“Wilde Tiere? Gibt es noch wilde Tiere in Taiwan?” Der Taxifahrer war erstaunt zu erfahren, daß ich gerade einen Aufenthalt in den Bergen abgeschlossen hatte, bei dem ich eine Untersuchung über die einheimische Fauna Taiwans geleitet hatte.
“Gewiß," antwortete ich, “in diesen Bergen können Sie immer noch Wildschweine, Muntjaks und wilde Antilopen finden, wenn Sie wissen, wo Sie suchen müssen. Ihre Zahl ist allerdings drastisch im Schwinden begriffen.”
“Oh, Sie sprechen von Jagdwild, nicht wahr?”, entgegnete mir der Fahrer sofort. “Ich habe auch schon mal Wild gegessen. Es gibt viele Orte in Taiwan, an denen solche ‘Bergspezialitäten’ verkauft werden.”
Die Unterhaltung bereitete diesem Forscher keine große Freude, aber sie ist wohl repräsentativ für die Situation überall in Taiwan: Sie macht ungenügendes öffentliches Bewußtsein gegenüber Taiwans bedrohter Tierwelt und die Schwierigkeiten deutlich, mit denen Tierschützer zu kämpfen haben, wenn sie versuchen, ein Volk mit tiefverwurzelten Jagd- und Eßgewohnheiten umzuerziehen.
Da die meisten Inselbewohner mittlerweile Städter sind, sind sie erstaunt zu erfahren, daß es tatsächlich noch erhebliche Wildtierbestände in Taiwan gibt, trotz des beschränkten Raumes und der Überbevölkerung. Während Grund- und Mittelschüler problemlos afrikanische Elefanten, Zebras und Antilopen identifizieren können, wissen sie gemeinhin nicht viel über einheimische Tiere.
Wenigstens 62 Säugetierarten lassen sich verteilt im 36 000 km2 großen Taiwan finden. Für ihre Größe hat die Insel die größte Artenvielfalt in der ganzen Welt. Über ihre Gesamtzahl gibt es noch keine genauen Erkenntnisse. Naturforscher haben bislang wenigstens 430 Arten von einheimischen und Zugvögeln, 90 verschiedene Reptilien-, 30 Amphibienarten und 140 unterschiedliche Süßwasserfischarten auf der Insel ausgemacht.
Experten schätzen, auf Taiwan gibt es 40 000 bis 50 000 Insektenarten, allein die berühmtesten darunter, die Schmetterlinge der Insel, zählen mehr als 400 Arten. Forscher der Smithsonian Institution und des Carnegie Museums schätzen, daß es wenigstens 10 000 Mottenarten hier gibt. Daß die Insel wenigstens in einigen Kreisen als “Paradies für Naturforscher” gilt, ist fast ein kleines Wunder.
Ein weißgesichtiges Flughörnchen und ein krebsfressender Mungo - ob der sich der wachsenden Bedrohung bewußt ist?
Doch die wilden Tiere in Taiwan sind, wie überall in der Welt, beispiellosen Existenzbedrohungen ausgesetzt. Der Sika-Hirsch (Cervus nippon taiouanus) liefert ein anschauliches Beispiel dafür. Ein holländischer Geschichtsschreiber in Anping, in der Nähe Tainans, schrieb 1623, er und seine Gefährten hätten ganze Herden von umherspringenden Hirschen und Wildschweinen vor sich gesehen. “Wir glauben nicht, daß sich viele andere Länder damit vergleichen lassen.”
Schätzungen besagen, daß in den ersten Jahren der holländischen Besetzung Anpings jährlich ungefähr 20 000 Sika-Hirsche erlegt wurden. Die Aufzeichnungen jedoch belegen, daß die Anzahl der allein 1639 gesammelten Felle sich auf nahezu 100 000 beläuft. Die holländischen Händler gingen optimistisch davon aus, daß der Nachschub an Hirschen trotz derart üppiger Ausbeute nicht nachlassen würde. Im darauffolgenden Jahr war Taiwan zum wichtigsten Hirschfellieferanten für den japanischen Markt geworden. Tragischerweise verschwanden die einst so zahlreichen Sika-Hirsche im Laufe der 60er Jahre unseres Jahrhunderts vollständig aus der wilden Fauna Taiwans. Jetzt sind sie nur noch in Hirschzuchtparks und Zoos zu finden.
Das traurige Schicksal der Sika-Hirsche stellt unglücklicherweise keinen Einzelfall dar. Taiwans einst zahlreiche Leoparden, Ottern und Sambar-Hirsche sind heute nur noch selten zu finden. Selbst Tiere von ursprünglich ausgedehnten Populationen, wie Formosa-Makaken und Pangoline (eine Art Schuppenameisenbär), sind zu Raritäten geworden, zum Teil an der Grenze zum Aussterben. Der ständige Überlebensdruck, der auf den Wildtieren lastet, ist ein Maßstab für die schwerwiegenden Veränderungen, die in der natürlichen Umwelt Taiwans vorgehen. Wenn nicht bald Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Verschlechterung der Situation ergriffen werden, bedeutet das für viele Wildtiere, daß sie den Sika-Hirschen auf ihrem Pfad folgen werden.
Zwei wesentliche Faktoren liegen dem Rückgang wie der Ausrottung wilder Tiere zugrunde: die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes und intensive Jagd. Infolge des Bevölkerungswachstums von acht Millionen 1952 auf 20 Millionen gegenwärtig wird ursprünglich wildes und unkultiviertes Land zum Ackerbau, für Plantagen und Fabriken oder aber für die Erweiterung von Städten freigegeben. Der Mensch verdrängt die Tiere.
Selbst Randgebiete wie steile Berghänge in höheren Lagen werden umgewandelt in Plantagen oder andere Formen der Kultivierung. Trotz ausdrücklicher Beschränkungen solcher Praktiken ist Mißbrauch weitverbreitet. So entstanden zum Beispiel entlang der die Insel überquerenden Ost-West-Schnellstraße, die durch die Wildnis gebaut wurde, unzählige Plantagen auf den umliegenden Hängen. Dadurch wurden bereits Schutz und Nahrungsgrundlagen für viele Tierarten beseitigt. Auf lange Sicht verpesten diese Plantagen die Umwelt mit Pestiziden, laugen den Boden aus und verursachen Bodenerosion.
Die niederen Lagen weniger abgelegener Berge Taiwans bieten den Tieren keinen Lebensraum mehr, sodaß viele Wildarten bereits gezwungen waren, in eher abgeschlossene Gebiete und höhere Lagen umzusiedeln, wo sie sich oft schwierigeren Lebensbedingungen und größeren Gefahren ausgesetzt finden. Manche von ihnen halten das kältere Wetter nicht aus, finden nur unzureichend Nahrung und Schutz oder können keine Gefährten zur Paarung finden, weil ihr ursprünglicher Lebensraum durch das Straßennetz zerteilt wurde. Manche Arten haben in der Tat nur sehr vage Überlebensaussichten.
Zunehmende Jagd ist gleichermaßen ein Problem: Chinesen sind traditionell davon begeistert, eine reiche Auswahl an Nahrung zu haben. Wild ist dabei besonders attraktiv. In den Augen vieler Leute ist wildes Geflügel intensiver im Geschmack und reicher an Nährstoffen als domestizierte Hühner, ist der Geschmack gezüchteter Kaninchen, von Mastschweinen oder Schafen und Ziegen in keiner Weise vergleichbar mit dem wilder Hasen, Eber oder Antilopen. Sogenannte Bergspezialitäten, sprich Wild zu essen, ist also eine begehrte Alternative.
Die Jagd war über Jahrhunderte hinweg fester Bestandteil der Kultur der Bergvölker Taiwans, Wild war ein wesentlicher Baustein ihrer Ernährung. Ebenso erfüllte sie verschiedene andere soziale und kulturelle Bedürfnisse. Heutzutage allerdings jagen Bergbewohner und die zahlenmäßig weit größere Bevölkerung in den Ebenen aus anderen Motiven: Sie liefern Nachschub für den scheint's unersättlichen Appetit der städtischen Konsumenten auf Wild. Kurzfristige Profite und Eßvergnügen führen zur Ausrottung vieler wilder Tierarten.
Erst in den letzten zehn Jahren begannen Leute, den Problemen bei der Bewahrung des Wildbestandes in Taiwan mehr Aufmerksamkeit zu widmen, zum Teil eine Folge des gehobenen Allgemeinbildungsstandards auf der ganzen Insel. Dieser Prozeß erhielt 1982 große Unterstützung, als Präsident Chiang Ching-kuo das Gesetz zur Erhaltung kultureller Werte verkündete, das die Wildtiere in der Kategorie Natur- und Kulturlandschaften mit einbegriff. Die Verantwortung für Untersuchung, Erforschung, Bewahrung und Schutz wilder Tiere wurde dem Rat für Agrarwirtschaft übertragen, der seinerseits dem Exekutiv-Yüan verantwortlich ist. Seit 1985 hat der Rat bereits neun Naturschutzgebiete eingerichtet.
Ein Chinesischer Nerz.
Das Tawu-Berg-Naturschutzgebiet ist das größte davon. Ein Gutachten über diese Region erwies, daß von Taiwans 16 großen und mittelgroßen Säugetierarten 14 dort zu finden sind. Darunter befinden sich der Sambal-Hirsch, Pangoline und der Formosa-Schwarzbär. Der Tawu-Berg ist zudem einer von zwei Punkten auf der Insel, an denen es noch freilebende Leoparden gibt.
Im Sinne einer Erweiterung des Gesetzes zur Erhaltung kultureller Werte halfen einheimische Naturschützer und Wissenschaftler, das Gesetz zum Schutz von Wildtieren zu entwerfen, das später dem Legislativ-Yüan zur Diskussion vorgelegt wurde. Der Gesetzesentwurf wurde einer ersten Lesung unterzogen, womit die Aktivitäten diesbezüglich allerdings ins Stocken gerieten. Augenscheinlich hat der Druck aus anderen Bereichen, wie Politik, Wirtschaft und sozialen Veränderungen, die Belange der Naturschützer in den Erwägungen des Legislativ-Yüan auf die hinteren Bänke verbannt.
Der vorgelegte Gesetzesentwurf ist in mancherlei Hinsicht ohnehin nicht allzu populär. So müßten zum Beispiel, würde das Gesetz gebilligt, alle Geschäfte für Jagdbedarf auf der Insel die Türen schließen, um den dann illegalen Jagdaktivitäten einen Riegel vorzuschieben. Auch würden allgemeine Eßgepflogenheiten verändert. Bis das Gesetz mehr “Biß” bekommt, wird es für die Allgemeinheit sehr einfach bleiben, ihre Eßgelüste zu verfolgen - zumindest, bis die betreffende Tierart ausgerottet ist.
Bei der Einschränkung allzu ausufernder Jagdaktivitäten hat es einigen Fortschritt gegeben. Die Einrichtung von Nationalparks war dabei eine der augenfälligeren Entscheidungen, die von der Zentralregierung in dieser Hinsicht getroffen wurden. Seit 1982 gründete das Innenministerium vier solche Parks, am Yushan, am Yangmingshan, in Kenting und in der Tarokoschlucht. In jedem Park sind ausgedehnte Gebiete als Naturreservat bestimmt, gegenwärtig insgesamt mehr als 1 650 km2, sprich 4,6% der Gesamtfläche der Insel, wenn man das Tawu-Berg-Naturschutzgebiet miteinbezieht. Die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen in diesen Gebieten ist strengstens verboten, Störungen durch den Menschen sind auf ein Minimum reduziert, um für optimalen Schutz der Tiere dort zu sorgen.
Im letzten Jahr verkündete die Provinzregierung Taiwans einen Fünf-Jahres-Plan zu Bewahrung und Schutz von wilden Tieren und natürlicher Umgebung, und veranschlagte ungefähr fünf Millionen US$ für den Schutz von Küsten, Flüssen, Wäldern, wilden Tieren und geologisch interessanten Landschaften. Einer der bedeutendsten Aspekte dieses Plans liegt in der Betonung von Erziehungsprojekten an der Wurzel, in denen die Bevölkerung der Insel mit den grundliegenden Konzepten des Umweltschutzes vertraut gemacht werden soll. Es ist notwendig, die Leute dazu zu bringen, Vögel zu beschützen, statt sie aufzuessen. Die Schulen sind ein guter Platz für die Einführung der Konzepte von Ökologie und der Bewahrung natürlicher Ressourcen.
Auf höherem Erziehungsniveau sind Schlüsselforschungsprojekte in bezug auf einige Arten in Arbeit, unter den Objekten befinden sich unter anderem Binnenlachse, Formosa-Sika-Hirsche, Serow-Antilopen, Felsenaffen und die Orchideen-Insel-Ohreneule. Trotz der immensen Wichtigkeit solcher Studien sind nur sehr wenige Forscher auf diesem Gebiet tätig - genau genommen weniger als 20.
Aufgrund der zunehmenden Veränderungen von Taiwans natürlicher Umgebung und seines Wildtierbestandes haben einige Experten vorgeschlagen, die Regierung solle eine spezielle Behörde zur Beaufsichtigung aller mit Naturschutz zusammenhängender Angelegenheiten einrichten. Desweiteren sollten ähnliche Abteilungen an den Universitäten ins Leben gerufen werden, die mit der Ausbildung professioneller Forscher und Spezialisten betraut werden sollten. Gegenwärtig besteht jedoch wenig Hoffnung, daß dies in absehbarer Zeit geschehen wird.
Aber es gibt auch lichte Streifen am Naturschützerhorizont, wie zum Beispiel die Bildung von Bürgerverbänden, die sich für die Natur und die wilden Tiere stark machen. So entstanden unter anderem die Gesellschaft für Wildtiere und Natur (SWAN), die Wildvogelgesellschaft der Republik China und zahlreiche Gruppen zur Bewahrung des Fischbestandes in Gebieten wie dem Bezirk Ilan oder der Stadt Tungshih. Diese Organisationen wurden zum Sprachrohr anfänglich einzelner Stimmen, die ein Ende der Vogelfallen, illegaler Fischfangmethoden, exzessiver Jagd und übriger Formen der Zerstörung natürlichen Lebensraums fordern. Das sind Zeichen für ein gesundes Zunehmen öffentlichen Bewußtseins gegenüber Taiwans wachsendem Bedürfnis, seine natürlichen Ressourcen zu schützen. Diese allgemeine Sensibilität ist eine exakte Fortführung traditioneller Auffassungen gegenüber der Umwelt.
Vor über 2 000 Jahren meinte der Philosoph Mencius: “Wenn in Teichen und Tümpeln keine feinmaschigen Netze zugelassen werden, dann wird es mehr Fische und Schildkröten geben als das Volk zu essen vermag. Wenn in den Wäldern und auf den Hügeln Beile und Äxte nur in den angemessenen Jahreszeiten erlaubt werden, dann wird es mehr Holz geben als das Volk zu verbrauchen vermag. Wenn das Volk mehr Getreide, mehr Fisch und mehr Schildkröten hat als es essen kann, und es mehr Holz hat als es verbrauchen kann, dann werden die Leute über die nötigen Utensilien verfügen, ihre Eltern zu unterstützen, solange sie leben, und sie zu bestatten, wenn sie tot sind.”
Diese weisen Bemerkungen passen auch noch zu modernen Schutzmaßnahmen, die einen fortgesetzten Gebrauch natürlicher Ressourcen zulassen. Aber die ökonomische Entwicklung moderner Gesellschaften fordert einen hohen Tribut von der Natur. Ob die Leute, die in der Lage waren, Taiwan ein Wirtschaftswunder zu bescheren, ebenso sicher und effektiv für ein Umweltwunder sorgen werden, bleibt abzuwarten. - (Dr. Chao Jung-tai (趙榮台) ist ein Wissenschaftler, der mit dem Forschungsinstitut für Forstwirtschaft in Taiwan zusammenarbeitet.)
(Deutsch von Matthias Voß)
Begnadigung in letzter Minute
Der Formosa-Binnenlachs (Oncorhynchus masou formosanus) ist ein Überbleibsel aus der Eiszeit. 1917 von einem japanischen Forscher im Chichiawan-Strom (七家灣) entdeckt, wurde er sofort als eine der seltensten Arten auf der Welt identifiziert.
In den folgenden Jahrzehnten reisten chinesische, japanische und amerikanische Experten immer wieder zur Wuling-Farm am oberen Lauf des Tachia-Flusses in Zentraltaiwan, um den Lebensraum und die Vermehrung des Lachses zu erforschen. In den 30er Jahren konnte man unzählige Fische in den sechs Seitenarmen des Tachia-Stromes, Hohuan (合歡), Nanhu (南湖), Ssuchiehlan (司界蘭), Hsuehshan (雪山), Yousheng (有勝) und Chichiawan finden. Mit einem Schlag konnte eine einzige Person in einer Nacht 15 catties Lachs (1 catty= 600g) erbeuten.
1938, die Insel befand sich noch unter japanischer Besetzung, ordnete die Kolonialregierung strikten Schutz der Lachse an. In den letzten Jahrzehnten jedoch ist der Fisch stets ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt gewesen, insbesondere seit der Fertigstellung der Ost-West-Schnellstraße und dem Entstehen ausgedehnter Obst- und Gemüseplantagen auf den umliegenden Hügelketten, die zu Erosion und schwerwiegenden Veränderungen der Flußflora geführt haben. Dies in Verbindung mit der übertriebenen Anwendung von Pestiziden in den bereits kultivierten Gebieten hat dafür gesorgt, daß das Ökosystem zahlreicher Flußläufe für Fische unverträglich geworden ist.
In dem halben Jahrhundert seit der Erklärung der japanischen Kolonialregierung, der Formosa-Binnenlachs sei eine wertvolle schutzbedürftige Art, sind 90% der Lachspopulation ausgerottet worden. Lediglich im Chichiawan-Strom waren einige Tiere in der Lage zu überleben.
1974 unternahm die Regierung den ersten Versuch, das Fortbestehen der Art sicher zu stellen, was jedoch zu keinerlei Ergebnis führte. Im darauffolgenden Jahrzehnt wurde weder in bezug auf generelle Schutzmaßnahmen in dem betreffenden Gebiet noch in Hinsicht auf konkrete Maßnahmen zum Schutz des natürlichen Lebensraums des Lachses Beachtenswertes unternommen. Erst 1984, mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Erhaltung kultureller Werte, wurde der Fisch zum offiziellen Kulturgut Taiwans erklärt.
Die Regierung unternahm schließlich entschiedene Schritte, um die Lachspopulation vor ihrer vollständigen Ausrottung zu bewahren, der Rat für Landwirtschaftsfragen ergriff weitreichende Maßnahmen, die Verbreitung der Arten zu unterstützen. Von 1984 bis 1988 wurden zwei Millionen US$ für verschiedene Schutz- und Vermehrungsprojekte aufgewendet, unter anderem für die 1984 gegründete Lachszucht auf dem Gelände der Wuling-Farm. Im März 1988 wurden 250 gekennzeichnete Fische in drei Zielgebieten, im mittleren und im oberen Lauf des Chichiawan-Stroms sowie im Hsuehshan-Strom, ausgesetzt, ein Versuch, den Lachs in seinen ursprünglichen Lebensräumen wieder heimisch zu machen.
Aber die Zukunft dieser Fischart, die mittlerweile weniger als 2 000 Vertreter zählt, ist besonders in Anbetracht fortwährend neuangelegter Obst- und Gemüsefarmen, dem zunehmenden Tourismus zum Ausflugsparadies Wuling und der verschwindend kleinen Zahl von Fischbiologen, die sich mit der Erforschung und Aufzucht von Süßwasserfischen befassen, nach wie vor alles andere als rosig. Es ist immer noch sehr gut möglich, daß der seltene Formosa-Binnenlachs eines Tages in die Liste der Arten mit dem Etikett “ausgestorben” aufgenommen werden wird.