Taiwan ist in Deutschland vielen Menschen als asiatisches Wirtschaftswunderland bekannt. Weiter reicht das Wissen oft jedoch nicht. Informationslücken zu schließen und dabei Kontakte zwischen Deutschen und Taiwanern herzustellen, gehört zu den Aufgaben der taiwanischen Vertretungsbüros im Ausland. Dass sich ein genauerer Blick auf die Insel im Westpazifik lohnt, erfuhren die Hamburger im letzten Sommer, als die Presseabteilung der Taipeh-Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland (Büro Hamburg) eine dreiwöchige Fotoausstellung im Herzen der Hansestadt veranstaltete.
"Da möchte man sich sofort ins Flugzeug setzen und nach Taiwan düsen", lautete einer der Kommentare im Gästebuch der Ausstellung. Das Zitat ist beispielhaft für die Reaktion vieler Besucher der Fotoausstellung mit dem schlichten Titel "Taiwanbilder", die vom 1. bis 25. Juni 2005 im Kundenzentrum der Hamburger Elektricitäts-Werke (HEW) stattfand. Die Schönheit und Vielfalt Taiwans versetzte so manchen Betrachter in Erstaunen.
Genau dieses Ziel hatte das vierköpfige Team der von Hsu Bo-sung geleiteten Presseabteilung der Taipeh-Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland (Büro Hamburg) zu Beginn der Planung Ende Februar vor Augen -- eine Fotoausstellung an einem möglichst zentralen Ort mit hohem Sichtbarkeitsfaktor. Hsu schwebte das HEW-Kundenzentrum im Herzen der Innenstadt an Hamburgs Shoppingmeile Spitalerstraße vor, das ein buntgemischtes Publikum aus allen sozialen Schichten, aber auch viele Touristen anlockt. Die HEW waren an dem Projekt sehr interessiert, schon im Juni konnte die Ausstellung stattfinden.
In nur drei Monaten wurde ein detailliertes Konzept erstellt, wobei die Presseabteilung von den Erfahrungen aus früheren Veranstaltungen dieser Art profitieren konnte. Es gab Platz für etwa 40 Bilder, und man einigte sich, Fotos zu den Themen Städte und Landschaften, Menschen und Feste sowie Kunst und Kultur zu zeigen. Im Bereich Städte und Landschaften wurden Stadtarchitektur, inklusive "Taipei 101", dem mit 508 Metern höchsten Gebäude der Welt in Taipeh, und städtisches Leben der spektakulären Landschaft und Natur Taiwans gegenübergestellt. Menschen und Feste stellten die Taiwaner und ihre Alltagskultur vor. Kunst und Kultur zeigte die Vielfalt und Lebendigkeit der bildenden und darstellenden Kunst. Die Fotos stammten aus dem Fundus des Regierungsinformationsamtes (Government Information Office, GIO) in Taipeh.
Gut sichtbare Texttafeln sollten vor dem Rundgang durch die Bilderausstellung allgemeine Informationen über Taiwan vermitteln und in die Ausstellungsthemen einführen. Ein Gewinnspiel mit zehn Fragen zur Ausstellung sollte einen weiteren Anreiz zur Lektüre der Infotafeln bieten. Zu gewinnen war traditionelles taiwanisches Kunsthandwerk, darunter kunstvoll gearbeitete Teeschalen und Wandschmuck.
Die Ausstellung sollte von einer Taiwan-Woche mit vier Aktionstagen eingeleitet werden, deren einzelne Elemente einen Einblick in Taiwans Kultur und Alltagsleben geben und die Besucher zum Mitmachen anregen. Dabei beteiligten sich auch Mitglieder der taiwanischen Gemeinde Norddeutschlands: eine Malerin aus Hamburg, eine Knotenkünstlerin aus Lübeck, ein Kalligraph sowie ein Obst- und Gemüseschnitzer aus Hamburg. Der Höhepunkt des letzten Aktionstages sollte ein traditioneller chinesischer Löwentanz sein.
Die HEW stellte die Räumlichkeiten sowie Stellwände, Beleuchtung und ein Küchenmodul zur Verfügung und übernahm den Aufbau der Ausstellung. Die Presseabteilung der Taipeh-Vertretung in Hamburg kümmerte sich um die Fotos, das Infomaterial und die Dekoration, erstellte Informationen an Presse und Medien und gab sie an die Presse- und Marketingabteilung der HEW zur Verbreitung weiter.

Die Fotoausstellung bei den HEW wurde von einem reichhaltigen Kulturprogramm begleitet, das den Besuchern unter anderem auch Löwentanz bot.
Der Betrieb des HEW-Kundenzentrums lief nach Beginn der Ausstellung am 1. Juni ganz normal weiter, und so nutzten viele HEW-Kunden die Gelegenheit für einen Gang durch die Ausstellung und stärkten sich mit einer Schale Tee. Auch viele Hamburger, die für einen Einkaufsbummel in die Innenstadt gekommen waren, legten eine Pause ein und sahen sich die "Taiwanbilder" an.
Nach ihrem Rundgang kamen die meisten Gäste auch zum Teeausschank, um echte taiwanische Teespezialitäten zu probieren und die eben gewonnenen Eindrücke in Gesprächen zu verarbeiten. Der Tee wurde in traditionellem Teegeschirr zubereitet und in den typischen kleinen Schälchen, vom taiwanischen Tourismusbüro Frankfurt zur Verfügung gestellt, ausgeschenkt. Der besondere Geschmack der grünen und halbfermentierten Teesorten war ungewohnt, wurde aber begeistert aufgenommen. In Deutschland bekommt man nur selten die Gelegenheit, solche Spitzentees zu kosten. Skeptische Blicke riefen die typischen Snacks, wie man sie in Taiwan zum Tee genießt, hervor. Getrockneter Tofu, geröstete Kürbiskerne, Reiscracker mit Seetang oder quietschbunte Süßigkeiten aus Klebereis wurden erst argwöhnisch beäugt, mit ein wenig Überredungskunst dann aber doch probiert und als Teebegleiter auch für lecker befunden.
Das Wetter spielte für Hamburger Verhältnisse erstaunlich gut mit, so dass die Künstler ihre Tische draußen aufbauen konnten, wo sie sogleich von Neugierigen umringt wurden. Auf dem Platz vor dem Kundenzentrum fanden auch die zwei Auftritte der Löwentänzer am letzten Aktionstag, dem 4. Juni, vor einem großen Publikum statt.
Viele Besucher hatten die Ausstellung zufällig im Vorbeigehen entdeckt und waren von den unerwarteten Eindrücken eines ihnen fast unbekannten Landes und der gastlichen Atmosphäre während der Aktionstage sehr begeistert. Immer wieder kam zum Ausdruck, wie viel Neues die Besucher gesehen und gelernt hatten. Diesen Effekt hatte sich die Presseabteilung von ihrer Fotoschau im Herzen der Hamburger City erhofft: Interesse wecken und den Blick vertiefen bei "Laufkundschaft" bis hin zum "Fachpublikum".
Entsprechend war auch die Qualität der Gespräche, die sich unter den Besuchern und mit den Mitarbeitern der Presseabteilung ergaben. Unter den Gästen waren viele mit Asienerfahrung, die in anderen Ländern Asiens Gesehenes mit Taiwan verglichen und zahlreiche Erlebnisberichte austauschten.
Die Ausstellung zog überdurchschnittliche viele Besucher an, die durchweg positiv beeindruckt waren, wie die Kommentare im Gästebuch belegen. Die Auswertung des Gewinnspiels mit immerhin 65 Teilnehmern, die sich die Mühe gemacht hatten, die Info- und Bildtexte gründlich zu lesen, ergab 15 komplett richtig beantwortete Bögen. Den 1. Preis gewann eine Schülerin, was die Mitarbeiter der Presseabteilung besonders freut, zeigt es doch, dass Taiwan auch für die junge Generation interessant ist.
Christiane Gesell war von 1994 bis
1997 als Übersetzerin und Redakteurin
bei Taiwan heute (damals noch
Freies China) beschäftigt. Seit 2000
arbeitet sie in der Presseabteilung der
Taipeh-Vertretung in Hamburg.