23.09.2025

Taiwan Today

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Japanische Ukiyo-e-Graphiken

01.05.1992
Diese Bilder waren vom 5. bis 18. bzw. 21. bis 29. März in der Taipeier Kulturgalerie der Nationalen Konzerthalle bzw. in Kaohsiung in einer "Ausstellung japanischer Ukiyo-e-Graphiken" zu sehen, gemeinsam veranstaltet vom Rat für Kulturelle Planung und Entwicklung im Exekutiv-Yüan und der Taipeier Geschäftsstelle der japanischen Interchange Association und finanziert vom Erziehungsministerium sowie vom Rat für Planung und Management von Nationaltheater und Nationaler Konzerthalle. Die Bilder stammen aus der Sammlung von Tsujima Masuo, der auch die Zusammenstellung vorgenommen hatte. Zusätzlich gab es am 8. März im Vortragssaal der städtischen Kunstgalerie Taipei einen Vortrag zum Stil des Ukyio-e.

Die vor dreihundert Jahren entstandene Kunst der japanischen Ukiyo-e-Graphiken erhielt Einflüsse aus China, welches Yukinori Hitoshio im Jahre 1468 bereiste, um die chinesische Malerei zu studieren. Seine mit einfarbiger Tusche gemalten Bilder waren stark von der Kunst der Sung- und Yüan-Dynastie beeinflußt und dominierten die Kunst der oberen Klassen Japans während der Tokugawa-Zeit (1603-1868), welche sich durch völlige Isolation auswies. Die damalige Gesellschaft war in fünf Klassen unterteilt, deren Mitglieder trotz unterschiedlicher Ränge ein einfaches und bescheidenes Leben führten. Im Gegensatz zu den Herrschenden, deren Einstellungen und Kultur auf den vor der Abkapselung Japans eingeführten Ideen Chinas und Koreas basierten, genossen die Beherrschten eine größere kulturelle Freiheit und konnten ein stabiles Leben führen. In jener Zeit stellte der 1694 verstorbene Hishkawa Moronobu einfarbige Drucke her, indem er Bilder in Kirschenholz schnitt, auf Papier druckte und dann mit dem Pinsel Farben hinzufügte. Der kleinbürgerlichem Milieu entstammende Künstler verwendete oft nicht-akademische Themen aus dem Alltagsleben und dem Vergnügen der Menschen wie dem Kabuki-Theater, dessen Szenen und Schauspieler er abbildete. Nachdem im 17. Jh. in China der Vielfarben-Blockdruck erfunden wurde, führte Suzuki Harunobu (1725-1770) die Drucktechnik der farbigen Ukiyo-e-Graphiken in Japan ein. Diesem Verfahren, bei dem Bilder so schön wie gemusterte Seide entstanden, hat eine Vielzahl von Künstlern ihr Werk gewidmet.

Bild 1
Bild 2

Einer von ihnen war Kazushika Hokusai (1760-1849), dessen Darstellungsenthusiasmus vor keinem Bildthema haltmachte. Er war der erste Vertreter jenes Kunststils, welcher sich auf den für heilig angesehenen Fuji-san als ausschließliches künstlerisches Objekt im Bild konzentrierte ("Der rote Fuji-san", Bild 1). Hokusai war die Gegenüberstellung der Gewalt und Ewigkeit der Natur und der Hilflosigkeit und Vergänglichkeit des Menschen wichtig. Dem philosophischen Maler lag daran, den Leuten die Großartigkeit der Natur bewußt zu machen. Anto Hiroshiges (1797-1858) bekanntestes Werk sind die "53 Stationen auf dem Higashikaido" (Bild 2), Darstellungen von Rastplätzen auf dem Weg zwischen Nihonbashi, Edo (dem heutigen Tokio) und Kyoto.

Dieser Malstil übte einen großen Einfluß auf den Impressionismus aus. Die japanischen Maler gaben das, was sie sahen, oft aus verschiedenen Blickwinkeln sowie zu unterschiedlichen Tages- bzw. Jahreszeiten wieder und bemühten sich, durch die Farbgebung und die Linien sowohl Stimmung als auch Impression einzufangen - Merkmale, die auch typisch für die Impressionisten sind. Ebenso können die japanischen Motive, wie Landschaften und Menschen, die sich der Beschaulichkeit hingaben, in den Gemälden des Impressionismus wiedergefunden werden. Daß es deutliche Ähnlichkeiten mit dem europäischen Stil gibt, ist auf den beiden Bildern der dritten Reihe zu sehen. Das linke zeigt Schiffe in einem Hafen, während das rechte Leute bei müßiger Beschäftigung wiedergibt.

Ukyio-e-Graphiken wurden im alten Japan, das sich durch eine strenge konfuzianische Gesellschaft auszeichnete, als verwerflich betrachtet und somit zur Seite gedrängt. Doch heutzutage werden sie als eine legitime Kunstform anerkannt und als Motive für Briefmarken geschätzt.

Bild 3
Bild 4

Kitagawa Utamaros (1753-1806), der als der typischste Vertreter des Ukyio-e-Genres gilt, schaffte viele Brustbilder von Frauen, bei denen er große Betonung auf das Gesicht legte. Er versuchte dabei, die weibliche Schönheit durch den Gesichtsausdruck zu zeigen. In seinem Bild "Fischnetz" (Bild 3) stellt er schöne Frauen im Ganzen dar. Zu erwähnen ist noch der mysteriöse Künstler Toshusai Sharaku, welcher um 1794/5 geboren wurde und etwa 150 Werke hinterließ, die sich durch tiefgehenden Realismus auszeichnen. Er porträtierte nicht nur die Ausdruckstechniken von Kabuki-Schauspielern, sondern beschrieb auch durch übersteigerte Gesichtsausdrücke den individuellen Charakter (Bild 4). Er wurde mit Velasquez und Rembrandt als einer der großartigsten Porträtmaler verglichen.

Bild 5

In den Darstellungen eines Künstlers mit den Lebensdaten 1790-1848 (Bild 5) wird erhöhte Lebensnähe deutlich: die Themen entstammen dem Alltag, nicht mehr dem Theater, die Frauen geben sich alltäglichen Beschäftigungen hin. Ein Blick in ihre Gesichter genügt, um zu erkennen, daß es dem Schöpfer um die Umsetzung des Ausdrucks willenstarker und gerechtigkeitsliebender Frauen ging. Nicht mehr klassische Schönheit, sondern Persönlichkeit waren gefragt. Bemerkenswert ist die genaue Zeichnung der Kleider; interessant auch, daß beide "ein Bild im Bild" beinhalten. (Photos von Huang Chuong-sin)

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