Zwei taiwanische Teepflanzer-Gemeinden bemühen sich mit unterschiedlichen Marketingstrategien darum, konkurrenzfähig zu bleiben
An einem Freitagnachmittag begibt sich Li Tsai-feng, Präsidentin des Gemeindeentwicklungsverbandes Teegarten Muzha im Süden der Stadt Taipeh, zu einem Gemeindetreffen. „Als die Seilbahn noch lief, hatten wir Freitagnachmittags immer viel zu tun, da hätte keiner Zeit für ein Gemeindetreffen gehabt, sogar vor der Einweihung der Seilbahn war das schon so“, erinnert sie sich. „Doch nun ist die Seilbahn stillgelegt, die Touristen kommen nicht mehr, deswegen haben jetzt alle Zeit -- es gibt nicht mehr viel Geschäft, das uns auf Trab hält.“
Die Seilbahn wurde im Juli 2007 in Betrieb genommen, im Oktober 2008 jedoch bis auf weiteres gesperrt, als mehrere Pfeiler, die das Stahlseil tragen, durch einen vom Taifun Jangmi ausgelösten Erdrutsch beschädigt wurden. In den 15 Monaten, in denen die Seilbahn lief, transportierte sie über 6,1 Millionen Passagiere zwischen der Schnellbahn-Station am Zoo von Taipeh und den Teeläden in Maokong am Südrand von Muzha. Laut Li fuhren viele Fahrgäste zwar nur deswegen mit der Seilbahn, weil sie die Gondeln erleben wollten, doch kamen auf diese Weise nicht nur ortsnahe Besucher nach Maokong, sondern auch Schüler auf Klassenfahrt und ausländische Touristen.
In Erwartung des Besucherzustroms, mit dem man zur Eröffnung der Seilbahn rechnete, schloss Li, die seit über zwanzig Jahren mit einem Teebauern der neunten Generation verheiratet ist, das von der Familie betriebene Teehaus, eröffnete stattdessen ein Teekannen-Museum und fing damit an, verschiedenartige Führungen über Teeanbau, Verarbeitung, Tee-Probieren sowie lokale Ökologie, Geschichte und Kultur zu organisieren. „Zusätzlich zum Teetrinken können die Führungen den Besuchern helfen, etwas über die Geschichte, Kultur und Umwelt meiner Gemeinde zu erfahren“, wirbt sie. „Außerdem können die Führungen die Besucher davon abhalten, überall herumzustreunen, was die schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt vermindert.“
Als die Seilbahn in Betrieb war, stellte Li acht Mitarbeiter ein, die meisten von ihnen Studierende von einer nahegelegenen Hochschule, um Reisegruppen und Besucher zu empfangen und durch das Teekannen-Museum zu führen. „Das ist jedoch Geschichte“, seufzt sie. „In diesem Monat hatte ich bisher zwei Gruppen, und für den kommenden Monat lediglich eine Anmeldung.“
Tee-Fremdenverkehr
Ob die Seilbahn fährt oder nicht, der Teegarten Muzha ist Taiwans erstes Touristenziel, bei dem Teegewerbe und Fremdenverkehr kombiniert werden, um die Lokalwirtschaft zu fördern. Der Gedanke, mit Muzhas Teegewerbe Besucher anzulocken, wurde erstmals 1980 von Lee Teng-hui, dem damaligen Bürgermeister von Taipeh, vorgebracht. Tatsächlich wächst Tee in der Gegend schon seit über 200 Jahren. Forschung von Wen Chen-hua, der vor zwei Jahren als Dozent an der historischen Fakultät der Pädagogischen Hochschule Taiwan (National Taiwan Normal University, NTNU) in Taipeh in den Ruhestand trat, ergab, dass chinesische Einwanderer aus Anxi in der festlandchinesischen Provinz Fujian etwa ab 1770 in der Gegend von Muzha einzutreffen begannen. Da Anxi ein Tee-Anbaugebiet ist, war es naheliegend für die Neuankömmlinge, zu versuchen, die Pflanze auf ihrem neu erschlossenen Land in ihrer Wahlheimat anzubauen. Sie stellten fest, dass dank des örtlichen Klimas, der hügeligen Topografie und günstiger Entwässerung Teesträucher dort problemlos gediehen.
Taiwans Teegewerbe erfuhr aber nahezu ein Jahrhundert lang kein wesentliches Wachstum. Wen bemerkt, dass die Nachfrage für Tee auf dem internationalen Markt zwar groß war, den Pflanzern in Muzha jedoch die erforderlichen Produktionstechniken und Marketingstrategien fehlten, um erfolgreich konkurrieren zu können. Für ihren Lebensunterhalt bauten viele Anwohner Indigopflanzen für Farbstoffe anstatt Tee an.
Erst etwa ab 1860, als der britische Händler John Dodd bessere Teesorten aus Anxi in die Gegend brachte und in neuere Produktionsausstattung investierte, begann sich Tee aus Muzha in nennenswerten Mengen zu verkaufen. Die Beliebtheit von Dodds Tee auf dem US-amerikanischen Markt lockte mehr Teehändler an, und da der Anbau sich offensichtlich lohnte, hackten die Bauern ihre Indigopflanzen um und bestellten mehr Land mit Teesträuchern.
Der Export blühte weiter, auch als 1895 die Kontrolle der Teeplantagen von den westlichen Kaufleuten auf die japanische Kolonialverwaltung überging. Die Japaner brachten bessere Maschinen mit, um die Produktionsmenge zu steigern, und sie halfen dabei, Teefirmen für organisierteres Marketing zu gründen. Darüber hinaus ermunterte die Kolonialverwaltung die Entwicklung neuer Teesorten. Tieguanyin-Tee, von vielen als Muzhas Spezies schlechthin betrachtet, war eine Teeart, die während der japanischen Kolonialzeit für die Produktion von Oolong-Tee benutzt wurde und 1919 von zwei Muzha-Anwohnern, den Brüdern Zhang Nai-miao und Zhang Nai-qian, aus der Heimat ihrer Ahnen Anxi hergebracht worden war. Der von Zhang Nai-miao angebaute Tieguanyin-Tee errang bei einem der von der Kolonialverwaltung ausgerichteten Tee-Wettbewerbe sogar den ersten Preis. Die Medaille ist heute noch im Zhang Nai-miao-Museum in Maokong zu bewundern.
Seit den zwanziger Jahren ist Yuchi eine der wenigen Gegenden Taiwans, wo schwarzer Tee erzeugt wird.
Zeiten voller Herausforderungen
Der Teemarkt und damit die Teeproduktion erlebte in der Spätphase der japanischen Besatzung einen schweren Niedergang, nachdem der Zweite Weltkrieg losbrach. Die Produktion erholte sich allmählich nach dem Abzug der Japaner 1945, doch der Aufschwung ging am Markt für Muzha-Tee, der mit harter Konkurrenz durch billigere Ware aus Ländern wie Indien zu kämpfen hatte, vorbei. Sich dem Binnenmarkt zuzuwenden, war für die Teebauern in Muzha indes eine Herausforderung. „Es gab nur ein paar Bergpfade zu den Städten, also mussten die Bauern ihren Tee schleppen und zu Fuß zur Stadt gehen, um Teeläden zu finden, die zum Erwerb bereit waren“, berichtet Li Tsai-feng über die Teepflanzer der Generation ihres Schwiegervaters. „Es war ein Käufermarkt. Die Teebauern konnten entweder zu einem unangemessen niedrigen Preis verkaufen oder ihren Tee wieder nach Hause tragen.“
Das Milieu, in dem die Teebauern von Muzha lebten, war zudem schäbig. Das Gebiet war von der Stadtverwaltung als landwirtschaftliches Schutzgebiet klassifiziert, und es war verboten, Bauernhäuser neu zu bauen oder zu renovieren, und man durfte außerdem keine Teeläden oder Restaurants betreiben. Nachdem Bürgermeister Lee Teng-hui 1980 die Idee der Touristen-Teegärten vorgestellt hatte, gestattete er den Bauern, neue Gebäude zu errichten und alte Bauten zu renovieren. Daneben begann er damit, ein Stadtplanungsprojekt für die Gegend zu überarbeiten, und er klassifizierte das Gebiet neu als Sonderzone für landwirtschaftlichen Fremdenverkehr.
Die Neu-Klassifizierung wurde aber erst im August 2008 von der Zentralregierung der Republik China gebilligt, und das bedeutete, dass strenggenommen vorher gemäß geltendem Recht alle Unternehmen, die man seit den frühen achtziger Jahren dort aufgebaut hatte, fast drei Jahrzehnte lang illegal gelaufen waren. Diese juristische Feinheit schien indes die Touristen nicht zu kümmern, wenn sie durch die Teegärten schlenderten und sich an der frischen Luft erfreuten, etwas über das lokale Gewerbe lernten, Tieguanyin-Tee schlürften und von den Spezialitäten-Speisen kosteten, in denen man Teeblätter als Zutat verarbeitet hatte. Der Besucherzustrom verringerte sich auch nicht in den Abendstunden, wenn die Kunden bei einem erfrischenden Kännchen Tee Erholung von ihrem Stress suchten und sich mit ein paar guten Freunden an der Aussicht auf die abendliche Skyline von Taipeh labten.
Die goldenen Zeiten hielten von 1980 bis Ende der neunziger Jahre an. Manche der Einwohner Muzhas sind der Ansicht, der folgende Niedergang sei von der Einführung der Fünftagewoche 1998 ausgelöst worden, die es den Besuchern aus der Region Taipeh gestattete, bei Ausflügen an den zwei freien Tagen des Wochenendes weiter vom Stadtrand wegzufahren.
Die Seilbahn kehrte den Niedergang wieder um, dafür war der Absturz umso steiler, als die Seilbahn nach dem Taifun 2008 stillgelegt wurde. Li erläutert, dass die Eröffnung der Seilbahn von strengen Bestimmungen zum Parken begleitet wurde, um den Verkehr einzuschränken und die Auswirkungen auf die Umwelt zu vermindern. Die Parkbestimmungen sind weiterhin in Kraft, obwohl die Seilbahn momentan nicht fährt, was einen Ausflug nach Maokong im Privatautomobil umständlich macht. „Anscheinend haben die Leute sich daran gewöhnt, mit der Seilbahn herzukommen“, interpretiert Li. Sie ist aber nicht zu pessimistisch über die Zukunftsaussichten, denn sie hat Vertrauen in den Tee aus Muzha. „Beim Geschäft gab es immer ein Auf und Ab“, weiß sie. „Unterm Strich ist es so, dass die Chinesen seit Jahrhunderten Oolong-Tee trinken, und der beste Oolong-Tee wächst hier bei uns.“
Wiederkehr des schwarzen Tees
Zwar brummt das Geschäft in Muzha derzeit nicht, doch die Gegend hat Gemeinden anderswo in Taiwan, wo Tee angepflanzt wird, gezeigt, dass Anpassungen beim Marketing dem lokalen Einkommen wesentlichen Schub geben können. Etwa 200 Kilometer südlich von Lis Gemeinde in der Hugo Assam-Teefarm in der Gemeinde Yuchi (Landkreis Nantou) empfängt Farminhaber Chen Yan-quan eine Gruppe mit etwa 30 Touristen aus Taipeh. Während er Rote-Jade-Tee aufgießt, um seinen Gästen den typischen Duft von Zimt und Minze nahezubringen, erzählt er ihnen etwas über die Geschichte von schwarzem Tee in Yuchi. Die Sorten, die man häufig für schwarzen Tee verwendete, seien Mitte der zwanziger Jahre in der japanischen Kolonialzeit aus Assam (Indien) eingeführt worden. Nach der Untersuchung der örtlichen Geografie, des Bodens, der Ökologie und des Klimas wählte die Kolonialverwaltung die Yuchi-Gegend für den Anbau von Schwarzteesorten aus. 1936 gründeten die Japaner dann die Yuchi-Niederlassung der Teeforschungs- und –ausbreitungsstation (Tea Research and Extension Station, TRES), um mit den Bauern des Ortes bei Techniken für Anbau und Verarbeitung von schwarzem Tee zusammenzuarbeiten.
Yuchi baute sich bald einen Ruf für schwarzen Tee auf. Die Qualität der Erzeugnisse aus Yuchi war so gut, dass der Tee häufig dem japanischen Kaiser als Tribut dargeboten wurde und von der Londoner Teeauktion die höchste Einstufung für schwarzen Tee erhielt. Da die Taiwaner jedoch halbfermentierten Oolong oder unfermentierten grünen Tee bevorzugten, wurde der in Yuchi produzierte schwarze Tee durchweg exportiert. Laut Schätzungen führte Taiwan von Mitte der dreißiger Jahre bis Mitte der achtziger Jahre bis zu 5000 Tonnen schwarzen Tees pro Jahr aus. Der 80-jährige Shi Chao-xing, der seit 60 Jahren schwarzen Tee anbaut, erinnert sich, dass in jener Zeit drei Schichten von Arbeitern die Teeverarbeitungsfabriken rund um die Uhr in Betrieb hielten, und selbst dadurch konnte die Nachfrage noch nicht befriedigt werden. Die Teehändler mussten geduldig Schlange stehen, einfach nur um den Tee zu reservieren, der von den lokalen Pflanzern in der kommenden Saison erzeugt werden würde.
In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre hatte schwarzer Tee aus Yuchi aber zunehmend seine Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Zwar war die Nachfrage nach schwarzem Tee in Taiwan wegen der Beliebtheit von Flaschen-Schwarztee und dem von fliegenden Händlern angebotenen Perlen-Milchtee gestiegen, doch der Markt wurde von billigeren Importen dominiert, denn die inländischen Lohnkosten hatten gleichfalls zugenommen. Chen Yan-quan, ehemals als Teehändler tätig, erinnert sich, dass die Teebauern von Yuchi, um in den harten Zeiten zu überleben, sich entweder mit Preisen zu begnügen hatten, die knapp die Produktionskosten deckten, oder ihre Teepflanzen durch gewinnträchtigere Feldfrüchte ersetzen mussten. Innerhalb weniger Jahre wurden über 90 Prozent der Teesträucher durch Betelnusspalmen verdrängt.
Der Wendepunkt kam im Jahre 2002, als eine Reihe von Konferenzen abgehalten wurde, um den Wiederaufbau der Lokalwirtschaft nach dem verheerenden Erdbeben vom 21. September 1999 zu erörtern. Schwarzer Tee war einer der Wirtschaftszweige, die ins Gespräch gebracht wurden. „Mein Vater war ein Teebauer, und in meiner ganzen Freizeit von der Grundschule bis zur Mittelschule musste ich im Teegarten mithelfen“, erzählt Liao Xue-hui, Vorsteher der Gemeinde Yuchi. „Den schwarzen Tee zurückzubringen ist wie die guten alten Kindheitserinnerungen wiederzubeleben.“ Liao wurde nach den Wirtschaftskonferenzen 2002 zum Gemeindechef gewählt und setzte den Schwarzteevorschlag in die Tat um.
Der erste Schritt dabei war natürlich der Anbau von schwarzem Tee. Die TRES-Niederlassung in Yuchi bot Hilfe bei Anbau und Verarbeitung, und sie riet den Bauern der Gegend, sie sollten wieder schwarzen Tee anpflanzen, Markennamen aufbauen und das obere Marktsegment ins Visier nehmen, anstatt zu versuchen, mit den Billigimporten auf dem Flaschenteemarkt zu konkurrieren. Obwohl die meisten Teesträucher abgeholzt worden waren, gab es glücklicherweise noch ein paar Teebauern, denen es gelungen war, ihre Plantagen in Gang zu halten, auch wenn sie nur sehr schmale Gewinnspannen erzielten. Shi Chao-xing war einer dieser Überlebenden. „Er weigerte sich, schwarzen Tee aufzugeben, als die meisten Leute im Ort auf die Betelnüsse mit ihren höheren Profitmargen umstiegen, ja er lehnte es sogar ab, besser verkäufliche Teesorten wie Oolong anzupflanzen“, enthüllt Shis Schwiegersohn Chen Yan-quan von der Hugo Assam-Teefarm. „Er hat nie begründet, warum er so beharrlich war (oder starrköpfig, wie viele es fanden), aber ich denke, tief im Inneren glaubte er immer, dass schwarzer Tee eines Tages wieder gefragt sein werde.“
Der Teefarmbesitzer Chen Yan-quan stellt Touristen aus Taipeh schwarzen Tee aus Yuchi vor.
Die Blätter des Chefs
Als die Produktion von schwarzem Tee wieder anfing, plante Gemeindechef Liao eine neue Marketingstrategie. Auf den Rat der TRES hin, Markennamen aufzubauen, kaufte das Gemeindebüro Tee besserer Qualität von örtlichen Bauern und begann mit der Vermarktung unter dem Namen „Gemeindechef-Schwarztee“.
Etwas zu vermarkten, wovon die meisten Menschen noch nie gehört hatten, war nicht einfach. Zum Glück hatte Liao zahlreiche „leichte Ziele“, da sich in Yuchi zwei von Taiwans beliebtesten Touristenzielen befinden -- der Sonne-Mond-See und das Ureinwohnerkulturdorf Formosa. „Touristen sind immer bereit, ,lokales Aroma‘ zu probieren und vielleicht etwas davon mit nach Hause zu nehmen“, freut er sich. „Die Millionen von Touristen, die nach Yuchi kommen, sind sozusagen alle potenzielle Kunden.“
Damit die Touristen leichter mit schwarzem Tee in Berührung kommen, arbeitet das Gemeindebüro mit dem örtlichen Bauernverband zusammen und richtet Läden ein, nicht nur an Sehenswürdigkeiten in Yuchi, sondern auch an zentraltaiwanischen Verkehrsknotenpunkten wie dem Taichung-Bahnhof der Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn. In diesen Geschäften können Touristen Yuchi-Schwarztee kaufen oder einfach kostenlos ein Tässchen schlürfen. Das Gemeindebüro organisiert überdies Tee-Ausflüge, bei denen Teeanbau und –verarbeitung vorgestellt werden, eine traditionelle Tee-Zeremonie vorgeführt und Taiwans älteste vorhandene Schwarzteefabrik (errichtet im Jahre 1938) besucht wird. Im Jahre 2003 beaufsichtigte Liao den Start des Yuchi-Schwarzteefests. Jedes Jahr im Herbst während des Festes können Besucher einen gebührenfreien Bus nehmen und sich zu den Sehenswürdigkeiten und Tee-relevanten Orten in Yuchi kutschieren lassen.
Der private Sektor der Gegend bemüht sich gleichfalls energisch, den Teemarkt zu erschließen. Mit Beistand vom Wirtschaftsministerium haben mehrere Bauern, unter ihnen Shi, damit begonnen, ihre eigenen Markennamen zu entwickeln, und außerdem bereicherten sie ihr Geschäft mit einem touristischen Element. Touristen können zum Beispiel eigenhändig Teeblätter pflücken, die dann später von dem Bauern weiterverarbeitet und zu ihnen nach Hause geliefert werden.
Die meisten dieser Unternehmen werden von den jüngeren Teepflanzer-Generationen gemanagt. „Die Bauern der alten Schule wissen alles über Tee, doch sie haben keine Ahnung von der Schaffung eines Markennamens oder dem Fremdenverkehrsgeschäft“, kommentiert Chen Yan-quan von der Hugo Assam-Teefarm. „Deswegen ist ein Unternehmen wie dieses im Grunde genommen die Verwirklichung eines Traums für beide Generationen.“
Mehrere Jahre vereinter Anstrengungen hatten auch einen besseren Verkaufspreis für schwarzen Tee aus Yuchi zur Folge, die Spitzenklasse bringt derzeit rund 5000 NT$ (111 Euro) das Kilo ein. Dieser Preis ist immer noch deutlich niedriger als bei dem besten Oolong-Tee, für den man bis zu eine Million NT$ (22 200 Euro) das Kilo einstreichen kann, und doch ist das Preisniveau bereits 100 Mal besser als in den Zeiten, als Yuchi-Schwarztee am Tiefpunkt angelangt war. „Es wird hier immer noch viel Betel angebaut, aber manche Leute haben ihre Betelpalmen wieder gefällt und mit dem Teeanbau begonnen“, freut sich Liao Xue-hui. „Der Grund dafür ist simpel -- sie sehen das Gewinnpotenzial.“
Während Yuchi versucht, den Tourismusmarkt zu erschließen, um für seinen Schwarztee zu werben, benutzt Muzha umgekehrt seinen Tieguanyin-Tee, um den Fremdenverkehr zu fördern. Zweifellos sind das unterschiedliche Ansätze, doch letzten Endes kommt es für die Teebauern in beiden Orten wahrscheinlich darauf an, Zuversicht zu empfinden, wenn sie den verdienten Lohn für ihre harte Arbeit erhalten. Die Touristen, die zu ihren Teegärten kommen, bieten ihnen eben diese Bestätigung.
(Deutsch von Tilman Aretz)