Staatspräsidentin Tsai Ing-wen schickte unlängst als Antwort auf die Botschaft von Papst Franziskus zum 52. Weltfriedenstag einen Brief an den Oberhirten, in dem sie seinen Aufruf zu guter Politik im Dienste des Friedens und erneuertem Engagement für universale menschliche Tugenden, das Allgemeinwohl und Förderung der Jugend nachdrücklich guthieß.
In seiner Botschaft hatte der Papst die Schriften des vietnamesischen Kardinals Francois-Xavier Nguyen Van Thuan (1928-2002) zitiert, der wegen seiner religiösen Glaubensvorstellungen verfolgt und ohne Gerichtsverfahren für 13 Jahre inhaftiert worden war.
Laut Tsai sind der Mut und die Hingabe von Van Thuan eine Inspiration für Menschen in aller Welt. „Seine Erlebnisse haben den Menschen in Taiwan eine enorme geistige Ermutigung gegeben, weil wir darin die missliche Lage unseres Landes und den Glauben an Freiheit und Demokratie wiedererkennen, an dem wir festgehalten haben.“
Die Republik China (Taiwan) wird derzeit von nur 17 Ländern diplomatisch anerkannt, und selbst die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO), deren Aufgabe darin besteht, die Gesundheit und das Wohlergehen der ganzen Menschheit voranzubringen, hat die 23 Millionen Taiwaner wegen politischer Faktoren ausgeschlossen, kritisierte sie.
Trotz der seit langem aufrechterhaltenen Unterdrückung und Isolation von Taiwan auf der internationalen Bühne strebe das Land danach, seine Verpflichtungen als Mitglied der Weltgemeinschaft zu erfüllen, indem es auf Aufrufe zu humanitärer Hilfe reagiert sowie Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung vorantreibt, betonte das Staatsoberhaupt.
Taiwan habe ferner mit 18 Ländern Kooperationsabkommen über Einwanderungsangelegenheiten und die Verhütung von Menschenschmuggel unterzeichnet, bemerkte sie und fügte hinzu, diese Bemühungen belegten Taiwans Entschlossenheit, bei Fragen von allgemeinem Interesse eine Rolle zu spielen und im Einklang mit internationalen Sichtweisen zu handeln, um alles dafür zu tun, solch unmoralischem Treiben ein Ende zu setzen.
Nach Tsais Worten würden angesichts der Unterdrückung durch China Taiwans Spannkraft und das unerschütterliche Bekenntnis zu Demokratie und Menschenrechten das Land zu einer blühenden Zukunft führen.
Die Präsidentin skizzierte überdies in ihrem Brief die „Vier Muss“, um das Verhältnis über die Taiwanstraße zu verbessern — ad eins, China muss sich der Realität der Existenz der Republik China (Taiwan) stellen; ad zwei, China muss das Bekenntnis der Taiwaner zu Freiheit und Demokratie respektieren; ad drei, China muss die Streitigkeiten über die Taiwanstraße auf friedliche Weise und auf gleichberechtigter Grundlage behandeln; und ad vier, Verhandlungen müssen von den Regierungen beider Seiten oder von Behörden, die von ihrer jeweiligen Regierung ermächtigt wurden, durchgeführt werden. Diese vier Elemente seien die grundlegendste und entscheidende Basis für die positive Entwicklung der Beziehungen über die Taiwanstraße, stellte sie klar.
China hat seine Drohung einer Invasion Taiwans nicht aufgegeben, und es werden auf der internationalen Bühne fortgesetzt Taiwans Präsenz unterdrückt und sein Status herabgesetzt. „Andererseits glauben wir ebenso wie der französische Dichter Charles Peguy, welchen Seine Heiligkeit erwähnt, dass der Geist des Friedens unzweifelhaft das Gesetz der Gewalt überwinden wird“, schrieb Tsai und ergänzte, Peguys Leben zeige, dass menschliche Freiheit, Gleichheit und Würde Kernwerte seien, welche stets die durch politische Ideologien auferlegten Beschränkungen verdrängen würden.
Im Jahr 2019 jährt sich das Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik China (Taiwan) und dem Heiligen Stuhl zum 77. Mal, und die beiden Seiten arbeiten weiter gemeinsam daran, die menschliche Entwicklung auf Grundlage der Leitprinzipien der katholischen Kirche voranzubringen.
Jüngste Beispiele in dieser Hinsicht waren der Weltkongress des Apostolats des Meeres, der im Oktober 2017 in der südtaiwanischen Hafenmetropole Kaohsiung ausgerichtet worden war, die Unterzeichnung eines Abkommens über Stärkung der Zusammenarbeit beim Kampf gegen Geldwäsche, Terrorfinanzierung und andere Verbrechen in dem Zusammenhang im Mai des gleichen Jahres, und die Ernennung von Kardinal Fernando Filoni durch Papst Franziskus zu seinem Sondergesandten für den Eucharistiekongress von Taiwan, welcher für den 1. März im westtaiwanischen Landkreis Yunlin anberaumt ist.
—Quelle: Taiwan Today, 01/29/2019 (SFC-E)
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