26.08.2025

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Die Hilfsbotschafter

28.08.2007
Die taiwanische Freiwillige Sharlina Chen kümmert sich um die Kinder in einem Wohlfahrtsheim in Panama, das von Fortunato Peirotén (Mitte, mit Sonnenbrille) geleitet wird.

Taiwans wertvollstes Exportgut stammt möglicherweise nicht aus dem milliardenschweren Hightech-Sektor, sondern sind eher engagierte Fachleute und Freiwillige.

Der kurze Nachmittags-Regenschauer in Escuintla, einer zwei Autostunden von Guatemala-Stadt entfernten Provinz, ist für Ende März ungewöhnlich, normalerweise beginnt die Regenzeit noch nicht zu dieser Zeit des Jahres. Der Regen macht einen Spaziergang mit Lin Shyh-shiun durch das von ihm geleitete 30-Hektar-Bambuszentrum in der tropischen Hitze aber erträglicher. "Bambus ist ein preiswertes Baumaterial", wirbt Lin, Fachmann in der technischen Mission in Guatemala vom Internationalen Kooperations- und Entwicklungsfonds (International Cooperation and Development Fund, ICDF), einer von Taiwans Regierung finanzierten Organisation. "Heute sind 80 Prozent der Schweineställe in diesem Land aus Bambus gebaut."

Lin leitet das Zentrum seit seiner Gründung im Jahre 2003. Es bildet nicht nur Menschen aus Guatemala und Nachbarländern wie Belize darin aus, wie man Gebäude und Möbel aus Bambus herstellt, sondern pflanzt auch Bambusschösslinge an (derzeit 480 000 Stück), die zur Wiederaufforstung und zum Bodenschutz verwendet werden. "Und die Bambushütten bieten eine hervorragende Unterkunft für die Urlauber hier", schwärmt Lin beim Betreten einer Hütte enthusiastisch mit Schweißperlen auf der Stirn. Nach 18-jähriger Tätigkeit in Mittelamerika für den ICDF hat der 40-Jährige offensichtlich Erfüllung gefunden, obwohl er zu nächst nur ungern seine Heimat verlassen wollte, um in ein so weit von Taiwan entferntes Land zu gehen. "Meine Eltern drängten mich, es zu probieren", berichtet er. "Sie dachten, junge Leute sollten ihren Horizont erweitern und die Welt erkunden."

Unterdessen kümmert sich Sharlina Chen emsig um Kinder in einer Wohlfahrtseinrichtung, die 230 Kindern im Alter von 5 bis 18 Jahren aus einkommensschwachen Familien oder von alleinerziehenden Eltern in La Chorrera, einer Stadt in der Nähe von Panama-Stadt, ein Zuhause bietet. "Wenn zwei Kinder am gleichen Tag krank werden oder sich verletzen, bin ich extrem beschäftigt", erklärt die Taiwanerin, die seit Juni 2006 als ICDF-Freiwillige mit Fachbereich medizinische Pflege für das Wohlfahrtsheim arbeitet. "Die Arbeit hier erfüllt mich jedoch sehr. Es ist schwer zu sagen, was mir meine Arbeit bringt, aber ich weiß, dass die Erfahrung wirklich lohnend ist. Zum Glück bin ich noch alleinstehend, deswegen kann ich es mir leisten, als Freiwillige im Ausland zu arbeiten."

Eine von vielen

Chen ist lediglich eine der Freiwilligen aus Taiwan, welche das Herz des geschäftsführenden Direktors des Heims Fortunato Peirotén bewegte. Im Jahre 2002 schickte der ICDF erstmals einen Freiwilligen aus Taiwan mit Expertise in Informationstechnologie. Das freiwillige Dienstjahr erwies sich als sehr wertvoll, deswegen schlossen sich im Jahr darauf zwei weitere Freiwillige mit den jeweiligen Fachbereichen Englischunterricht und medizinische Pflege an.

"Vorher hatte keiner eine Ahnung, wie man im Internet surft", enthüllt der Direktor. "Wenn ein Computer ausfiel, dauerte es Tage, bis er repariert war. Die Kinder konnten außerdem keine Hilfe finden, wenn sie bei den Englisch-Schulaufgaben Schwierigkeiten hatten. Alle diese Probleme gehören wegen der taiwanischen Freiwilligen nun der Vergangenheit an."

ICDF-Einsätze und der Dienst der Freiwilligen der Stiftung sind zu einem wichtigen Quell für Knowhow in einem Abschnitt Mittelamerikas zwischen Guatemala im Norden und Panama im Süden geworden. Laut Lee Lai-po, Assistenz-Generalsekretär des ICDF, arbeiten derzeit 95 Fachleute und Spezialisten der Organisation in Missionen in 12 Ländern in Mittelamerika und der Karibik, die diplomatische Beziehungen mit Taiwan unterhalten. Außerdem führen 10 Freiwillige und 34 Männer im wehrpflichtigen Alter, die einen Ersatzdienst anstelle ihrer Pflichtwehrzeit leisten, medizinische und technische Hilfsarbeit durch.

Taiwans zwölf Verbündete in der Region (Belize, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Nicaragua, Panama, Paraguay, Saint Kitts und Nevis, Saint Lucia, Saint Vincent und die Grenadinen) machen genau die Hälfte der 24 Länder in der Welt aus, die Taiwan offiziell anerkennen. ICDF-Missionen beschränken sich aber nicht auf die diplomatischen Partner -- man findet sie auch in Ländern wie Ecuador, das zwar keine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan hat, aber eine freundliche Haltung gegenüber dem Land einnimmt.

Taiwan leistete erstmals im Jahre 1959 Hilfsarbeit im Ausland, als die Regierung elf Experten nach Südvietnam schickte, um technologische Hilfe im landwirtschaftlichen Bereich dort zu bieten. Zwei Jahre später startete Taiwan ein Projekt mit der Bezeichnung "Operation Vanguard" (Unternehmen Vorhut), das eine landwirtschaftliche Mission nach Liberia schickte, einem damaligen Verbündeten Taiwans. Der Erfolg des Projektes zog die Entsendung von Missionen in über zehn weitere afrikanische Länder in den folgenden drei Jahren nach sich. 1964 wurden die Hilfsanstrengungen auf Lateinamerika ausgedehnt, als eine landwirtschaftliche Mission aus Taiwan in die Dominikanische Republik entsandt wurde.

Die Hilfsbotschafter

Dank der Hilfe durch Taiwans technische Mission in Costa Rica konnte Ana Cecilia Araya die Zahl der von ihr gezüchteten Kakteen verzehnfachen.

Die staatlich geförderte firmenähnliche Körperschaft ICDF, deren Vorläufer über drei Jahrzehnte lang Missionen im Ausland unterhielten, wurde 1996 als oberste Organisation für Auslandshilfe der Regierung gegründet, und derzeit ist Außenminister James Huang(黃志芳) gleichzeitig ICDF-Präsident.

"Die landwirtschaftlichen technischen Missionen sollten große Gebiete in der Wildnis für die Landwirtschaft erschließen. Am Anfang taten sie das voll und ganz aus eigener Kraft", berichtet Lee, der seit den achtziger Jahren selbst ständig unterwegs ist, um zu ermitteln, was Taiwan für seine Verbündeten tun sollte, und um die Leistungen der Missionen zu bewerten. Die Einstellung hat sich im Laufe der Zeit insofern gewandelt, als die Taiwaner zunehmend die Rolle von Beratern übernahmen, welche landwirtschaftliches Knowhow transferierten, anstatt die Arbeit selbst zu machen. "Wir müssen ihnen beibringen, wie man fischt, nicht einfach nur die Fische für sie fangen", philosophiert Tomás Hou, Taiwans Botschafter in Panama.

Erfolg exportieren

Taiwans Stärke bei Landwirtschaft hat sich im Ausland immer wieder erwiesen. Eine Erfolgsstory ist die Beliebtheit taiwanischer Guavas bei Obstbauern in Panama. "Ich konnte mir nicht vorstellen, mir einen Kühlschrank oder eine Waschmaschine leisten zu können, doch jetzt habe ich beides", jubelt Gerardo Rivera, einer der Nutznießer der Arbeit von Taiwans technischen Missionen in dem Land, die den Einheimischen beibringen, wie man hochwertige Guavas produziert. Rivera begann 2002 mit dem Anbau einer taiwanischen Sorte, und in den letzten fünf Jahren hat er die Zahl seiner Guava-Bäume von 100 auf 350 erhöht. "Ich wünschte, ich wäre 15 Jahre jünger, dann könnte ich mehr Geld machen", seufzt der 78-jährige Bauer, der nun halb in den Ruhestand getreten ist.

"Die technischen Missionen gewährleisten die Qualität der erzeugten Ware, indem die Arbeitsfähigkeit der Bauern bewertet und für sie entschieden wird, wie viele Guavabäume sie anpflanzen sollten", erläutert Missionsleiter Liu Fung-yen, der seit 1970 für taiwanische Hilfsmissionen im Ausland arbeitet. "Wer zu gierig ist und zu viel anbaut, wird sich nicht gut um die Bäume kümmern können."

In Guatemala glänzt Taiwan abgesehen vom Bambuszentrum auch mit Fischzucht-Technologie. Das Fischzuchtzentrum der technischen Mission lieferte 2006 nicht nur rund ein Drittel der sechs Millionen Tilapia-Jungfische, die im ganzen Land gezüchtet werden, sondern zeigte den Einheimischen außerdem, wie die Fische gezüchtet werden. Auf eine Anfrage der guatemaltekischen Regierung hin baute die Mission zudem ein Fischschutzzentrum in Petén auf, einer Provinz an der Grenze zu Mexiko, um eine Art vor dem Aussterben in ihrem natürlichen Lebensraum zu bewahren. Es gelang die Erzeugung von über 30 000 Jungfischen, und ihr Aussetzen in einen See am 27. September 2006 wurde von allen größeren Medien in Guatemala berichtet. "Das hat Taiwans Ruf und den der technischen Mission erheblich verbessert", freut sich Missionsleiter Hsiang Shui-sung.

In Alajuela, einer Nachbarprovinz von San José, der Hauptstadt von Costa Rica, machen die Anstrengungen der dortigen technischen Mission, einheimischen Frauen durch die Bereitstellung von Saatgut und technischer Beratung dabei zu helfen, Zierpflanzen anzubauen, ebenfalls Fortschritte. (Die offiziellen diplomatischen Beziehungen zwischen Taiwan und Costa Rica endeten im Juni dieses Jahres.) Einheimische Frauen, zumeist Hausfrauen, wechseln einander bei der Betreuung von Gewächshäusern ab, wo Orchideen und andere Zierpflanzen gezogen werden, und die Einkünfte aus dem Verkauf der Pflanzen werden zu gleichen Teilen unter ihnen aufgeteilt. Eine der Frauen, Ana Cecilia Araya, hat außerdem eigene Treibhäuser eingerichtet, und jahrelange harte Arbeit mit ihrem Ehemann zum Anbau von Zierpflanzen (überwiegend Kakteen) zahlt sich nun aus. "In der Vergangenheit hatte ich nur 40 Kakteenarten, doch jetzt habe ich etwa 400, dank der Sorten, die mir von der technischen Mission vorgestellt wurden", lobt sie.

Führend beim Wandel

Gleichzeitig verbessert die technische Mission im Westteil des Zentraltales das Leben von Kaffeebauern, indem sie ihnen hilft, einen Teil ihrer Kaffeepflanzen durch Zierpflanzen zu ersetzen. "Zu viele Bauern bauen Kaffee an, weswegen die Gewinnspannen dünn sind", kommentiert Lucas Chiu, technischer Fachmann der Mission. Chiu besuchte diese Bauern und half ihnen, Zierpflanzen wie Orchideen, Kakteen und Palmen anzubauen. In der Zwischenzeit wurde ein Betriebs- und Ausstellungszentrum fertig gestellt, wo man Schösslinge der Pflanzen aufbewahrt, bevor sie an Bauern zum weiteren Anbau weiterverteilt werden, und wo die Endprodukte für Kaufinteressenten ausgestellt sind. "Die meisten Anbaugebiete sind recht abgelegen", bemerkt Chiu. "Die Bauern sind keine großen Marketing-Leuchten, und die Käufer fahren dort nicht hin." Daher musste das Zentrum aufgebaut werden, um bei der Werbung für die Produkte zu helfen.

In der vergangenen Zeit vor der Gründung des ICDF wurden die Dienste der technischen Missionen gratis geboten. "Früher verteilte die Mission kostenlose Materialien, und das Hauptziel war, den Armen zu helfen", behauptet Wang Tzeng-huey, Leiter der technischen Mission in Costa Rica. Heute werden die Bauern dagegen ermuntert, über Kosten und Nutzen nachzudenken, deswegen können sie Schösslinge und Jungfische nicht mehr umsonst bekommen. Im Fall von Wangs Mis sion (Beistand für die Einheimischen beim Anbau von Zierpflanzen) beantragen die Bauern Darlehen zum Kauf von Stecklingen, die zurückgezahlt werden, wenn sie ihre Erträge vermarkten können. Die Rückzahlungen dienen zur Refinanzierung des Projekts und garantieren seinen Bestand. "Einerseits müssen die Bauern hart arbeiten, weil sie jetzt Kredite abbezahlen müssen, andererseits muss Taiwan nicht ständig viel Geld in das Projekt pumpen."

Bis dato konzentrieren sich Taiwans technische Hilfsmissionen immer noch überwiegend auf die Landwirtschaft. Ihre Aufgaben sind dabei aber vielfältiger geworden, weswegen sie heute technische Missionen genannt werden und nicht mehr nur landwirtschaftliche technische Missionen, mit Ausnahme von drei medizinischen Missionen in Afrika. Zum Beispiel bieten die Missionen zusätzlich zur Verbesserung von Qualität und Quantität bei landwirtschaftlicher Produktion auch Hilfe für einheimische kleinere und mittlere Unternehmen. In Guatemala und der Dominikanischen Republik wurden kürzlich sogar Missionen eingerichtet, die sich ausschließlich auf Handel, Investitionen und industrielle Beratung konzentrieren.

"Wir sind eine Brücke, die taiwanische Firmen mit dem Land verbindet", definiert Antonio Wei, Leiter der Investitions- und Handelsmission in Guatemala. "Wir betreiben Forschung für Firmen, die sich für Investitionen und Geschäfte hier interessieren, und wir geben ihnen alle Informationen, die sie brauchen. Wir bieten auch technischen Beistand für einheimische Firmen, um ihre Management-Effizienz zu steigern. Unterdessen erhöhen wir ihr Wissen über entsprechende Unternehmen in Taiwan, um Geschäftsgelegenheiten zwischen den beiden Seiten zu verbessern."

Die Hilfsbotschafter

In Guatemala liefert die technische Mission Taiwans große Mengen Tilapia-Jungfische für einheimische Fischzucht-Betriebe.

Überbrückung der digitalen Kluft

Im vergangenen Jahr hat Weis Mission auch mit einheimischen Ressourcenanbietern zusammengearbeitet, um die Gründung dreier digitaler Zentren voranzutreiben, die Teil der Anstrengungen zur Überbrückung der digitalen Kluft sind. "Die Verbreitung von Internetzugang in Guatemala ist gering, und 80 Prozent der Ressourcen des Bereichs Informationstechnologie befinden sich in der Hauptstadt", verrät Mario Lin, Missionsmitglied mit Fachbereich Informationstechnologie. Folglich beschloss die Mission, beim Aufbau digitaler Zentren in den Provinzen zu helfen, indem beispielsweise ein Drittel der erforderlichen Mittel für die Umwandlung einer baufälligen Bücherei in Santa Lucia, einer Stadt in Escuintla, in ein solches Zentrum gespendet wurde, die anderen zwei Drittel der Finanzierung kamen von einer örtlichen Universität und Unternehmen.

"Bauern in meiner Gemeinde, zumeist Ananasfarmer, konnten wegen dieses Zentrums auf ein ganz neues Niveau aufsteigen", freut sich Justiñano Buc Cotsajay, ein Gemeindeführer in Santa Lucia. "Im Internet können sie viele Informationen über Ananasanbau und auch über neue Marketingstrategien finden."

Das Zentrum ist überdies von Bedeutung, weil es als Treffpunkt zum Austausch von Informationen beispielsweise zwischen örtlichen kleinen Firmen in der Nachbarschaft fungiert. "Hoffentlich können sie Hilfe in dem Zentrum finden, wann immer sie Probleme haben, dann können sie sich besser mit ihrer Heimatstadt identifizieren und sind eher bereit, zu bleiben und ihr Geschäft hier aufzubauen", sagt Guillermo de León, Informationsdirektor des Nationalen Wissenschafts- und Technologierates der guatemaltekischen Regierung. Mit dem Beistand von Weis Mission sollen in diesem Jahr zwei weitere digitale Zentren in dem Land eingeweiht werden.

Die Missionen haben zudem ihr Personal diversifiziert. Der ICDF, der nach dem Vorbild der 1961 entstandenen US-amerikanischen Friedenskorps gestaltet wurde, bietet Freiwilligen, die ihren Aufenthalt um höchstens zwei Jahre verlängern können, lediglich grundlegende finanzielle Versorgung, doch sowohl die Freiwilligen als auch die Hilfsempfänger profitieren sehr davon. "Ich konnte überhaupt kein Spanisch, aber jetzt habe ich die Sprache gelernt", prahlt Irma Huang, die ein Computerzentrum für Studierende in einer Berufsschule in Cartago (Costa Rica) betreibt und dort Beratung bietet. "Die Arbeit hier in einem anderen Kulturkreis ist auch eine sehr lehrreiche Erfahrung. Viele Studierende vom Land haben zu Hause keinen Computer, daher ist dieses Zentrum für sie sehr wichtig."

Männer im wehrpflichtigen Alter, die im Ausland Ersatzdienst leisten, sind eine weitere Personalquelle, auf die sich Taiwan zur Stärkung der Beziehungen mit den diplomatischen Partnern verlassen kann. Die Idee entstand 1996 in Taiwans Außenministerium, wurde aber erst nach offiziellen Besuchen von Staatspräsident Chen Shui-bian in Mittelamerika und Afrika und auch nach ICDF-Missionen in diesen Regionen nach Chens Amtsantritt umgesetzt. "Der Präsident dachte, es sei an der Zeit, den Missionen neues Blut zuzuführen", begründet Wang Tzeng-huey. "Präsident Chen hofft, dass diese jungen Männer, wenn sie als Alternative zum Pflichtwehrdienst eine Weile für die Missionen im Ausland gearbeitet haben, den Gedanken in Erwägung ziehen, wiederzukommen und reguläre Mitglieder der Mission zu werden." Wang fügt hinzu, dass Lucas Chiu, der Jüngste seines siebenköpfigen Teams, diesen Weg beschritt, nachdem er anderthalb Jahre Ersatzdienst in Panama geleistet hatte.

"Ich hatte Geisteswissenschaften studiert, aber alle Projekte, bei deren Betreuung ich helfe, haben mit Wirtschaft zu tun", erzählt Martin Weng, Romanist mit Spanisch im Hauptfach, der Ersatzdienst in der Botschaft der Republik China in Panama leistet. "Zwar habe ich nur in ihren Anfangsstadien mit ihnen zu tun, aber ich habe das Gefühl, eine Menge gelernt zu haben." Seit Jahren sucht der ICDF nach jungen Männern mit Fachkenntnissen in Bereichen von Marketing bis Blumenzucht für Ersatzdienst im Ausland, doch dieses Jahr wurden erstmals Romanisten mit Spanisch im Hauptfach rekrutiert, um so Taiwans Wirtschaftsbeziehungen mit Lateinamerika zu verbessern.

Als Hochschulabsolvent findet Weng die Erfahrung, in einem fremden Land zu arbeiten, wertvoll. Für Lin Shyh-shiun, der das Bambuszentrum in Guatemala betreibt, ist es das Erfolgsgefühl durch die Steigerung von Taiwans Einfluss im Ausland, das ihn stolz auf seine Arbeit macht. Heute bedauert er nicht, Taiwan vor 18 Jahren verlassen zu haben. "Eigentlich sind es meine Eltern, die bereuen, mich zu diesem Schritt gedrängt zu haben", schmunzelt er. "Nun werden sie alt, und ihr Sohn ist nicht an ihrer Seite." Während seiner Zeit in Mittelamerika hat Lin sogar eine salvadorianische Frau geehelicht. Als er jünger war, wirkte die Region so abgelegen. Heute nennt Lin, wie viele andere dienstältere Mitglieder der technischen Missionen, sie seine zweite Heimat, einen Ort, wo er und die anderen eine wertvolle Rolle dabei spielen, guten Willen aus Taiwan zu überbringen.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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