Der Autor
Der 1944 geborene Harro von Senger promoviert 1969 im Fach Jura an der Universität Zürich. Sein Interesse an ostasiatischen Rechtssystemen führt den jungen Juristen zum Studium des exotischen Studienfachs Sinologie an die Universität zurück. Insgesamt sechs Jahre verbringt er mit Rechts-, Sprach- und Kulturstudien in Ostasien, darunter von 1971 bis 1973 an der Nationalen Pädagogischen Hochschule Taiwan sowie an der Nationalen Taiwan-Universität, 1973 bis 1977 in Japan und in Festlandchina, wo der angehende Sinologe von 1975 bis 1977 an der Universität Peking Geschichte, Philosophie, chinesische Sprache und Literatur studiert. Seinen zweiten Doktortitel erwirbt der Schweizer 1981 mit 37 Jahren an der deutschen Universität Freiburg i. Br. in klassischer Sinologie und lehrt seit dem gleichen Jahr als Privatdozent an der Universität Zürich. Seit 1989 hat er an der Universität Freiburg i. Br. einen Lehrstuhl für Sinologie inne. Bisher hat der Wissenschaftler neben zahlreichen Aufsätzen und wissenschaftlichen Abhandlungen zehn Forschungsbücher publiziert.
Das Buch
Acht Jahre verbrachte Harro von Senger von 1977 bis 1985 mit den Vorbereitungen zu seinem im Scherz-Verlag Bern/München/Wien erschienenen Buch "Strategeme, Lebens- und Überlebenslisten aus drei Jahrtausenden - die 36 Strategeme der Chinesen" (erste Auflage 1988, zehnte Auflage 1995). Es ist bereits ins Englische, Französische, Spanische, Holländische, Italienische und Chinesische (Titel der Taiwan-Ausgabe 智謀新典, zu dtsch. "Neuer Kanon der List") übersetzt worden, und vier weitere fremdsprachliche Ausgaben sind in Vorbereitung. Eine deutschsprachige Ausgabe für Blinde erschien 1994 in 17 Tonbandkassetten.
Die chinesische Sprache ist reich an Redewendungen (成語, ch'eng-yu), welche oftmals aus vier Schriftzeichen bestehen und deren Sinn meist in einer historischen Begebenheit oder Geschichte begründet liegt. Auch bei den "36 Strategemen der Chinesen", von denen Harro von Senger in seinem Buch die ersten 18 analysiert und erläutert, handelt es sich um solche Redensarten, die zum einen Kriegslisten beschreiben, zum anderen die Bedeutung "List, Trick im politischen und auch im privaten Leben" tragen, wie der Autor in der Einführung erklärt.
Bei der Erläuterung der einzelnen Strategeme geht von Senger systematisch vor, indem er zunächst die individuelle Bedeutung der einzelnen Schriftzeichen angibt, wodurch sich der Sinn des Ausspruchs jedoch noch nicht erschließen läßt. Hier hilft der nächste Schritt, nämlich eine zusammenhängende Übersetzung der vier Zeichen. Es folgt die Erläuterung des "Kerngehalts", d.h. das auf dieses ch'eng-yu passende Strategem wird definiert - häufig treffen mehrere Definitionen zu - und in verständlichen Worten näher erklärt, oft auch mit einer entsprechenden deutschen Redewendung. Mit diesem Hintergrundwissen ausgestattet, kann der Leser sich an die Lektüre der über 250 Beispiele machen, mit welchen die praktische Anwendung der 18 Strategeme illustriert wird. Diese Geschichten stammen größtenteils aus der chinesischen Geschichte, insbesondere der Militärgeschichte, Philosophie und Literatur. Der Verfasser wurde u.a. aber auch bei den griechischen und römischen Klassikern, Gebrüdern Grimm, europäischen Philosophen, in der Zeitgeschichte, den Bereichen Politik, Wirtschaft und Sport und nicht zuletzt in der Bibel fündig. Die Quellen für die Beispiele finden sich jeweils am Schluß und, wo vonnöten, interpretiert der Autor die Geschichte näher und gibt besonders für den Laien hilfreiche Erklärungen.