23.06.2025

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Kultur

Taiwanisch-spanisches Team datiert größte Sammlung von Minnan-Manuskripten

18.04.2017
Manuskripte im Minnan-Dialekt werfen ein Licht auf das alltägliche Leben und den Umgang ethnisch chinesischer Migranten in Südostasien während des frühen 17. Jahrhunderts. (Foto mit freundlicher Genehmigung der Academia Sinica)
Die größte Sammlung vom Manuskripten, welche den Minnan-Dialekt dokumentieren, wurde unlängst von einem taiwanisch-spanischen Forschungsteam auf das 17. Jahrhundert datiert. Der Dialekt wurde von der Mehrheit der neu in Taiwan und Südostasien eintreffenden Migranten, die aus dem südlichen Teil der festlandchinesischen Provinz Fujian — dem Hauptherkunftsort von Migration zu der Insel und der Region während der Qing-Dynastie (1644-1911) — stammten, gesprochen.
 
Das Wörterbuch „Vocabulario de la Lengua Chio Chiu“ mit über 1000 Seiten umfasst annähernd 20 000 Wörter und Phrasen, zusammen mit ihrer Aussprache und Erläuterungen auf Spanisch, und es wurde bestätigt, dass es zwischen 1626 und 1642 von spanischen Siedlern auf den Philippinen erstellt wurde. Mit „Chio Chiu“ ist das heutige Zhangzhou gemeint, die südlichste Stadt der Provinz Fujian.
 
Die Erkenntnis wurde am 14. April von Forschern im Institut für Taiwan-Geschichte der Academia Sinica (AS) in Taipeh, der National Tsing Hua University (NTHU) in der nordtaiwanischen Stadt Hsinchu sowie den spanischen Hochschulen Universitat Pompeu Fabra Barcelona und Universidad de Sevilla bekannt gegeben.
 
Nach den Ausführungen von Chen Tsung-jen, einem Wissenschaftler an dem AS-Institut, wurden die Manuskripte — heute Teil des Sammlungen der University of Santo Tomas in Manila — mit der Absicht erstellt, die blühende ethnisch chinesische Gemeinschaft dem Christentum zuzuführen. Im späten 16. Jahrhundert wanderten Zehntausende von Menschen aus Zhangzhou nach Manila ab, nachdem eine beträchtliche Menge Silber vom amerikanischen Kontinent in die spanische Kolonie abgeflossen war.
 
Laut Chen war diese ethnisch chinesische Gemeinschaft die Haupt-Bezugsquelle für die Manuskripte, die viele Redewendungen enthalten, welche einen wertvollen Blick auf das Leben der Neuankömmlinge und die einzigartige Kultur vom südlichen Festlandchina erlauben. Zum Beispiel entdeckten die Forscher die Phrase „sey muy hong“, die sich auf eine moralische Bestrafung bezieht, welche gegen Personen verhängt wurde, die Ehegelöbnisse gebrochen oder andere Personen entehrt hatten — diese Redewendung ist 400 Jahre später in bestimmten Teilen von Taiwan immer noch gebräuchlich, enthüllte er.
 
Es wird erwartet, dass die Manuskripte neue Forschung in vielen Bereichen anregen werden wie die spanische Sichtweise auf ethnisch chinesische Gemeinschaften in Südostasien und die Entwicklung des Minnan-Dialektes in der Region. Sie werden überdies im Rahmen der Neuen Südwärts-Politik der Regierung der Republik China (Taiwan) neue Gelegenheiten für grenzüberschreitenden Austausch von Akademikern schaffen, ergänzte Chen.
 
Die Neue Südwärts-Politik ist eine Schlüsselkomponente in der nationalen Entwicklungsstrategie der Regierung, und sie strebt danach, Taiwans Beziehungen mit zehn Mitgliedsstaaten im Verband südostasiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations, ASEAN), sechs südasiatischen Ländern, Australien und Neuseeland bei Landwirtschaft, Wirtschaft und Handel, Kultur, Bildung und Fremdenverkehr zu vertiefen.
 
Die Arbeit des Teams, unterstützt von der in Taipeh ansässigen Stiftung Chiang Ching-kuo Foundation for International Scholarly Exchange, steht unter der Schirmherrschaft eines dreijährigen Projektes zwischen der Academia Sinica und der NTHU, das ein historisches Archiv zwischen Taiwan und Festlandchina mit Daten von Institutionen in Spanien und den Philippinen aufbauen soll.
 
—Quelle: Taiwan Today, 04/17/2017 (SFC-E)
—Zuschriften an die Taiwan heute-Redaktion unter taiwanheute@yahoo.com
 

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