer neuen Ästhetik führen.

Die Tore macht weit

Das "Alt ist neu"-Projekt führt vor, wie klassische Designs innovativ zeitgenössische Anwendungen finden könnten.

Vom Schrein zum Unterhaltungskomplex

Dies ist jedoch nur ein Teil von Lins Vision für das Museum. Lin will auch die Art und Weise ändern, wie das Museumsgebäude genutzt und wie die Institution finanziert wird.

In der Vergangenheit war das Museum beinahe die lebende Verkörperung des Ausdrucks "langweilig aber sehenswert". Man betrachtete es als eine Mischung von Tresorraum zur Lagerung und Kathedrale zur Verehrung von Chinas kultureller Vaterschaft. Von den Besuchern wurde ehrfürchtige Stille erwartet. Lin will das ändern und das Museum in einen lebendigen Kulturkomplex verwandeln, den man als Ort betrachtet, wo Unterhaltung geboten wird. Man besucht Museen zur Ergötzung, ein Museum ist ein Ort, wo die Besucher Kunst konsumieren. Mit seinen Objekten hilft ein Museum den Besuchern, der Vergangenheit näher zu kommen, doch um diese Nähe lebendig zu erhalten, wollen viele Besucher Souvenirs mit nach Hause nehmen, welche das Ergebnis kommerzieller Ausnutzung einer Sammlung sind. "Die Funktion eines Museums beschränkt sich nicht auf Erziehung, sondern es soll einen neuen Lebensstil schaffen", doziert Lin. "In der Vergangenheit betrachteten die Menschen Kunst als Luxus. Heute, wo sie in fremde Länder reisen, erachten sie sie als eine Notwendigkeit. Ich wiederum würde sagen, Kunst ist eine Ware." Was die möglichen kommerziellen Anwendungen angeht, ist das Nationale Palastmuseum in ihren Augen ein äußerst wertvolles Vermögen für Taiwan.

Wie kann dieses Vermögen ausgebeutet werden? Das Nationale Palastmuseum ist eines der fünf besten Museen der Welt, gemeinsam mit dem Louvre in Paris, dem Britischen Museum in London, der Hermitage in Sankt Petersburg und dem Metropolitan Museum of Art in New York. Doch während die übrigen vier Museen im Schnitt 80 Prozent ihrer Einkünfte mit anderen Quellen als Eintrittskarten erwirtschaften, ist das Nationale Palastmuseum weiterhin zu 65 Prozent von Eintrittskartenverkäufen für seine Einnahmen abhängig. Seine Marke muss noch richtig kommerziell entwickelt werden. Das wird sich aber bald ändern. Da das Bewusstsein für Urheberrechtsschutz in Taiwan gestiegen ist, versteht man entsprechend mehr von der Kommerzialisierung von Bildern. Unter Lin hat das Museum ein Programm für die Lizensierung von Bildern von Kunstgegenständen aus der Sammlung für kommerzielle Nutzung ausgearbeitet. "Das Unterfangen umfasst Kunstlizensierung, Gesetze, zuerkanntes Recht und internationales Recht, und die Koordinierung von all dem ist ausgesprochen anspruchsvoll", verrät Lin. "Das Museum beschäftigt 20 Spezialisten für Urheberrecht und Lizenzrecht." Dies ist Teil einer allgemeineren Politik der Regierung, Kreativität zu fördern.

Der Status des Nationalen Palastmuseums als staatliche Organisation macht die Sache indes kompliziert. Es ist dem Museum nicht gestattet, sich direkt an nach Gewinn strebenden Unternehmen zu beteiligen, und es hat auch keine Erfahrung beim Managen eines profitorientierten Geschäfts. Infolgedessen muss die Lizensierung und die Marktentwicklung an eine private Firma delegiert werden, die durch ein offenes Ausschreibungsverfahren ausgewählt wird. "Ein Unternehmen wird bei der Ressourcenintegration effizienter sein", meint Lin.

Lizenzen für Bilder aus der Sammlung des Museums wurden an mehrere Hersteller vergeben. So wurden etwa die Päonien im Album der Blumengemälde des Qing-zeitlichen Malers Guiseppe Castiglione (1688-1766, in China bekannter unter dem Namen Lang Shining郎世寧) digital auf der Rückseite der Computermonitore von BenQ nachgedruckt, während die japanische Firma Sanrio, die Hello Kitty erfand, Jadekohl-Gebäck produziert hat. Die Resonanz bei den Verbrauchern war überwältigend positiv, und das hat mehr Firmen ermuntert, die Möglichkeiten von Lizenzen zu erkunden.

Neben Bildern lizensiert das Museum auch sein Logo für kommerziellen Gebrauch. Vergangenes Jahr erhöhten die Lizenzgeschäfte und der Verkauf von Handelsware in den Geschenkartikelläden, Cafés und im Online-Handel die Einkünfte des Museums auf 200 Millionen NT$ (4,65 Millionen Euro), eine Zunahme von 30 bis 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch da sich die Umgestaltungsaktion dem Ende nähert und das Museum seinen Ausstellungsraum wieder voll ausnutzen kann, rechnet man mit einer Verdopplung der Einkünfte bis zum Mai dieses Jahres.

Die digitale Ära

Eine Aufgabe, die wesentlich für die Ausbeutung des Lizenzpotenzials des Museums ist, ist Digitalisierung. Das Privatunternehmen Lee & Lee erhielt von dem Museum den Auftrag, von den Objekten der Museumssammlung digitale Fotos anzufertigen. Für viele der Kunstgegenstände, besonders Gemälde und Kalligrafien, sind Gelegenheiten zum Fotografieren außerordentlich selten, da zu befürchten ist, dass Licht und Temperaturveränderungen sie beschädigen könnten. Derzeit umfasst die digitale Datenbank des Museums 22 000 Bilder. Diese erleichtern sowohl die akademische Verwendung als auch die online-Betrachtung aus privatem Interesse, aber der lizensierte kommerzielle Gebrauch dieser Bilder ist natürlich der Goldesel.

Angesichts des begrenzten Ausstellungsraumes des Museums kann Digitalisierung außerdem hilfreich dabei sein, mehr von der Sammlung zu zeigen. Hsu Hsio-te, Direktor der Publikationsabteilung des Museums, hat das Digitalisierungsprojekt beaufsichtigt und erklärt: "Bei begrenztem Ausstellungsraum kann man nur ein oder zwei Objekte ausstellen. Wenn man digitale Bilder von zahlreichen Blickwinkeln aus zeigt, können die Besucher sich auf ganz neue Weise an den Gegenständen erfreuen."

Mit einer weiteren Anwendung digitaler Präsentation kann man den Verlauf zeigen, wie die Kunstgegenstände geschaffen wurden. So kann zum Beispiel eine digitale Vorführung den Vorgang des Färbens von Keramik demonstrieren, oder die lange und komplizierte Herstellung von Lackgegenständen, wobei die Betrachter vom ersten Anfangsstadium bis zum vollendeten Objekt geführt werden. Außerdem soll Digitalisierung im "Museum der Zukunft" im Terminal II des internationalen Flughafens Taiwan-Taoyuan zum Einsatz kommen, wo ausschließlich digitale Bilder aus der Sammlung des Nationalen Palastmuseums gezeigt werden.

Ein Problem für das Nationale Palastmuseum in Taipeh ist indes, dass es, weil es besucherfreundlicher geworden ist, nun natürlich auch mehr Besucher anlockt als früher -- 5000 Besucher täglich an Werktagen und bis zu doppelt so viele an Wochenenden. Das Museum wird jedoch eine Weile brauchen, sich an die größere Beliebtheit und die angestrebte Position anzupassen, ein Anbieter kultureller Unterhaltung und nicht so sehr ein Schrein chinesischer künstlerischer Leistungen zu sein. Lin: "In der Vergangenheit war das Museum nicht bereit, seine Tore zu öffnen. Nun haben wir sie geöffnet, und wir müssen auf den Ansturm vorbereitet sein. Ich sage oft scherzhaft zu den Kollegen, dass das Museum früher ein schlafender Löwe war. Jetzt haben wir ihn aufgeweckt und müssen auf ihn aufpassen."

Das Museum geht nicht nur auf die lokale Gemeinschaft zu, sondern auch auf die internationale Gemeinschaft. Wenn man das Ansehen des Nationalen Palastmuseums als beste Sammlung der Welt für chinesische Antiquitäten bedenkt, ist es kaum überraschend, dass viele ausländische Museen sich um den Aufbau strategischer Allianzen mit dem Nationalen Palastmuseum bemühen. Lin nennt dies "einen Weg, dem das Museum folgen muss". Doch wegen der komplizierten Beziehungen über die Taiwanstraße muss bei Entscheidungen darüber, ob man Objekte ins Ausland verleiht, die Gefahr einer möglichen Intervention Beijings mit einbezogen werden. Bis jetzt konnten nur Deutschland, Frankreich und die USA -- wo jeweils ein Kulturgutsicherungsgesetz in Kraft ist, das Versuchen einen Riegel vorschiebt, ausgeliehene Gegenstände durch Klagen vor Gerichten des Gastlandes beschlagnahmen zu lassen, und das die Rückkehr entliehener Gegenstände an den Eigentümer garantiert -- Ausstellungen mit Gegenständen aus den Sammlungen des Nationalen Palastmuseums organisieren.

Neben dem Versuch, mehr Besucher in seine Hallen in Taipeh zu locken und strategische Allianzen im Ausland zu schmieden, bemüht sich das Nationale Palastmuseum auch um eine Ausdehnung seines Einflusses in Taiwan, indem es als Nebenstelle ein Museum in der südtaiwanischen Stadt Chiayi aufbaut. Das neue Museum, vom amerikanischen Architekten Antoni Predock entworfen und auf einem 70 Hektar großen Gelände gebaut, wird die Zahl der Objekte aus den Sammlungen, die gleichzeitig ausgestellt werden, beträchtlich erhöhen. Man hofft außerdem, dass die südtaiwanische Nebenstelle des Museums ein wichtiges Forschungszentrum für ostasiatische Kulturen werden kann, zumal das Museum seine Sammlung durch fortlaufende Erwerbungen über den Bereich chinesischer Antiquitäten hinaus erweitert.

Beijings Palastmuseum in der Verbotenen Stadt feierte seinen 80. Geburtstag, indem aus den kaiserlichen Sammlungen, die in China verblieben waren, die 10 größten Kunstschätze ausgewählt und als Ikonen chinesischer Großartigkeit vorgeführt wurden. In Taipeh wiederum hat das Nationale Palastmuseum eine andere Sichtweise seiner Rolle und seiner Zukunft. Es betrachtet sich nicht länger als Sturmtruppe für chinesischen Kulturnationalismus, sondern als freundlichen, umgänglichen Aufbewahrungsort von Kunst, der eine neue Ästhetik und eine lebendige Kultur schaffen will.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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