Der Luftraum über der Taiwanstraße ist gleichermaßen belebt, besonders seit am 31. August 2009 offiziell reguläre Linienflüge über die Taiwanstraße aufgenommen wurden und der Service häufige Flüge zwischen acht Flughäfen in Taiwan und 27 Städten in Festlandchina umfasst. In den ersten drei Wochen nach dem Beginn der regulären Linienflüge nutzten nach Angaben von Taiwans Zivilluftfahrtverwaltung (Civil Aeronautics Administration, CAA) jede Woche gut 70 000 Menschen den neuen Service, eine Zunahme von 52 Prozent verglichen mit der Anzahl von Passagieren auf den Charterflügen, die vorher zwischen den beiden Seiten angeboten wurden.
Die blühenden Verkehrsverbindungen sind das Ergebnis von Abkommen, die seit Juni 2008 in drei Gesprächsrunden zwischen der in Taipeh ansässigen Stiftung Austausch über die Taiwanstraße (Straits Exchange Foundation, SEF) und der in Beijing residierenden Vereinigung für die Beziehungen über die Taiwanstraße (Association for Relations across the Taiwan Straits, ARATS) geschlossen wurden. SEF und ARATS sind die beiden halboffiziellen Vermittlungsorganisationen, die von ihrer jeweiligen Regierung mit der Durchführung von Verhandlungen betraut sind.
Die dritte Gesprächsrunde im April 2009 erbrachte wesentliche Fortschritte im Bereich Zivilluftfahrt. Das Ergänzende Abkommen über Luftverkehr machte die Aufnahme von regulären Linienflügen möglich, öffnete zwei neue direkte Luftkorridore und sechs neue Zielflughäfen auf dem chinesischen Festland, außerdem wurde die Zahl der wöchentlichen Flüge von 108 auf 270 erhöht. Eine vom Rat für Festlandangelegenheiten (Mainland Affairs Council, MAC) nach der Gesprächsrunde in Auftrag gegebene Studie ergab, dass über 70 Prozent der Befragten mit dem Abkommen zufrieden waren.
Direkte Reise per Schiff und Flugzeug
Die zweite Gesprächsrunde im November 2008 war mit ihren Abkommen über direkte Routen für Flug- und Schiffsreisen vielleicht noch bedeutungsschwerer. Der TransAsia Airways-Flug, der am 15. Dezember 2008 um 8 Uhr morgens auf dem Taipei Songshan Airport startete und keine zwei Stunden später um 9 Uhr 50 in Shanghai landete, sowie das von Taiwans Evergreen Marine Corp. betriebene Containerschiff, das am gleichen Tag um 10 Uhr vormittags in Taiwans südtaiwanischem Hafen Kaohsiung in Richtung Tianjin in See stach, stellten die ersten direkten Flug- und Schiffsreisen über die Taiwanstraße seit 1949 dar — seit jenem Jahr werden beide Seiten von unterschiedlichen Regierungen beherrscht. Vor dem historischen Flug im Dezember 2008 mussten „direkte“ Flüge von Taiwan nach Festlandchina immer noch einen Umweg über den Luftraum von Hongkong machen, auch wenn es keine Zwischenlandung gab. Entsprechend mussten vor Dezember 2008 zwischen Taiwan und Festlandchina fahrende Schiffe mit Fracht von einer der beiden Seiten ebenfalls einen Umweg über die Hoheitsgewässer eines Drittlandes machen.
Bei der Zeremonie zur Eröffnung direkter Schiffsverkehrsverbindungen im Hafen von Kaohsiung im Dezember 2008 verkündete Ma Ying-jeou (馬英九), Staatspräsident der Republik China, die Durchbrüche reduzierten nicht nur die Transportkosten, sondern stünden auch für ein neues Klima bei den Angelegenheiten über die Taiwanstraße. Seit Mas Amtsantritt am 20. Mai 2008 stand die Verbesserung der Beziehungen über die Taiwanstraße auf der Prioritätenliste seiner Regierung ganz oben, und die wachsenden Verbindungen sind konkrete Ergebnisse ihrer Bemühungen, Verhandlungen zu institutionalisieren und den Verkehr zwischen den beiden Seiten der Taiwanstraße zu normalisieren.
Die erste Gesprächsrunde in Beijing im Juni 2008, die nach einer etwa zehn Jahre langen Pause kam, endete mit der Unterzeichnung von zwei Abkommen durch SEF-Chef Chiang Pin-kung (江丙坤) und ARATS-Boss Chen Yunlin (陳雲林), in denen die Zulassung festlandchinesischer Touristen in Taiwan und der Beginn von direkten Passagier-Charterflügen über die Taiwanstraße an Wochenenden geregelt wurden. Gemäß den Abkommen wurde festlandchinesischen Touristen erlaubt, in Gruppen nach Taiwan ein- und auszureisen, die Tagesquote lag bei maximal 3000 Personen. Der Charter-Flugservice musste zwar noch den Umweg über Hongkongs Luftraum nehmen, doch die Flüge konnten nonstop freitags bis montags durchgeführt werden, wobei jede Seite pro Woche 18 Hin- und Rückflüge zwischen 8 Flughäfen auf Taiwan und 5 auf dem Festland vollziehen sollte.
Bei der Konferenz im Juni 2008 brachten Vertreter der beiden Organisationen auch neue Punkte für zukünftige Verhandlungen zur Sprache, etwa kürzere Routen beim Flug- und Schiffsverkehr sowie tägliche Charterflüge über die Taiwanstraße. Im November 2008 fand in Taipeh die zweite Gesprächsrunde zwischen Chiang Pin-kung und Chen Yunlin statt. Es wurden bedeutende Einigungen erzielt, darunter die Öffnung direkter Luftkorridore und Schiffsverkehrsrouten, Ausweitung der Wochenend-Charterflüge auf täglichen Charterservice, Verdreifachung der von beiden Seiten betriebenen wöchentlichen Hin- und Rückflüge von 36 auf 108, und Erhöhung der erreichbaren Reiseziele auf dem Festland von 5 auf 21 (die Zahl der geöffneten Flughäfen in Taiwan blieb unverändert bei 8). Diese Arrangements traten am 15. Dezember jenes Jahres in Kraft.
Für die Mehrheit der Taiwaner machen die direkten Flüge über die Taiwanstraße Kontakte mit den Menschen auf dem Festland bequemer und schneller. „Ein Airbus A340 braucht für den Direktflug von Taoyuan nach Shanghai eine Stunde und 22 Minuten“, berichtet Lee Long-wen, Generaldirektor der CAA in Taiwans Verkehrsministerium. „Das sind ungefähr 62 Minuten und 955 Kilometer weniger als die früheren Wochenend-Charterflüge über Hongkong. Die Fluggesellschaften haben mit schwierigen Betriebsbedingungen zu kämpfen, deswegen kann ihnen eine drastische Verminderung der Flugzeit und Treibstoffkosten dabei helfen, den Druck zu verringern. Außerdem können sich durch den Wettbewerb auf dem Markt gesunkene Kosten in niedrigeren Flugscheinpreisen niederschlagen, wovon die Passagiere und Unternehmen profitieren.“
Entsprechend gibt es ähnliche Vorteile für Taiwans Reedereien. Gemäß dem Schiffsverkehr-Abkommen über die Taiwanstraße, das gleichfalls bei der zweiten Chiang-Chen-Gesprächsrunde zustande kam, ist es Schiffen, die Reedereien von beiden Seiten gehören und bei ihnen registriert sind, nun gestattet, direkte Verkehrsrouten über die Taiwanstraße zu befahren. Zusätzlich erlaubt das Abkommen die Öffnung von 11 Häfen in Taiwan und 63 Häfen auf dem Festland für den direkten Schiffsverkehr.
Zwar war Schiffsverkehr über die Taiwanstraße zuvor teilweise schon durch die Einweihung des Offshore Shipping Center (OSC) im Jahr 1997 für Bord-zu-Bord-Umschlag umgesetzt worden, doch vor dem Abkommen von 2008 waren noch viele Beschränkungen in Kraft. Importe und Exporte über die Taiwanstraße mussten etwa weiterhin über ein Drittland gehen, und nur ausländische Schiffe und Schiffe unter Billigflaggen konnten sich an dem OSC-Arrangement beteiligen.
Yin Chen-pong, Direktor der Abteilung für Navigation und Luftfahrt im Verkehrsministerium, beschreibt einige der Schwierigkeiten, die das Taiwans Reedereigewerbe bescherte. So mussten beispielsweise manche Schiffe einen Umweg über die japanische Insel Ishigaki rund 270 Kilometer östlich von Taiwan machen, andere ließen sich im Ausland registrieren.
Zeit und Geld
„Diese Verschwendung von Zeit und Treibstoff trieb ihre Transportkosten enorm in die Höhe, daher waren manche ausländischen Reedereien nicht bereit, ihren Betrieb in Taiwans Häfen aufrechtzuerhalten“, sagt Yin. „Dies alles hatte ungeheure negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Taiwans Reedereien und Häfen. Im Schnitt verkürzt [die neue Regelung] die Fahrtzeit um annähernd 16 bis 27 Stunden und reduziert die Transportkosten um 15 bis 30 Prozent. Bei 4000 Fahrten im Jahr belaufen sich die jährlichen Einsparungen auf 1,2 Milliarden NT$ (25 Millionen Euro). Das bedeutet für den Gütertransport eine starke Verringerung von Zeit und Kosten. In- und ausländische Firmen werden nun mehr dazu neigen, Taiwans Häfen oder ihre Umgebung zu benutzen, um ihren Logistikbetrieb zu entwickeln. Sie können sich auch an Flughäfen anschließen, um einen See-Luft-Verbund, multimodale Vertriebsnetze oder andere hochwertige Aktivitäten zu schaffen. Infolgedessen haben unsere Häfen ein größeres Potenzial, zu Knotenpunkten für internationale Verteilung zu werden.“
Nach den Worten von Katherine Ko, die bei Taiwans Evergreen Group — der EVA Air und Evergreen Marine gehören — für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, zählt die Großreederei zu den Firmen, welche die neuen Routen nutzen. „Evergreen Marine nahm im Dezember 2008 den Fährdienst auf, um Güter zwischen größeren Häfen in Taiwan und dem Norden Festlandchinas hin- und herzutransportieren“, rapportiert sie. „Die Geschäfte laufen gut und machen stetig Fortschritte. Dabei sind die Herausforderungen für Evergreen Marine und EVA Air ziemlich ähnlich. Wir müssen mit festlandchinesischen Reedereien konkurrieren, besonders den kleinen, die geringere Gebühren über Qualitätsservice stellen.“
Taiwans Fremdenverkehr hat ebenfalls sofort von den direkten Verbindungen profitiert. Nach Angaben des Tourismusamtes reisten 989 316 Taiwaner zwischen Januar und September 2009 nach Festlandchina, 687 851 festlandchinesische Touristen kamen im gleichen Zeitraum nach Taiwan.
„Mit deutlich geringeren Reisezeiten und –kosten sowie einer höheren Zahl von Flügen und Reisezielen ist es für Festlandchinesen viel bequemer geworden, Reisen nach Taiwan zu unternehmen“, analysiert David W. J. Hsieh, stellvertretender Generaldirektor des Tourismusamtes. „Reisebüros und Fluggesellschaften haben auch die Freiheit, vielfältigere Pauschalangebote und Promotions für Touristen zu arrangieren, was die Zahl festlandchinesischer Touristen in Taiwan stark steigerte.“
In den ersten drei Wochen mit regulären Linienflügen vom 31. August bis 20. September vergangenen Jahres betrug nach Auskunft der CAA die durchschnittliche Auslastung jedoch nur 58,6 Prozent, obwohl die Gesamtzahl von Passagieren zwischen Taiwan und Festlandchina anstieg.
„Flüge nach Beijing und Shanghai sind oft voll, die Auslastung von Flügen zu manchen weniger begehrten Flugzielen ist vergleichsweise niedrig“, verrät Lee Long-wen von der CAA. „Das liegt daran, dass das Wachstum der Passagierzahlen nicht von heute auf morgen mit der sprunghaften Erhöhung von Flügen und Reisezielen Schritt halten kann. Die Behörden beider Seiten sollten weiter Gespräche darüber führen, die Zahl der Flüge zu begehrten Reisezielen wie Shanghai und Beijing zu erhöhen, um die reale Marktnachfrage zu befriedigen.“
Eine Maschine der TransAsia Airways vor dem Start auf dem Taipei Songshan Airport in Taipeh zum ersten Direktflug nach Shanghai am 15. Dezember 2008. (Foto: Central News Agency)
Gemischte Resultate
Anthony Liao, Präsident von Phoenix Tours International Inc., stimmt zu, dass die neuen Flugrouten für Reisende und Reisebüros attraktiv sind, doch die Ergebnisse der neuen Regelungen seien vorerst durchwachsen. „Bislang hat der Nutzen direkter Linienflüge über die Taiwanstraße die Erwartungen einheimischer Reiseveranstalter noch nicht erfüllt“, moniert er.
Liao verweist auch auf unvorhergesehene Schwierigkeiten, mit denen sich die Branche unter den neuen Arrangements auseinandersetzen muss. „Wenn festlandchinesische Touristen herkommen, müssen die taiwanischen Reisebüros ihre Unterbringung im Hotel im Voraus bezahlen und dann darauf warten, ein bis drei Monate später das Geld von den festlandchinesischen ,Reise-Großhändlern‘ zurückzubekommen“, enthüllt er. „Mit anderen Worten, je mehr festlandchinesische Reisegruppen man empfängt, desto mehr Bargeld muss man vorstrecken, also werden auch die finanziellen Risiken größer.“
Jason Wu, ein taiwanischer Geschäftsmann, der häufig nach Shenzhen in der südchinesischen Provinz Guangdong fliegt, hat gleichfalls gemischte Gefühle über den aktuellen Mangel an Flügen auf bestimmten Routen. „Vor dem Beginn der Direktflüge über die Taiwanstraße flog ich immer zuerst nach Hongkong und nahm dann ein Boot nach Shenzhen“, erzählt er. „Das war recht umständlich. Selbst heute muss ich nach wie vor manchmal einen Stopover in Hongkong machen, weil es nicht so viele Flüge nach Shenzhen gibt. Außerdem kostet ein Direktflug von Taoyuan nach Shenzhen immer noch fast 10 000 NT$ (208 Euro), und ich möchte mal wissen, warum es keine billigeren Ticketpreise für uns Verbraucher gibt.“
Anthony Liao vermutet als Grund für die nicht gesunkenen Flugscheinpreise, dass die Fluggesellschaften in anderen Bereichen Druck verspüren: „Fluggesellschaften senken ihre Preise für Tickets weiterhin nur zögerlich. Ein Grund, von dem ich gehört habe, ist, dass sie den Verlust mancher früherer lukrativer Routen ausgleichen müssen, etwa die Strecken Taoyuan–Hongkong und Taoyuan–Macau.“
Tatsächlich gaben China Airlines und EVA Air, die beiden größten taiwanischen Fluggesellschaften, bei ihren Gesamteinkünften für September 2009 monatliche Einbußen in Höhe von 3,23 Prozent bzw. 8,26 Prozent bekannt, wie eine von Taiwans Börse unterhaltene Website verlautete.
Katherine Ko von Evergreen teilt dagegen mit, die Einkünfte bei den Routen über die Taiwanstraße seien bei EVA Air gestiegen. „Verglichen mit den früheren Charterflügen konnte EVA Air dank der ausgeweiteten Flüge und Reiseziele für September beim Passagier- und Frachtverkehr über die Taiwanstraße bei den Einkünften eine Zunahme in Höhe von etwa 30 bis 40 Prozent verzeichnen“, behauptet sie. „Wir haben aber noch mit intensivem Wettbewerb gegen andere taiwanische und festlandchinesische Fluggesellschaften zu kämpfen. Da ein Preiskrieg unabwendbar erscheint, werden wir besonderes Gewicht auf die Förderung unserer Marke und Flugservice legen.“
Passagier-Kreuzfahrten bieten eine weitere Reisemöglichkeit für festlandchinesische Touristen. Younger Wu, Professor für Verkehrsökonomie am Technologie- und Wissenschaftsinstitut Nordtaiwan (Technology and Science Institute of Northern Taiwan, TSINT) in Taipeh, wartet mit Spannung auf ein Wachstum solcher Reisen. „Bei direkten Schiffsreisen über die Taiwanstraße braucht ein festlandchinesischer Passagier sich lediglich schlafen zu legen, um dann am frühen Morgen des folgenden Tages in einem nordtaiwanischen Seehafen aufzuwachen“, wirbt er.
Joshua C. Lo, Vizepräsident des Unternehmens Excalibur International Marine Corp., das Passagierfährdienste über die Taiwanstraße anbietet, erkennt ebenfalls ein großes Marktpotenzial für den Service. „Als Pionier bei Kreuzfahrtdiensten über die Taiwanstraße hoffen wir, eine große Zahl festlandchinesischer Touristen für unsere Angebote erwärmen zu können“, versichert er.
Mehr kann getan werden
Lo findet jedoch, es müsse noch mehr getan werden, bevor Fährdienst eine voll wettbewerbsfähige Alternative bieten könne. „Momentan offerieren wir nur unregelmäßige Überfahrten, die von Reisebüros gechartert werden. Um mit Fluggesellschaften konkurrieren zu können, müssen unsere Kreuzfahrten schnell, bequem und preisgünstiger sein.“
Bislang war die Resonanz auf die Öffnung direkter Verkehrsverbindungen über die Taiwanstraße insgesamt positiv. Es lauern indes noch Herausforderungen. Unternehmen in Festlandchina spüren gleichfalls die Auswirkungen der direkten Verbindungen, und Tatsache ist, dass man das Verhältnis zwischen den beiden Seiten als gleichermaßen kooperativ und konkurrierend interpretieren kann.
Eine Aussicht sind strategische Allianzen über die Taiwanstraße, die Vermarktungsvorteile für Partner von beiden Seiten schaffen könnten. „Für die Fluggesellschaften birgt das Festland mit seinem riesigen Markt und dem dichten Inlandsflugnetz klare Vorteile, während Taiwan mit seinem hochwertigen Service und Management-Fähigkeiten beim Wettbewerb die Nase vorn hat“, freut sich Lee Long-wen von der CAA. „Es gibt sicherlich Spielraum für strategische Allianzen zwischen Fluggesellschaften beider Seiten, etwa Zusammenarbeit bei gemeinsamem Bodenservice, Flugscheinausstellung und Marketing.“
Unterdessen plant die Regierung der Republik China größere Bauprojekte wie umfassende Renovierungen am Taiwan Taoyuan International Airport und die Entwicklung des Flughafens zu einem globalen Logistik-Knotenpunkt. Man erwartet, dass diese Maßnahmen dem Betrieb des internationalen Flughafens neue Energie verleihen werden.
Was Schiffstransport angeht, hält Yin Chen-pong vom Verkehrsministerium eine effizientere Arbeitsteilung bei Taiwans wichtigsten internationalen Häfen für notwendig. „Beispielsweise ist der Hafen Kaohsiung mit seiner hervorragenden geografischen Lage an Handelsrouten zwischen Nordostasien und Südostasien gut dafür geeignet, als regionales Logistikzentrum zu dienen“, empfiehlt er. „Andererseits eignet sich der Hafen Keelung, weil er sich unweit des politischen und ökonomischen Zentrums und Konsum-Nabels von Nordtaiwan befindet, für eine Entwicklung in einen größeren Hafen für hochwertige Handelswaren.“
Außerdem besteht Bedarf für organisatorische Reformen von Taiwans Hafenämtern, findet Younger Wu vom TSINT. „Es läuft dem internationalen Trend zuwider, dass diese Ämter für Navigationsfragen zuständig sind und gleichzeitig Geschäfte mit Reedereien machen“, tadelt der Professor. „Eine Trennung dieser Funktionen ist entscheidend dafür, die Anforderungen des globalen Reedereimarktes zu erfüllen.“
Reisen nach Taiwan
Was das Fremdenverkehrsgewerbe anbelangt, so führt das Tourismusamt den Plan „Tour Taiwan Years 2008-2009“ durch, indem staatliche und private Ressourcen zusammengeführt werden, um für diverse Reiseprodukte zu werben und internationale Publicity zu erzeugen. Im April 2009 billigte der Exekutiv-Yuan 行政院 (also Taiwans Regierungskabinett oder Ministerrat) eine Resolution, das Projekt „Vanguard for Excellence in Tourism“ (zu Deutsch svw. Avantgarde für Spitzenleistung beim Tourismus) in den Entwicklungsplan für sechs entstehende Schlüsselbranchen aufzunehmen. Mit dem Fernziel, ein hochwertiges Tourismusumfeld zu schaffen, zielt dieses Projekt überdies darauf ab, festlandchinesische Touristen mit einem besonderen Augenmerk auf regionalen Touren mit reichhaltigem und anspruchsvollem Programm, Feinschmeckerei und Gesundheitsfürsorge anzulocken.
David W. J. Hsieh vom Tourismusamt meint, die Gangart für Entwicklung sollte bis auf weiteres beibehalten werden. „Bislang dürfen festlandchinesische Touristen nur in Gruppen in die Republik China ein- und ausreisen, und die tägliche Obergrenze von 3000 Personen wurde nicht verändert“, sagt er. „Für unsere Regierung ist ein schrittweiser Ablauf der Liberalisierung in diesem Stadium angemessener. Notwendige Anpassungen werden dann erwogen werden, wenn die Zeit reif dafür ist.“
„Gelegenheiten wird es nur für jene geben, welche gut vorbereitet sind“, philosophiert Lee Long-wen. In der Tat bieten die direkten Verkehrsverbindungen über die Taiwanstraße Taiwans Gewerben Herausforderungen und Gelegenheiten gleichermaßen. Um eine breitere Sichtweise anzunehmen, gibt dieser Wendepunkt der Regierung außerdem eine Chance, bestehende politische Konzepte und Gesetze zu überprüfen und Infrastruktur zu modernisieren. Gewerbliche Zusammenarbeit über die Taiwanstraße ist ein langfristiger Trend für taiwanische Firmen, der ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern soll. Nach den jüngsten Abkommen über die Taiwanstraße werden Taiwans Transportunternehmen auch konkurrenzfähiger, was den Weg für mehr Gelegenheiten in der Zukunft ebnen sollte.
(Deutsch von Tilman Aretz)